Verweigertes Kulturgut. Über ein Kirchenarchiv, freie Forschung und Laizismus

Historiker erforschen vergangene Kulturen. Deren Zeugnisse können Gegenstände sein – und Schriften. Letztere sind für mich der wichtigste Weg, um an die katholischen Religionskulturen des 16. Jahrhunderts heranzukommen. Was dem Archäologen die Ausgrabungsstätte oder dem Kunstwissenschaftler das Museum, ist dem Historiker deshalb das Archiv. Freie Forschung braucht freien Zugang zu den Archiven und freie, moderne Arbeitsbedingungen in diesen. Auch in Kirchenarchiven. In Regensburg ist das auf eine empörende Art nicht möglich. Über meine Erlebnisse dort möchte ich einen Beitrag zur Blogparade “Mein faszinierendes Kulturerlebnis”, die sich auch an Historiker wendet, von Kultur-Museum-Talk beisteuern. Faszinierend war meine Regensburger Erfahrung allerdings mehr im anthropologischen Sinn. Ich lernte bei dem, was mir im Bischöflichen Zentralarchiv (BZAR) widerfuhr, wenig über Geschichte. Dafür viel über Auswüchse des (Archiv-)Systems Kirche und dessen klerikale Funktionäre. Es geht um de facto verweigerten Zugriff auf Archivmaterial. Es war im April 2012. Ich bin auf meiner ersten wirklich langen Archivreise durch Ostbayern unterwegs. Nach einer Station in Passau komme ich für einige Tage ins Diözesanarchiv Regensburg. Die Quellenlage dort ist für mich vielversprechend. Es geht um Berichte über Predigerauseinandersetzungen und vor allem einen großen Packen Briefe des Dompropstes von Reisen durch das Alte Reich in den 1520er Jahren.1 Ein Ego-Dokument [...]

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/1773

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Internationale Open Access Week: Wie Wissenschaftsblogger Open Access fördern können

Die meisten WissenschaftlerInnen befürworten Open Access. Sie wollen – auch aus eigenem Interesse – einen besseren Zugang zu den Resultaten wissenschaftlicher Forschung, zu Zeitschriftenartikeln, Buchbeiträgen oder Büchern, zu Forschungsdaten und digitalisiertem Kulturgut.Vom 21. bis zum 27. Oktober 2013 findet derzeit wieder die Internationale Open Access Woche statt, in der unzählige Institutionen weltweit auf die Vorzüge von Open Access aufmerksam machen (offizielle Website).  Gefragt sind aber auch die Blogger und diejenigen, die in den Social Media aktiv sind, auf Facebook, Google+ oder Twitter, denn die großen Medien werden voraussichtlich die Open Access Week wie in den vergangenen Jahren weitgehend ignorieren.

Natürlich ist es wichtig, dass Open Access nicht nur in einer von 52 Wochen ein Thema ist. Die folgenden Tipps gelten daher nicht nur für diese Woche.

Open Access immer wieder thematisieren!

Vorbildlich ist die Artikelserie in dem von Maria Rottler in unserem Portal betriebenen Gemeinschaftsblog Ordensgeschichte. Es heißt dort: “In dieser Rubrik werden Bücher und Artikel, die sich mit der Geschichte von Klöstern und Orden beschäftigen und die nun (auch) online – und zwar Open Access – zur Verfügung stehen, aufgeführt. Das soll auch als Anreiz verstanden werden.  Alle hier aufgeführten Titel wurden auch in die kollaborative Bibliographie bei Zotero eingetragen.” Dort findet sich auch ein Link zu einer Darstellung der Rechtsfragen.

Open Access Publikationen zusammenstellen und verlinken!

Es sollte immer wieder auf (neue und alte) Open Access Publikationen aufmerksam gemacht werden. Analog zu den Rezensions-Digests bräuchten wir vergleichbare Zusammenstellungen für neu erschienene Beiträge aus Open Access Zeitschriften (“goldener Weg”) und die einschlägigen Inhalte der Hochschulschriftenserver. Auch wenn hier im deutschsprachigen Raum immer noch vergleichsweise wenige geisteswissenschaftliche Fachaufsätze im Zuge des “grünen Wegs” von Open Access in Repositorien verfügbar sind, so sollte man doch die vielen elektronischen Dissertationen (von anderen Abschlussarbeiten einmal abgesehen) nicht übersehen, die normalerweise in wissenschaftlichen Zeitschriften nicht rezensiert werden.

Man kann die Sichtbarkeit solcher Publikationen ebenfalls erhöhen, indem man sie in der Wikipedia oder gegebenenfalls auch auf Wikisource verlinkt – wenn die Links denn den Kriterien dieser Communities genügen.

Sinnvollerweise sollten bibliographische Nachweise der Open Access Veröffentlichungen in einem Austauschformat z.B. auf Zotero frei nachnutzbar bereitstehen.

Eigene Publikationen Open Access veröffentlichen und dies auch anderen empfehlen!

Da es an passenden renommierten Open-Access-Journals in den Geisteswissenschaften oft fehlt und nach wie vor die Publikation in einer angesehenen Nicht-Open-Access-Zeitschrift gerade von jungen Wissenschaftlern aus Karrieregründen bevorzugt wird, kommt eine Zweitveröffentlichung in einem Repositorium in Betracht. Das demnächst in Kraft tretende (missratene) gesetzliche Zweitveröffentlichungsrecht  in Deutschland war ja von dem Wunsch motiviert, es Wissenschaftlern zu ermöglichen, auch dann Open Access zu publizieren, wenn ihnen dies die vertragliche Vereinbarung mit dem Verlag untersagt.

In welchem Format veröffentlichen? Wenn es rechtlich geht: als Faksimilescan des Originals, vorzugsweise als PDF mit darunterliegendem OCR-Text, sonst eben in der letzten Autorenversion (“final draft”).

Wo veröffentlichen? Mit Blick auf die Langzeitarchivierung und die Sichtbarkeit z.B. in BASE ist ein Repositorium die beste Wahl. Wer an keines angeschlossen ist, kann Qucosa nehmen. Aber auch wer die eigene Homepage, Academia.edu, ResearchGate, Mendeley, Scribd usw. wählt, nützt der Wissenschaft.

Man sollte über diese Möglichkeiten immer wieder im KollegInnenkreis sprechen und auch bei Kontakten mit anderen Wissenschaftlern, wenn es um die Übersendung von Arbeiten geht, einfließen lassen, dass es doch schön wäre, wenn der Beitrag auch Open Access zur Verfügung stünde.  Auch wenn man in vielen Fällen keinen Erfolg damit hat, die erfolgreichen Versuche lohnen den Aufwand!

Blogs für (kleinere) wissenschaftliche Publikationen nutzen!

Ob Miszellen oder Opuscula (“Wiedergeburt der Miszelle im Geist des Open Access”) - langsam beginnen WissenschaftlerInnen wissenschaftliche Inhalte auch in Blogs zu veröffentlichen. Dies sollte weiter ausgebaut werden. Meinen Plan eines Miszellen-Blogs habe ich nicht aufgegeben.

Forschungsdaten zugänglich machen, Digitalisierungen anregen!

“Bei jedem Projekt (z.B. Veröffentlichung, auch Aufsätze) sich fragen: Welche Quellen und Sekundärliteratur kann ich online der Allgemeinheit zugänglich machen?” (Kontext). Forschungsdaten klingt ein wenig hochtrabend für Materialien (Bilder, Texte usw.), die keinen Eingang in einen wissenschaftlichen Beitrag finden, aber trotzdem für andere von Nutzen sind. Ich selbst habe auch schon sehr viele Digitalisate gemeinfreier Literatur (mitunter auch von handschriftlichen Quellen) erfolgreich von Bibliotheken und anderen Institutionen “erbettelt” und diese natürlich im Internet Archive oder Wikimedia Commons zugänglich gemacht, wenn die Bibliothek kein eigenes Angebot unterhielt. Jüngst ließ sich sogar ein Archiv erweichen. Fragen kostet nichts!

Open Access geht uns alle an, und jede/r kann etwas für ihn tun!

Und nun husch, über Open Access bloggen …

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1742

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Ein stiller Blick zurück

StadtAAm Fotosammlung 101-372-001 high

Das Bild ist 11,2 cm breit und 8 cm hoch. Die Sepiafarben der Aufnahme sind von den letzten hundert Jahren stark ausgebleicht, beinahe schon ausradiert worden. Nur das kalte Auge eines hochwertigen Scanners vermag noch letzte Bruchstücke zu erkennen. Teure Software berechnet Verluste und versucht auszugleichen, bemüht sich um eine ungefähre Rekonstruktion des bereits Verschwundenen. Besser erhalten als die Braun- und Grautöne der Kamera ist die Handschrift der vormaligen Besitzerin, selbst längst verstorben, die jene Aufnahme vor Jahrzehnten einmal mit dem Vermerk „nicht wegschmeißen“ dem Amberger Stadtmuseum schenkte, von wo aus sie in die Fotosammlung des Stadtarchivs gelangte.

Nur die wenigsten Betrachter des 21. Jahrhunderts stutzen nicht bei einem flüchtigen ersten Blick. Zu vertraut ist der oft selbst genutzte Kreisverkehr am Nabburger Tor, das unverkennbar in der rechten Ecke aus dem erahnten Grün der mächtigen Bäume lugt. Sein Nicht-Vorhandensein irritiert, ebenso wie der reiche Baumbestand, der zur Linken nur einen vagen Blick hinein in eine uns unbekannte Straße zulässt. Die überall gut zu erkennenden Jägerzäune mögen seinerzeit ausgereicht haben, um einem der vier Radfahrer Einhalt zu gebieten, die der Szenerie zumindest einen Hauch Betriebsamkeit verleihen. Doch bleibt es dabei – Hektik ist dieser Szene so fern wie die französische Front des Ersten Weltkrieges, während dem diese Aufnahme entstand.

Keines der vier „Automobilfuhrwerke“, die das Adressbuch des Jahres 1914 für die Stadt ausweist ist zu sehen, auch keines der natürlich noch von Pferden bewegten Frachtfuhrwerke ist zu entdecken. Erst recht kein Automobil – kaum verwunderlich, bewegte sich anno dazumal sogar der rechtskundige Bürgermeister Dr. Eduard Klug eher auf Schusters Rappen durch die Stadt.

Ein Kreisverkehr ist jenen nicht nur fremd, sie haben schlicht keinen Bedarf für derlei Dinge. Zur Rechten führt die Straße nach Regensburg (sie tut es heute noch). Weiter oben ahnt der Betrachter eher die Straße, die dort zum Werksgelände der Baumannschen Emaillfabrik und zum Bahnhof führen muss und der nicht einer der stummen Geister zuzustreben scheint. Das Nabburger Tor entlässt eine größere Menge Volks aus dem sicheren Schutz der ehrwürdigen Stadt und einige wenige kommen aus der zur Linken Richtung Wingershofer Tor abzweigenden und reich mit Bäumen bestandenen Chaussee, die gute vierhundert Meter weiter einen Knick stadtauswärts vollführen wird, um etwa auf der Höhe des heutigen Kneippbeckens die Vils zu überqueren. Die Kurfürstenbrücke ist noch nicht erdacht und späteren Zeiten vorbehalten.

Bleibt die Frage, was der linke Bildrand vor unserem neugierig gewordenen Auge verbirgt, dem die längst Entschlafenen sämtlich zuzustreben scheinen. Einige wenige weiße Hemdkragen sind zu sehen, doch die zweckmäßige Kleidung zielstrebiger Arbeiter dominiert das Bild und am linken unteren Rand ist gar ein Uniformierter zu erkennen. Sie alle haben das gleiche Ziel: Den Eingang der königlichen Gewehrfabrik, in jenen Jahren der noch ungeahnten Weltwende des Ersten Weltkrieges die größte Waffenschmiede des Bayerischen Königreiches. In deren produktivster Zeit finden dort gut 4.000 Menschen (1916) ein knappes Auskommen – geprägt durch schmale Lebensmittelzuteilungen und viele Arbeitsstunden. Viele von ihnen waren treue Kunden der unsichtbaren Gaststätte Velhorn, deren Standort gleich beim Werkstor uns dieselbe aufmerksame Hand bezeichnet hat, die schon wohlwollend auf die Präsenz des Nabburger Tores hinwies.

Schon bald wird sich der Krieg auch hier als der „große Beschleuniger“ erweisen – die Niederlage wird die Schließung der Fabrik erzwingen. Schon ein Jahr nach Ende des Krieges wird sich der Magistrat der Stadt mit der Beschaffung eines Lastkraftwagens inklusive Anhänger für das städtische Gaswerk (ein direkter Nachbar der todgeweihten Gewehrfabrik) beschäftigen, da die Zahl der verfügbaren Pferde verschwindend gering geworden ist.

Ohne es zu wissen hat der unbekannte Fotograf nicht nur die anonymen Akteure einer alltäglichen Szene festgehalten, die Straßen und Orte konserviert – er hat auch die Beschaulichkeit einer Zeit eingefroren, deren Ende bereits unmittelbar bevorstand.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/460

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Beiträge deutschsprachiger Geschichtsblogs auf einen Blick: Planet History

Seit gestern gibt es Planet History, eine Website die aktuelle Beiträge aus deutschsprachigen Geschichtsblogs über RSS-Feeds bereit stellt. Insgesamt 142 Weblogs aus dem Bereich der Geschichtswissenschaft werden dort aktuell angezeigt, die Hälfte etwa kommt von der Blogplattform de.hypotheses.org1. Das Projekt ist von Michael Schmalenstroer, der damit das Ziel verfolgt, “etwas Übersicht in die doch recht zersplitterte Geschichtsblogosphäre zu bringen”2. Für interessierte Leserinnen und Leser ist diese Blog-Sammelstelle in der Tat sehr hilfreich. Das Blog der AG Digitale Geschichtswissenschaft ist übrigens auch schon miterfasst.

  1. Siehe dazu den Beitrag im Redaktionsblog: Aggregator für deutschsprachige Geschichtsblogs: Planet History (21.10.2013).
  2. Michael Schmalenstroer, Planet History, ein Blogaggregator für die Geschichtswissenschaft (21.10.2013).

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/315

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Aggregator für deutschsprachige Geschichtsblogs: Planet History

planetHistoryDie Anzahl an deutschsprachigen Geschichtsblogs erweitert sich ständig. Alleine bei de.hypotheses sind es mittlerweile über 70 Blogs zu historischen Themen. Da ist es nicht leicht, die Übersicht zu bewahren. Seit gestern hilft dabei “Planet History“, ein Aggregator für deutschsprachige Geschichtsblog, den Michael Schmalenstroer aufgesetzt hat.

Auf der mit WordPress gestalteten Seite werden automatisiert Beiträge von geschichtswissenschaftlichen Blogs aus dem deutschsprachigen Bereich eingelesen und als Teaser dargestellt, der zurück auf den Originaltitel verlinkt. Das Team von de.hypotheses hat ihm dazu die Liste der rund 70 Geschichtsblogs der Plattform mit den RSS-Feeds zur Verfügung gestellt. Insgesamt werden bei Planet History 142 Blogs aggregiert. Fehlende Blogs können natürlich nachgemeldet werden.

Auf der Seite “Über” bei Planet History heißt es:

“Planet History ist ein Blogaggregator, der die Beiträge der geschichtswissenschaftlichen Blogs des deutschsprachigen Raumes sammelt und verlinkt. Die Beiträge werden automatisiert ausgelesen und als Teaser dargestellt, welche direkt auf den Originalartikel verlinken. Ziel dieser Seite ist es, etwas Übersicht in die doch recht zersplitterte Geschichtsblogosphäre zu bringen und gerade kleine Blogs hervorzuheben. Das Themenspektrum ist bewußt breit gefasst – neben rein geschichtswissenschaftlichen Blogs sind auch einige Blogs aus verwandten Themenfeldern wie der Archivwissenschaft, dem Bibliothekswesen oder der Archäologie versammelt.”

Eine sehr gute Initiative, der wir viel Erfolg wünschen!

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Siehe auch:

Michael Schmalenstroer, Planet History, ein Blogaggregator für die Geschichtswissenschaft (21.10.2013).

Klaus Graf, Planet History, ein Blogaggregator für die Geschichtswissenschaft, in: Archivalia (21.10.2013).

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1730

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Statement: Dieter Frey “Wir brauchen ein totales Umdenken – Wir brauchen neue ‘Kulturen’”

??????????Betrachtet man das Problem der Generationengerechtigkeit aus dem Blickwinkel der Psychologie, geht es hier um die Umsetzung von Fairness und Gerechtigkeit. Dabei gilt es vier Arten von Fairness zu unterscheiden, nämlich a) die Ergebnisfairness, b) die prozedurale Fairness, c) die informationale Fairness und d) die interaktionale Fairness.

Sowohl die jüngere als auch die ältere Generation wird wahrscheinlich eine Einschränkung der Rente oder eine Erhöhung der Beitragszahlung für Renten als „unfair“ betrachten. Entscheidend ist deshalb, dass man dies über prozedurale Fairness und informationale Fairness kompensiert. Prozedurale Fairness bedeutet dabei, dass die Kriterien transparent gemacht werden, die zum jeweiligen Ergebnis führen, und von den Entscheidungsträgern eine hohe Objektivität gefordert wird. Informationale Fairness bedeutet, dass die potenziellen „bad news“ relativ früh genannt werden.

Aus dem Blickwinkel der Psychologie ist daher ein totales Umdenken notwendig. Es werden neue „Kulturen“ benötigt, die folgendes implizieren:

1. Einen fließenden Übergang von der Arbeit zur Rente. Die Leute sollen so lange arbeiten, wie sie arbeiten können.

2. Rentner sollten zurück an die Universitäten und Hochschulen, damit sie Know-how für ihre alten Berufe und für neue Berufe lernen (z. B. Sozialberufe/Kindererziehung).

3. Produktivitätszuwächse für die Allgemeinheit, um davon auch die Renten zu bezahlen.

4. Lebenslanges Lernen für alle Beteiligten.

5. Arbeit billiger machen. Das Problem dabei ist, dass die Arbeit vorhanden ist, oft aber die Fantasie fehlt, diese Arbeit auch in Arbeitsplätze zu transformieren. Die Arbeit ist heute zu teuer, weil ein hoher Prozentsatz durch Steuern reduziert wird. Wichtig dabei ist auch, das Vermögen zu besteuern und nicht nur die Arbeit. Zudem sollte der Produktivitätszuwachs nicht den Aktionären, sondern der Bevölkerung zukommen, damit die Schere zwischen Arm und Reich (insbesondere auch zwischen Rentnern und Nichtrentnern) nicht zu groß wird.

6. Zielorientierte Einwanderungspolitik.

7. Mehr Fantasie bei Maßnahmen zur Erhöhung der Kinderquote (Wir sind an letzter Stelle!)

Eine weitere psychologische Frage ist, wie man dies so umsetzen kann, dass Akzeptanz in der Bevölkerung besteht. Es gilt hier die Erfolgsfaktoren von Reformen umzusetzen. Dafür notwendig sind z. B. Sinnvermittlung, Transparenz und das Aufzeigen von Opportunitätskosten.

Prof. Dr. Dieter Frey ist seit 1993 Lehrstuhlinhaber für Sozialpsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Der Träger des Deutschen Psychologie-Preises 1998 forscht auf den Gebieten des Entscheidungsverhaltens in Gruppen, Erhöhung von Kreativität und Motivation, Entstehung und Veränderungen von Einstellungen und Wertesystemen. Er war von 2003 bis 2012 Akademischer Leiter der Bayerischen EliteAkademie und ist Leiter des LMU-Centers für Leadership und People Management und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Foto: robert.steinhoefel | Fairness Zone | CC BY-NC-ND 2.0

Quelle: http://gid.hypotheses.org/918

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Wolxheim – (m)eine Gemeinde im Unterelsass

Nach einem Archivaufenthalt während der Semesterferien kann ich vermelden: Ich habe eine zweite Untersuchungsgemeinde. An die Seite von Bernried am Starnberger See gesellt sich nun Wolxheim, eine kleine Gemeinde, heute im Arrondissement Molsheim, Département Bas-Rhin, etwa 20 Kilometer westlich von Strasbourg in der Nähe der Route des Vins d’Alsace gelegen.

Mairie in Wolxheim (Bas-Rhin)

Mairie in Wolxheim (Bas-Rhin); Foto: A. Schlimm

Die Auswahl einer Gemeinde für den Untersuchungsraum Elsass hat sich länger hingezogen, als ich erwartet hatte – unter anderem lag das daran, dass die Informationen über die archivalische Überlieferungslage nicht gut zugänglich waren. Wolxheim aber hat eine gute Überlieferung (im Vergleich zu anderen Gemeinden dieser Größe), wie ich jetzt weiß. Und das ist für mein Projekt ein gewichtiges Argument. Vor allem die Gemeinderatsprotokolle sind für meinen Untersuchungszeitraum lückenlos zugänglich. Warum das so wichtig ist? Hier habe ich darüber schon einmal geschrieben.

Wolxheim ist – abseits der guten Überlieferungslage – ein „ganz normales“ Dorf, nichts ist besonders herausragend oder speziell. Um 1850 hatte es rund 1000 Einwohner, meist Weinbauern, aber auch Kanalschiffer, denn es liegt am Canal de la Bruche (Breuschkanal), der bis zum Zweiten Weltkrieg als Wasserweg benutzt wurde. Dadurch und durch die geographische Lage – ca. 4,5 Kilometer vom Gerichts- und Kantonsort Molsheim entfernt – war Wolxheim nicht vollkommen isoliert. Vielmehr war es ein typisches Dorf, das im 19. und frühen 20. Jahrhundert zunehmend in überlokale Zusammenhänge integriert wurde und dadurch an vielen Entwicklungen partizipierte, ohne seinen dörflichen Charakter vollkommen zu verlieren.

Foto: A. Schlimm

Im Sitzungsraum in der Mairie Wolxheim; Foto: A. Schlimm

Wolxheim war darüber hinaus ein Dorf, das über eine ganze Reihe gemeindlicher Institutionen verfügte – über eine Feuerwehr zum Beispiel, auch über einen Armenrat. Um 1900 wurde eine Poststelle gegründet, und auch einen Fernsprecher und Telegraphen gab es ungefähr ab diesem Zeitpunkt. Alles in allem zeugt das von einer guten Einbindung in überlokale Kommunikationszusammenhänge bei gleichzeitiger Stärke der gemeindlichen Selbstverwaltung. Und damit ist Wolxheim – in seiner ganzen Normalität – ein guter Untersuchungsgegenstand für meine Arbeit.

Wie geht es nun weiter? Ich werde in den kommenden Monaten versuchen, die Gemeinderatsprotokolle auszuwerten und die sonstigen Archivalien, die ich als Fotografien aus Strasbourg und Wolxheim mitgebracht habe, zu sichten. Im Frühjahr geht es wohl wieder nach Wolxheim, dort wartet ein Schrank voller grob sortierter Unterlagen aus dem 20. Jahrhundert darauf, von mir durchforstet zu werden. Und dann ist da ja auch noch eine dritte Region, die ich untersuchen will … Dazu aber zu einem anderen Zeitpunkt mehr.

Auch wenn ich keine Dörfer, sondern nur in Dörfern untersuche, freue ich mich doch über mein neues Untersuchungsfeld. Willkommen, Wolxheim, auf meinem Schreibtisch, in meinem Kopf, und natürlich auch auf diesem Blog!

Quelle: http://uegg.hypotheses.org/206

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Konferenzankündigung: Empathie und die Generation Ich (Heidelberg, 25./26.10.2013)

Darwin und seine bahnbrechende Theorie erfreuen sich nach wie vor größter Popularität, dem egoistischen Gen sind ganze Bücher und Debatten gewidmet. Doch ist Egoismus wirklich das dominante, naturwüchsige Charakteristikum des Menschen? Stehen wir uns in der Tat alle selbst am … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5617

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Twittern in einer rauschhaften Ausstellung ohne Bilder

Gestern also war ich zu dem Tweetup der Kulturkonsorten ins Haus der Kunst geladen. Trotz einiger Erklärungen, die mich vorher per Mail erreichten, hatte ich allenfalls vage Vorstellungen von dem, was mich erwarten würde. Wir waren gebeten, uns auf das Twitterevent vorzubereiten und vorab zu unserem Bild ein paar Tweets zu formulieren, was ich auch brav gemacht habe. Allerdings wusste ich nicht, wie sinnvoll meine Tweets waren und ich war nervös und gespannt, welche Überraschungen mich erwarten würden.

Marion Schwehr erklärte uns in ihrer Begrüßung, dass es sich um ein Literaturprojekt handelte. Zweifel kamen in mir auf, ob ich meine Tweets würde gebrauchen können. Bei den darauf folgenden einführenden Worten von Christian Gries stellte ich fest, dass ich mit meinen Vorstellungen tatsächlich ziemlich daneben gelegen hatte. Ich war bis dahin davon ausgegangen, dass die anderen mein Bild sehen würden. Immerhin war ja ein Beamer da und wir befanden uns in einem Museum! Und das der Titel der Veranstaltung tatsächlich so gemeint war, hatte ich bis dahin einfach nicht glauben können. Also formulierte ich schnell ein paar neue Tweets vor. Einen kümmerlichen Rest Hoffnung auf die Anzeige von Bildern besaß ich aber trotzdem noch.

Dann ging es los. Stefan-Maria Mittendorf erzählte uns von den Bildern. Spätestens jetzt begriff ich, dass wir an diesem Abend wirklich keine Bilder zu sehen bekommen würden und anhand der verbalen Ausführungen darüber twittern sollten. Okay, meine Tweets waren kaum zu gebrauchen. Jetzt ging nichts mehr. Mittendorf war schon mittendrin.

Beim ersten “Bild” habe ich mich warmgetwittert. Dann kam das zweite. Ich kam jetzt rein, wusste, was ich tun wollte, dann das dritte…., es war wie in einem Sog. Dann kam mein Bild. Oje. Schnell schickte ich ein zwei, drei gespeicherte Tweets ab, in der Hoffnung, dass ein paar von den Leuten draußen davon etwas mitbekommen und darauf eingehen. Zack, war’s schon wieder vorbei. Das nächste Bild. Ah, ein paar Leute von draußen retweeten oder besternen ein paar von meinen Tweets. Schön. Das nächste Bild. Noch ein paar Sternchen. Das nächste Bild. Christian Gries sagt was. Jemand fotografiert. Das nächste Bild. Retweets. Sternchen. Ein Blick zur Twitterwall. Mittendorf ließ ein Ufo landen und wir waren schon wieder beim nächsten Bild.

Und plötzlich war’s vorbei.

Die Zeit war verflogen. Was hatte ich gemacht? Meine Assoziationen zu den Bildern getwittert. Die anderen, was hatten die gemacht? Das habe ich nur am Rande mitbekommen, ich war zu konzentriert auf meine eigenen Tweets gewesen. Das Event braucht auf jeden Fall eine Nachbereitung. Ich bin gespannt auf die Auswertung der Tweets durch die Kulturkonsorten. Und dann muss ich selbst noch sehen, was die anderen zu “meinem” Bild getwittert haben. Dazu bin ich noch gar nicht gekommen.

Das alles war wie in einem Rausch. Man nennt diesen Zustand auch “Flow”. Bis gestern Abend war ich noch nie in einem Museum im Flow gewesen. Hut ab, Kulturkonsorten und Haus der Kunst!

#outofblue

Quelle: http://games.hypotheses.org/1284

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Darebák Nr. 15758

Gleichviel, Ihren Namen als General brauche ich nicht zu wissen, aber ich werde Ihre Nummer als Sträfling wissen. /
Soit, je n’ai pas besoin de savoir votre nom de général, mais je saurai votre numéro de galérien.

(Victor Hugo, Histoire d’un crime/Geschichte eines Verbrechens, 1877/78, dt. 1965).

Darebak

Die jüngste Neuerwerbung: Ein tschechischer Playmobilverschnitt der Firma Igracek.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/524896886/

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