Mittelalterliche Unsinnsdichtung

Klingt nach einem fröhlichen Buch: Literaturkritik.de rezensiert eine Edition deutscher Unsinnsdichtung aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit.

Von achtzehn Wachteln und dem Finkenritter. Deutsche Unsinnsdichtung des Mittelalters. Mittelhochdeutsch / Frühneuhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hg. von Horst Brunner. Stuttgart: Reclam Verlag, 2014. [Verlags-Info]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/931537960/

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mediaevum.net: Livestream zum Workshop “Neues Werkzeug des Historikers: Blogs und Social Media für Mediävisten”

http://mittelalter.hypotheses.org/3916 Soziale Medien wie Twitter, Facebook und Academia.edu gewinnen zunehmend an Bedeutung in der Wissenschaftskommunikation auch innerhalb der Mediävistik. Dasselbe gilt für Wissenschaftsblogs und diverse Formen des Open Access. Der Workshop möchte nicht nur eine Zwischenbilanz zu Chancen und Problemen dieser neuen Kommunikationskanäle ziehen, sondern auch Perspektiven der Weiterentwicklung, Koexistenz und Hybridisierung neuer und alter […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/07/5219/

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What does the name Westfalia stand for?- Frachtmotorschiff Westfalia erkundet das Meer zwischen Hamburg und Yokohama


(M. Wachnau/C.Haubrock)

 

Am 26.8.1964 ist das 164,33 Meter lange Frachtmotorschiff „Westfalia“, das im Auftrag der Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hamburg-Amerika-Linie) auf der Werft „Blohm & Voss“ gebaut wurde, vom Stapel gelaufen und getauft worden. Die Tragfähigkeit des auf der Ostasienroute eingesetzten Schiffes betrug 12000 Tonnen und ihre Dienstgeschwindigkeit 21 Knoten. Nach Äußerungen Wilhelm Trabers (Vorstandmitglied der Hamburg-Amerika-Linie) bei der Taufe dürfte Westfalia „das schnellste Schiff der deutschen Handelsflotte werden“.

 

LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best.115/26

Kerndaten zum Frachtmotorschiff Westfalia
Quelle: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best.115/26

Die Taufe nahm die Gattin von Prof. Dr. Baumann, Vorstandsvorsitzenden der chemischen Werke Hüls in Marl, unter den Worten vor:„ Ich taufe dich auf den Namen Westfalia! Ich wünsche dir allzeit glückliche Fahrt! Künde auf allen Meeren und in aller Welt von unserem Lande Westfalen“.

Der Direktor des Landschaftsverbandes  Westfalen-Lippe, Dr. Anton Köchling, überreichte die Grüße und Glückwünsche des Westfalenlandes und bemerkte bei der Taufansprache, dass eine stille und heimliche Liebe der Westfalen von frühester Zeit an der Seefahrt gelte. Auch erinnerte Köchling an die westfälische Beteiligung an der Hanse. Er schloss mit den Worten:„ Möge MS „Westfalia“ eine allzeit glückliche Fahrt haben, möge sie auf den Meeren der Welt Zeuge sein für die Tüchtigkeit der Männer von Blohm & Voss, für den hansischen Wagemut der Hamburg-Amerika-Linie und möge sie auf stets friedlicher und guter Fahrt stolz den Namen unseres Westfalenlandes über die Meere in alle Welt tragen.“

Auch Ernst Christian Freiherr von Werthern, Vorstandsmitglied der Blohm & Voss AG Hamburg und Sohn eines ehemaligen Landrates des Kreises Soest, bekundete bei der Tauffeier seine Freude über die Benennung des Schiffes nach seiner westfälischen Heimat

Im Dezember 1964 fand die Jungfernfahrt der „Westfalia“ von Hamburg über Bremerhaven, Rotterdam, Antwerpen, Port Said, Djibouti, Singapur, Hong Kong, Pusan und Kobe nach Yokohama statt. Zu den repräsentativen Empfängen in den Häfen, die das Schiff anlief, war ein Informationsprospekt unter dem Titel „ What does the name Westfalia stand for?“ erstellt worden, welcher über den Landesteil Westfalen informierte. Dieser Prospekt wurde samt eines Erinnerungspakets mit westfälischen Fleischwaren, einer Flasche Steinhäger, einer Dose Dortmunder Bier, Pumpernickel und zu guter Letzt einer Serviette aus westfälischen Leinen an die Gäste übergeben.

Knapp ein Jahr später repräsentierte Landesdirektor Dr. Köchling abermals die westfälische Landschaft auf dem Motorschiff: Anlass war eine vorweihnachtliche Sendung des ZDF über ein Schiff der Handelsflotte auf großer Fahrt während der Weihnachtszeit. Hierfür wurde als repräsentatives Schiff die „Westfalia“ ausgewählt. In seiner Eigenschaft als Schiffspate übergab Dr. Köchling im Rahmen der Dreharbeiten dem Kapitän der „Westfalia“, Gerhard Hynitzsch, am 12. November 1965 in Antwerpen einen Weihnachtsbaum mit Wurzel und Erde, der vom landschaftsverbandseigenen Forstgut Ammeloe stammte. Auch wurden für die 54-köpfige Besatzung des Schiffes Bücher der westfälischen Autoren Karl Schulte-Kemminghausen, Paul Pieper und Ursula Bours als Weihnachtsgeschenk überreicht.

Quelle: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best.115/26

Weihnachtsfest an Bord der „Westfalia“ am 26.12.1965 mit jugendlichen Gästen des Kapitäns und der beleuchteten westfälischen Tanne im Hintergrund.
Quelle: LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best.115/26

 

 

 

Quellen:

LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv LWL, Best. 115/26, 115/185

LWL-Archivamt für Westfalen,  Archivbibliothek, XC 15 (Januarausgabe des Westfalenspiegels 1966)

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/839

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Digital Humanities 2014 Lausanne

…schon wieder vorbei…

Der mit grosser Kelle angerührte und professionel durchgeführte Anlass vom 7-12 Juli 2014 hat über 700 Personen aus aller Welt nach Lausanne gelockt. Ein umfangreiches Programm bot den Teilnehmern sehr viele Möglichkeiten zum Wissensaustausch und persönlichem Kontakteknüpfen.

Gedanken zu zwei von mir besuchten Workshops:

Leveraging Web Archiving Tools for Digital Humanities Research and Digital Exhibition

(Mo, 9-12)

Der von Scott Reed Der von Scott Reed (von archive.org) geleitete Workshop behandelte die wichtigsten Fakten zu archive.org, Erklärungen zum Anlegen eines Webarchives sowie das selbständige Erstellen eines solchen durch die Teilnehmer.Meine Test-Webseiten umfassten pastperfect.univie.ac.at (interaktive Webseite zu), pennystocks.la/internet-in-real-time (sich alle paar Sekunden selbst aktualisierende Webseite mit Fakten über das Internet), parlamentsgeschichte.ch (interaktive Webseite zur Geschichte der Schweizer Parlamente und historypin.com (kollaborative Webseite zur Erstellung von Geschichtsschnippseln auf einer Landkarte). Mein Ziel war es herauszufinden, wie dynamischer Content archiviert werden kann (wenn überhaupt).Der Anfangsverdacht wurde bestätigt, dass interaktive Webseiten (v.a. mit javascript oder datenbankbasiert) sehr schlecht oder gar nicht archiviert werden können. Scott Reed bestätigte dies und merkte an, dass archive.org daran arbeitet diese Lücke zu schliessen. Es wird aber kaum je möglich sein alle verschiedenen Formate, Strukturen etc einer Webseite 1:1 zu archivieren.Dieses Problem hat schon Niels Brügger formuliert. Seiner Ansicht nach (und ich pflichte ihm bei), ist es nicht möglich ein Dokument des Internets zu archivieren, sondern nur ein Dokument über das Internet. Bspw. stellt eine archivierte Webseite durch fehlende Verlinkungen oder ‘willkürlich’ eingebettete externe Elemente etwas dar, das es so nie gegeben hat oder nur für diesen einen Betrachter. Siehe: Brügger, Niels: Archiving Websites. General Considerations and Strategies, Aarhus 2005.

Fazit: Ein guter Einblick wie Webseiten archiviert werden (können oder eben auch nicht).

Sharing digital arts and humanities knowledge: DARIAH as an open space for dialogue

(Di, 9-16)

Der sehr interaktive Workshop zu DARIAH hatte zum Ziel die Anforderungen von Forschenden an eine digitale Forschungsumgebung zu definieren und zu priorisieren. Die Workshop-Leiter (u.a. Sally Chambers, Emiliano Degl’Innocenti und Stefan Schmunk von DARIAH) versuchten aus den Diskussionen mit den Teilnehmern herauszukristalisieren, welche nächsten Schritte das Projekt DARIAH unternehmen soll, um genau diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Wichtig war den Teilnehmern vor allem, dass eine Plattform für den Wissensaustausch zur Verfügung steht (Infrastruktur auch als Interaktion begreifen) und dass eine Übersicht über bestehende Tools geboten wird.

Quinn Dombrowski stellte  in einem kurzen Vortrag zwischendurch das Projekt Bamboo vor (eingestellt) und versuchte den Teilnehmern Tips für solche Projekte weiterzugeben. Auch DARIAH kann von den gemachten Erfahrungen profitieren, besonders was den frühen Austausch mit potentiellen Nutzern und die Kommmunikation mit allen involvierten Personen und Institutionen betrifft. Auf ihrer Webseite bietet sie eine umfangreiche Dokumentation über das Projekt.

Fazit: Ein guter Einblick über die Möglichkeiten und Zukunft von DARIAH. Was die Forschungsumgebung im Hinblick auf Quellenkritik bietet, muss untersucht werden.

Digital Humanities 2014 Lausanne
The program of the DH Conference from 7th to 12th july 2014 offered a wide variety of possibilities for exchange of knowledge and meeting a lot of interesting people. Two workshops were very interesting: web archiving and DARIAH. In the first workshop, my suspicion was confirmed, that interactive content of websites can’t be archived. In the second one, I learnd about the aims of DARIAH and had a very interactive time with the participants.

Quelle: http://hsc.hypotheses.org/299

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Politische Partizipation in den postsozialistischen Ländern Europas (Teil 1) von Raphael Schmatz

Vor rund 25 Jahren begann der Eiserne Vorhang rissig zu werden. Infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion traten in den ehemals unter sowjetischem Einfluss stehenden Staaten Mittel- und Osteuropas demokratische Verfassungen in Kraft. Im vorliegenden Beitrag wird auf Basis des European … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6791

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Neue Tools und Projekte von der Digital Humanities 2014 in Lausanne

Der jährliche Großkongress Digital Humanities fand in der letzten Woche in Lausanne am Genfersee statt. Die Veranstaltung dient traditionellerweise auch als Leistungsshow von Projekten und Produkten, die das Leben des Wissenschaftlers erleichtern sollen. Ein kurzer Überblick über neue und nicht mehr ganz neue Tools, die von Interesse sein könnten.

Im vergangenen Sommer entstand im Rahmen eines „one week, one tool“-Hackathon der Serendip-o-matic. Ein Aggregator, welcher aus eingegebenen Textstücken (vermeintlich) passende Einträge aus der Europeana, der Digital Public Library of America und anderen freien Ressourcen zusammenstellt. Der Faktor Zufall soll dabei eine wichtige Rolle spielen, wie sich aus dem von serendipity abgeleiteten Namen erschliesst:

Strukturierter und wissenschaftlich „abgesicherter” funktioniert das am IEG in Mainz entstehende EGO (Europäische Geschichte Online), welches ähnlich wie die docupedia für Zeitgeschichte ein kollaborativ erarbeitetes Portal ist. Im Fokus steht die europäische Geschichte der Frühneuzeit und Neuzeit (15.-21. Jahrhundert):

Die Seite überzeugt durch Verknüpfungen (etwa mit Personendaten), Querverweisen und eingebundenen Medien. Die Lizenzierung mit creative commons (CC-BY-NC-ND) zeugt vom umsichtigen Umgang mit den veröffentlichten Daten.

Personen und Urkunden stehen in den Datenbanken der POMS (People of Medieval Scotland und Paradox of Medieval Scotland) im Zentrum. Mittels Verknüpfung von Personen mit Vorgängen in Urkunden (Rechtsübertragung, Verbindung zu anderen Personen etc.) wird versucht der Staatswerdung Schottlands auf den Grund zu gehen.

Interessant ist nicht zuletzt das Konzept hinter den aufbereiteten Daten. Im Gegensatz zu mark-up Auszeichnung wie in der klassischen und digitalen Edition angewandt, werden die Quellen relational ausgewertet. Sprich Wortlaut und Formular der Dokumente bleibt auf der Strecke, während genannte Personen und die Art ihrer Nennung verzeichnet werden.

Ein ganz ähnlicher Ansatz wird im Projekt ChartEx verfolgt. Anhand der automatisierten Auswertung von Dokumenten aus Cluny und britischen Quellenedition werden automatisiert Verknüpfungen zwischen Personen in Dokumenten, Rechten und Orten hergestellt. Recherchierende werden auf Personen hingewiesen mit ähnlichen Namen oder häufigem Auftauchen im Umfeld der Personene/Dokumente. Ziel des Tools ist es Anhaltspunkte zu geben und effizientere Forschung zu ermöglichen.

Nicht Personen sondern Orte stehen im Zentrum zweier Tools zur Erkundung der Antiken Welt. Das bereits etablierte Produkt Orbis aus Stanford errechnet Wegstrecken und Kosten zwischen einzelnen Orten im römischen Reich. Wie bei modernen Navigationssystemen wird zwischen kürzestem, schnellsten und billigstem Weg unterschieden.

Pelagios – ein britisch-österreichisches Joint-Venture – ermöglicht Nutzenden selbst Verknüpfungen zwischen Antiken Texten und darin genannten Orten herzustellen. Mit der „bottom-less map“ (der unendlich tief annotierbaren Karte) als Ziel des Projekts.

Von der Antike zum Mittelalter, wo es insbesondere in den sogenannten Hilfswissenschaften Neues zu entdecken gibt.
Die Beschreibung von Handschriften zum Zweck der Unterscheidung von Schreibern gehört zu den Kernkompetenzen der Paläographie. Das Projekt digipal treibt dies auf die Spitze und hat ein Tool kreiert, mit welchem kleinste Unterschiede von Händen beschrieben und betrachtet werden können. Als nächste Schritte sind Ausbau um skandinavische und hebräische Handschriften geplant.

Unter anderem mit digitaler Kodikologie beschäftigt sich das Schoenberg Institute for Manuscript Studies und präsentierte eine erste Version des Manuscript Collation Project, welches erlaubt Codex nach Lagen zu betrachten, etwa um spätere Um- und Fehlbindungen zu identifizieren und digital zu korrigieren, ohne dass die Stücke einem physikalischen Risiko ausgesetzt werden.

Um Ergänzungen und Kommentare wird gebeten.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/7637

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Kommentar zu Markus Bernhardt “Erinnerungsorte, Eintracht Braunschweig und der Geschichtsunterricht”

[Autor: Sven Ehlert | Studierender | Universität Duisburg-Essen

Kommentar zum Blogeintrag: Bernhardt, Markus: Erinnerungsorte, Eintracht Braunschweig und der Geschichtsunterricht. In: Public History Weekly 1 (2013) 12, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2013-751.

In Fanchoreographien wird das Anspruchsdenken, den eigenen Fußballverein als eine über Zeiten hinweg bestehende Konstante zu betrachten, deutlich: „So ist es schon seit Opas Zeit – schwarz-weiß bis in die Ewigkeit“[1]. Diese spezielle Wahrnehmung kann, wie von Markus Bernhardt in seinem Beitrag hervorgehoben wird, hervorragend dazu genutzt werden, im Geschichtsunterricht lokale Gegebenheiten in einen breiteren historischen, über das Lokale hinausgehenden, Kontext zu stellen.

Ein Fußballverein als Erinnerungsort, den man meines Erachtens nach durchaus besuchen kann, sei es durch das Betreten der Heimstätte, dem intensiven Austausch mit Anhängern dieses Erinnerungs-„kultes“, dem simplen Auseinandersetzen mit einem Fußballverein und seiner Geschichte oder durch den Besuch eines historisch aufbereiteten Fußball- beziehungsweise Vereinsmuseums, kann dazu dienen, die kollektivstiftende Wirkung eines Fußballclubs zu erfassen und „subjektiv aufzuladen.“

An dieser Stelle kann im Geschichtsunterricht angesetzt werden. Über die eigenen Eindrücke als Bezugspunkt kann vom eigenen Verein des Schülers her eine Brücke geschlagen werden zu (über-)regionalen und anderen lokalen Phänomenen und im Zuge dessen ein historisches Sujet abgehandelt werden. So könnte von einer lokalen Institution (wie es in Markus Bernhardts Beitrag etwa Eintracht Braunschweig ist) auf ein europäisches Spannungsfeld verwiesen werden, um in eine Thematik des Blocks „Das ‘kurze’ 20. Jahrhundert“ einzuführen.

Im Rahmen deutsch-spanisch bilingualen Geschichtsunterrichts soll laut Kerncurriculum in NRW „Der spanische Bürgerkrieg und Spanien nach 1945“ durchgenommen werden[2], somit könnte einer Unterrichtseinheit durchaus explizit die Rolle der katalanischen Nation innerhalb der Franco-Diktatur gewidmet werden. Das besondere Verhältnis der katalanischen Metropole Barcelona und der Zentralregierung Spaniens in Madrid spiegelt sich im Fußball zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid während der Franco-Diktatur wider und sorgt auch heutzutage im Zuge des diesjährigen Referendums zur Abstimmung eines unabhängigen Kataloniens noch für Gesprächsstoff. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die besondere Rolle der Spielstätte des FC Barcelona: während des Francoregimes fungierte das Camp Nou als Forum für die katalanische Gesellschaft, hier konnte die eigene Sprache gesprochen werden, die zu dieser Zeit verboten war, die katalanische Flagge gezeigt und auch politisch kontrovers diskutiert werden, ohne Sanktionen durch den Staatsapparat zu fürchten.

Auf diese Art und Weise wird ein spezieller Ort, nämlich das Stadion Camp Nou, zu einem signifikanten Erinnerungsort einer Nation. Die Erzählungen über den eigene Widerstand zu Zeiten der Diktatur und die erlittene Repression der eigenen Sprache wird zentraler Gegenstand der eigenen Identität. Der Erinnerungs-„Ort“ ist hier nicht mehr nur metaphorisch zu verstehen. An dieser Stelle wird die Rolle eines Fußballvereins als Brennglas einer Nation hervorgehoben, dessen Bedeutung überregional Gehör findet und über die lokale Identitätsstiftung hinaus geht. Genau derartige Anekdoten können dem Geschichtsunterricht ein breiteres Spektrum ermöglichen, die Geschichte eines Landes „von einer anderen Seite“ aufzugreifen. Die Eigenzuschreibung „Més que un club“ (Mehr als ein Klub) zu sein verdeutlicht einerseits die Bedeutung des Vereins für die katalanische Nationalbewegung, andererseits können diese Worte im Zuge der voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs eher als schlichter Slogan verstanden werden.

Ein erster Blick auf die Inhaltsfelder für die gymnasiale Oberstufe des Landes NRW und deren Umsetzung in den ersten Konzepten diverser Schulbuchverlage verdeutlicht, dass der Fußball im modernen Geschichtsunterricht angekommen ist. Für das Inhaltsfeld I „Fremdsein, Vielfalt und Integration – Migration am Beispiel des Ruhrgebiets im 19. und 20. Jahrhundert“ wird unter dem Schlagwort „Erinnern“ ein Schwerpunkt gelegt auf die Entwicklung des Fußballs im Ruhrgebiet im Zuge der Zuwanderung polnischsprachiger Flüchtlinge im Laufe des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts. Ein (weiteres) Indiz für das steigende Interesse an der eigenen lokalen Vergangenheit und der Bewusstwerdung der Bedeutung des eigenen Fußballvereins ist sicherlich die seit dem Ende der 1990er Jahre in Deutschland entstandene und mittlerweile weit verbreitete Ultrà-Kultur, die es Jugendlichen ermöglicht, aktiv am Vereinsleben teilzuhaben und somit dessen eigene Motivation hervorhebt, an geschichtsträchtigen Momenten und neuen Episoden des Erinnerungsortes zu partizipieren und Geschichte „mitzuschreiben“.

[1]Fankurve von Borussia Mönchengladbach im ersten Spiel der Bundesliga-Saison 2010/11 gegen den 1.FC Nürnberg, online einsehbar unter: http://nordkurvenfotos.de/?p=69.

[2]Vorgaben zu den unterrichtlichen Voraussetzungen für die schriftlichen Prüfungen im Abitur in der gymnasialen Oberstufe im Jahr 2014, online einsehbar unter:

https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/abitur-gost/getfile.php?file=3116, S.4.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/180

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App “American Way”

[Autorin: Ann-Kathrin Bauroth | Studierende | Universität Duisburg-Essen]

Die App „American Way“ wurde für die Ausstellung „The American Way. Die USA in Deutschland.“ konzipiert. Das ’Sichtfenster’ der App im App-Store bietet unter anderem Informationen über den Anbieter (beier und wellach projekte), den Entwickler (siehe Anbieter), den Herausgeber (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland), Altersfreigabe (4+), eine kurze Beschreibung, vier Bilder, etc. Weitere und ausführlichere Informationen findet man in der App selbst, gut sichtbar am unteren linken Rand, unter dem Button „Information“. Hier befinden sich die Rubriken: „Information“, „Zur Ausstellung“, „Zur App“, „Stiftung Haus der Geschichte“, „Impressum“ und „Bilderrechte und Lizenzen“.

In der App werden, stellvertretend für die anderen 1.000 Exponate, 18 ausgewählte Objekte ’ausgestellt’. Außerdem haben die Nutzer die Möglichkeit die ausgewählten Objekte ausführlich zu untersuchen. Zu sehen sind unter anderem ein Zigarettenetui, eine Fotografie von Präsident J. F. Kennedy, uvm. Jedes Objekt verfügt über 2-3 Vertiefungsebenen. Eine davon löst „Hotspots“ (rote Kreise) aus. Diese bieten entweder Informationen direkt zum Objekt, soziale bzw. geschichtliche Einordnungen oder weiterführende Informationen. Einige Objekte sind außerdem mit Audio- oder Videodateien verlinkt. Durch eine Verlinkung bei dem Objekt „Jukebox“ kann man sich zum Beispiel Elvis Presleys Version des deutschen Liedes „Muss I denn“ anhören, eine weitere Verlinkung auf dem Poster zu dem Thema „Der Marshallplan“ zeigt eine Videoaufnahme der Deutschen Wochenschau aus dem Jahre 1951, mit dem Titel „Europa-Zug startet zur Europa-Fahrt“.

Wie schon erwähnt, verfügt jedes Objekt über 2-3 Vertiefungsebenen:

  1. Objekt erforschen: von hier gelangt man zu den Hotspots
  2. Zeitstrahl: über diese Aktion gelangt man zu bis zu sechs verschiedenen Daten und den dazugehörigen Informationen, welche in Verbindung zu dem ausgewählten Objekt stehen
  3. Objekt drehen: durch die Auswahl dieser Aktion ist man in der Lage das ausgewählte Objekt horizontal zu drehen, wobei diese Option nicht bei jedem Objekt verfügbar ist

Durch eine Navigationsebene im unteren Bereich des Bildschirms kann man Miniaturansichten der verschiedenen Objekte sehen und diese von hier auswählen, wobei man auch durch die „Wischtechnik“ von einem zum anderen Objekt gelangt. Außerdem kann jedes Element beliebig vergrößert werden. Sowohl die Vertiefungsebene als auch die Navigationsebene kann so minimiert werden, dass sie kaum noch auf dem Bildschirm wahrnehmbar ist und alleine das Objekt diesen ausfüllt.

Nach einer genauen Begutachtung der App komme ich zu dem Schluss, dass die Hersteller bei der Entwicklung eine gute Leistung erbracht haben. Die App scheint qualitativ auf einem hohen Niveau zu sein und bietet dem Nutzer viele Möglichkeiten die Objekte zu untersuchen. Sehr interessant finde ich vor allem die Hotspots und deren weiterer ’Zugaben’ (weitere Bilder, Tonaufnahmen, Videos, etc.). Die Benutzung der audiovisuellen Sinne empfinde ich als gute Kompensation dazu, dass man das Objekt eigentlich nicht vor sich stehen hat, wie es bei einem realen Museumsbesuch der Fall wäre. Außerdem unterstreichen diese Zusätze die Emotionalität mancher Bilder bzw. Fotografien, wie zum Beispiel das Video von J. F. Kennedys Rede vom 26. Juni 1963 in Berlin, welche sich in einem Hotspot zu einer seiner Fotografien befindet.

Die Benutzung dieser App setzt zwar einen Fokus auf die Weiterbildung des Nutzers, doch hat man nicht das Gefühl, dass man es mit einer reinen Lern-App zu tun hat. Dies sehe ich als großen Pluspunkt, da dies, im Hinblick auf jüngere Nutzer, nicht abschreckend wirkt. Dies führt mich zu den einzigen beiden Punkten, die ich leicht ’kritisieren’ könnte, wobei es sich nicht wirklich um eine Kritik handelt. Im Hinblick auf die Altersfreigabe von 4+, stellt sich mir die Frage, ob ein Kind von 5 Jahren die App nutzen könnte bzw. Interesse daran hätte. Hierfür ist die Optik und Gestaltung zu sehr für Jugendliche und Erwachsene ausgelegt. Und auch der zweite Punkt ist weniger eine Kritik als ein Feststellung oder ein Wunsch. Es hätten meiner Meinung nach ruhig mehr als 18 ausgewählte Objekte in der App gezeigt werden können. Im Ganzen ist die App sehr gelungen, unter anderem auch dadurch, dass die Entwickler und Hersteller darauf geachtet haben, genaue Angaben zu der App zu machen und auch die Bildrechte und Lizenzen hier veröffentlicht haben, was der App viel Seriosität verleiht.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/178

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