Beschäftigt man sich mit Herrscherporträts des 19. Jahrhunderts, kommt man meist nicht um die Frage herum, ob und warum sich die Monarchen bürgerlich darstellten. Die ältere Forschung ist dabei meist von einem Kopieren bürgerlicher Ideale und Vorstellungen ausgegangen, welches zum Ziel hatte, das Bürgertum für die Monarchie zu gewinnen. Vergleicht man nun gewisse Porträts des 19. Jahrhunderts mit älteren Bildern, ist eine eindeutige Tendenz zu Darstellungen von Einfachheit, Familienzusammenhalt sowie von (auch bürgerlichen) Tugenden wie Gelehrsamkeit, Strebsamkeit und Arbeitsethos nicht zu verkennen. Allerdings greift die Vorstellung, dass die Monarchen sich ihren Bürgern anpassten oder diese gar imitierten, zu kurz und ist von heutigen Sehgewohnheiten geprägt. Dies kann man gut an einem Porträt des späteren sächsischen Königs Johann (1801-73) darstellen, welches ihn als Prinz bei seiner Arbeit im Finanzkollegium zeigt.
Carl Christian Vogel von Vogelstein: Prinz Johann als Vorsitzender des Geheimen Finanz-Kollegiums, 1832.
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