Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts und insbesondere in der Zwischenkriegszeit nationale Minderheiten noch eines der prominentesten politischen Problemfelder in der Tschechoslowakei – man denke hier insbesondere an die Konflikte zwischen Tschechen und Deutschen beziehungsweise Slowaken und Ungarn –, scheinen … Weiterlesen →
Kultur – und alle so yeah
Die von Tanja Praske initiierte Blogparade #KultDef widmet sich noch bis Ende Juni Definitionsansätzen des Kulturellen. Mit dem Beitrag widme ich mich der Kultur als Werkzeug des Hegemonialen.
„Kultur ist für mich … “
Natürlich fallen auch mir eine Reihe schöner Dinge ein, mit denen ich die Liste endlos ergänzen könnte. Das ungefähr auf einer Skala von Speise-Eis bis zur Kultur des gepflegten Katzen-Amüsements. Allein fällt mir genau die Vervollständigung einer Liste schwer, denn ich bin professionell deformiert. Man könnte es auch pessimistisch nennen. Diese Deformation bringt es mit sich, dass ich mich von einem naiven Kulturbegriff verabschiedet habe. Was aber meine ich mit dem „naiven Kulturbegriff“? Hauptsächlich bezeichne ich damit einen Zugang, der mit „Kultur“ automatisch den privat bevorzugten Konsum assoziiert.
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Eric Schnakenbourg (Nantes): Kann man die Neutralität im Mittelalter denken?
Deutschsprachige Zusammenfassung des Vortrags vom 15.06.2015: Peut-on penser la neutralité à l’époque médiévale? Genau genommen bekommt der Begriff „Neutralität“ im 15. Jahrhundert den Sinn der politischen Objektivität, was zahlreiche Autoren zu der Betrachtung geführt hat, dass es jene Neutralität im … Continue reading →
Am Anfang war der Tweet…
…und zwar Karolines Tweet vom stARTcamp in München, dass es doch toll wäre, ein Barcamp für Historiker/innen zu haben (hier die ganze Story). Das war am 25. April. Knapp acht Wochen später trafen sich acht Leute in Bonn und gründeten einen Verein, der eben diese Idee umsetzen will. Aber der Reihe nach.
Karos Tweet folgten weitere Tweets, der Hashtag #histocamp tauchte auf, und schnell baute sich eine digitale Infrastruktur auf: Erst im Etherpad, dann via Mailinglisten, wurden erste Ideen ausgetauscht und schnell war klar: Wir gründen einen Verein.
Aber stopp: Um einen Verein zu gründen, müssen wir uns treffen. In echt.
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Polnisch-ukrainische Historikerkommission ins Leben gerufen
Wolhynien (hier gelb markiert) als Region im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Polen und der Ukraine. Karte: Original version (ukrainian): Alex Tora German translation: KaterBegemot (CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ukraine-Volhyn.png)
Von Jakub Sawicki und Kathrin Krogner
Die Massaker von Wolhynien im Jahr 1943 belasten die Beziehung zwischen Polen und der Ukraine. Unter der deutschen Besatzung ermordeten damals Ukrainer polnische Zivilisten in der einst polyethnisch besiedelten Region, die heute im Nordwesten der Ukraine liegt. Die Zahl der Opfer wird auf 100.
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Feldpostkommunikation als Treuebeweis
Frederick Schattka
,,Und nun tausend Grüße und Küsse von deinem lieben treuen Mann“.[1]
Der erste Weltkrieg stellte eine große Herausforderung für die persönliche und intime Kommunikation in einer Ehe zwischen Frontsoldat und der Ehefrau Ehefrau in der Heimat dar.[2] Schließlich musste doch nun – und dies meist zum ersten Mal und über einen unbestimmten Zeitraum hinweg – die Kommunikation zwischen den Eheleuten schriftlich erfolgen. Daher überrascht es nicht, dass die Briefe August Jaspers an seine Frau Bernhardine zahlreiche direkte Treuebekundungen wie beispielsweise das häufig auftauchende „dein dir treuer Mann“ aus dem einführenden Zitat beinhalten.
Gesundheit als Argument. Der Gemeindevorsteher auf dem Dorf
Im Jahr 1896 schrieb Dr. Heribert Rau an den brandenburgischen Regierungspräsidenten Robert Graf Hue de Grais. Er bat ihn darum, ein gutes Wort für ihn einzulegen bei diversen Landräten in Brandenburg, denn Rau war auf der Suche nach einer „Stellung als Amts- oder Gemeinde Vorsteher in einer Wald- und Wasserreichen [sic] Gegend“. Dr. Heribert Rau war aber nicht nur einfach auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit. Die wald- und wasserreiche Gegend war ihm besonders wichtig, wie auch aus seinem Lebenslauf hervorgeht. Er war zunächst als Volkswirt und Jurist im Banken- und Versicherungssektor tätig gewesen. Doch dieser Karriereweg hatte sich ihm jäh verschlossen – in dem Moment, als ein modernes Phänomen in sein Leben trat: „Infolge schädlicher Einwirkung des bei den Banken eingeführten grellen elektrischen Lichtes mußte Rau auf ärztlichen Rath seine Stellung aufgeben, und auf dem Lande Wohnung nehmen.“
Elektrizität im Allgemeinen und das elektrische Licht im Besonderen wurden als Symbole des Neuen und der sauberen Moderne interpretiert.
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Quelle: https://uegg.hypotheses.org/327
Was nur Originale können: Zu einem Blogpost von Jan Keupp
Professor Keupp (Münster) hat im Mittelalter-Blog einen gedankenreichen Beitrag zum “Mehrwert des Materiellen”, d. h. “zur Epistemologie des archivalischen Originals” veröffentlicht. Er diskutiert verschiedene Ansätze zur Begründung, warum Scans oder andere Wiedergabeformat das Original eines Archivdokuments niemals ersetzen können. Sein Befund ist uneindeutig: Einen wirklichen Beweis, dass es ohne die Originale nicht geht, würden diese Ansätze schuldig bleiben. Was einen bei der Akteurstheorie (das Schaf schreibt mit) auch nicht wundert.
Allerdings streift Keupp den Aspekt nur, den Archivare vielleicht als erstes nennen würden: den der Bearbeitungsspuren. Womit wir bei der Aktenkunde sind.
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Diodor, Bibliotheke XXXII, 12: Der älteste Bericht über geschlechtsverändernde Operationen
Diodors Bibliotheke XXIII, 10-12 enthält mehrere Berichte über Wechsel des körperlichen Geschlechts, darunter die älteste mir bekannte Beschreibung einer geschlechtsverändernden Operation (Bib. XXXII, 12). Zum Inhalt siehe meinen früheren Post, als dessen Beleg ich unten die Übersetzung von G. Wirth zitiere. Hier nur ein paar Worte zu wichtigen Begriffen Diodors und zur Überlieferung: “Doppelgeschlechtliche Menschen” werden von Diodor als “Zweigestaltige”, “Dimorphe” (dimorphoi) bezeichnet; nachdrücklich wird dies aber als Täuschung bezeichnet, in Wahrheit gebe es solche Menschen eben nicht, die Natur täusche den Menschen (pseudographein). […]
Gesetze wie heiße Piroggen – Geschichtspolitik und legislative Aktivität in der ukrainischen Rada
Kurzzusammenfassung:
Der vorliegende Text problematisiert legislative Aspekte ukrainischer Entkommunisierungsbestrebungen. Im Kontext der achten Legislaturperiode der Rada sind Schnelligkeit, hohe Abwesenheits- und Nichtabstimmungsquoten sowie eine Fünfparteienkoalition als typisch zu werten, während die höhere Fraktionsgeschlossenheit vom polarisierenden Charakter der Entkommunisierungsgesetze zeugt. Rechtsextreme und radikale Abgeordnete spielen im Abstimmungsprozess eine marginale Rolle, und die parlamentarische Mehrheit wird nicht von der Exekutive dominiert, allerdings wirkt sich das Abstimmungsverhalten im Fließbandmodus negativ auf die parlamentarische Tätigkeit aus.
Die vier umstrittenen Entkommunisierungsgesetze
Am 15. Mai 2015 unterzeichnete der ukrainische Präsident Petro Poroschenko vier Gesetze über die „Entkommunisierung“ (dekomunizacija), die am 09. April von der Rada verabschiedet wurden und das Verhältnis der Ukraine zum kommunistischen Sowjeterbe völlig neu definieren sollen. Mit der Veröffentlichung der Gesetze im Parlamentsblatt werden nun Normen rechtskräftig, die zumindest unter Akademikern wie auch teilweise in der breiteren Öffentlichkeit heftig diskutiert worden sind.
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