Gefangen im modernen Krieg (1870/71)

Dissertationsprojekt: Multiple Wahrnehmungsstrukturen und Deutungsmuster von Kriegsgefangenschaft in Deutschland und Frankreich

Ob man nun morgens die Zeitung aufschlägt, allabendlich die Tagesschau einschaltet oder die diversen Online-Nachrichtendienste konsultiert – im Kontext von Berichten über gewaltsame Auseinandersetzungen kommt der Thematisierung von Gefangenen stets eine wesentliche Bedeutung zu. So scheinen Informationen über die Gefangenahme von Angehörigen kriegsführender Parteien und deren Behandlung zu einem ganz selbstverständlichen Bestandteil der Kriegsberichterstattung unserer Tage und damit nicht nur zu einem militärischen, sondern auch zu einem medial diskutierten, und öffentlich wirksamen Phänomen geworden zu sein.

In der geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex rücken primär die beiden Weltkriege in den Fokus, wobei jedoch die in diesem Zuge sichtbar werdende, der Thematik inhärente Multidimensionalität von Kriegsgefangenschaft und ihre Verflechtungen mit Militär, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft nicht Alleinstellungsmerkmal der kriegerischen Auseinandersetzung der Gegenwart oder des 20. Jahrhunderts sind. In Mittel- und Westeuropa nahm die Kriegsgefangenschaft bereits während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 erstmals einen beachtenswerten Stellenwert ein. Ausschlaggebend hierfür ist in erster Linie die im Vergleich zu vorherigen Kriegen hohe Anzahl an Gefangenen – so befanden sich auf deutscher Seite bis Februar 1871 rund 383.000 Franzosen in Gefangenschaft, auf französischer Seite handelte es sich derweil allerdings nur um etwa 8.000 gefangene deutsche Soldaten – wodurch die Unterbringung, Versorgung und Beschäftigung der Gefangenen zu einer zentralen Herausforderung für die Verantwortlichen und das Thema Kriegsgefangenschaft aus dem reinen militärpolitischen Kontext herausgelöst wurde. Allein durch die Verteilung der französischen Gefangenen auf 195 sogenannte Depots im gesamten deutschen Reichsgebiet wurde die Kriegsgefangenenfrage zunehmend auch zu einer lokalen und regionalen Angelegenheit, während gleichzeitig die Gründung und das Engagement unterschiedlichster Vereinigungen – vor allem des Internationalen Komitees des Roten Kreuz und des sich für die Dauer des Krieges konstituierende Internationalen Hilfskomitees für Kriegsgefangene, Basel – im Rahmen der Kriegsgefangenenfürsorge quer zu den offiziellen Konfliktlinien verlief und die nationalen Grenzen überschritt.

Angesichts dessen kommt dem Phänomen der Kriegsgefangenschaft im Deutsch-Französischen Krieg eine hohe Bedeutung zu, die

1.       – synchron betrachtet – deutlich über eine rein militärische Dimension von Kriegsgefangenschaft hinausweist, und in deren Folge

2.       langfristige, den Abschluss des Friedensvertrages im Mai 1871 überdauernde strukturelle Elemente aufgenommen wurden, und vor diesem Hintergrund

3.       den Deutsch-Französischen Krieg als Knoten- und Kristallisationspunkt ‚traditioneller‘ und ‚moderner‘ Elemente von Kriegsgefangenschaft interpretieren lassen.

Dieser besonderen Vielschichtigkeit von Kriegsgefangenschaft im Deutsch-Französischen-Krieg widmet sich nun das bi-national ausgerichtete Forschungsprojekt, das an der Universität Mannheim entsteht. Dessen konkrete Ziele liegen in der Analyse

1.       der überindividuellen Wahrnehmungs- und Deutungsstrukturen von Kriegsgefangenschaft während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, wobei der Fokus auf die militärische, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Dimensionen gelegt wird, und

2.      der Memoralisierung der Kriegsgefangenschaft in der Nachkriegszeit.

Auf diese Weise wird es gelingen, sowohl das Phänomen der Kriegsgefangenschaft in seiner komplexen und multidimensionalen Bedeutung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als auch mögliche Umdeutungs- und Veränderungsprozesse im Zeitlauf – das heißt während des Krieges selbst und im Kontrast zur Nachkriegszeit – sichtbar zu machen.

Auf Basis dieser Konzeption verfügt das Dissertationsprojekt in einem zweiten Schritt über das Potenzial

1.       vor dem Hintergrund der aktuellen geschichtswissenschaftlichen Einordnung – der Interpretation des Deutsch-Französischen-Krieges als Etappe zum Ersten Weltkrieg und der Totalisierungs- und Modernisierungsdebatte des Krieges im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert – einen Beitrag zu dessen punktueller Neuperspektivierung  zu leisten.

Zugleich erscheint angesichts der konstanten Bedeutung des Phänomens der Kriegsgefangenschaft von der Antike bis in die Gegenwart die Konzentration auf ein solches Ereignis wie den Deutsch-Französischen Krieg, an dem Veränderungsprozesse und möglicherweise sogar ‚Weichenstellungen‘ zu beobachten sind, für weitere Forschungen gewinnbringend zu sein. Dementsprechend verfolgt dieses Dissertationsprojekt das Ziel,

2.       inhaltlich und methodisch einen Beitrag zur systematischen, diachronen Erschließung der Kriegsgefangenschaft in der Neuesten Geschichte zu leisten, die Aufschluss über Veränderungen und Entwicklungen von Wahrnehmungsstrukturen, Bezugssystemen und Wertvorstellungen – auch grenzüberschreitend bzw. nationalvergleichend – bietet und an bereits bestehende Forschungen zum Ersten und Zweiten Weltkrieg anknüpfen kann.

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/2248

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Tagungsbericht: “Materielle Mediationen im deutsch-französischen Dialog / Médiations matérielles et dialogues franco-allemands” , 18. – 20. März 2015, IEA Paris

"Materielle Mediationen/Médiations matérielles": Eine deutsch-französische Tagung zu Materialitäten in Künsten, Literaturen und Kulturen. (Bild: Andrea von Hülsen-Esch und Alain Schnapp / © Miriam Leopold)

“Materielle Mediationen/Médiations matérielles”: Eine deutsch-französische Tagung zu Materialitäten in Künsten, Literaturen und Kulturen. (Bild: Andrea von Hülsen-Esch und Alain Schnapp / © Miriam Leopold)

1985 sorgte der französische Poststrukturalist Jean-François Lyotard mit der Ausstellung „Les Immatériaux“ im Centre Pompidou für ein Diskursereignis, das das Verständnis von Materialität grundlegend verändern sollte. Lyotards Ausstellung führte wortwörtlich vor, wie mit der Immaterialisierung der Wirklichkeit durch numerische Technologien zugleich die materielle Präsenz der Kommunikation gesteigert wird. Damit eröffnet sich aber zwischen dem Materiellen und dem Immateriellen ein dynamischer Raum für verschiedenste Mediationen.

An das mediale Ereignis “Les Immatériaux” schloss die internationale Tagung “Materielle Mediationen im deutsch-französischen Dialog/Médiations matérielles et dialogues franco-allémands”, die das GRK1678 in Zusammenarbeit mit Alain Schnapp organisierte, in zweifacher Weise an: Erstens fand die Tagung exakt dreißig Jahre nach Lyotards Ausstellung statt. Zweitens ist Lyotards Materialitätskonzept ein wichtiger Referenzpunkt für das GRK1678, wie Andrea von Hülsen-Esch und Vittoria Borsò in ihren einleitenden Vorträgen ausführten.

Andrea von Hülsen-Esch/Vittoria Borsò (Düsseldorf): Einleitung

Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch  © Miriam Leopold

Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch
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Die Interdependenz zwischen Materiellem und Immateriellem bricht mit dem Primat des Geistes und setzt die unmittelbare Erfahrung ins Recht, konstatierte Andrea von Hülsen-Esch in ihrem Teil der Einleitung. Von den angelsächsisch geprägten “material studies” unterscheide die französische und deutsche Philosophie, Kunst- und Literaturwissenschaft ihre Orientierung an der Prozessualität der materiellen Meditationen, die sich explizit auch der Agentialität der Dinge und ihrer Wirkung auf den Betrachter zuwende. Die Weichen für diesen methodischen Zugang zur Materialität stellt nach von Hülsen-Esch aber nicht erst Lyotard, sondern dieses Konzept von Materialität besitzt eine verzweigte Genealogie, die auf beide Seiten des Rheins führt. Vorreiter für die deutsche Kunstwissenschaft sei Aby Warburg, der mit seinem Mnemosyne-Atlas und der “Pathosformel” die Agentialität der Bilder fokussierte. Weiter zu nennen wären auch Philippe Dubois’ Konzept “image-act” sowie Horst Bredekamps energetische Bildakttheorie.

Prof. Dr. Vittoria Borsò © Miriam Leopold

Prof. Dr. Vittoria Borsò
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Aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet  Vittoria Borsò Lyotards These. Materielles und Immaterielles bedingen sich nicht nur gegenseitig, so Borsò. Vielmehr gehören beide zum gleichen Produktionsprozess von Wirklichkeit. Diese dynamische Ontologie habe bereits Lyotards Ausstellung performativ umgesetzt, da sich dort die Materialität als Emergenz einer komplexen Interaktion zwischen Technik und Benutzer immer wieder neu einstellte. Für die Literaturwissenschaft schlägt dagegen die Romanistin den Begriff der écriture vor, der einen durchlässigen, multimedialen Raum der Sinngebung definiert. In dieser écriture offenbart sich nach Borsò immer auch das Fremde im Eigenen, ja das Fremde wird als eine Konstituente der Materialität sichtbar – so wie es auch Roland Barthes in L’empire des signes und Gilles Déleuze in Critique et clinique vorgeführt haben. Insofern verlangen die materiellen Meditationen eine ständige Kreuzung der Aspekte, ein Changieren zwischen Epistemologie und Ontologie und nicht zuletzt einen interkulturellen Austausch. (Autor: Sergej Rickenbacher)

Alain Schnapp (Paris): Monument/Mahnmal/Merkmal – Quelques aspects de la mémoire entre France et Allemagne

Prof. Alain Schnapp © Miriam Leopold

Prof. Alain Schnapp
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Einen interkulturellen Dialog setzte der Pariser Archäologe Alain Schnapp in seinem Vortrag in Szene. Ausgehend von den Etymologien und Übersetzungen zentraler Begriffe historischer Wissenschaften reflektierte Schnapp über die Semantiken und Funktionen von Ruinen, Monumenten, Denk- und Mahnmälern in verschiedenen Kulturen zu wechselnden Zeiten. Als zentrale Konzepte der europäischen Erinnerungskultur definierte er trace und empreinte. Während trace die Richtung vorgebe und somit Orientierung schaffe, gebe empreinte als Abdruck dem Erinnerten eine Form. Letzteres könnte auf einer Erinnerungskultur bezogen werden, wie sie Denis Diderot lebte. Die Ruine habe für Diderot die Vergangenheit verkörpert, die durch Kontemplation vor Ort wieder zugänglich wurde. Eher dem Konzept der trace müsste Alois Riegls Funktionalisierung des Denkmals in Der moderne Denkmalkultus zugeordnet werden. Das Denkmal ist nach Riegl der Ort des ritualisierten Umgangs mit der Vergangenheit. Insofern besitzen nach Schnapp die deutschen Begriffe ‘Denkmal’, ‘Mahnmal’ und ‘Merkmal’ gegenüber dem französischen ‘monument’ einen entscheidenden Vorteil: Sie drängen die Frage nach den zukünftigen Funktionen der materialisierten Vergangenheiten auf. (Autor: Sergej Rickenbacher)

 

Section I: Critique génétique

Daniel Ferrer (Paris): Le matériel et le virtuel dans la critique génétique

Dr. Daniel Ferrer © Miriam Leopold

Dr. Daniel Ferrer
© Miriam Leopold

Ungeschriebene Bücher hinterlassen Spuren. Zu Unrecht interessierten die Critique génétique diese virtuellen Werke aber nur am Rande, wie der Joyce-Spezialist Daniel Ferrer vom ITEM bemängelte. Zwar sind diese Bücher nicht als Werke vorhanden, aber sie sind auch nicht vollständig verschwunden. Diese virtuellen Bücher sind als Korrekturen, Anmerkungen oder Flecken im Manuskript präsent, was auch wichtige Rückschlüsse auf den Schreibprozesse zulasse. Wie sich diese Virtualität am Material manifestiert, veranschaulichte Ferrer an Manu- und Typoskripten von Voltaire, Gustave Flaubert, Wladimir Nabokov oder James Joyce. Besonders bei Joyce wurde deutlich, dass die gemeinte Virtualität sich nicht nur in der Schrift konkretisiert. Vielmehr wird sie auch in der Materialität der Vorlage oder in Kontexten wie der Autorenbibliothek greifbar. Im Anschluss an den Vortrag wurde besonders Ferrers Begriff der ‘Virtualität’ kritisch diskutiert, da er große Überschneidungen mit der ‘Potentialität’ besitzt. (Autor: Sergej Rickenbacher)

Dirk van Hulle (Antwerpen): The Materiality of Textual Gaps – Beckett’s Blanks for when Words gone

Prof. Dr. Dirk van der Hulle © Miriam Leopold

Prof. Dr. Dirk van der Hulle
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Unter dem Motto “Mind the Gap” besprach Dirk van Hulle die Rolle der Leerstelle in den Werken Samuel Becketts. Besonders ging es ihm dabei um das Verhältnis, dass die in den Manuskripten und Entwürfen zu findenden Leerstellen zu den in den Werken thematisierten Leerstellen haben. Aufbauend auf Modellen der kognitiven Narratologie zur Funktionsweise des menschlichen “minds” plädierte van Hulle dafür, diese nicht nur für die Ebenen der Erzählung und der Rezeption, sondern auch für die textgenetische Ebene fruchtbar zu machen. Manuskripte, Entwürfe und Überarbeitungen sollen als essentielle Bestandteile des Schreibprozesses betrachtet werden. Unter dieser Perspektive ließen sich die einzelnen Texte dann als Extensionen des “minds” von Autorinnen und Autoren sehen, die in ihrer spezifischen Materialität den Schreibprozess beeinflussen.

Anhand von drei Werken Becketts – “Malone Dies Alone”, “Rough for Radio II” und “Cascando” – stellte er auch die Verbindung zwischen den Leerstellen in den einzelnen Textvarianten und der Thematisierung von Gedächtnis und Schreibprozess vor. Becketts Werke, so die Argumentation van Hulles, liefen auf die Konstruktion des “Unerzählbaren” hinaus. Abschließend präsentierte van Hulle das von ihm mit-geleitete Beckett Digital Manuscript Project (BDMP) in dem die Schriften Becketts digital aufbereitet werden. (Autor: Gero Brümmer)

Roger Lüdeke (Düsseldorf): The Material Art of Abstraction in Virginia Woolf’s To The Lighthouse

Roger Lüdeke eröffnete seine Präsentation mit dem Hinweis, dass diese „rachsüchtig“ und “ungerecht” sein werde. Ein Ziel dieser Rache zeigte sich, als er aus Leslie Stephens “What is Materialism?” (1886) das darin enthaltene Plädoyer für eine Hinwendung zum Materialismus zitierte. Diese Einstellung kontrastierte er mit einem Text, der als Replik auf Stephens’ Text verstanden werden kann, geschrieben von Stephens’ Tochter, Virginia Woolf (“Modern Fiction”, 1919).

Prof. Dr. Roger Lüdeke © Miriam Leopold

Prof. Dr. Roger Lüdeke
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Das Anliegen des Vortrags war es, für einen Eigensinn der Materialität von Literatur zu plädieren. Hierzu widmete Lüdeke sich einem close reading von Virgina Woolfs To the Lighthouse (1927). Indem er den Schreib- und Überarbeitungsprozess des Romans nachzeichnete, demonstrierte er, wie Woolfs Schreibweise als eine Art materieller Abstraktion verstanden werden kann, die eine besondere Form der Beschäftigung mit dem Text und der Schreibsituation Woolfs erlaubt. Hauptaugenmerk lag dabei auf dem zweiten Kapitel, “Time Passes”, das sich sowohl im Umfang als auch in der Ausrichtung immer weiter von der ursprünglich geplanten Form entfernte und weiter entwickelte. So machte Lüdeke deutlich, wie im Laufe des Romans die Thematisierung des künstlerischen Arbeits- und des Rezeptionsprozesses dafür sorgt, dass sich die Materialität der Welt, ihre Zeitlichkeit und ihre Bewegung in eine eigene Richtung entwickeln. Nach und nach entzieht sich der Text einer menschlichen Perspektive und die Welt gewinnt so ihren materiellen Eigensinn.

Er schloss den Vortrag mit einigen Anmerkungen zur Bedeutung dieser Abstraktion und der Berücksichtigung eines solchen materiellen Eigensinns, der, so Lüdeke, eine eigene ethische Haltung der Literatur evoziere. (Autor: Gero Brümmer)

 

Section II: Materialité et écriture

Ricarda Bauschke-Hartung (Düsseldorf): Die Materialisierung von Textsinn im Spannungsfeld handschriftlicher Varianz – Mehrfachüberlieferungen mittelhochdeutscher Lyrik.

Prof. Dr. Ricarda Bauschke-Hartung

Prof. Dr. Ricarda Bauschke-Hartung © Miriam Leopold

Handschriftliche Varianzen bringen selten Klarheit für das Verständnis von Texten. Oftmals verschleiern und vervielfachen weitere Handschriften durch Unterschiede, Schreibfehler, Lücken, Angleichungen und Anpassungen das Material mit dem sich Literaturwissenschaftler beschäftigen: Texte und Fiktion. In ihrem Vortrag behandelte Ricarda Bauschke-Hartung den Umgang mit dieser Vielheit. Dabei bezog sie eine Position zwischen Old Philology und New Philology und verwies darauf, dass beide konkurrierende Strömungen problematisch für ein adäquates Textverstehen sind. Während die erste eine Urtextform zu (re)konstruieren versuche, forciere die zweite den Pluralismus der Texte und begründe dies mit der Auftrittssituation im Mittelalter. Am Beispiel von Heinrich von Morungens Des Minnesangs Frühling wies Bauschke-Hartung darauf hin, wie komplex eine Textgenese ist und wie missverständlich die Pluralität der Texte sein kann. Dabei lautet ihr Vorschlag, die Vielheit bei gleichzeitiger Hierarchisierung historischer, sprachlicher und kultureller Fakten beizubehalten. Gerade der material turn diene dabei als produktiver Ausgangspunkt. Die Hinwendung zum Textmaterial zeige, wie immer schon Autorenbilder konstruiert, Textzuschreibungen inszeniert und die Potentialität des Textes poetisiert wird. In der Diskussion wurde kritisch beleuchtet, welchen Weg die Philologie zwischen den Ideologien von Urtext und Autor sowie von Vielheit und Gleichwertigkeit gehen kann. (Autor: Martin Bartelmus)

Martin Stingelin (Dortmund): Im Höhlenlabyrinth der Materialität von Christoph Martin Wieland und Friedrich Dürrenmatt

Prof. Dr. Martin Stingelin © Miriam Leopold

Prof. Dr. Martin Stingelin
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Literatur befindet sich immer schon im Spannungsfeld zwischen dem Schreiben mit seinen Akteuren – wie Tinte, Schreiber, Stift, Maschine, Papier und Sekretärin – und der Fiktion –also all dem, was geschrieben, erzählt, inszeniert und produziert wird. Martin Stingelin verband in seiner Analyse die Materialität mit der Fiktionalität von Schreibszenen. Ausgangspunkt bildete Christoph Martin Wielands Sokrates Mainomemos, in dem Diogenes über das Schreiben reflektiert und gleichzeitig schreibt. Wie körperlich und materiell Schreiben sein kann, zeigte eine handschriftliche Notiz von Georg Christoph Lichtenberg, in der er mit Kaffee schreibt, und schreibt, dass er mit Blut schreiben würde, hätte er keinen Kaffee als Tintenersatz. Sichtbar wird, auf welch radikale Körperlichkeit der Akt des Schreibens immer schon verweist. Auch bei Friedrich Dürrenmatts Winterkrieg in Tibet zeichnet sich die ganze Bandbreite der Verschränkungen von Fiktion und Materialität ab. An Dürrenmatts Manu- und Typoskripten machte Stingelin deutlich, wie sich materiell-semiotische Knoten bilden – im Text sowie auf dem Blatt Papier. Die Fiktion kenne nicht nur eine Vielheit an menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren im Schreibprozess. Vielmehr zeige sich auch bei Dürrenmatt und Robert Walser, dessen Bleistifthandschriften auch ins Spiel gebracht wurden, dass nie nur der Autor die Fiktion entwirft, sondern das Schreiben ein Kollektiv versammelt: aus Schriftart, Bleistifte, Schreibmaschinen etc. Das Schreiben ist nicht nur eine Praxis zur Herstellung literarischer Texte, sondern auch eine Praxis des Zusammenbringens von Akteuren, mithin ein Spiel zwischen Mikropolitik und Ökonomie des Schreibens.(Autor: Martin Bartelmus)

 

Section III: Materialité et médialité

Reinhold Görling (Düsseldorf): Material und Abstraktion

Prof. Dr. Reinhold Görling © Miriam Leopold

Prof. Dr. Reinhold Görling
© Miriam Leopold

Anhand der Audiovertonung von James Joyce’ Anna Livia Plurabelle und der Video-Installation The Woolworth Choir 1979 von Elizabeth Price erkundete Reinhold Görling das Verhältnis von Abstraktion und Material.

Die 1929 entstandene Vertonung von Anna Livia Plurabelle, dem wohl bekanntesten Kapitel aus dem als unübersetzbar geltenden Finnegans Wake, beschrieb Görling als vielstimmigen Text über Zeit und Verben, Begehren und Körper. Hierin spiegele sich das Verhältnis von Materialität und Produktion, so man Produktion (als eine Tätigkeit der Formwandlung) als zeitliche Ausbreitung und Material als räumliche Ausbreitung fasse. Die an Musik grenzende Sprache arbeite gegen den Sinn im Text an, da der Text ständig selber Rhythmen und Gesten übersetze und somit mit Benjamin eine ‚reine Sprache’ genannt werden könnte. Görling schlug dagegen vor, mit Whitehead und Déleuze/Guattari Anna Livia Plurabelle und The Woolworth Choir 1979 anstatt als Produktionen als Abstraktionen verstehen, die zugleich Konkretionen sind. Sie gehen als Relationen den Relata voraus und gebärden sich ereignishaft, ohne jedoch in eine Zeitstruktur eingebunden zu sein. Das beschriebene Material entspräche in dieser methodischen Perspektive eher Bewegungen oder Rhythmen denn Substanzen. (Autorin: Maike Vollmer)

Beate Ochsner (Konstanz): Das Cochlea Implantat zwischen epistemischem und technischem Ding

Prof. Dr. Beate Ochsner © Miriam Leopold

Prof. Dr. Beate Ochsner
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Beate Ochsner reflektiert in ihrem Vortrag das Cochlea Implantat (CI) zwischen epistemischem und technischem Ding. Das CI ist eine chirurgisch zu implantierende Neuroprothese, die gehörlosen und schwerhörigen Menschen eine Darstellung der Umgebungsgeräusche vermitteln kann und somit die Teilhabe an der hörenden Welt ermöglicht. Ochsner analysierte audiovisuelle Repräsentationsräume, die aus (Noch-)Nicht-Teilhabenden Teilhabende machen. Die Ereignishaftigkeit der Mediation (des Hörend-Werdens) könne selbst nur medial verständlich gemacht werden.

Ochsner zeigte, dass in sogenannten “First-Time-Activation”-Videos, die vorgeben, den Augenblick der ersten Aktivierung der Prothese festzuhalten, mit standardisierten Blickzurichtungen und akustischen Aufmerksamkeitsspots operiert wird, die das epistemische in ein technisches Ding verwandeln und gleichzeitig die Selbstreferentialität des Hörenden medial erzeugen. Die Konstruktion der Selbstreferentialität entspreche der Logik des Supplements und habe die Nicht-Wahrnehmung und Auslöschung einer gehörlosen Möglichkeit der Identität zur Folge. (Autorin: Maike Vollmer)

 

Conference du soir

Bernard Stiegler (Paris): L’appareillage noétique

Pour comprendre les Immatériaux, il faut penser au delà de J-F. Lyotard !

Ainsi commence la conférence de Bernard Stiegler sur l’appareillage noétique définissant le cerveau comme « appareil de production du savoir ».

Pour penser contre l’automatisation du savoir dans le web, et pour un usage noétique du numérique Stiegler se réfère au concept qu’il baptise rétention tertiaire, un concept à partir des deux types de rétentions forgés par Husserl.

Prof. Bernard Stiegler © Miriam Leopold

Prof. Bernard Stiegler
© Miriam Leopold

Stiegler prend l’exemple du discours. Un discours écrit est une rétention tertiaire. Quand le public l’écoute pour la première fois, il se produit des rétentions primaires. Si l’on avait la possibilité de fixer le discours par un procédé audio et de le réécouter, il se produirait des rétentions secondaires et de nouvelles rétentions primaires, les anciennes rétentions primaires étant par la réécoute transformées en rétentions secondaires. La prise de note participe de ce même processus, transformant le support transindividuel en « enrichisssement du texte » par l’attention individuelle à tel ou tel aspect du discours. Ces notes peuvent être le chemin d’une nouvelle transindiviuation.

La rétention tertiaire numérique, le web, ouvre de nouvelles possibilités herméneutiques ; le numérique comme objet spatiotemporel favorise un régime de la transindividuation ou autrement dit, un social networking. Les groupes qui consolident des rétentions secondaires collectives, définies par l’interprétation et la production des processus de catégorisation contribuent aux matériaux de savoir.

Le web comme ardoise magique collective ( nouveau wunderblock freudien) devient ainsi un circuit de transindividuation à travers des bifurcations qui se créent pendant le dialogue des groupes sur le web. (Auteur: Aleksandra Lendzinska)

 

 Section IV: Materialité et l’histoire d’art

Jean-Claude Schmitt (Paris): Les deux corps de la vierge

Prof. Jean-Claude Schmitt © Miriam Leopold

Prof. Jean-Claude Schmitt
© Miriam Leopold

Die letzte Sektion der Tagung eröffnete der französische Mediävist und Vertreter der anthropologie historique Jean-Claude Schmitt. Seinen Vortrag widmete Schmitt der Produktion von Sakralität in der Marien-Prozession Círio de Nazaré in Belem, die aktuell als eines der größten religiösen Feste weltweit gilt. Während der zweitägigen Prozession wird eine Marienstatue mit verschiedenen Transportmitteln bzw. –formen von der Nachbarstadt Ananindeua zur Basilika Sanctuário de Nazaré in Belém transportiert. Entscheidend seien die verschiedenen Vervielfachungen des Marienkörpers, die erst die Produktion von Sakralität in der Menschenmasse erlauben. Seit 1966 begeht die Prozession eine Kopie der originalen Statue, die während den Festlichkeiten in der Basilika bleibt. Diese Verdoppelung des Körpers bleibt nach Schmitt jedoch nicht die einzige Multiplikation. Vor der Prozession schenken sich Privatpersonen, Geschäfte und Firmen gegenseitig kleine Marienstatuen, ebenso wie digitale Fotos überzeitliche Nähe produzieren. (Autor: Sergej Rickenbacher)

Philipe Cordez (München): Esclaves d’ébène – À propos du mobilier du Andrea Brustolon pour Pietro Venier (Venise 1706)

Dr. Philippe Cordez © Miriam Leopold

Dr. Philippe Cordez
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Der Frage, woher die Verbindung der Assoziation von schwarzer Haut und dem Material Ebenholz stammt, widmete sich Philipe Cordez in einer Betrachtung des Mobiliars Andrea Brustolons für Pietro Venier (Venedig, 1706). Basierend auf einem materialsemantischen Ausgangspunkt zeigte er in seinem auf Deutsch gehaltenen Vortrag, dass der materialisierenden Identifizierung des afrikanischen Körpers mit dem kostbaren Ebenholz und den Darstellungsmodi der Afrikaner im Mobiliar kulturell bedingte Handlungsmuster zugrunde liegen, indem er die komplexen semantischen Assoziationen des französischen Wortes “guéridon” sowie der Begriffe “Bois d’ébéne” und “ebony” über die Sprache historisch zurückverfolgte. (Autorin: Sabrina Pompe)

Hans Körner (Düsseldorf): Die Mauer – Zur Materialität der Erinnerung im französischen Denkmal des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts

Prof. Dr. Hans Körner © Miriam Leopold

Prof. Dr. Hans Körner
© Miriam Leopold

Reflektierte Alain Schnapp im Eröffnungsvortrag die kulturelle Produktion von Erinnerung mittels Denkmälern, so wendete sich der Düsseldorfer Kunsthistoriker Hans Körner ihrem entgegengesetzten Pol zu: ihrer Materialität. Körner bezog verschiedene Medien und historische Ereignisse um 1900 aufeinander und zeigte, dass die Mauer in den Denkmälern dieser Zeit bei weitem nicht nur Staffage ist. Vielmehr bildet sie nach Körner die Leerstelle der Denkmäler, in der sich die Ephemerität der Vergangenheit, die Imagination des Betrachters und die Materialität des Kunstwerks begegnen. Als Beispiele dienten u.a. das Ölbild “Der Tod des Marschalls Ney” (1867) sowie das erste Denkmalprojekt zu Neys Hinrichtung von François Rude (1848) und Paul Moreau-Vauthiers “Aux victimes des révolutions” (1907), das den letzten hingerichteten Pariser Kommunarden gewidmet ist. Körner führte eindrücklich vor, wie gerade an diesen Mauern die Spannung zwischen Absenz und Aktualisierung manifest wird. (Autor: Sergej Rickenbacher)

 

 

Quelle: http://grk1678.hypotheses.org/473

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Coding da Vinci 2015 – der Kultur-Hackathon startet in die nächste Runde

gemeldet von Barbara Fischer, Kuratorin für Kulturpartnerschaften

Bist du ein kulturinteressierter Tüftler? Verfliegt die Zeit, wenn du dich in die Tiefen der Kommandozeile gräbst, und leuchten deine Augen, wenn du dein neustes Raspberry-Pi-Projekt zum Leben erweckst? Bist du eine Macherin, die mit digitalen Werkzeugen Neues schafft?

Coding da Vinci ist Deutschlands erster Kultur-Hackathon und bietet dir die Gelegenheit, in einem kreativen Umfeld an Anwendungen, Visualisierungen, Apps oder anderen kulturbezogenen Geistesblitzen zu arbeiten. Dabei stehen dir Datensätze verschiedener Kulturinstitutionen zur Verfügung, die dank freier Lizenzen zum Hacken benutzt werden können (weitere folgen). Coding da Vinci 2014 war für alle Beteiligten eine spannende Erfahrung. Vom zzZwitscherwecker über Alt-Berlin bis hin zu Mnemosyne wurden großartige Ideen verwirklicht und gezeigt, welches Potenzial in digitalen Kulturdaten steckt.

Am 25./26. April findet die Auftaktveranstaltung statt, bei der die Daten vorgestellt und Projekt-Teams gebildet werden. Bis zur Preisverleihung am 5. Juli 2015 habt ihr 10 Wochen Zeit, um an eurem Projekt weiterzuarbeiten und dieses dann einem Publikum und der Jury vorzustellen. Die Preise werden demnächst veröffentlicht.

Um an Coding da Vinci teilnehmen zu können, müsst ihr:

Wir sorgen für leckere Verpflegung an allen Veranstaltungstagen. Schnellentschlossene können sich außerdem für Reisestipendien bewerben.

Weitere Infos auf: codingdavinci.de

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4901

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CODE 6: Andrew Prescott about Big Data in the Arts and Humanities

The amount of data that is produced is growing exponentially. By now, Big Data is a buzz word in many fields and disciplines. Widely discussed not only in industry and academia, as well in the public sector. But what is Big Data? And are we witnessing a shift: Is there a »Big Data moment«? Andrew Prescott is a trained medieval historian and professor of Digital Humanities. In this interview we talk about the history of Big Data and some theoretical and methodical consequences for the Arts and Humanities.

Quelle: http://codinghistory.com/podcast/code6/

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Wenn nach 100 Jahren die Kriegstoten wieder ein Stimme bekommen

Annika Röttinger war eine der Organisatorinnen der bereits angekündigten Veranstaltung in Bückeburg am 13. März. Sie hat uns ihre Gedanken zur Vorstellung bereitgestellt und wir wollen diese mit euch teilen. 

„Die Schlacht dauert immerzu, dann mal stärker, dann mal schwächer, die Kugeln pfeifen Tag und Nacht.“, schreibt Ludwig Faudt am 10. November 1914, im Schützengraben liegend. Über 100 Jahre später erklingt seine Stimme im Museum Bückeburg. „Die Kugeln pfeifen Tag und Nacht.“ Mich hat dieser Satz aus seiner Feldpost schon von Anfang an berührt, seit wir die Briefe im Seminarraum der Uni das erste Mal gelesen haben. Aber heute Abend, da dieser Satz in die gespannte Stille der vielen Zuhörer hineingesprochen wird, wo er gleichermaßen der Titel der Lesung ist, da berührt er mich noch mehr.

Die lange Vorbereitung auf die Lesung, die gerade für ein kleines Orga-Team eine besondere Belastung darstellt, ist endlich zum Ende gekommen. Alles ist erledigt, jeder auf seiner Position und es kann losgehen. Das Museum ist noch voller als erwartet. In der ersten Reihe sitzt Hans Faudt, der Neffe der beiden Brüder Carl und Ludwig, deren Briefe wir heute vorlesen. Ich stehe an meinem Platz und frage mich, was er wohl empfinden mag. Wundere mich, welch glückliche Umstände es waren, unter denen wir die Briefe gefunden haben. Und sorge mich ein wenig, ob wir dem Ganzen gerecht werden können.

Eine engelsgleiche hohe Stimme stimmt „Ein feste Burg ist unser Gott“ an, sie singt jenen Kirchenchoral, welcher die Brüder 1914 bei der Mobilmachung begleitet hat. Heute leitet dieses Lied unsere Lesung ein und verfehlt seine Wirkung nicht. Der kleine Saal wird mucksmäuschenstill und verfolgt aufmerksam die Schicksale der beiden Bückeburger Brüder.

Bäckerei der Familie Faudt
Bäckerei der Familie Faudt

„Wenn ich nach Hause komme, kann ich euch noch unendlich viel erzählen.“, schreibt Ludwig, und mir wird es ganz anders. Bei der Generalprobe am Nachmittag hatte ich schon eine Gänsehaut, aber nun ist die Atmosphäre eine viel dichtere und ich empfinde alles viel intensiver.

„Bald mehr.“, schreibt auch Carl an seine Eltern, und ich weiß, dass dem nicht so ist. Mehr wird nicht kommen, mehr wird Carl nicht schreiben. Und sobald dieser Satz verstummt ist, erklingt ein weiterer Choral und eine weiße Grabkerze wird für ihn entzündet. Manche Zuhörer wischen sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Auch ich muss meinen Kloß, den ich im Hals habe, herunterschlucken.

„Teile euch mit, dass ich noch gesund und munter bin.“, schreibt Ludwig kurz darauf in seinem letzten Brief, drei Tage vor seinem Tod. Wieder ein Choral, noch eine Kerze und jedem wird in diesem Moment bewusst, dass die Eltern bereits im ersten Kriegsjahr beide Söhne verloren haben.

Zu jedem vorgelesenen Kondolenzbrief, den die Familie erhält, wird eine rote Grabkerze entzüdet und gesellt sich zu den beiden weißen. Als sich die Lesung dem Ende neigt, ist der kleine Sims, auf dem die Photos von Carl und Ludwig stehen, voller Kerzen.

Tosender Applaus. Auf meiner Seite überwiegen vor allem Erleichterung und Dankbarkeit.

Eine so herrliche, gespannte und aufmerksame Stimmung wünscht man sich für jede Veranstaltung, rechnet aber eigentlich nicht damit. Die Resonanz war durchweg positiv, egal, mit wem wir gesprochen haben. Wir hatten im Museum noch eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Familie Faudt auf die Beine gestellt, welche auch sehr, sehr gut aufgenommen wurde.

Herr Faudt bedankte sich nach der Lesung noch einmal bei uns Studierenden und meinte, durch diese Lesung wären Carl und Ludwig wieder ein Stück weit zum Leben erweckt worden. Ein bewegender Gedanke, wie ich finde, da es sich für mich genauso anfühlt. Aus den Briefen ist so viel herauszulesen und wenn man sich so lange mit dem Leben der beiden beschäftigt, fühlt man doch arg mit, wenn sie dann „wieder“ sterben.

Heute Abend kam alles zusammen. Die Stimmen der Brüder, die Ausstellung zu deren Leben, die Anwesenheit ihrer Nachfahren. Es fühlte sich an, als würden sich einzelne Puzzlestücke zusammensetzen und die Geschichte einen Abschluss finden.

Quelle: http://zeitraeume.hypotheses.org/298

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Interview mit Prof. Thomas Kron auf dem Soziologiekongress in Trier 2014

Vom 6. bis zum 10. Oktober 2014 fand in Trier der 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) statt. Das Kongressthema war „Routinen der Krise – Krise der Routinen“. Auch das Soziologiemagazin versuchte, sich in der Krise zu routinisieren. … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/8211

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Der Donauhandel* . Quellen zur österreichischen Wirtschaftsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts

von Peter Rauscher (Wien) und Andrea Serles (Wien)

Maut- und Zollregister sowie Rechnungsbücher diver­ser Ämter der größeren Handelsorte zählen zu den in­teressantesten Quellengattungen für die Erforschung der Handelsgeschichte. Sind diese Massenquellen über einen langen Zeitraum erhalten, bilden sie für die ein­zelne Forscherin bzw. den einzelnen Forscher ob ihrer Materialfülle häufig aber auch eine Barriere, die bei be­schränkten zeitlichen und finanziellen Ressourcen nur schwer zu überwinden ist. Quelleneditionen schaffen neue Grundlagen, die helfen, dieses Hindernis zu um­gehen; die Verbindung mit dem Internet ermöglicht einen niederschwelligen und recherchefreundlichen Zugang zu diesen großen Datenbeständen, wenn auch viele Fragen der Langzeitarchivierung und Datenpfle­ge noch ungelöst sind.1

Die Erschließung und Online-Edition von Massen­quellen zur frühneuzeitlichen Handelsgeschichte im Donauraum ist die Kernaufgabe des Projekts Der Do­nauhandel. Quellen zur österreichischen Wirtschafts­geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts.2 In einer ers­ten, Ende 2012 abgeschlossenen Projektphase wurden die Kremser Waag- und Niederlagsbücher vollständig erfasst, seit Frühjahr 2013 wird in einem Folgeprojekt an der Edition ausgewählter Jahrgänge der Aschacher Mautregister gearbeitet.

Parallel zur datenbankgestützten Erfassung der Quel­len werden eine umfangreiche Bibliographie zum Donauhandel sowie Verzeichnisse zu Handelsorten, die mit dem Donauraum in enger Verbindung stan­den, und zu am Güteraustausch beteiligten Personen aufgebaut. Außerdem bietet die Projekthomepage die Möglichkeit, Publikationen zum Forschungsfeld ab­zurufen und in eigenen Glossaren Waren und Maße online nachzuschlagen.

Der Donauhandel

Die Donau bildete die zentrale Verkehrsader der Län­der ob und unter der Enns und verband die österreichi­schen Donaustädte mit dem schwäbisch-bayerischen Raum mit seinen Zentren Ulm, Augsburg, München, Regensburg und Passau. Eine von Regensburg ausge­hende Landverbindung ermöglichte auch einen regen Austausch zwischen der Donauregion und dem frän­kischen Gewerbe- und Handelszentrum Nürnberg.3 Über die Nebenflüsse Salzach und Inn wurden die wichtigen Transitländer Salzburg und Tirol und da­mit auch die Handelsstädte Norditaliens erreicht. Die schwierigen Stromverhältnisse östlich von Pressburg/ Bratislava sorgten dafür, dass der Wasserweg jenseits der Grenze zu Ungarn bis ins 18. Jahrhundert wenig benutzt wurde.4 Hinzu kam die dauerhafte Konfronta­tion mit dem Osmanischen Reich, die die Donauschifffahrt maßgeblich behinderte und dazu führte, dass erst ab den 1660er-Jahren die Handelsbeziehungen in diesen Raum intensiviert wurden. Das erste österrei­chische Schiff erreichte die Mündung der Donau ins Schwarze Meer nicht vor den 1770er-Jahren.5

Ob ihrer verkehrstechnischen Lage, ihrer Stellung als überregionaler Marktort oder allgemeinen An­ziehungskraft als Absatzmarkt kam den Städten Linz und Krems sowie der kaiserlichen Residenzstadt Wien eine hervorgehobene Position an der österreichischen Donau zu.6 Hatte sich Wien in der Frühen Neuzeit in erster Linie zu einer Konsumptionsstadt entwickelt, so war Linz die einzige überregional bedeutende Mes­sestadt am österreichischen Donauabschnitt, die so­wohl den Transithandel als auch das Wechselgeschäft bediente. Krems wiederum bildete eine Schnittstelle zwischen Nah- und Fernhandel, da es einerseits der regionale Verteilermarkt für Güter aller Art für weite Gebiete nördlich der Donau war, andererseits durch die privilegierte Eisenniederlage und den Export von Wein selbst Anteil am Transit- und Fernhandel hatte.

Trotz der Behinderung des Warenverkehrs durch Mauten, durch stark schwankende Wasserpegel und im Winter durch Eis war der Weg über die Donau günstiger als über die konkurrierenden Landstraßen.7 Besonders Massengüter wie Eisen, Salz, Holz, Bauma­terial oder Wein waren auf den Wasserweg angewiesen und konnten dort auch stromaufwärts kostengünstiger als auf der Straße transportiert werden.8 Das in den Rechnungsbüchern verzeichnete Spektrum der trans­portierten und gehandelten Waren geht aber weit über diese Massengüter hinaus, sodass mit Hilfe der unterschiedlichen Quellen sowohl statistisch-quantifi­zierende Analysen zu Handelskonjunkturen im Allge­meinen als auch zu einer großen Palette von einzelnen Gütern im Speziellen vorgenommen werden können. Darüber hinaus ergeben sich neue Ansatzpunkte für eine Vielzahl von Spezialdisziplinen von der Kultur-und Sozialgeschichte über das Transportwesen bis hin zur Militärgeschichte, um nur einige zu nennen. Für die biographisch-prosopographische Forschung bie­tet das reiche Namensmaterial neue Möglichkeiten, die Aktivitäten einzelner Personen, ganzer Familien und größerer Personengruppen teilweise über Jahr­zehnte hinweg in einem Quellenbestand untersuchen zu können.

Projektphase 1: Die Kremser Waag- und Niederlagsbücher9

Das Rückgrat der Stellung von Krems an der Donau als Handelsstadt bildeten seit dem ausgehenden Mittelal­ter neben der günstigen geographischen Lage, dem Ex­portgut Wein und einer Monopolstellung im Handel mit Eisen- und Eisenwaren für den Raum nördlich der Donau die beiden Jahrmärkte im Juli (Jakobimarkt) und Oktober (Simonimarkt).10 Fronwaage und War­enniederlage gehörten in Krems – wie in den meisten Handelszentren – zu den gebräuchlichen städtischen Einrichtungen. Zu den Amtsgeschäften des Waag­meisters zählte die Führung der sogenannten Waag-und Niederlagsbücher, in welche er sämtliche Namen, Herkunftsorte und Waren all jener zu verzeichnen hatte, die entweder Güter an der städtischen Waage abwiegen lassen mussten, oder zur Zahlung des Nie­derlagsgeldes verpflichtet waren.11 Diese Aufzeichnun­gen bildeten die Grundlage der Verrechnung zwischen dem Waagamt und der Stadtkammer.

Für den Zeitraum von 1621 bis 1737 haben sich 26 voll­ständige Rechnungsbücher im Kremser Stadtarchiv erhalten, deren Umfang zwischen 16 und 359 Blatt va­riiert. Davon entfallen zehn Bücher auf die Niederlage und 16 auf die Waage. Der stark formalisierte, tabella­rische Aufbau prädestiniert die Übertragung der in der Quelle enthaltenen Informationen in eine Datenbank. In Zusammenarbeit mit Beate Pamperl vom Institut für Geschichte der Universität Wien wurden eine auf MySQL basierende relationale Datenbank für das Pro­jekt entwickelt und sämtliche ca. 21.500 Geschäftsfälle aus den Rechnungsbüchern als einzelne Datensätze in der Datenbank erfasst. Dabei spannte sich ein weit über Niederösterreich hinausgehender Handelsraum auf, der von Savoyen und der Schweiz über die ober­deutschen Reichsstädte und Ungarn bis in die südpol­nische Metropole Krakau reichte, den Schwerpunkt aber in den Ländern der böhmischen Krone – vor al­lem im mährisch-schlesischen Raum – hatte. Die – in einem geringeren Umfang auch weiblichen – Markt­teilnehmer lassen ein vielschichtiges Spektrum beste­hend aus Kleinhändlern und Gewerbetreibenden, jü­dischen Kaufleuten unterschiedlicher wirtschaftlicher Bedeutung, italienischen und oberdeutschen Händ­lern mit Niederlagen in Wien, aber auch international agierenden Unternehmen erkennen, deren Aktivitä­ten im Donauraum bis dato kaum beachtet wurden. Neben den zu erwartenden Gütern aus dem eisen- und stahlverarbeitenden Sektor überraschte eine Vielzahl von Waren, die teilweise in beträchtlichem Ausmaß gehandelt wurden wie beispielsweise russisches Juch­tenleder, Färberröte, Bleiglätte oder Kastanien.

Mit Hilfe der Edition der Kremser Waag- und Nieder­lagsbücher12 kann nun ein genaueres Bild kaufmänni­scher Tätigkeit in den österreichischen Donauländern und deren intensive Verflechtung mit dem mittelost­europäischen Raum gezeichnet werden. Durch die Möglichkeit, die Daten kostenlos online abzufragen, werden außerdem wesentliche Bausteine für die Han­delsgeschichten kleinerer Räume bzw. einzelner Städte bereitgestellt. Die Zuordnung von Marktteilnehmern und Herkunftsorten ermöglicht durch die sich ab­zeichnenden Netzwerke auch neue Ansätze für proso­pographische und firmengeschichtliche Forschungen.

Projektphase 2: Die Aschacher Mautregister13

Trotz des Interesses der Wirtschaftsgeschichte am frühneuzeitlichen Handel nimmt die Erschließung und wissenschaftliche Auswertung von Mautregistern in der deutschsprachigen historischen Forschung ei­nen überraschend geringen Stellenwert ein. So kon­zentriert sich die wohl wichtigste Editionsreihe zur vormodernen Handelsgeschichte des mitteleuropäi­schen Raums, die Deutschen Handelsakten des Mittel­alters und der Neuzeit, in erster Linie auf die Glanzzeit der oberdeutschen Kaufmannschaft im 16. Jahrhun­dert. Zum Thema Zollwesen beschränkte man sich auf normative Quellen: Bearbeitet wurden zwar auch Teile der österreichischen Erbländer,14 gerade zu den öster­reichischen Donauländern liegt aber keine systemati­sche Dokumentation des Mautwesens vor.

Die bedeutendste und gleichzeitig umfangreichste Quelle zur Erforschung des frühneuzeitlichen Do­nauhandels sind die Protokollbücher der Maut zu Aschach, die erstmals Ende des 12. Jahrhunderts er­wähnt wird.15 Für die Zeit zwischen 1627 und 1775 haben sich im Depot Harrach des Oberösterreichi­schen Landesarchivs in Linz 194 Bände (davon 53 sog. „Konzepte“/Dubletten) dieser Aschacher Mautregister erhalten. 1622/31 war die Familie Harrach durch Kauf in den Besitz der Mautstelle gelangt, 1775 wurde diese nach Engelhartszell donauaufwärts verlegt.16

Forscher wie Othmar Pickl,17 Franz Fischer18 oder Erich Landsteiner19 haben die Aschacher Mautproto­kolle zwar immer wieder für die Analyse des Handels einzelner Jahre oder Waren herangezogen, eine voll­ständige Edition des Bestandes, die die Grundlage de­taillierter Forschungen zu Warenströmen, Konjunktu­ren und den im doppelten Sinne handelnden Personen wäre, wurde bis dato aber nicht unternommen.

Mit Hilfe der in der ersten Projektphase gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Mas­senquellen wird dieser Quellenbestand seit Februar 2013 in Form einer Online-Datenbank erschlossen.20 Wegen des Umfangs der einzelnen Bände (durch­schnittlich 450 bis 500 Blatt pro Rechnungsbuch) können im Rahmen eines dreijährigen Projekts nicht die gesamten anderthalb Jahrhunderte bearbeitet wer­den. Ediert werden zunächst die beiden Jahrzehnte von 1718 bis 1737, die weitgehend die Regierungszeit Kaiser Karls VI. (1711–1740) abdecken. In dieser Epo­che vollzogen sich bedeutende Weichenstellungen in Richtung Schaffung eines einheitlichen österreichisch-böhmischen Wirtschaftsraumes. Der Erreichung die­ses Zieles sollte vor allem die merkantilistische Zollpo­litik Karls VI. ab den 1720er-Jahren dienen. Die damit verbundene Abschottung gegenüber auswärtiger Kon­kurrenz betraf besonders die Handelsinteressen der oberdeutschen Reichsstädte. Hier wird in Form einer Dissertation empirisch untersucht, inwieweit sich Im­portbeschränkungen tatsächlich auf den Handel nie­derschlugen.21

Neben der Ermittlung allgemeiner Konjunkturen fallen besonders Änderungen im Konsumverhalten wie die Integration von Schokolade oder Tee in den mitteleuropäischen Speiseplan bei Durchsicht der Archivalien ins Auge, aber auch umfangreiche Ma­terialtransporte für die zahlreichen Bauvorhaben, die noch heute die Klöster- und Schlösserlandschaft ent­lang der Donau prägen und ihren Niederschlag in den Mautregistern gefunden haben. Hinzu kommen etwa Informationen zu oberdeutschen Buch- oder Kunst­händlern und den von ihnen in den österreichischen Raum transportierten Gütermengen. Bis zum Frieden von Passarowitz (21. Juli 1718) diente die Donau auch häufig als Transportweg für den Nachschub mit Trup­pen, Ausrüstung und Verpflegung der donauabwärts stationierten Einheiten. Der Fluss war darüber hinaus eine wichtige Reiseroute für Menschen. Wenn es sich um Amtsträger oder Mitglieder höherer Stände han­delte, sind diese oft namentlich benannt oder zumin­dest bezeichnet: Als Beispiele sind der Weihbischof von Passau, der Dechant von Linz, der Verwalter von Neuhaus, der Graf von Starhemberg oder der päpstli­che Nuntius zu nennen. Damit können etwa diploma­tische Reisen ermittelt oder Migrationsbewegungen wie die Auswanderung von Franken und Schwaben ins Reich der Stephanskrone sowie von Bergknappen aus Kufstein in die ungarischen Bergstädte nachge­zeichnet werden.

Mit Hilfe der Datenbank wird es nach Abschluss des Projekts (Laufzeit bis 2016) möglich sein, gezielt nach Schiffmeistern, Kaufleuten und anderen Personen wie Gesandten, Militärs oder Angehörigen des Kaiserhofs, Waren (und deren Mengen) sowie nach Orten zu su­chen. Damit wird ein Wirtschaftsraum hinsichtlich der agierenden Personen und der von ihnen gehan­delten Güter erschlossen, der weit über den engeren Donauraum hinausreicht.

Printversion: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 244–247.

* Die Publikation entstand im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Projekts Der Donauhandel in der Frühen Neuzeit. Erschließung und Analyse der Ascha­cher Mautregister: Die Zeit der österreichischen Protek­tionspolitik unter Kaiser Karl VI. (1718–1737) (P 25201– G15). Siehe die Projektwebsite: http://www.univie.ac.at/ donauhandel.

  1. Zu den Vor- und Nachteilen digitaler Editionen im Rahmen des Projekts Der Donauhandel siehe Peter Rau­scher/Andrea Serles/Beate Pamperl: Die Kremser Waag-und Niederlagsbücher. Bedeutung und Möglichkeiten der digitalen Erschließung von wirtschaftshistorischen Massenquellen, in: Pro Civitate Austriae N. F. 17 (2012), S. 57–82, hier S. 24–26.
  2. Projekthomepage mit Online-Datenbanken: http://www.univie.ac.at/donauhandel.
  3. Siehe dazu Andrea Serles: Metropole und Markt. Die Handelsbeziehungen zwischen Nürnberg und Krems/ Donau in der Frühen Neuzeit, Diplomarbeit, Wien 2013.
  4. Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Österrei­chische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart (= Österreichische Geschichte), Wien 1995, S. 95; Othmar Pickl: Österreichs Stellung im West-Ost- Handel vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Handels mit dem Süd­osten, in: Mitteilungen des Bulgarischen Forschungsin­stituts in Österreich 4,2 (= Forschungsgespräch am 9. und 10. Dezember 1980, Österreichs Handel mit Süd­osteuropa und die wirtschaftliche Bedeutung der bul­garischen Länder bis Ende des 18. Jahrhunderts), Wien 1981, S. 35–65, hier S. 37.
  5. Ernst Neweklowsky: Die Schiffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau 1 (= Schriftenreihe des Insti­tutes für Landeskunde von Oberösterreich 5), Linz 1952, S. 41 nennt das Jahr 1778; Hans Halm: Die Entdeckung der Donau als Welthandelsstraße, in: Oberösterreichi­sche Heimatblätter 6,1 (1952), S. 16–24, hier S. 19, berich­tet von einer Expedition von 1768–1771; vgl. ebd., S. 17.
  6. Vgl. u. a. Othmar Pickl: Handel an Inn und Donau um 1630, in: Jürgen Schneider u. a. (Hg.): Wirtschaftskräfte und Wirtschaftswege 2. Wirtschaftskräfte in der euro­päischen Expansion. Festschrift für Hermann Kellen­benz (= Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte 5), [Stutt­gart] 1978, S. 205–243, hier S. 205; Erich Landsteiner: Wien und der Donauhandel, in: Karl Vocelka/Anita Traninger (Hg.): Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (= Wien. Geschichte einer Stadt 2), Wien/Köln/Weimar 2003, S. 187–197, hier S. 187.
  7. Vgl. Alfred Hoffmann: Werden – Wachsen – Reifen. Von der Frühzeit bis zum Jahre 1848 (= Wirtschaftsge­schichte des Landes Oberösterreich 1), Salzburg/Linz 1952, S. 231.
  8. Ebd., S. 234f.
  9. Das Projekt Trade in the Age of Mercantilism wurde vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen For­schung (P 22303–G15) und von der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich (P–2792) finanziert. Arbeits­stelle des Projekts war das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems.
  10. Zu den einzelnen Marktprivilegien vgl. Otto Brunner: Die Rechtsquellen der Städte Krems und Stein (= Fon­tes Rerum Austriacarum III/1), Graz/Köln 1953, insb. Nr. 40, 44, 77, 102.
  11. Eine eingehende Studie über eine Stadtwaage und deren Waagmeister liegt für den österreichischen Donauraum bis dato nur für Linz vor. S. Hertha Awecker: Die Linzer Stadtwaage. Die Geschichte des Waag- und Niederlag­amtes der Stadt Linz (= Sonderpublikationen zur Linzer Stadtgeschichte 3), Linz 1958.
  12. Datenbank abrufbar über: http://www.univie.ac.at/donauhandel/datenbanken/datenbank-krems.
  13. Die Erschließung der Aschacher Mautregister erfolgt im Rahmen des Projekts Der Donauhandel in der Frü­hen Neuzeit. Erschließung und Analyse der Aschacher Mautregister: Die Zeit der österreichischen Protektions­politik unter Kaiser Karl VI. (1718–1737) (P 25201–G15). Vgl. Anm. *. Es ist am Institut für Österreichische Ge­schichtsforschung in Wien angesiedelt und wird in Ko­operation mit dem Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz durchgeführt.
  14. Für den österreichischen Raum siehe Otto Stolz: Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehrs in Tirol und Vorarlberg vom 13. bis 18. Jahrhundert (= Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 10, Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 1), Wiesbaden 1955; Herbert Hassinger: Ge­schichte des Zollwesens, Handels und Verkehrs in den östlichen Alpenländern vom Spätmittelalter bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts 1: Regionaler Teil, erste Hälfte: Westkärnten–Salzburg (= Deutsche Han­delsakten des Mittelalters und der Neuzeit 16, Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 5), Stuttgart 1987.
  15. Zu Aschach allgemein vgl. Ernst Neweklowsky: Aschach und die Donauschiffahrt, in: Oberösterreichische Hei­matblätter 13 (1959), S. 207–242, hier S. 209; Othmar Hageneder: Die Maut zu Aschach im Mittelalter, in: Miszellen zur mittleren und neueren Geschichte Öster­reichs. Festgabe für Herrn Professor Leo Santifaller an­läßlich seines 60. Geburtstages von den Mitgliedern des 45. Kurses am Institut für Österreichische Geschichts­forschung (Manuskript) Wien 1950, S. 93–108.
  16. Neweklowsky: Aschach und die Donauschiffahrt (wie Anm. 15), S. 210, S. 215.
  17. Pickl: Handel an Inn und Donau (wie Anm. 6).
  18. Franz Fischer: Die blauen Sensen. Sozial- und Wirt­schaftsgeschichte der Sensenschmiedezunft zu Kirch­dorf-Micheldorf bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Linz 1966, zu Aschach bes. S. 176–181.
  19. Erich Landsteiner: Handelskonjunkturen, in: Vocelka/ Traninger: Die frühneuzeitliche Residenz (wie Anm. 6), S. 201–205, hier S. 204; ders.: Die Kaufleute, in: ebd., S. 205–214, hier S. 209f., und S. 236 Anm. 376.
  20. Siehe: http://www.univie.ac.at/donauhandel/projekte. Ein internationales Referenzprojekt ist die Online-Edi­tion der dänischen Sundzollregister zum Schiffsverkehr zwischen Ost- und Nordsee, die von 1497 bis 1857 (da­von ab 1574 in nahezu vollständiger Serie) überliefert sind. Siehe dazu http://www.soundtoll.nl/index.php/en.
  21. Das Dissertationsthema Der Donauhandel oberdeut­scher Reichsstädte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhun­derts wird von Andrea Serles bearbeitet.

Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/361

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Wappenbuch Richtental I: Die Handschriften des Wappenbuchs in Ulrich Richentals Konstanzer Konzilschronik

Tina Raddatz und ich beschäftigen uns seit einiger Zeit mit Richentals Wappenbuch –  sie im Rahmen ihrer Dissertation, ich im bescheideneren Rahmen anderer Forschungen. (Ursprünglich wollte ich eigentlich nur das Wappenbuch des Konrad Grünenberg mit seinen möglichen Vorlagen vergleichen; heute, drei Jahre später, finde ich mich mitten in einem neuen, spannenden Forschungsgebiet wieder. Danke, Torsten, Steen, Tina!) Analog zu den Posts zum Grünenberg-Wappenbuch wollen wir in den nächsten Wochen die einzelnen Handschriften und Drucke vorstellen, die sich teilweise massiv voneinander unterscheiden. Die Hoffnung, dass sie die Zahl der bekannten Textzeugen auch hier so explosionsartig vermehrt, habe ich zwar nicht, aber wer weiß. Da die Handschriften in Bezug auf die Wappen viele kleine und weniger kleine Unterschiede aufweisen, die bislang so gut wie gar nicht erforscht wurden, gibt es hier viel zu entdecken. Worum geht es eigentlich? Die Chronik Richentals zum Konstanzer Konzil ist eine einigermaßen einzigartige Quelle, die vier unterschiedliche Elemente kombiniert: Den Text der Chronik, eine große Zahl Illustrationen, ausführliche Teilnehmerlisten (Namenslisten) und eben die Wappen. Die Gewichtung zwischen diesen Teilen schwankt in den einzelnen Überlieferungszweigen (15 Handschriften und drei Frühdrucke insgesamt) stark, es gibt reine Texthandschriften ebenso wie reine Bilderhandschriften, das Wappenbuch kann einen kleinen Teil der Handschrift […]

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/2691

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aussichten. Perspektivierung von Geschichte, March 30, 2015

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Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/03/5755/

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