Wer sich mit frühneuzeitlicher Drucküberlieferung, also Druckerzeugnissen aus dem Zeitraum...
Biografieprojekt Voss – Archivrecherchen
Digitalisate sind was Wunderbares: ein Bericht über meine Archivrecherchen für das Biografieprojekt „Wilhelm Voss“.
Ausgangspunkt: Lebenslauf
Mit der Erforschung der Biografie des Wirtschaftsprüfers, Reichwerke „Hermann Göring“-Managers und Rüstungsberaters der ägyptischen Regierung, Dr. Wilhelm Voss (1896-1974), habe ich 2014 begonnen. Bereits für meine Dissertation (erschienen 2013) hatte ich zu den Lebensläufen der Vorstandsmitglieder der staatlichen Wirtschafts-prüfungsgesellschaft „Deutsche Revisions- und Treuhand AG“ (Treuarbeit), deren Vorstandsvorsitzender Voss zwischen 1934 und 1938 war, recherchiert: Zu Voss liegt im Bundesarchiv Berlin eine SS-Führerpersonalakte vor, die einen Lebenslauf aus dem Jahr 1934 enthält, den er anlässlich seines Eintritts in die SS erstellt hatte. In ihm finden sich zahlreiche Angaben zu Voss’ Herkunft, Schulausbildung und Teilnahme am Ersten Weltkrieg sowie zu Studium, Arbeitgebern und beruflichen Aktivitäten. Ich erhielt so Informationen darüber, wo und wann Voss geboren, welches Gymnasium er besucht und in welchem Regiment er 1914 Kriegsdienst geleistet hatte. Ferner erfuhr ich, was und mit welchem Abschluss er studiert und in welchen Verbänden und Firmen er gearbeitet hatte. Dieser ausführliche Lebenslauf wurde der Ausgangspunkt meiner Recherchen zu Voss, die ich nun im Internet fortsetzte.
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Ein Bild sagt mehr …: Die Bilderwelten der “Galerie agréable du Monde” (1728/1729)
Eine kleine Anzeige im Leydse Courant vom 5. November 1728 kündet von Großem:
Pierre vander Aa à Leide, a nouvellement imprimé et vend, l’Ouvrage considerable, nommé: La Galerie agréable du Monde […] divisées en LXVI. Tomes, in folio, Les Estampes ayant été dessinées sur les Lieux, & gravées exactement par Luyke Mulder, Goeree, Baptist, Stoopendaal & autres renomez. Nota: De cet Ouvrage ne sont plus Imprimées que cent exemplaires, & ne sera Jamais reimprimé. Le prix est de 416 Florins, Il coûtera avec le tems double à cause du petit nombre d’Exemplaires qui sont Imprimé. […][1]
Der Verleger, Buchhändler und Buchdrucker Pieter van der Aa (1659-1733) war für Atlanten und Kupferstiche von Stadtansichten berühmt – die er detailgetreu (und hemmungslos) aus den Werken anderer kopierte. Seine Galerie Agréable du Monde von 1729[2] folgte diesem Muster. Das Monumentalwerk versammelt in 66 Teilen/Bänden auf rund 2500 Seiten etwa 4000 Karten und Illustrationen von Europa, Afrika, Amerika und Asien.
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Der Nordische Mercurius 1664–1677 – online!
Wie bereits zuvor berichtet, hat es sich die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Deutsche Presseforschung der Universität Bremen zur Aufgabe gemacht, die Zeitungsbestände der SUB und des Archivs des IDP zu digitalisieren und der Forschungs- (und Leser-)Gemeinschaft frei zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.
Die SUB und das Digitalisierungsteam sind bei der Wahl der Zeitungen sehr benutzerorientiert vorgegangen: so bin ich in der Startphase des Projekts gefragt worden, welche Zeitungen und Nummern im Rahmen meines Greflinger-Editionsprojekts besonders wichtig sind und daher im Digitalisierungsprozess vorgezogen werden sollen! Dank der zielstrebigen Arbeit der Kollegen in Bremen sind nun vom Nordischen Mercurius, Georg Greflingers ambitioniertes Zeitungs- und Nachrichtenprojekt, alle Jahrgänge und Nummern von der ersten Ausgabe 1664 bis einschließlich der letzten Nummer aus dem Jahr 1677, dem Todesjahr Greflingers, online verfügbar. Der Nordische Mercurius wird von den Söhnen Greflingers, Friedrich Conrad und Conrad (?), noch bis einschließlich 1713 weitergeführt, bevor er vom Markt verschwindet. Die Gründe hierfür sind unbekannt.
Die vollständig digitalisierten und bibliographisch beschriebenen Nummern des Nordischen Mercurius findet man hier.
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Satirisch-humoristische Periodika | Digital
Satirisch-humoristische Periodika sind nach wie vor eine unterschätzte Quelle. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben den sehr hohen Anforderungen, die die Interpretation der Texte und Bilder stellt, spielt wohl auch der mitunter schwierige Zugang zu kompletten Reihen eines Blattes eine Rolle. Diverse Digitalisierungsprojekte erleichtern inzwischen den Zugriff auf satirisch-humoristische Periodika – die Suche danach gleicht dennoch häufig der Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen.
“Satirisch-humoristische Periodika | Digital” will in loser Folge raum- und epochenübergreifend auf Digitalisate hinweisen[1], den Anfang machen einige der bekannteren Blätter aus großen Repositories (ANNO, gallica, Heidelberger Historische Bestände – digital)
- Figaro (Wien 1857-1919)
- ANNO (1857-1862, 1865-1911, 1913-1915, 1919)
- Kikeriki (Wien 1861-1933)
- ANNO (1861-1883, 1885-1933)
- Der Floh ([Wien] 1869-1919)
- ANNO (1869-1870, 1872-1882, 1884-1919)[2]
- Die Bombe (1871-1925)
- ANNO (1871-1925)
- Die Muskete (1905-1941)
- ANNO (1905-1941)
- La caricature (Paris 1830-1835)
- UB Heidelberg (Jg. 1830/1831, Nr. 1-9 und 10-26)
- Le charivari (Paris, 1841-1893)
- gallica (1832, 12, 01 (N1)-1833, 06, 30 (A2,N212))[3]
- UB Heidelberg (Jg. 11 (1842)-17 (1848), 19 (1850), 54 (1885), 58 (1889)-62(1893)
- Le Grelot. Journal illustré, politique et satirique (1.1871- 29.1899)
- UB Heidelberg (Jg. 1 (1871)-12 (1882), 14 (1884)-21 (1891), 23 (1893)-29 (1899)
- La lune (1865-1868)
- UB Heidelberg (1865-1868)
- Le rire (Paris 1894-1940, 1946-1949, 1951-1971)
- gallica (1898-1920, 1924)
- UB Heidelberg (1895-1903 (Nr. 53-430), N.S. 1904-N.S. 1907 (Nr. 48-256), N.S. 1912-N.S. 1913 (Nr. 466-569)
- Lustige Blätter (Berlin 3.1888 – 59.1944)
- UB Heidelberg (15 (1900), 30 (1915)-33 (1918)
- Meggendorfer-Blätter (München, Eßlingen 1889-1928)
- “Humoristische Monatshefte: aus Lothar Meggendorfer’s lustiger Bildermappe”
- UB Heidelberg (1890)
- “Lothar Meggendorfers humoristische Blätter”
- UB Heidelberg (4 (1891), 6 (1891), 8 (1892)-10 (1892), 12 (1893)-15 (1893)
- “Meggendorfer Blätter”
- UB Heidelberg (52 (1903)-55 (1903), 62 (1905)-63 (1905), 73 (1908), 75 (1908)-77 (1909), 79 (1909)-80 (1910), 96 (1914)-119 (1919), 122 (1920)-135 (1923), 146 (1926)-149 (1927)
- “Humoristische Monatshefte: aus Lothar Meggendorfer’s lustiger Bildermappe”
- Punch, or The London Charivari (London, 1841-2002)
- UB Heidelberg (1 (1841)-5 (1843))
- UB Heidelberg (6 (1844)-41 (1861), 43 (1862)-47(1864), 49 (1865) – 54 (1868), 57 (1869)-77 (1879), 80 (1881)-81 (1881), 88 (1885)- 99 (1890))
- In sehr unterschiedlicher Qualität: Bände 1841-1922 Internet Archive, Google Books (Übersicht der verfügbaren Bände) und Project Gutenberg
- Punch Almanack (London 1842-1925)
- UB Heidelberg (Jg. 1842-1879)
Fortsetzung folgt.
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- Ergänzungen willkommen!
- Das Digitalisat ist leider nur S/W (und von zum Teil sehr schlechter Qualität) – was gerade beim Floh schade ist, denn das war das erste ‘Wiener’ Blatt, das mit farbigen Karikaturen erschien.
- Der Zugriff auf manche Zeitschriften-Digitalisate ist bei gallica auf ein Jahr begrenzt.
China-News: Eine Zeitungsmeldung vom 28. April 1734
Welche Meldungen aus/über China finden sich in den Zeitungen Europas? ‘Sensationen’ oder ‘Merkwürdigkeiten’? Nachrichten über Naturkatastrophen? Über Erfahrungen von Europäern in China? Die Suche nach diesen Nachrichten, die häufig eher Kürzestmeldungen sind, gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen. Aber … seit einigen Wochen bietet ANNO (Austrian Newspapers Online) die Möglichkeit der Volltextsuche in ausgewählten Titeln. Die Volltextsuche ist im Beta-Stadium, derzeit sind “knapp 200.000 Zeitungsausgaben mit knapp 2 Millionen Seiten von 1704-1872″ [1] durchsuchbar. Zur Qualität heißt es:
Der Volltext basiert auf OCR-gelesenen Daten. Bei OCR (Optical Character Recognition) handelt es sich um ein automatisiertes Verfahren, weshalb es in manchen Texten zu einer sehr hohen Fehlerdichte kommen kann. Die Suche gestaltet sich oft etwas anders als etwa bei manuell abgetippten Texten. [...].[2]
Wienerisches Diarium 28.4.1734 | ANNO
Das lädt zum Experimentieren ein – denn unterschiedlichen Transkriptionen (wie etwa ‘Pecking’ oder ‘Pekin’ neben ‘Peking’ für Beijing 北京), sind bei der Arbeit mit Texten, die vor dem Zweiten Weltkrieg publiziert wurden, selbstverständlich. Aber Versuche (oder eher Spielereien – denn mehr ist es noch nicht – mit “ſ” (langem ‘s’)/”f” oder “ß”/”B” oder “C”/”S” etc. sind viel spannender, denn: Afien ift fuper.[3] ”
Sucht man “Chinese”, so ist der erste Treffer 1734 – April – 28: Wienerisches Diarium[4] – Seite 4.
Werfen wir einen Blick auf den Text – ein Klick auf das entsprechende Icon rechts oben zeigt den OCR-Text((Wienerisches Diarium Num. 34 (28.4.1734), 3f. Online: ANNO)).
Die kurze Meldung ist nicht besonders spannend – sie bringt zwei unterschiedliche Themen: Erdbeben in Beijing 1733 (und in den 3 Jahren davor) und den Krieg gegen die ‘Tartar(e)n’.
Zu den Erdbeben: Der Catalog of Damaging Earthquakes in the World (Through 2010) des International Institute of Seismology and Earthquake Engineering, Building Research Institute listet für die Zeit zwischen 1730 und 1733 eine Reihe von Erdbeben in China, darunter auch das Dongchuan 東川-Beben (Prov. Yunnan) vom 2.8.1733 (Stärke 7.8), aber nur wenige für den Raum Beijing.
- 1730 Winter: China: Shandong – Stärke 5
- 1730.09.30: China: Beijing – Stärke 6.5
- 1731.11.30: China: Beijing – Stärke ? – 100000 Tote
Das Beben von 1730 hatte schwere Schäden verursacht, das vom 30.11.1731 wohl 100000 Todesopfer gefordert.
Mit dem ‘Krieg gegen die Tartar(e)n’ ist wohl der Feldzug gegen die Dzungaren in der Yongzheng 雍正-Ära (1722-1735 ((Der Yongzheng 雍正-Kaiser Yinzhen (1678-1735, regierte 1722-1735) hatte – wie schon sein Vater, der Kangxi-康熙-Kaiser Xuanye 玄燁 (1654-1722, regierte 1661-1722) vor ihm – versucht, die Position Chinas in der Äußeren Mongolei mit militärischen Mitteln zu sichern. Trotz der drückenden Übermacht der Qing-Streitkräfte konnten sich die zwar kleinen, aber sehr mobilen Verbände der Dzungaren zunächst behaupten, es gelang ihnen sogar, die Qing an den Rand der Niederlage zu bringen. Erst ein ‘Überläufer’, der sich auf die Seite der Qing-Dynastie geschlagen hatte, besiegte die Dszungaren.
Aber das ist hier eigentlich nebensächlich – es geht um Digitalisate und Volltext(e).
OCR-Text | Transkription |
[S.3] Mm »st hier bmft «tK Ptckng / des )( » haupv [S. 4] Haupt, stadt in China / unter dem -offen Marti» des vorigen l?zz. jahres des in, haltS / wie man 4. jähre nach einander heft tige erdbeben daselbst verfpühret hätte / da dann die anzahl deren dabey auf manchen lky art umgekommenen Personen sich gegen 2. Millionen beliefe. Der krieg gegen die Tartarn würde in dortigen gegenden auch «och immer fortgesetzet / doch es hatten sich zoo. Tartarn / unter allerhand vor, wände / mit ihren gmchen Familien auf die feite deren Chineftw gezogen / und dies ft hatten w einer nacht, alle Chinesische fchild < wachten listiger weife «r «ordet /und dadurch die gantze Chinesische Armee et- «er untemchmung deren Tartaren ausge setzet. Das daeauf vorgefallene Treffen, war so hitzig/ unvsö blutig gewesen/ den Weichen niemals w dortigen Landes ges« Den worden, 50000. Chinese» waren da, bey umgekommen, und ein General/ welcher denen Tartarn in die Hände qe. saSen / war sogleich jäminerlich iv Stücken »erhamn worden. |
[S. 3] Man hat hier briefe aus Pecking / der [S.4] Haupt=stadt in China / unter dem 20sten Martii des vorigen 1733. jahres des in- halts / wie man 4. jahre nach einander heft ige erdbeben daselbst verspühret hätte / da dann die anzahl deren dabey auf mancher ley art umgekommenen personen sich gegen 2. millionen beliefe. Der krieg gegen die Tartarn w[ue]rde in dortigen gegenden auch noch immer fortgesetzet / doch es hatten sich 300. Tartarn / unter allerhand vor wande / mit ihren gantzen Familien an die seite deren Chinesern gezogen / und diese hatten in einer nacht / alle Chinesische schild=wachten listiger weise ermordet / und dadurch die gantze Chinesische Armee ei ner unternehmung deren Tartaren ausge setzet. Das darauf vorgefallene Treffen war so hitzig / und so blutig gewesen / der gleichen niemals in dortigen Landen gese hen worden / 50000. Chineser waren da bey umgekommen / und ein General / welcher denen Tartarn in die H[ae]nde ge fallen / war sogelich j[ae]mmerlich in Stücken zerhauen worden. |
Das blaßorange markierte Wort ‘Chinese’ liefert den Treffer in der Volltextsuche, das blaßblau markierte ‘Chinesern’ wird nicht erkannt, denn da steht im OCR-Text ‘Chineftw’. Gleiche Typen auf einer Seite (also demselben Papier) knapp untereinander, kein Schatten (wie das in der jeweils inneren Spalte im Bereich des Möglichen wäre). Der Befund überrascht wenig – und es ließen sich vermutlich zahllose ähnliche Beispiele finden BTW: Das blassgrün markierte ‘Pecking’ wird bei einer Suche nach ‘Peking’ ebenfalls nicht gefunden, ein Blick in den OCR-Text zeigt warum: Dort steht ‘Ptckng’.
Big Data zum Greifen nahe?
Oder doch nicht?
―
- S. ANNO Suchhilfe
- S. ANNO Suchhilfe <abgerufen am 8.7.2013.>
- S. auch: Im Netz der (un)begrenzten Möglichkeiten.
- Das Wienerische Diarium war quasi der Vorgänger der Wiener Zeitung, es erschien 1703 bis 1779, ab 1780 erscheint das Blatt als Wiener Zeitung.
China-News: Eine Zeitungsmeldung vom 28. April 1734
Welche Meldungen aus/über China finden sich in den Zeitungen Europas? ‘Sensationen’ oder ‘Merkwürdigkeiten’? Nachrichten über Naturkatastrophen? Über Erfahrungen von Europäern in China? Die Suche nach diesen Nachrichten, die häufig eher Kürzestmeldungen sind, gleicht der Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen. Aber … seit einigen Wochen bietet ANNO (Austrian Newspapers Online) die Möglichkeit der Volltextsuche in ausgewählten Titeln. Die Volltextsuche ist im Beta-Stadium, derzeit sind “knapp 200.000 Zeitungsausgaben mit knapp 2 Millionen Seiten von 1704-1872″ [1] durchsuchbar. Zur Qualität heißt es:
Der Volltext basiert auf OCR-gelesenen Daten. Bei OCR (Optical Character Recognition) handelt es sich um ein automatisiertes Verfahren, weshalb es in manchen Texten zu einer sehr hohen Fehlerdichte kommen kann. Die Suche gestaltet sich oft etwas anders als etwa bei manuell abgetippten Texten. [...].[2]
Wienerisches Diarium 28.4.1734 | ANNO
Das lädt zum Experimentieren ein – denn unterschiedlichen Transkriptionen (wie etwa ‘Pecking’ oder ‘Pekin’ neben ‘Peking’ für Beijing 北京), sind bei der Arbeit mit Texten, die vor dem Zweiten Weltkrieg publiziert wurden, selbstverständlich. Aber Versuche (oder eher Spielereien – denn mehr ist es noch nicht – mit “ſ” (langem ‘s’)/”f” oder “ß”/”B” oder “C”/”S” etc. sind viel spannender, denn: Afien ift fuper.[3] ”
Sucht man “Chinese”, so ist der erste Treffer 1734 – April – 28: Wienerisches Diarium[4] – Seite 4.
Werfen wir einen Blick auf den Text – ein Klick auf das entsprechende Icon rechts oben zeigt den OCR-Text((Wienerisches Diarium Num. 34 (28.4.1734), 3f. Online: ANNO)).
Die kurze Meldung ist nicht besonders spannend – sie bringt zwei unterschiedliche Themen: Erdbeben in Beijing 1733 (und in den 3 Jahren davor) und den Krieg gegen die ‘Tartar(e)n’.
Zu den Erdbeben: Der Catalog of Damaging Earthquakes in the World (Through 2010) des International Institute of Seismology and Earthquake Engineering, Building Research Institute listet für die Zeit zwischen 1730 und 1733 eine Reihe von Erdbeben in China, darunter auch das Dongchuan 東川-Beben (Prov. Yunnan) vom 2.8.1733 (Stärke 7.8), aber nur wenige für den Raum Beijing.
- 1730 Winter: China: Shandong – Stärke 5
- 1730.09.30: China: Beijing – Stärke 6.5
- 1731.11.30: China: Beijing – Stärke ? – 100000 Tote
Das Beben von 1730 hatte schwere Schäden verursacht, das vom 30.11.1731 wohl 100000 Todesopfer gefordert.
Mit dem ‘Krieg gegen die Tartar(e)n’ ist wohl der Feldzug gegen die Dzungaren in der Yongzheng 雍正-Ära (1722-1735 ((Der Yongzheng 雍正-Kaiser Yinzhen (1678-1735, regierte 1722-1735) hatte – wie schon sein Vater, der Kangxi-康熙-Kaiser Xuanye 玄燁 (1654-1722, regierte 1661-1722) vor ihm – versucht, die Position Chinas in der Äußeren Mongolei mit militärischen Mitteln zu sichern. Trotz der drückenden Übermacht der Qing-Streitkräfte konnten sich die zwar kleinen, aber sehr mobilen Verbände der Dzungaren zunächst behaupten, es gelang ihnen sogar, die Qing an den Rand der Niederlage zu bringen. Erst ein ‘Überläufer’, der sich auf die Seite der Qing-Dynastie geschlagen hatte, besiegte die Dszungaren.
Aber das ist hier eigentlich nebensächlich – es geht um Digitalisate und Volltext(e).
OCR-Text | Transkription |
[S.3] Mm »st hier bmft «tK Ptckng / des )( » haupv [S. 4] Haupt, stadt in China / unter dem -offen Marti» des vorigen l?zz. jahres des in, haltS / wie man 4. jähre nach einander heft tige erdbeben daselbst verfpühret hätte / da dann die anzahl deren dabey auf manchen lky art umgekommenen Personen sich gegen 2. Millionen beliefe. Der krieg gegen die Tartarn würde in dortigen gegenden auch «och immer fortgesetzet / doch es hatten sich zoo. Tartarn / unter allerhand vor, wände / mit ihren gmchen Familien auf die feite deren Chineftw gezogen / und dies ft hatten w einer nacht, alle Chinesische fchild < wachten listiger weife «r «ordet /und dadurch die gantze Chinesische Armee et- «er untemchmung deren Tartaren ausge setzet. Das daeauf vorgefallene Treffen, war so hitzig/ unvsö blutig gewesen/ den Weichen niemals w dortigen Landes ges« Den worden, 50000. Chinese» waren da, bey umgekommen, und ein General/ welcher denen Tartarn in die Hände qe. saSen / war sogleich jäminerlich iv Stücken »erhamn worden. |
[S. 3] Man hat hier briefe aus Pecking / der [S.4] Haupt=stadt in China / unter dem 20sten Martii des vorigen 1733. jahres des in- halts / wie man 4. jahre nach einander heft ige erdbeben daselbst verspühret hätte / da dann die anzahl deren dabey auf mancher ley art umgekommenen personen sich gegen 2. millionen beliefe. Der krieg gegen die Tartarn w[ue]rde in dortigen gegenden auch noch immer fortgesetzet / doch es hatten sich 300. Tartarn / unter allerhand vor wande / mit ihren gantzen Familien an die seite deren Chinesern gezogen / und diese hatten in einer nacht / alle Chinesische schild=wachten listiger weise ermordet / und dadurch die gantze Chinesische Armee ei ner unternehmung deren Tartaren ausge setzet. Das darauf vorgefallene Treffen war so hitzig / und so blutig gewesen / der gleichen niemals in dortigen Landen gese hen worden / 50000. Chineser waren da bey umgekommen / und ein General / welcher denen Tartarn in die H[ae]nde ge fallen / war sogelich j[ae]mmerlich in Stücken zerhauen worden. |
Das blaßorange markierte Wort ‘Chinese’ liefert den Treffer in der Volltextsuche, das blaßblau markierte ‘Chinesern’ wird nicht erkannt, denn da steht im OCR-Text ‘Chineftw’. Gleiche Typen auf einer Seite (also demselben Papier) knapp untereinander, kein Schatten (wie das in der jeweils inneren Spalte im Bereich des Möglichen wäre). Der Befund überrascht wenig – und es ließen sich vermutlich zahllose ähnliche Beispiele finden BTW: Das blassgrün markierte ‘Pecking’ wird bei einer Suche nach ‘Peking’ ebenfalls nicht gefunden, ein Blick in den OCR-Text zeigt warum: Dort steht ‘Ptckng’.
Big Data zum Greifen nahe?
Oder doch nicht?
―
- S. ANNO Suchhilfe
- S. ANNO Suchhilfe <abgerufen am 8.7.2013.>
- S. auch: Im Netz der (un)begrenzten Möglichkeiten.
- Das Wienerische Diarium war quasi der Vorgänger der Wiener Zeitung, es erschien 1703 bis 1779, ab 1780 erscheint das Blatt als Wiener Zeitung.
Zeitschrift für Sozialforschung (1932-1941) online
Das wissen schon einige, trotzdem auch hier noch einmal: Die berühmte Zeitschrift für Sozialforschung ist endlich online. Die Zeitschrift wurde 1932 vom Frankfurter Institut für Sozialforschung unter der Leitung von Max Horkheimer begründet und erschien in insgesamt neun Jahrgängen bis 1941.
Beim Download nicht verzweifeln, das dauert ein wenig, weil die Dateien sehr groß sind.
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