Höflichkeit

Vor einigen Wochen war ich in Moskau, wo ich an der jährlichen Konferenz zu Ehren des vor 12 Jahren verstorbenen Linguisten Sergei Starostin teilnahm. Das letzte Mal war ich 2013 in Russland gewesen, weshalb es vielleicht nicht ganz so verwunderlich klingt, dass ich mich erst einmal wieder daran gewöhnen musste, wieder in Russland zu sein. Während mir die Stadt und die Atmosphäre auf der Straße sofort wieder vertraut waren, war ich über die bis an Unfreundlichkeit grenzende Reserviertheit der Verkäufer in den Geschäften, vor allem den Supermärkten, zu Beginn überrascht, bis mir klar wurde, dass sich die Gesellschaft in diesem Punkt einfach treu geblieben ist. Ob in Sankt Petersburg, in Moskau, oder Jekaterinburg: eine königliche Behandlung als Kunde sollte man lieber nicht erwarten. Der Vorteil daran ist natürlich, dass man auch nicht auf Schritt und Tritt von freundlich lächelnden Verkäufern verfolgt wird, wie in den Vereinigten Staaten, aber auch zunehmend in Geschäften in Deutschland, insbesondere in Treckinggeschäften, wo man sich nicht mal fünf Minuten allein umsehen kann, ohne von den Verkäufern gefragt zu werden, ob sie einem helfen könnten.

Welche Rolle wir als Kunden in unterschiedlichen Ländern einnehmen, sei es die des Bettlers oder die des Kaisers, ist sicherlich grundlegend kulturell bedingt und oftmals auch aus historischen Situationen entstanden. Obwohl ich mich erst mal wieder daran gewöhnen musste, habe ich mich selbst in der Anonymität gewährenden Reserviertheit russischer Verkäufer meist wohler gefühlt als in Situationen, wo Menschen mich aus Freundlichkeit zum Smalltalk zwingen. Aber das ist natürlich auch Geschmackssache, oder oftmals auch einfach eine Typenfrage.



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Quelle: https://wub.hypotheses.org/79

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Übung: Spuren des Alexander von Humboldt

In diesem Semester biete ich neben meinem Dauerseminar Computerlinguistik und dem gemeinschaftlich ausgerichteten dhc-Kolloquium noch eine Übung zur Informationsextraktion (IE) an. IE ist ein Thema, das in mehreren von mir betreuten Projekten eine Rolle spielt, über die ich hier auch schon berichtet habe – dazu zählen das Projekt zu den Stellenanzeigen und die Informationserschließung in der Bilddatenbank Prometheus.

Beide Projekte würden sich auch als Themen für die Übung anbieten. Vor ein paar Wochen hat sich allerdings mein Kollege Alex Czmiel von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) bei mir gemeldet und gefragt, ob wir vielleicht Lust hätten, auf chronologischen Daten zu Alexander von Humboldts Reisen zu arbeiten. Die BBAW könnte uns diese zur Verfügung stellen und im besten Fall könnten wir diese ein wenig aufbereiten, Personen/Orte annotieren und diese Informationen wiederum zugänglich machen. Eine kleine Beispieldatei überzeugte mich davon, dass dies tatsächlich ein erfolgversprechendes Vorhaben wäre, zumal die Daten in sauberem XML und sogar TEI-codiert vorliegen:

Ausschnitt aus den Daten der BBAW

Was mir an den Daten außerdem gut gefällt, ist, dass sie aus relativ kurzen Textschnipseln bestehen und datiert sind (hier: 1. Januar 1800). Das ließ mich natürlich sofort an die Möglichkeiten des Reentweetments denken.

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Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/2048

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Übung: Spuren des Alexander von Humboldt

In diesem Semester biete ich neben meinem Dauerseminar Computerlinguistik und dem gemeinschaftlich ausgerichteten dhc-Kolloquium noch eine Übung zur Informationsextraktion (IE) an. IE ist ein Thema, das in mehreren von mir betreuten Projekten eine Rolle spielt, über die ich hier auch schon berichtet habe – dazu zählen das Projekt zu den Stellenanzeigen und die Informationserschließung in der Bilddatenbank Prometheus.

Beide Projekte würden sich auch als Themen für die Übung anbieten. Vor ein paar Wochen hat sich allerdings mein Kollege Alex Czmiel von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) bei mir gemeldet und gefragt, ob wir vielleicht Lust hätten, auf chronologischen Daten zu Alexander von Humboldts Reisen zu arbeiten. Die BBAW könnte uns diese zur Verfügung stellen und im besten Fall könnten wir diese ein wenig aufbereiten, Personen/Orte annotieren und diese Informationen wiederum zugänglich machen. Eine kleine Beispieldatei überzeugte mich davon, dass dies tatsächlich ein erfolgversprechendes Vorhaben wäre, zumal die Daten in sauberem XML und sogar TEI-codiert vorliegen:

Ausschnitt aus den Daten der BBAW

Was mir an den Daten außerdem gut gefällt, ist, dass sie aus relativ kurzen Textschnipseln bestehen und datiert sind (hier: 1. Januar 1800). Das ließ mich natürlich sofort an die Möglichkeiten des Reentweetments denken.

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Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/2048

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Heute vor 100 Jahren: Neues Themenportal „Russische Revolutionen 1917 in Zeitungsartikeln“ mit historischen Quellen auf der ViFaOst

Direktlink zum Themenportal: https://www.vifaost.de/themenportale/russische-revolutionen-1917-in-zeitungsartikeln/

2017 jährt sich einer der folgenreichsten historischen Einschnitte des 20. Jahrhunderts zum hundertsten Mal: das russische Revolutionsjahr 1917. Die Jahrestage der Februar- und Oktoberrevolution nehmen wir zum Anlass, täglich einen Zeitungsartikel, der sich mit den revolutionären Ereignissen in Russland vor 100 Jahren beschäftigt, auf der ViFaOst zu veröffentlichen.

Der 23. Februar 1917 (nach julianischem Kalender der 8.

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Quelle: https://ostbib.hypotheses.org/1580

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Rezension: Annette Vowinckel, Agenten der Bilder

Rezension: Annette Vowinckel, Agenten der Bilder

Fotohistorikerinnen und -historiker – deren Perspektive auch diese Rezension folgt – machen seit vielen Jahren darauf aufmerksam, dass die Geschichtsschreibung des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts Bildquellen in die historische Analyse einbeziehen muss. Wie Fotografien politik-, sozial- und kulturgeschichtliche Prozesse in der Vergangenheit mit gestaltet haben, kann man seit den 1980er-Jahren in den Fachzeitschriften „Fotogeschichte“ und dem „Rundbrief Fotografie“, in unzähligen Monografien und Tagungsdokumentationen, seit einigen Jahren auch in geschichtswissenschaftlichen Zeitschriften wie den „Zeithistorischen Forschungen“ und nicht zuletzt an dieser Stelle nachlesen. Der Fokus liegt dabei zumeist auf den Bildern selbst: Was zeigen sie? Auf welche älteren Bildvorstellungen greifen sie zurück? Wie werden sie in Bild-Text-Zusammenhänge eingebunden? Zu welchen Zwecken wurden sie von wem eingesetzt? Was lässt sich über ihre Aneignung durch die BetrachterInnen in Erfahrung bringen?

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Quelle: https://www.visual-history.de/2017/04/24/rezension-annette-vowinckel-agenten-der-bilder/

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Kultur, reflexiv

Die Frage muss immer wieder neu diskutiert werden. Ist Kultur essentiell oder differentiell zu definieren? Nietzsches Hinweis, man könne nicht definieren, was eine Geschichte habe (Zur Genealogie der Moral, 13), müsste für Kultur erst recht gelten, aber das stellt diejenigen nicht zufrieden, die ausgerechnet hier, in der Kultur, nach Identitäten suchen. Andreas Reckwitz hat die Frage jüngst wieder neu aufgeworfen (Die Zeit, 15. Dezember 2016). Und er hat sie in den Rahmen einer Unterscheidung zwischen Hyperkultur und Kulturessentialismus gestellt. Die Hyperkultur ist diejenige, die […]

Quelle: https://kure.hypotheses.org/225

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Kultur, reflexiv

Die Frage muss immer wieder neu diskutiert werden. Ist Kultur essentiell oder differentiell zu definieren? Nietzsches Hinweis, man könne nicht definieren, was eine Geschichte habe (Zur Genealogie der Moral, 13), müsste für Kultur erst recht gelten, aber das stellt diejenigen nicht zufrieden, die ausgerechnet hier, in der Kultur, nach Identitäten suchen. Andreas Reckwitz hat die Frage jüngst wieder neu aufgeworfen (Die Zeit, 15. Dezember 2016). Und er hat sie in den Rahmen einer Unterscheidung zwischen Hyperkultur und Kulturessentialismus gestellt. Die Hyperkultur ist diejenige, die […]

Quelle: https://kure.hypotheses.org/225

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3Sat-Interview mit Laurie Penny

Ab sofort in der 3Sat-Mediathek nachzusehen: EIne SRF-Sternstunde der Philosophie mit Laurie Penny mit dem Titel Die nächste Revolution ist feministisch.

Beschreibung:

Laurie Penny ist die derzeit wichtigste junge Feministin. Mit ihrer zugleich wütenden wie witzigen Art schaffte sie es, dem müde gewordenen Feminismus neues Leben einzuhauchen. Im Gespräch mit Barbara Bleisch spricht sie über den Zusammenhang von Körper und Kapitalismus und von Fantasie und Revolution.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022615296/

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Hat persönliches Erleben in der universitären Lehre (k)einen Platz?

Oder: Wie persönlich darf es werden?

Das Beispiel „Schritt nach vorn“ (Methodenblatt)

Eine Kollegin und ich haben vor ein paar Monaten im Rahmen eines Vortrags vorgestellt, wie didaktische Methoden aus der politischen und interkulturellen Bildungsarbeit sinnvoll genutzt werden können, um in der Lehrer*innen-Ausbildung für Fragen sozialer Ungleichheit und Diskriminierung zu sensibilisieren. Wir sprachen uns für den Einsatz von Methoden aus, die nicht nur auf dem Erfahrungsschatz der Teilnehmenden aufbauen, sondern darüber hinaus ‚Aha-Erlebnisse‘ begünstigen. Als Beispiel haben wir die Übung „Schritt nach vorn“ angeführt. Diese hilft meiner Erfahrung nach eindrücklich zu veranschaulichen, wie bestimmte Ressourcen und (zugeschriebene) Eigenschaften die Lebenschancen einer Person in der Gesellschaft beeinflussen. Zugleich erleben die Teilnehmenden in ihrer jeweiligen Rolle wie es ist bzw. wie es sich anfühlt zurückzubleiben, nicht so recht mitzukommen oder – entsprechend privilegiert – den anderen gleichsam davonzulaufen.



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Quelle: http://lehrgut.hypotheses.org/339

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Hofkultur im Untergrund: Eine Exkursion zu den Überresten der Neuveste des 15. und 16. Jahrhunderts unter der Münchener Residenz

von Jan Lutteroth und Christa Syrer

Im letzten Herbst feierte dieser Blog sein einjähriges Bestehen – der richtige Zeitpunkt für uns, um auf ein Jahr ‚Hofkultur‘ zurückzublicken, Erfahrungen auszutauschen und vor allem in die Zukunft zu denken. Im November 2016 haben wir unseren Blog um ein Reallife-Netzwerk erweitert. Mit diesem informellen Verbund wollen wir WissenschaftlerInnen in München näher zusammenbringen und einen Rahmen zum regelmäßigen Austausch bieten. Gleichzeitig können wir auf diesem Weg auch neue AutorInnen für unseren Blog gewinnen.

Das große Interesse am Gründungstreffen des ‚Netzwerks Hofkultur‘ hat uns sehr gefreut und auch bestätigt: München hält mit seinen zahlreichen Institutionen – Forschungseinrichtungen, Universitäten, Museen, dem Landesamt für Denkmalpflege, der Bayerischen Schlösserverwaltung usw. – ein großes Potenzial zur interdisziplinären Zusammenarbeit bereit. Diese Fülle an Möglichkeiten macht es bisweilen aber schwierig, den Überblick über laufende Projekte zu behalten und immer auf dem neuesten Stand zu sein.



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Quelle: http://hofkultur.hypotheses.org/696

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