„Eine so verrückte Sache (…) haben wir noch nie gemacht“

 

Eine Reise wert: das Grafikarchiv der Stiftung Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Berlin

Ein Beitrag von Teja Häuser

„Du musst Caligari werden!“, dachte ich mir und machte mich auf den mühsamen Weg nach Berlin Lichterfelde ins Grafikarchiv der Deutschen Kinemathek. Das Filmhaus, das die Deutsche Kinemathek beherbergt, befindet sich zentral am Potsdamer Platz gelegen, der Bereich Grafik ist jedoch ausgelagert, nach sehr weit draußen, an den Rand von Berlin. Einen Termin hatte ich schon mal, aber der Weg dorthin war steinig und kalt. Ein einsamer Bus fuhr mich hinaus ins Niemandsland, wo ich Caligari auf die Spur kommen wollte.

Abb. 1: Mappe Außenseite: "Das Kabinett des Dr. Caligari" IMG_0811 Inv.Nr. 198033_F251_054 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 1: Mappe Außenseite: “Das Kabinett des Dr. Caligari” IMG_0811 Inv.Nr. 198033_F251_054 Deutsche Kinemathek Berlin

 

Kein Zeichen, nichts deutet auf ein Archiv von über 15.000 Filmplakaten, Nachlässen und Entwürfen zu Filmen hin. Versteckt hinter riesigen Lkw führt eine kleine Treppe hinauf zu modernen, hellen Räumen, eine große Fensterfront eröffnet den weiten Blick in die umliegende Natur. Anett Sawall, meine Ansprechpartnerin für das Grafikarchiv, begrüßt mich freundlich und weist mir meinen Platz zu. Einer der Wagen, wie sie in Archiven üblich sind, mit allerlei Material beladen, steht schon bereit. Ich habe genügend Platz, um alles auf Tischen ausbreiten und einsehen zu können.

Es waren wohl schon einige Interessierte hier, die Mappen (Abb. 1), Umschläge und Papiere, die vor mir liegen, zeigen deutliche Spuren. Ich bin gespannt: Was wird mich hinter den Kulissen des berühmten Films „Das Cabinet des Dr. Caligari“ erwarten?

Abb. 2: Foto der rekonstruierten Bühnenbauten, Originale im Garfikarchiv der Deutschen KInemathek; Foto: Teja Häuser Abb. 2: Foto der rekonstruierten Bühnenbauten, Originale im Grafikarchiv der Deutschen KInemathek Berlin; Foto: Teja Häuser

Ganz oben liegt ein kleiner Umschlag mit Fotos: Aufnahmen der rekonstruierten Bühnenbauten (Abb. 2) versetzen mich in die Zeit vor 1920, den Beginn der Dreharbeiten des düsteren Stummfilms.

Originale der Bauten sind nicht mehr erhalten. Es war zur damaligen Zeit nicht abzusehen, welch großen Erfolg der Film haben würde. Nachdem die Bauten ihren Zweck für den Dreh erfüllt hatten, vernichtete man sie. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde vieles zerstört. Jedoch führte die anhaltende Begeisterung für den Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ dazu, dass Jahrzehnte später vieles rekonstruiert wurde, um die Entstehung des Films nachvollziehen zu können. Diese Vorgehensweise trug auch dazu bei, dass sich seit jeher viele Legenden um den Film ranken.

Den Fotos liegt ein dreiseitiges maschinengeschriebenes Dokument bei, das Hermann Warm am 3. November 1968 unterzeichnete. Er war einer der drei Künstler, die für die Gestaltung des Films verantwortlich waren. Hermann Warm versuchte, den Hergang der Dreharbeiten am Set, den Aufbau der Filmbauten im Nachhinein zu rekonstruieren. Ob die Aussagen knapp fünf Jahrzehnte nach der Entstehung des Films tatsächlich der damaligen Situation entsprechen, sei mal dahingestellt, dennoch finden sich darin einige interessante Hinweise darauf, welch ein Pionierprojekt der Caligarifilm war:

„Es war nicht immer genügender Abstand für die Kamera, von der Dekoration im Atelier vorhanden, die Kamera stand einigemal ausserhalb des Ateliers, wie es aus den Lageplänen zu ersehen ist. Um der Kamera den freien Blick auf die Dekorationen, daß Spielfeld bei den Totaleinstellungen zu geben, mussten Glasscheiben und auch Scheibenfalz T. Eisen entfernt werden. Für die Kamera wurde im Freien, eine kleine Kombüse aus Blenden gebaut.“

Abb. 3: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Mordzimmer" von Hermann Warm; IMG_0114 Inv.Nr. 198033_F251_001 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 3: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Mordzimmer” von Hermann Warm; IMG_0114 Inv.Nr. 198033_F251_001 Deutsche Kinemathek Berlin

„Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass damals alle technischen Arbeitskräfte, gleichviel welcher Berufsart sie angehörten, überall Hand mit anlegten, ja sogar die Beleuchter bis zum Drehbeginn sich an den Aufbauarbeiten beteiligten. Bei dem Caligarifilm im besonderen, denn eine so verrückte Sache, wie die Arbeiter sagten, haben wir noch nie gemacht. In diesem Film hatte der Kameramann keine besonderen Aufgaben zu lösen, nur ein diffuses allgemeines Licht war zu geben, Licht und Schatten Stimmung alles war ja von uns gemalt. Ich möchte noch hervorheben, dass der Stil des Caligarifilms und die Idee diesen Film expressionistisch zu gestalten, allein von uns den drei Filmbildnern Hermann Warm, Walter Reimann, Walter Röhrig ausging, keinerlei Anregung für Stil und Gestaltung wurden gegeben. Alle anders lautenden Veröffentlichungen sind unrichtig.“

Hermann Warm, geboren am 5. Mai 1889 in Berlin und gestorben am 17. Mai 1976 in Westberlin, war bereits vor den Dreharbeiten des expressionistischen Films „Das Cabinet des Dr. Caligari“ ein etablierter Theatermaler und Filmarchitekt. Er arbeitete gemeinsam mit Walter Röhrig und Walter Reimann an dem Film. Als Maler und Filmarchitekten bildeten sie ein dreiköpfiges Gespann von enormer kreativer Schaffenskraft. Ihnen gelang mit diesem Stummfilm unter der Regie von Robert Wiene ein Meilenstein der Filmgeschichte. Die Filmbauten trugen maßgeblich zu der düster expressionistischen Stimmung des Films bei. Mit gemaltem Licht und Schatten (Abb. 3), erzeugten sie ein spannungsreiches Spiel von Hell und Dunkel, das sich auf der Leinwand zu einer grotesken Filmlandschaft verzerrte.

Abb. 4: "Das Kabinett des Dr. Caligari": Die Stadt Holstenwall" und "Das Mordzimmer" Architekturskizze von Hermann Warm; IMG_1257 Inv.Nr. 198033_F251_114 Deutsche Kinemathek B Abb. 4: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: Die Stadt Holstenwall” und “Das Mordzimmer” Architekturskizze von Hermann Warm; IMG_1257 Inv.Nr. 198033_F251_114 Deutsche Kinemathek Berlin

Der außergewöhnliche und neuartige Stil des Films war wegbereitend und eröffnete neue Möglichkeiten in der Filmgestaltung, die auch international aufgegriffen wurden.

Vor mir liegen sie, die Architekturskizzen (Abb. 4) für die Filmkulissen mit denen „Das Cabinet des Dr. Caligari“ zum Leben erweckt werden sollte. Bis ins kleinste Detail genauestens festgelegt, auf Millimeterpapier geplant, berechnet, vergrößert, um sich schließlich immer näher an die Verwirklichung des Filmsets heranzutasten. Ich bin beeindruckt von der Komplexität der vorliegenden Materialien, immer wieder wurden kleinste Abweichungen akribisch festgehalten. Ich kann die Mühe und Leidenschaft, mit der sich die Künstler ans Werk begeben haben, nachfühlen. Jedes einzelne Blatt ist handbeschriftet, die Persönlichkeit überall herauszulesen. Zunächst dachte ich, die vorliegenden Blätter wären zeitgenössische Originale, denn nirgendwo fand sich ein Hinweis auf deren echtes Entstehungsdatum. Ich ging davon aus, dass die Skizzen eben während der Planung des Films entstanden. Im Gespräch mit dem Sammlungsleiter der Deutschen Kinemathek Werner Sudendorf erfuhr ich jedoch, dass die Architekturskizzen in der Mehrzahl erst Jahrzehnte nach der Aufführung des Films entstanden. Es sind Rekonstruktionen, die die Entstehung des Films im Nachhinein wiederauferstehen lassen sollen.

Die neue Sichtweise schmälert meine Begeisterung für den Film und seine bildkünstlerische Überlieferung nicht. Alle Zeichnungen sind von Hand angefertigt, die Täuschung ist gelungen. Das wirft für mich die Frage auf, wie perfekt und unpersönlich dazu im Vergleich ein Animationsfilm wirken muss, der unter Einsatz von moderner Computertechnik erstellt wird. Nach und nach wühle ich mich durch die Skizzen und Grundrisse, lese Anmerkungen und Kommentare und tauche immer weiter ein in die mörderische Szenerie zwischen Genie und Wahnsinn.

Abb. 5: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Feldweg an der Stadtgrenze" von Hermann Warm; Bild mit Farbkarte IMG_0317 Inv.Nr. 198033_F251_034 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 5: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Feldweg an der Stadtgrenze” von Hermann Warm; Bild mit Farbkarte IMG_0317 Inv.Nr. 198033_F251_034 Deutsche Kinemathek Berlin

Jedes Blatt ist sorgfältig archiviert und auf der Rückseite mit einer Nummer versehen. Alles wurde digital abfotografiert und in eine Datenbank aufgenommen. Ich notiere mir die Archivsignaturen, um mir einzelne Bilder vom Archiv als Scans bestellen zu können. Um einen möglichst originalgetreuen Zustand der Entwürfe und Skizzen, insbesondere der Farbigkeit im Foto wieder zu geben, wird jedes einzelne Blatt mit einer Farbkarte abfotografiert, sodass ein Weißabgleich im Nachhinein noch möglich ist (Abb. 5).

Ich schlage eine weitere Mappe auf, vor mir liegt „Das Mordzimmer“, eine farbige Zeichnung von Hermann Warm. Malerisch, düster verzerrt und ausdrucksstark folgen weitere seiner einzigartigen Szenenentwürfe für den Caligarifilm. Ich bin erstaunt von der Farbigkeit der Bilder, sie verleihen den Kulissen einen ganz eigenen Ausdruck, den der Film so nicht hergibt. Jedes einzelne Bild ist ein Kunstwerk, signiert von Hermann Warm. Jedoch sind auch diese Werke erst im Nachhinein entstanden, denn die Deutsche Kinemathek beauftragte Hermann Warm in den 1960er Jahren, Rekonstruktionen der Entwürfe zu erstellen. Die Farben sind dezent eingesetzt, sie geben die Stimmung der Szene deutlich wieder und lassen ein Gesamtkunstwerk entstehen, das durch seine Eigentümlichkeit und Ästhetik besticht. Manchmal kann ich mich jedoch eines Verdachts von Kitsch nicht erwehren. Ob dies der Tatsache geschuldet ist, dass es sich um Rekonstruktionen handelt, die sicherlich eine gewisse Verklärung mit sich bringen?

Abb. 6: Das Kabinett des Dr. Caligari": "Dächer" von Hermann Warm; IMG_0107 Inv.Nr. Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 6: Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Dächer” von Hermann Warm; IMG_0107 Inv.Nr. Deutsche Kinemathek Berlin

Dennoch lasse ich mich von meinem Weg nicht abbringen, mit Begeisterung enthülle ich jedes sorgsam eingeschlagene Passepartout, Schritt für Schritt gehe ich durch „Das Cabinet des Dr. Caligari“, über die „Dächer“ (Abb. 6)…

Abb. 7: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Rathausplatz mit Markteingang" von Hermann Warm; IMG_0108 Inv.Nr. 198033_F251_007 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 7: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Rathausplatz mit Markteingang” von Hermann Warm; IMG_0108 Inv.Nr. 198033_F251_007 Deutsche Kinemathek Berlin

 

 

 

 

… auf den „Rathausplatz mit Markteingang“ (Abb. 7),

 

 

 

 

 

Abb. 8: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Schlafzimmer von Jane" von Hermann Warm; IMG_0314 Inv.Nr. 198033_F251_31 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 8: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Schlafzimmer von Jane” von Hermann Warm; IMG_0314 Inv.Nr. 198033_F251_31 Deutsche Kinemathek Berlin
Abb. 9: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Gartenmauer" von Hermann Warm; IMG_0322 Inv.Nr. 198033_F251_39 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 9: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Gartenmauer” von Hermann Warm; IMG_0322 Inv.Nr. 198033_F251_39 Deutsche Kinemathek Berlin

 

 

 

 

…durch das „Schlafzimmer von Jane“ (Abb. 8),

 

 

 

 

 

 

 

… an der „Gartenmauer“ (Abb. 9) entlang,…

Abb. 10: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Mordzimmer" von Hermann Warm; IMG_0249 Inv.Nr. 198033_F251_017 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 10: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Mordzimmer” von Hermann Warm; IMG_0249 Inv.Nr. 198033_F251_017 Deutsche Kinemathek Berlin

 

 

 

 

… ins „Mordzimmer“ (Abb. 10)….

 

 

 

 

Abb. 11: "Das Kabinett des Dr. Caligari": "Gefängniszelle" von Hermann Warm; IMG_0250 Inv.Nr. 198033_F251_016 Deutsche Kinemathek Berlin Abb. 11: “Das Kabinett des Dr. Caligari”: “Gefängniszelle” von Hermann Warm; IMG_0250 Inv.Nr. 198033_F251_016 Deutsche Kinemathek Berlin

 

 

 

… bis schließlich zur „Gefängniszelle“ (Abb. 11).

Der Blick hinter die Kulissen hat sich wirklich gelohnt, er wirft, zumindest für mich, ein neues Licht auf den Stummfilmklassiker. Geschafft, aber zufrieden und den Kopf voller Bilder, verlasse ich das Grafikarchiv der Deutschen Kinemathek Berlin.

Vielen Dank an die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Berlin und Frau Sawall vom Grafikarchiv,  die mir diesen spannenden Einblick ermöglichten und mir die Bilder zur Verfügung stellten.

Abbildungsverzeichnis:

  • Abb. 1: Mappe Außenseite; „Das Kabinett des Dr. Caligari“ IMG_0811 Inv.Nr. 198033_F251_054
  • Abb. 2: Foto der rekonstruierten Bühnenbauten, Originale im Grafikarchiv der Deutschen Kinemathek, keine Archivsignatur vorhanden; Foto: Teja Häuser
  • Abb. 3: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Mordzimmer“ von Hermann Warm; IMG_0114 Inv.Nr. 198033_F251_001
  • Abb. 4: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Die Stadt Holstenwall“ und „Das Mordzimmer“ Architekturskizze von Hermann Warm; IMG_1257 Inv.Nr. 198033_F251_114
  • Abb. 5: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Feldweg an der Stadtgrenze“ von Hermann Warm; Bild mit Farbkarte IMG_0317 Inv.Nr. 198033_F251_34
  • Abb. 6: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Dächer“ von Hermann Warm; IMG_ 0107 Inv.Nr. 198033_F251_37
  • Abb. 7: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Rathausplatz mit Markteingang“ von Hermann Warm; IMG_0108 Inv.Nr. 198033_F251_007
  • Abb. 8: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Schlafzimmer von Jane“ von Hermann Warm; IMG_0314 Inv.Nr. 198033_F251_31
  • Abb. 9: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Gartenmauer“ von Hermann Warm;IMG_0322 Inv.Nr. 198033_F251_39
  • Abb. 10:„Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Mordzimmer“ von Hermann Warm;IMG_0249 Inv.Nr. 198033_F251_017
  • Abb. 11: „Das Kabinett des Dr. Caligari“: „Gefängniszelle“ von Hermann Warm;IMG_0250 Inv.Nr. 198033_F251_016

 

Quellenverzeichnis:

  • Grafikarchiv der Deutschen Kinemathek Der Brief von Hermann Warm vom 3. November 1968 befindet sich im Original im Grafikarchiv der Deutschen Kinemathek, dieser ist nicht mit einer Archivsignatur erfasst.
  • http://www.deutsche-kinemathek.de/de/archive/plakate/allgemein 11.5.2014
  • http://www.deutsche-kinemathek.de/de/deutsche-kinemathek/das-filmhaus 11.5.2014
  • http://www.deutsche-kinemathek.de/de/ausstellungen/staendige-ausstellung-film/das-cabinet-des-dr-caligari-1920 11.5.2014
  • http://www.filmportal.de/film/das-cabinet-des-dr-caligari_cb123ff9496d416c972e6cd8aaec08ca 11.5.2014
  • http://www.filmportal.de/person/hermann-warm_a879929fca2a463e973995e80d95e703 11.5.2014
  • http://www.filmportal.de/person/walter-roehrig_e8fc9e002ddc435b88e55c8d69ebbac5 11.5.2014
  • http://www.filmportal.de/person/walter-reimann_d724764e2336447485fee83d2ae7f3cd 11.5.2014
  • http://www.filmportal.de/person/robert-wiene_3b1b939b80974a9f83c94e635940c8c0 11.5.2014
  • http://www.bertelsmann.de/news-und-media/specials/das-cabinet-des-dr.-caligari/ 11.5.2014

 

Quelle: http://filmeditio.hypotheses.org/301

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Radio TEXperimenTales

Wenn man meinen Kram hier gerne liest, mag man mich vielleicht ja auch mal hören. Dazu gibt es jetzt die Gelegenheit, da der weitläufig für seine Wrint-Podcasts bekannte Holger Klein mich interviewt hat und das Interview dann tatsächlich auch veröffentlichte.

Wrintlogo

Es ist erschienen in der Rubrik “zum Thema” und dreht sich über weite Strecken um die Tücken des Voynich Manuskripts – das bleibt halt so ziemlich das Öffentlichkeitswirksamste, was ich zu erzählen habe. Dazu gibt es aber auch kleine Abstecher, z.B. in die Computerlinguistik (ganz zu Anfang – da läuft es noch etwas unrund bei mir, man gibt halt nicht alle Tage ein Telefoninterview) und um die Frage, was Mode und Wissenschaft miteinander zu tun haben.

Insgesamt muss ich feststellen, dass ich zufriedener mit dem Ergebnis bin, als ich vorher gedacht hatte. Mit Holger kann man allerdings auch verdammt gut plaudern, auf diesem Wege sei ihm herzlich dafür gedankt. Angebandelt wurde das ganze mal wieder über Twitter, wo das einzigartige @mettwurstballett Holger auf mein Halbwissen zum Voynich Manuskript aufmerksam machte, worauf dieser mich anrief. Das Ergebnis könnt ihr hier anhören oder herunterladen. Vielleicht ja irgendwo im Grünen an diesem sonnigen Pfingstwochenende.

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1066

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Rückenkratzer und Zepter – und (doch kein) Kulturtransfer (I)

Lange Zeit ging man davon aus, dass sich das chinesische ruyi 如意-Zepter aus dem Rückenkratzer buddhistischer Mönche, die es aus Indien mitgebracht hätten, entwickelt hatte. Mittlerweile gibt es zahlreiche Belege, die auf eine zwar parallele aber doch unabhängige Entwicklung des Zepters in China hindeuten.[1]

Hinweise auf einen – nach neueren Belegen nun doch nicht stattgefundenen – Kulturtransfer – gab Wolfram Eberhard in seinem Lexikon chinesischer Symbole:

“In vielen Folkloresammlungen findet man einen Rückenkratzer. Er ist meist aus einem Bambusstock, an dem der eigentliche Kratzer, der wie eine Klaue oder Hand aussieht, befestigt ist. Dieses Instrument scheint aber noch eine andere Bedeutung gehabt zu haben, nämlich als ‘Diskussionsstab’ (t’an-chu): ein Stab, manchmal auch nur ein Kiefernzweig und nicht selten ein Zepter, den der Lehrer vor sich aufstellte; ein Schüler, der eine Diskussion beginnen wollte, nahm ihn heraus und sprach dann. Dieser Stab scheint schon ziemlich früh mit dem Buddhismus nach China gekommen zu sein.”[2]

Im Zusammenhang mit dem möglichen Ursprung des Rückenkratzers und dessen anschließender Verbreitung in China weist Eberhard auch auf eine Legende hin, in derem Mittelpunkt die Göttin Magu 麻姑 steht. Legenden zufolge lebte Magu im 2. Jh. n. Chr. Am Rande eines Banketts habe sich der Kaiser Huan 桓  (147-168 n. Chr.) vorgestellt, wie schön es sein müsse, von diesen langen Fingernägeln gekratzt zu werden, wenn einem der Rücken jucke. Wiewohl der Kaiser “für solchen frevlerischen Gedanken mit einer unsichtbaren Peitsche gestraft worden” wäre, wurde Magu seither stets mit Wohlergehen und Langlebigkeit assoziiert.[3]

Lesen Sie nächste Woche: Rückenkratzer und Zepter – und (doch kein) Kulturtransfer (II): Das ruyi-Zepter

  1. Vgl. dazu Ronald G. Knapp, Michael Freeman: Things Chinese. Antiques – Crafts – Collectibles (Singapore 2011) 133.
  2. Wolfram Eberhard: Lexikon chinesischer Symbole. Die Bildsprache der Chinesen (München, 5. Aufl. 1996) 246 f. (“Rückenkratzer, sao-chang 搔杖”).
  3. Eberhard: Lexikon, 185 f. (“Ma-ku”; zum Zitat ebd., 186 f.) vgl. dazu auch Patricia Bjaaland Welch: Chinese Art. A Guide to Motifs and Visual Imagery (Singapore 2008) 206 f. (“Magu”) sowie das Glossar in Sun Yaoting: Der letzte Eunuch des Kaisers Puyi. Autobiographie. Aus dem Chinesischen von Uwe Frankenhauser (München 1993) 676 (“Fee Tante Ma”).

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1161

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Funktion des Fernsehens aus Elternsicht

Die erste Aufgabe des Blended-Learning Seminars “Frühkindliche Medienbildung”, das von Prof. Dr. Helen Knauf geleitet wird, befasste sich mit der Recherche von Grundlagen des Lernens und der Entwicklung von (kleinen) Kindern. Dieses von den Teilnehmenden selbst erarbeitete Wissen sollte dann mit der digitalen Medienumwelt in Verbindung gesetzt werden. Und zwar in Form einer Präsentation, die zusammen mit dem gesprochenen Text als Screencasts produziert werden sollte. Funktion des Fernsehens im Alltag von 0-5-jährigen aus Elternsicht In diesem Screencast werden die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/6866

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Elisabeth Steiger: “Crowdsourcing, Online-Präsentationen und -Ausstellungen. Zur Nutzung von Flickr im Stadtarchiv Speyer”

 

 

 

 

Crowdsourcing, Online-Präsentationen und -Ausstellungen. Zur Nutzung von Flickr im Stadtarchiv Speyer

 

Ich werde Ihnen heute einen kleinen Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs Speyer mit Flickr geben.
Seit Juni 2011 betreibt das Stadtarchiv Speyer einen eigenen Flickr-Account. Wir gehören damit immer noch zu den ganz wenigen Archiven hierzulande, die Flickr institutionell einsetzen.

Seit dem Sommer 2011 haben wir zu Crowdsourcing-Zwecken, vor allem aber auch für Online-Präsentationen und Online-Ausstellungen ca. 1550 Fotos in 38 verschiedenen thematischen Alben auf Flickr präsentiert. Wir nutzen Flickr daneben auch für fotografische Impressionen von Veranstaltungen.
Zunächst ein kurzer Überblick über den Fotobestand unseres Archivs: Die Fotosammlungen des Stadtarchivs Speyer sind sehr umfangreich. Alleine die „alte“ Fotosammlung auf Karteikarten umfasst ca. 40.000 Fotos, dazu kommen diverse Foto-Nachlässe, z.B. der Nachlass von Karl Lutz aus dem 2. Weltkrieg oder auch die Negative des wichtigen Speyerer Pressefotografen Fred Runck mit einer stattlichen Anzahl von 180.000 Negativen. Weiterhin sind natürlich zahlreiche Aufnahmen vorhanden, die uns nur digital vorliegen. Zusammengefasst befinden sich also insgesamt weit über 200.000 Fotos im Stadtarchiv Speyer. Leider muss man sagen, dass davon mindestens 75 % noch ohne Erschließung sind.
Seit dem Jahr 2013 helfen dem Stadtarchiv Speyer mehrere ehrenamtliche Mitarbeiter, die intensiv mit den Fotonachlässen und deren Digitalisierung und Erschließung beschäftigt sind. So wird beispielsweise der genannte Nachlass Runck durch ehrenamtliche Mitarbeiter identifiziert und digitalisiert. Ebenso verhält es sich zum Beispiel mit dem Nachlass Lutz, der Stück für Stück in einem eigens dafür vorgesehenen Weblog präsentiert wird. Auch auf Flickr befinden sich digitalisierte Beispiele aus diesem Nachlass.

Doch was genau ist eigentlich Flickr?

Flickr ist ein Portal, das besonders für digitale oder digitalisierte Fotografien geeignet ist. Außerdem können Videos bis zu drei Minuten mit Kommentaren und Notizen auf die Website geladen werden. Dies kann über den „herkömmlichen“ Weg, aber auch durch E-Mail oder vom Mobiltelefon aus geschehen. Die Fotos auf Flickr können in Kategorien oder in Tags, also in Schlagwörter, sortiert werden. Es ist möglich, nach Stichworten zu suchen, Fotostreams anderer Benutzer anzusehen, Fotos zu teilen und Bilder mit Bildausschnitten zu kommentieren. Weiterhin wird das Einbetten und die Darstellung auf beliebigen Webseiten oder das finden neuer Bilder zu einem bestimmten Thema durch zahlreiche RSS-Feeds vereinfacht. Durch eine spezielle Suchfunktion kann der Nutzer Bilder mit Creative-Commons-Lizenzen finden, also Bilder, die der Gemeinfreiheit und somit keinem Urheberrecht unterliegen, das eine Weiterverarbeitung verbieten würde. Beim Stichwort „Commons“ muss man kurz auf die Flickr-Commons hinweisen: Das eigentliche Ziel von „The Commons“ ist, verborgene Schätze der öffentlichen Fotoarchive auf der ganzen Welt allgemein verfügbar zu machen. Dazu soll der Flickr-User Tags und Kommentare zu den Fotos hinzufügen, die das Foto erläutern und identifizieren – nutzergenerierte Erschließung sozusagen. Teilnehmer an Flickr Commons sind teils namhafte Institutionen wie zum Beispiel das Nationalmuseum von Dänemark, das Nationalarchiv der Niederlande oder auch die U.S. National Archives.
Im Februar 2012 begann Flickr, seine Seite umzugestalten. Das Ziel war eine einfachere Navigation, weniger Weißflächen im Layout, erweiterte Social-Features und ein besserer Austausch zwischen den Mitgliedern der Flickr-Community. Wir haben damals von unserem erweiterten kommerziellen Account auf einen „normalen“ wieder umgestellt, da uns der „neue“ kommerzielle (mit Kosten von 24,95 Dollar pro Jahr) unnötig teuer erschien. Unser jetziger Account umfasst Daten in maximaler Höhe von einem Terabyte.

Wie genau nutzt das Stadtarchiv Speyer nun Flickr?

Wie schon erwähnt, verwenden wir Flickr zu mehreren Zwecken: Zum einen stellen wir ausgewählte Bestände darauf online für virtuelle Ausstellungen oder Präsentationen. Dies war und ist immer noch die Hauptaktivität, die auch sehr gut angenommen wird. In ähnlicher Weise nutzen wir außerdem übrigens seit einigen Monaten intensiver Pinterest. Zum anderen verwenden wir Flickr, um in einfacher Weise und mittels klar umrissener kleiner Bestände und Präsentationen nutzergenierte Erschließung zu erhalten, also Crowdsourcing.
Auch für diese Aufgabe ist Flickr ein sinnvoll einsetzbares Medium: Es kommt vor, dass Bilder Motive enthalten, die nicht zuzuordnen sind. Gerade in den Fotonachlässen haben wir es oftmals mit Abbildungen von gewissen Gebäuden oder Landschaften zu tun, die wir nicht kennen. Hier kommt das Online-Publikum ins Spiel: Je mehr Menschen dieses Foto sehen, desto größer ist die Chance, dass jemand das Motiv erkennt und identifiziert. In unserem konkreten Fall wurden auf diese Weise von 88 unerschlossenen regionalen Pfalz-Bildern der 1920er Jahre aus dem Nachlass Arthur Barth immerhin 48 Fotos erschlossen, bei 5 Bildern haben wir eine konkrete Vermutung, um was es sich bei dem Motiv handeln könnte. Aus dem Nachlass Dr. Weisbrod wurden innerhalb von vielleicht 3 Tagen von 103 Fotos 21 Motive erschlossen. Mittlerweile sind wir bei 27 erschlossenen Motiven.
Die genannten Beispiele beweisen, dass sich Crowdsourcing via Flickr durchaus lohnt:
Jedes erschlossene Foto ist ein Gewinn für das Archiv und Erfolgsaussichten von über 50 %, wie im Beispiel Nachlass Barth, sprechen für sich! Das Hochladen auf Flickr dagegen ist keine große Sache. Eher ein Problem ist, dass die Kommentare nicht nur via Flickr selbst kommen (wozu man ja einen Yahoo-Account braucht), sondern auch über diverse andere Kanäle, z.B. über Facebook, Twitter oder E-Mails.
Wir wollen demnächst mit der genannten Fotosammlung Runck über Flickr einen großflächigeren Versuch wagen: Derzeit werden im Stadtarchiv viele Tausend Negative aus den 1970er Jahren digitalisiert, die nur nach Ort, Monat und Jahr beschrieben sind. Hier geht es also um die Identifizierung der Motive, Personen und Veranstaltungen. Da viele Fotos in der Zeitung abgedruckt wurden und die „Zeitzeugen“ heute im „besten Alter“ sind, besteht da eine ganz gute Hoffnung auf gute Ergebnisse.

Ein ähnliches Crowdsourcing – Projekt, wie wir es in Speyer betreiben, ist derzeit vom Staatsarchiv Hamburg geplant, allerdings nicht mit Fotos: Dort lagern Urkunden mit ungeklärter Provenienz, die 1919/1920 aufgekauft wurden. In einer ersten Phase sollen nun 150 dieser Urkunden digitalisiert und online gestellt werden, die dann mithilfe der Kommentarfunktion von Flickr erschlossen werden sollen.
Da Flickr jedoch ein Portal ist, das im Wesentlichen auf Fotos basiert, könnte sich dieses Unterfangen meiner Einschätzung nach als eher schwierig erweisen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass kleinere und überschaubare Sammlungen von der Flickr-Community eher angenommen werden, als große Bestände. Und am besten Fotos, die ein regionales Publikum ansprechen.

Wie dem auch sei, wir stellen nicht nur „Altes“ auf Flickr: Auch neue Bilder, beispielsweise von aktuellen Ereignissen, an denen das Stadtarchiv beteiligt ist, werden darüber verbreitet. Ganz leicht können unsere virtuellen Besucher so gewissermaßen selbst an den gezeigten Veranstaltungen teilnehmen.
Die Vorteile von Flickr für kleinere Archive sind unbestritten: Auf schnelle, kostensparende und einfache Weise können große Mengen an Bildern publik gemacht und in die Öffentlichkeit getragen werden. Mit wenig Arbeits- und vor allem Personalaufwand kann eine Ausstellung historischer Fotos „aufgebaut“ werden, die nicht nur regional, sondern theoretisch weltweit Besucher erreichen kann.
Abschließend noch ein Hinweis, der allen klar sein muss: Wie viele andere Social-Media-Plattformen ist Flickr ebenfalls ein kommerzielles Produkt, das theoretisch jederzeit wieder verschwinden kann. Es empfiehlt sich daher, nicht den gesamten Fotobestand, sondern nur einzelne Teile davon via Flickr anzubieten und damit sozusagen „frei“ zu geben. Wir laden sämtliche Fotos, die wir auf Flickr zeigen, auch über unsere normale Datenbank ins Netz hoch; die Digitalisierung der Fotosammlungen läuft immer parallel mit. Ergebnisse der Identifizierung werden dann händisch (anders geht es nicht) von Flickr in unser System übertragen.
Unsere Fotos werden unter der folgenden Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht: Eine Namensnennung muss erfolgen, die Bilder dürfen nicht kommerziell genutzt werden. Eine Weitergabe darf nur unter gleichen Bedingungen erfolgen.
Zusammengefasst lässt sich Folgendes sagen: Auch wenn gewisse Dinge bedacht und kritisch beurteilt werden müssen (dies gilt auch für das neue Design, das nicht immer Freude macht), so leistet Flickr doch unbestritten einen guten Beitrag zur Fotoerschließung des Stadtarchivs Speyer. Sowohl in Sachen Crowdsourcing, als auch in Sachen virtuelle Präsentation kann es eingesetzt werden.
Es ist ein wichtiger Bestandteil unserer Web20-Auftritte und Kanäle: Von Facebook angefangen über Twitter, Pinterest, einen Videokanal, natürlich Flickr bis hin zu derzeit sechs verschiedenen Blogs.
Flickr erweist sich vor allem für kleinere und mittlere Archive als sehr einfach zu nutzendes Medium. Man würde dieser Plattform im deutschen Archivwesen gerne mehr Verbreitung wünschen. Betrachtet man sich im konkreten Beispiel des Stadtarchivs Speyer die Zugriffszahlen auf die Fotoalben, so stellt man fest, dass dieser Wunsch durchaus gerechtfertigt ist: Bei einigen Alben können wir über 1000 Zugriffe verzeichnen, teilweise sogar mehr als 2000. Das Album zur Ausstellung „Josel von Rosheim“ ist unser aussagekräftigstes Beispiel – mit mehr als 5100 Zugriffen.
Diese Zahlen sprechen für sich!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1718

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Mai 2014

Die Maifundstücke setzen sich aus drei Bereichen zusammen, nämlich skandinavischen Projekten, die das Portal “Europeana” füttern, einigen neuen Meldungen zu 1814  sowie einigen Einzelmeldungen zu verschiedenen Themenbereichen.

Skandinavien und das Portal “Europeana”

Ein Ziel des Europeana Newspapers Projekts besteht darin, den Zugang zu his­to­ri­schen Zeitungen zu erleich­tern und Millionen Seiten im Volltext durch­such­bar zu machen. Im derzeit zweiten Projektjahr wurde die Betaversion des Zeitungsbrowsers online gestellt, mit dem bereits Metadaten von mehreren isländischen Zeitungen sowie Volltextausgaben aus dem finnischen Bereich recherchiert werden können.

Als fünftgrößter Lieferant von digitalisierten Bildern, Dokumenten, Filmen und  Tondokumenten hat Schweden bereits mehr als 2.5 Millionen Digitalisate in Europeana eingestellt, darunter beispielsweise Jan Troells Kurzfilm Porträtt av Åsa.

Norwegen steht mit 1,3 Millionen veröffentlichten digitaliserten Objekten aus dem norwegischen Kulturerbe an 9. Stelle der beitragenden Länder. Mit der Kampage Krigshistoriens sorte hull sollen Lücken in der Geschichte Norwegens im Bezug auf den Zweiten Weltkrieg geschlossen werden. Dies soll einerseits durch die Bereitstellung bereits vorhandener Digitalisate, die in der Europeana zugänglich sind, geschehen, anderseits möchte man mittels Crowdsourcing Quellenmaterial zusammentragen, das ebenfalls über das Portal zugänglich gemacht werden soll.

Quellen zu 1814:

Das norwegische Digitalarkivet hat zum Grunnlov-Jubiläum das Projekt Det norske folk i 1814 (DNF1814) angestoßen. Es hat zum Ziel alle Geburten, Taufen und Sterbefälle aus den Kirchenbüchern des Zeitraumes 1801–1815 elektronisch zu transkribieren, um ein genaueres Bild über die norwegische Gesellschaft in den Jahren um 1814 zu ermöglichen. Ein Teil der Daten (siehe detaillierte Liste) sind bereits in der Datenbank  recherchierbar.

Auch in dem vom Kulturrat betriebenen Portal Norges dokumentarv sind diverse digitalisierte Quellen zum Thema einsehbar, hier eine Auswahl. Hingewiesen sei auch auf die Quellensammlung der Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet und die Themaseiten des norwegischen Reichsarchivs. Auf der Portalseite Statsmaktene findet sich eine umfangreiche Quellensammlung zum politischen Norwegen. Die darin enthaltenen digitalen Dokumente aus den Bereichen Regierung, Storting und Gericht umfassen beispielsweise die gedruckten Dokumente des Stortings von 1814 bis 2001.

Die norwegische Nationalbibliothek hat in diesem Jahr die Serie NB kilder lanciert, in der wichtige unveröffentlichte transkribierte Quellen aus deren Privatarchiv digitalisiert und in elektronischer Form zugänglich gemacht werden. Die erste Ausgabe enthält Quellenmaterial zum Thema 1814.

Mit der Rolle der Samen und auch der Kvener im Zusammenhang mit dem Grunnlov-Prozess in Nordnorwegen beschäftigt sich folgender NRK-Artikel.

Dänemark

Die lokalen handgeschriebenen Volkszählungslisten aus der Zwischenkriegszeit sind in der Datenbank des Archivs Silkeborg online gestellt worden. Neben den Angaben zu 50.000 Bürgern aus den Jahren 1915, 1917, 1923, 1929 og 1937 ist die Recherche in folgenden Quellengruppen möglich: Kriegsveteranen, Kataster- und Stadtregister, Unternehmens-, Personen- und Vereinsarchive.

Die dänischen Bibliotheken “Det Administrative Bibliotek” (DAB) und “Det Kongelige Bibliotek”  ermöglichen mit dem Portal Statens Netbibliotek einen Zugang zur den historischen wie auch aktuellen digitalen Dokumenten der staatlichen Verwaltung.

In der Datenbank Danske Herregårde des Zentrums für Gutshofforschung kann man die historische Entwicklung der (ca. 700) Gutshöfe Dänemarks über einen Zeitraum von 500 Jahren recherchieren. Neben Angaben zum Grundbesitz und den Eigentums- und Produktionsverhältnissen finden sich Literaturhinweise sowie ein umfangreiches Bildarchiv.

Schweden/ Norwegen

Die im Post vom März 2014 angekündigte Datenbank zum Projekt “Work with sound” ist jetzt online und auch die im im letzten Monat vorgestellten Digitalisate des Flugfotoarchivs Widerøe sind in der Datenbank der norwegischen Nationalbibliothek recherchierbar.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2346

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Kanonen für katholische Iren

Während im Sommer 1645 immer mehr Gesandte nach Westfalen kamen, um dort endlich über eine Beendigung des Kriegs zu verhandeln, waren andernorts neue Konflikte ausgebrochen. So in Irland, wo seit 1641 ein Aufstand tobte, in dem sich sowohl der englische Konflikt zwischen Royalisten und Parlamentariern spiegelte, aber vor allem auch der konfessionelle Antagonismus eine große Rolle spielte. Vor dem Hintergrund ist ein Briefwechsel aus dem September 1645 zu sehen. Damals wandte sich der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt an Kurfürst Ferdinand von Köln und bat darum, daß er ihm wieder zwei halbe Karthaunen überlasse. Diese mittelgroßen Geschütze, die 12pfündige Kugeln verschossen, wolle er, Hatzfeldt, nun katholischen Iren „auf deren bewögliches ansuchen“ übergeben – ein kleines Beispiel für die kaum untersuchten Bezüge zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und den Konflikten in England und Irland (Melchior Graf von Hatzfeldt an Kurfürst Ferdinand von Köln, Eger 9.9.1645, Schönstein, Fürstlich Hatzfeldt-Wildenburgsches Archiv, Kriegsarchiv Melchior von Hatzfeldt Nr. 236, Konzept mit Verbesserungen; Ferdinands Antwort aus Bonn am 27.9.1645 ebenda.).

Die Geschichte dieser zwei Geschütze reichte bis ins Jahr 1642 zurück, als Hatzfeldt, wie er in diesem Brief berichtete, die beiden Kanonen vom damaligen kurbayerischen Feldmarschall Graf Wahl gekauft hatte. Im Lager bei Zons habe er für beide Stücke, über deren Herkunft man nichts weiter erfährt (waren es vielleicht Beutestücke?), 800 Reichstaler in bar bezahlt. Als bald darauf der Kaiser verfügte, daß Hatzfeldt den Niederrhein verlassen und sich um den Schutz der kaiserlichen Erblande kümmern sollte, wollte er die erhandelten Kanonen dem Kaiser für denselben Wert weitergeben. Dieser Kauf kam jedoch nicht zustande, und die Kanonen verblieben nach Hatzfeldts Abmarsch im Rheinland, wo sie unter die Obhut des Kölner Kurfürsten kamen. An letzteren richtete sich daher nun das „vnterthenigste[.] bitten“, diese Kanonen wiederum nach Köln bringen zu lassen, wo Hatzfeldt begütert war.

Der Kurfürst konnte sich diesem Ansuchen kaum verschließen, nicht nur weil Hatzfeldt der tatsächliche Besitzer war. Auch sein Anliegen, diese Kanonen den konfessionsverwandten Iren zu überlassen, mußte ganz im Sinne Ferdinands von Köln gewesen sein. Offenbar hatte Hatzfeldt schon im Jahr 1642 mit den Vertretern der Irischen Katholischen Konföderation (Konföderation von Kilkenny) Kontakt und war willens, ihnen diese Geschütze zu übergeben. Allerdings hatte es den Iren „damals an gelegenhit ermanglet, selbige fortzubringen“. Doch nun (also im September 1645) hatten sie sich erneut an ihn gewandt, und Hatzfeldt war nach wie vor bereit, ihnen zu helfen. Er knüpfte diese Hilfe jedoch an dieses „beding, das solche [=die Karthauen, M.K.] in Jerrlandt gefüehrt, vnnd daselbsten zu der Cathollischen Religion aufnehmen, vnd bestes amployrt [!] werden sollen“. Deutlich wird daran der konfessionelle Impuls, der Hatzfeldt damals bewegte; immerhin war gegenüber den Iren nicht die Rede davon, daß sie für diese Kanonen Geld zahlen sollten. Der kaiserliche Feldmarschall hatte diese Artillerie (hier ganz Kriegsunternehmer, der auch in Rüstungsgüter investierte) zunächst aus eigenen Mitteln erworben, war aber nun bereit, sie unter Verzicht auf dieses Geld abzugeben – freilich für eine gute Sache, wie er überzeugt war.

Ein Fragezeichen bleibt allerdings bei dem Wert, den diese Karthaunen darstellten. Daß Hatzfeldt sie für nur 800 Reichstaler erwerben konnte, stellt in meinen Augen doch einen sehr günstigen Preis dar. Ob es sich um eher minderwertige Kanonen handelte, die abzugeben vielleicht gar nicht so schwer fiel? In dem Fall relativiert sich auch Hatzfeldts Engagement für die Sache der Irischen Konföderation. Was immer auch aus diesen zwei halben Karthaunen geworden ist, Oliver Cromwell sollte dann die kurze Geschichte der Konföderation im Jahr 1649 beenden.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/455

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Mai:publica oder mein Social Mai. Teil I – die re:publica

ein passendes Motto für die re:publica

ein passendes Motto für die re:publica

Wenn re:publica und MAI-Tagung zusammen kommen (vor allem nach einem schönen langen Ostsee-Wochenende), ist nicht nur garantiert der Winter vorbei. Frühlingsgefühle mit bester Laune, kribbeliger Aufregung und vielen Social-Input-Schmetterlingen sind garantiert. Ich gebe mir alle Mühe, die Anregungen in den nächsten Wochen ausprobieren und verbloggen zu können. Vorher aber die wichtigsten Eindrücke der beiden Mailights. Zuerst – und endlich – die der re:publica, die vom 06. bis 08. Mai in der Station in Berlin stattfand.

Re:publica – Snowden und Gesellschaft

In meinem zweiten re:publica-Jahr war ich auf das, was da kommen sollte, etwas besser vorbereitet. Da das „Klassentreffen der Nerds“ aber im achten Jahr wieder gewachsen ist, hieß es bei 6000 Teilnehmern und 250 Speakern: Don’t panic, App durchforsten, Favoriten wählen und notfalls alles über den Haufen werfen – die Sessions landen ja alle als Video im Netz.

Eigentlich ist „Treffen der Nerds“ eine ziemlich unpassende Bezeichnung für eine bunte Mischung aus Marketing-Menschen, Fachkommunikatoren, Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen, Medienmachern, Kreativen und natürlich auch Programmierern. In der Zwischenzeit trifft es Netzgemeinde besser – auch wenn Sascha Lobo bezweifelt, dass es diese gibt – denn die Besucher der re:publica haben gemeinsam, dass sie kaum mehr zwischen on- und offline trennen und sich der Risiken und Möglichkeiten des Netzes bewusst sind. Auch der Name (lat. res publica – öffentliche Sache) zeigt, dass hier eine Verbindung zwischen Internet und Gesellschaft geschaffen werden soll. Nach den Enthüllungen Snowdens wurde nun auch der zentrale Blick auf die größeren Kontexte wie Netzpolitik, die digitale Gesellschaft (spannend die evolutionspsychologische Perspektive darauf von Frank Schwab und Astrid Carolus) und natürlich Big Data gerichtet. Aspekte, die das private Leben genauso betreffen, wie das berufliche und gesellschaftliche. Eng daran geknüpft ist die neue Vielfalt der (Fach-)Kommunikation – mein Lieblingsthema und einer der Gründe, die re:publica wieder zu besuchen.

Special Interests und gute Geschichten

Science-Fiction - nicht nur für die "Nerds" unter den Historikern spannend

Science-Fiction – schöne erzählte Wissenschaftsgeschichten, nicht nur für die “Nerds” unter den Historikern spannend

Oft ist das tiefergehende Interesse für Wissenschaftsthemen bei denen, die sich nicht beruflich damit beschäftigen, ein Hobby. Im Netz lassen sich für solche Special Interests leicht Gleichgesinnte finden. Ein schönes Beispiel war die zu recht hochgelobte Session zum Twitter-Projekt „@9Nov38“ von Charlotte Jahnz und Moritz Hoffmann. Sie konzipierten für den 75. Jahrestag der Reichskristallnacht anhand von Originaldokumenten eine Geschichte in Tweets, die über 11.000 Follower erreichte. Sie und das große Medienfeedback sind eine wunderbare Motivation, sich an solche Projekte zu speziellen Themen heranzutrauen. Die Leidenschaft dahinter eignet sie sich besonders, um Begeisterung auch bei anderen zu wecken. Im Fall von 9Nov38 war es gerade die Verknüpfung gut erzählter Geschichten mit originalen Dokumenten und den dahinter stehenden Personen, die Authentizität, die den Lesern besonders gefallen hat.

Geschichten gehören zu den grundlegenden Kulturgütern der Menschen, wenn sie gut erzählt sind, vermitteln sie Werte und Wissen in einer Form, die man sich leicht auch über lange Zeit merken kann. Das hat seine Wirkung heute nicht verloren, wie man an guten Büchern, Filmen, Serien oder auch im Journalismus sieht. Neue digitale Erzählmöglichkeiten, wie das sogenannte Scrollytelling, können auch historische anspruchsvolle und kritische Inhalte so aufbereiten, dass sie als empfehlenswert wahrgenommen werden: längere Texte, angereichert mit Bildern, Tönen und Videos, eingeteilt in Kapitel mit verschiedenen Kapiteln. Näher kann man einem multimedialen Buch derzeit kaum kommen. Schön ist das Beispiel Killing Kennedy. Als neues kostenloses Tool hierfür stellten auf der re:publica Stefan Domke und David Ohrndorf das vom WDR entwickelte Pageflow vor.

Auch die Entwicklung der Forschung selbst war Thema. In „Hacking History“ beispielsweise sprach Oona Leganovic davon, dass sich durch die Vielzahl der Daten weder die Fragestellungen, noch die Auswertungen oder gar die Vermittlung entsprechender Erkenntnisse bisher wirklich verändert haben. Sie entwarf ein Zukunftsszenario, indem auch die Öffentlichkeit leicht an der Generierung entsprechender Daten teilhaben kann, zum Beispiel durch die intensive Beschäftigung mit einem Hobby erlangten Fachwissens. Dem nahm sich auch das science:lab an, dass u.a. von Wissenschaft im Dialog mit einem eigenen Stand betreut wurde, oder Martin Ballaschk, der einen guten Einblick in die Zielgruppe und Möglichkeiten von Wissenschaftsblogs bot.

Wie sich Fachwissen und Geschichten gut vereinen lassen, zeigte schließlich der überfüllte Publikumsraum beim ScienceSlam, einem Wettkampf um die publikumsnahe Vermittlung eigener Forschungsthemen (leider mit nur einem Geisteswissenschaftler), bei dem sich die Besucher mit Sprachspielen und Wortwitz auch an eher trockenen Themen erfreuen. Gleiches gilt für die Session von Wibke Ladwig, „Ein blindes Huhn ist kein Ponyhof“. Sie machte Lust auf Literatur, Sprachgeschichte, Goethe, Shakespeare und die unterhaltsame Auseinandersetzung mit Wortschatz im Netz.

Die auf der re:publica vorgestellten Tools helfen nicht nur, Menschen zu begeistern, sondern auch, die eigene Arbeit mit neuen Augen zu sehen. Das gilt auch social Frühlingsgefühle dank Vernetzung und schönen Fachsimpeleien im re:publica-Innenhof mit netten Menschen wie Iris Wessolowski, Sascha Förster, Marc Scheloske, Thorsten Witt oder Ines Dorian Gütt bei Kaffee und Sonnenschein.

Und als kleines Schmankerl am Schluss: Wer findet den Fehler? :)

eine herrliche Lektüre nicht nur live on stage: der Bildblog

eine herrliche Lektüre nicht nur live on stage: der Bildblog

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1301

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Virtuelle Spurensuche: Web-App “Kaiser Ludwig in München”

Im Rahmen der Veranstaltung anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der Krönung Ludwigs des Bayern zum deutschen König und zur Eröffnung des Kaiser-Ludwig-Jahres wurde am Montag, den 28. April 2014, unter anderem die Web-App “Kaiser Ludwig in München” präsentiert.

Die Web-App “Kaiser Ludwig in München” ist das Ergebnis eines gesamten Semesters und wurde im Rahmen einer Lehrveranstaltung von Dr. Hubertus Seibert von Studierenden erarbeitet.

Sinn und Zweck der App

Die Web-App hat das Ziel, einem möglichst breiten Publikum interaktiv das München Kaiser Ludwigs IV., genannt Ludwig der Bayer, näherzubringen. Dabei sollen sowohl noch vorhandene Erinnerungsorte aus seinem Leben vorgestellt werden als auch solche, die zeigen, wie Ludwig IV. in späterer Zeit rezipiert worden ist. Auf der virtuellen Spurensuche Kaiser Ludwigs in München werden für die Benutzer nicht mehr sichtbare und zugängliche Orte interaktiv erfahrbar.

Aufbau

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Hier sieht man die Startseite mit der ältesten Stadtansicht Münchens aus der Schedelschen Weltchronik. In der Menüleiste kann man unter den einzelnen Menüpunkten noch einmal gezielt Informationen zur Intention der Web-App, der Kurzbiographie des Kaisers und zu seiner Epoche nachlesen.

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Über den Button „Start“ geht es dann sofort zur Übersichtskarte, von der aus man dann beliebig an jedem Ort einsteigen und den Rundgang beginnen und auch wieder beliebig beenden kann, ohne jegliche Vorkenntnisse. Geführt wird man durch die rechts unten zu findende Legende, die die vier verschiedenfarbigen Icons näher erklärt.

 Ein gelber Wappenschild steht hier zum Beispiel stellvertretend für Kirchen. Über den Button „Standort“ lässt sich ganz leicht der eigene Ausgangspunkt orten für den Fall, dass man den virtuellen Stadtrundgang auf Ludwigs Spuren mit seinem Smartphone erkunden möchte.

Funktionsweise

Screenshot_4An zwei Beispielen lässt es sich ganz leicht zeigen, wie die Web-App funktioniert: Durch einen Klick auf ein Wappenschild öffnet sich zunächst ein Pop-up-Fenster mit einer Auflistung an Kurzinformationen. Über den blauen Button „Mehr Lesen“ gelangt man dann zum Hauptartikel des betreffenden Erinnerungsorts. Ruft man sich nun den heutigen Max-Josephs-Platz vor Augen, sind jedoch vom ehemaligen Franziskanerkloster, das hier bis 1803 stand, heute keinerlei Spuren mehr erhalten. In solchen Fällen wurden möglichst authentische Darstellungen zurückgegriffen, die zusammen mit einem erläuternden Text einen Eindruck des mittelalterlichen Stadtbildes vermitteln sollen.

Alle Texte der Web-App sind durch Verlinkungen miteinander verbunden, was sich besonders gut am Beispiel des Alten Hofes zeigen lässt. Das Wappenschild des Alten Hofes ist farblich dreigeteilt, weil sich in seinen Mauern sowohl historische Bausubstanz, ein Museum als auch ein modernes Denkmal befindet. Im Haupttext dazu finden sich nun zahlreiche Verlinkungen zu allen relevanten Erinnerungsorten an Ludwig den Bayern innerhalb des Alten Hofes, sowie zum Beispiel zur Lorenzkapelle und zum Stifterrelief, das heute im Bayerischen Nationalmuseum gezeigt wird.

 

Team

Hinter dem Menüpunkt „Team“ finden sich die Leute hinter der Web-App: die Gruppe der Studierenden des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München und Dr. Hubertus Seibert, ohne dessen Engagement dieses Projekt gar nicht erst zu Stande gekommen wäre.

Screenshot_5

 

Die Web-App lebt aber nicht nur von den wissenschaftlichen Texten. Die technische Umsetzung erfolgte durch Herrn Dr. Gasteiger von visonbites GmbH. Als ein ehemaliger Absolvent unserer Fakultät hatte er auch ein ganz besonderes Gespür für das historische Flair dieser App. An dieser Stelle gilt es vor allem auch dem Historischen Seminar der LMU für die finanzielle Unterstützung zu danken. Genauso danken wir auch all unseren Kooperationspartnern, allen voran dem Münchner Stadtarchiv, dem Bayerischen Nationalmuseum und dem Stadtmuseum München.

 

Für alle, die es nun nicht mehr erwarten können, auf Ludwigs Spuren in München zu wandeln, hier der Link zur kostenfreien Web-App: http://www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de/

 

On the occasion of the 700thanniversary of the coronation of Ludwig the Bavarian as German King on Monday 28th of April, the web app “Emperor Ludwig in Munich” was presented to the public. This web app is the result of an entire semester and has been developed as part of a seminar by Dr. Hubertus Seibert. The aim of the web app is to present the Munich of Ludwig the Bavarian to a wide and varied audience. It focusses on sights of Ludwig’s activities in Munich, but also on places and memorials in remembrance of Ludwig the Bavarian after his death. No longer visible and accessible places can be explored interactively by the user on the virtual track in search of Emperor Ludwig in Munich. The menu bar of the app offers background information on Ludwig the Bavarian and additional facts on the development of the city of Munich under Ludwig’s reign. The start button leads to an interactive map of the city where all the places connected to Ludwig the Bavarian are marked by a coat of arms. The key to the different colours of the coat of arms is explained under the button “Legende”, e.g. yellow represents churches. All sights of the Ludwig the Bavarian tour can be visited in any order and without any background knowledge. By clicking on “Standort”, a smartphone user is enabled to mark his own position on the map. Each coat of arms presents some pieces of basic information and additional informative texts and related links to other texts in the app, including picture material, via pop-up windows. Places which are no longer visible like the former Franciscan monastery at the Max-Josephs-Platz, are represented by authentic prints or paintings.

The web app can be freely accessed on http://www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de/

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/2347

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Sekundarstufe III

Ein deutsches College ist unausweichlich” – unter dieser Überschrift wirbt Jürgen Kaube in der FAZ vom 15.05.2014 für eine an der Universität zu organisierende Vorbereitung auf die Universität. Damit reagiert er auf die Bologna-Kritik von Dieter Lenzen. Lenzen kommt u.a. zu der Einschätzung, in Zeiten der Bachelorstudiengänge sei die Hochschule eine neue gymnasiale Oberstufe geworden, die statt des Abiturs den Bachelorabschluss verleihe. Kaube hält dem entgegen, dass es kein deutsches College gebe, das als Teil oder Vorstufe der Hochschule die nachträgliche Hochschulreife verleihe. Daher fordert er einen konsequenten Umbau der Hochschulen:

“Sollen die deutschen Hochschulen jene Allgemeinbildung nachholen, die ein stark inklusives Gymnasium im Durchschnitt nicht mehr leistet, werden sie sich vielmehr umgekehrt in ihrem Eingangsbereich von der Formel ‘Einheit von Forschung und Lehre’ verabschieden müssen. Denn die wirkliche Forschung – beispielsweise in Gestalt von Sekundärliteratur – wirft keinen pädagogischen Mehrwert ab, wenn es darum geht, junge Leute zum Denken zu bringen. Man braucht dazu auch nicht unbedingt Spitzenathleten aus den Hochdruckgebieten des wissenschaftlichen Publizierens. Es genügen intelligente Lehrer, die man um der Lehre willen dann gerade von Forschung entlasten und jedenfalls nicht allein nach ihrer Forschung beurteilen sollte.”

Diese Absage an die klassische Idee der Universität ist atemberaubend – und verschleiert, dass es auch andere Stellschrauben gäbe. Wo steht denn geschrieben, dass die Schulen ihrem Auftrag nicht mehr gerecht werden? Den subjektiven Eindruck, dass dem so sei, teilen sicher viele. Empirisch gesichert ist das keineswegs. Ebenso wenig ist die Überzeugung, Bachelorstudiengänge seien nur ein verlängertes Abitur, zu halten. Auch Bachelorstudiengänge gibt es in der Variante “wissenschaftlich”, und genau so lassen sich gute Schulen und gute Lehrer/innen finden, die durchaus studierfähige junge Menschen zum Abschluss bringen. Die Einrichtung einer Sekundarstufe III an Hochschulen, die bisher nur in einzelnen Fächern zur Kompensation von Lücken in Form von Vorkursen existiert, wäre jedenfalls eine vorzeitige Aufgabe im Ringen um eine universitäre, wissenschaftliche Bildung.

Das Bild zeigt Wahlkampfplakate aus den laufenden StuPa-Wahlen an der JGU Mainz.

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/232

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