Geschichte twittern?

Vor einigen Tagen habe ich mich kritisch über das Projekt eines englischen Junghistorikers geäussert, der den zweiten Weltkrieg mit Twitter-Nachrichten in “Realtime” nacherzählen will. In den verschiedenen Reaktionen kam auch die Bitte, Kriterien zu benennen, mit denen ein Einsatz von Twitter zur Darstellung historischer Sachverhalte beurteilt werden könnte. Nachdem Kollege Bernsen schon erste Überlegungen formuliert [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6026

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“Das Gespenst des Kapitals” in Deutschland, “Spectres de Marx” en France : “es spukt in Europa”

Angesichts der Ereignisstürme imgegenwärtigen Finanz­geschäft widmet sich Joseph Vogl den Wahrnehmungs­weisen, Theorien und Problemlagen dessen, was man mit gutem Grund immer noch Kapitalismus nennen muss. Gerade Finanzmärkte gelten als das Marktgeschehen schlechthin: Unbelastet von den Beschwernissen der Produktion sind sie – für die herrschende ökonomische Doktrin – Schauplätze eines perfekten Wettbewerbs und idealer wirtschaftlicher Ausgleichprozesse: ein segensreiches Zusammenspiel von gewinnorientierten und also ebenso rationalen wie zuverlässigen Akteuren. Darum wollte man in Spekulationsblasen und Crashs bloße Anpassungskrisen oder jene Ausnahmesituationen erkennen, die im irrationalen Überschwang eines vielleicht gierigen, vielleicht inkompetenten oder schlicht rücksichtslosen Spekulationswesens gründen. Hier setzen die Fragen des Essays an: Sind die irrationalen Exuberanzen wirklich Ausnahmefälle oder nicht eher reguläre Prozesse im Getriebe kapitalistischer Ökonomien? Reicht die Unterscheidung von rational und irrational überhaupt hin, die Effekte dieses Systems zu fassen? Begegnet ökonomische Rationalität hier nicht unmittelbar ihrer eigenen Unvernunft? Arbeitet das System tatsächlich effizient und rational? Einer ebenso historischen wie theoretischen Sondierung folgend, hegt der Essay einen grundlegenden Zweifel darüber, ob die alte liberale Hoffnung auf die ausgleichende Ordnungsmacht des Marktes – Adam Smiths berühmte ›unsichtbare Hand‹ – noch gerechtfertigt ist. So wenig der Kapitalismus als reiner Rationalisierungsprozess beschrieben werden kann, so wenig lassen sich Spekulation und Spekulanten als verworfene oder pathologische Ausnahmegestalten begreifen. Das liegt nicht zuletzt an den Dynamiken der modernen Finanzökonomie, die sich auf die Wirkungsweise einer stets offenen und ungewissen Zukunft verpflichtet. Für die Märkte der futures und Derivate ist Zukunft, d.h. Zeit zur unerschöpflichen Ressource geworden. Im Zentrum steht das Wissen um jene scheinbar irregulären Ereignisse, in denen die finanzökonomische Welt unlesbar und undurchschaubar geworden ist: Hier wirken Ungewissheit und Instabilität im Herzen des Systems; und hier vollzieht sich ein Angriff der Zukunft auf die übrige Zeit – das Gespenst des Kapitals. « Marx – das Unheimliche ». Marx reste chez nous un immigré, note le français Jacques Derrida dans Spectres de Marx, un immigré glorieux, sacré, maudit mais encore clandestin, comme il le fut toute sa vie. Il appartient à un temps de disjonction, à ce « time out of joint » où s’inaugure laborieusement, douloureusement, tragiquement, une nouvelle pensée des frontières, une nouvelle expérience de la maison, du chez-soi et de l’économie. Entre terre et ciel. De l’immigré clandestin, il ne faudrait pas s’empresser  de faire un interdit de séjour ou, ce qui risque toujours de revenir au même, de le domestiquer. De le neutraliser par naturalisation. De l’assimiler pour cesser de se faire peur avec lui. Il n’est pas de la famille mais il ne faudrait pas le reconduire, une fois encore, lui aussi, à la frontière. Joseph Vogl (2010), Das Gespenst des Kapitals, Diaphanes. Jacques Derrida, Spectres de Marx : L’Etat de la dette, le travail du deuil et la nouvelle Internationale, Galilée

Quelle: http://trivium.hypotheses.org/316

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Blood in the Mobile

Wurde gestern im FM4-Sumpf vorgestellt: Der Dokumentarfilm Blood in the Mobile des Regisseurs Frank Piasecki Poulsen, der sich damit beschäftigt, wie Handy-Produzenten vom Bürgerkrieg in Kongo profitieren und wie ein sonst eher CSR-bewusster Konzern wie Nokia damit umgeht, wenn er damit konfrontiert wird. Ist auch auf Facebook vertreten: http://www.facebook.com/bloodinthemobile

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/49624630/

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Der Eichmann-Prozess komplett auf YouTube


Schon im April hat Yad Vashem, die israelische Holocaust-Gedenkstätte, zum 5o. Jahrestag die Aufnahmen des Eichmann-Prozesses komplett auf YouTube veröffentlicht. Peter Praschl hat sich für das Süddeutsche Magazin die 200 Stunden komplett angesehen. Er schreibt:

Was ich mag: Wie langsam ich mich durch diesen Prozess bewegt habe. Wie es mir überlassen blieb, mir Gedanken zu machen. Wie ich nicht mit Auslegungen traktiert wurde. Wie mir vertraut wird, mich in dieser Geschichte selbst zurechtzufinden. Wie sehr man davon überzeugt ist, dass es noch Menschen mit langer Aufmerksamkeitsspanne gibt. Was ich nicht mag: Dass nur 78 Menschen das Video von der 106. Sitzung gesehen haben, so besagt es jedenfalls der YouTube-Zähler. Und dass man die Eichmann-Videos »mögen« oder »nicht mögen« kann. Wie die Filmchen lachender Babys oder von Hochzeitsunfällen, die gleich nebenan im YouTube-Gedächtnis stehen.

Und dann auch:

Immer wieder das irritierende Gefühl, dass Eichmann mit seiner Verteidigung durchgekommen ist. Nicht vor Gericht, aber vor der Nachwelt. Sie hält ihn oft genug immer noch für den Bürokraten, der bar jeden Gefühls seine Arbeit erledigt hat, an jener Stelle, an die man ihn gestellt hatte, und die er so gut wie möglich machen wollte. Wie er in Wahrheit gewesen ist, hat die Historikerin Bettina Stangneth in ihrem grandiosen Buch Eichmann vor Jerusalem aufgeschrieben: ein eifriger Antisemit, der die Juden so gehasst hat, dass er sie alle loswerden wollte. Seine Erscheinung im Prozess war eine Maskerade. Seine Illusion bestand darin, die Maskerade könnte ihm nützlicher sein als die Wahrheit.

Man findet die Videos über das Suchwort “EichmannTrialEN”.


Einsortiert unter:Faschismus

Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2011/11/26/der-eichmannprozess-komplett-auf-youtube/

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Mediävist Karl Brunner im FM4-Interview-Podcast

FM4 ist laut Wikipedia der Jugendkulturradiosender des Österreichischen Rundfunks und damit nicht unbedingt ein Medium, in dem man sich Interviews mit MittelalterhistorikerInnen erwartet; doch auch solche Erwartungen können enttäuscht werden, und somit bringt der Interview-Podcast ein Gespräch mit Karl Brunner über das Verhältnis zwischen Fantasy und Mittelalter, nichtfunktionierende Waffen und seine Befürchtungen zur Rückkehr der Einzelkämpfer.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/49623175/

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