“Merken der Mandaryns” – Bilder chinesischer Rangabzeichen aus dem 17. Jh.

In der China-Literatur des siebzehnten Jahrhunderts sind Abbildungen selten,  die vorhandenen Illustrationen wurden häufig mehrfach verwendet[1]  – in der Regel ohne Quellenangaben. Manchmal werden Bildelemente aus verschiedenen Abbildungen zu einem neuen Bild kombiniert, manchmal wird 1:1 übernommen. Ein Beispiel dafür ist eine Tafel mit Abbildungen von Standarten, Wimpeln und anderen Gegenständen.

Wohl zum ersten Mal wurde die Abbildung,  in Dappers Gedenkwaerdig bedryf …[2] von 1670 verwendet. Sie gehört (mit drei weiteren Tafeln) zum Abschnitt “Merken der Mandarins of Overheden, en dracht der Sinesen”[3] und es gibt dazu eine kurze Beschreibung der abgebildeten Gegenstände[4].

Dapper: Gedenkwaerdig bedryf (1670)

Dapper: Gedenkwaerdig bedryf (1670) | Internet Archive

Die Tafel zeigt im oberen Teil Wimpel und Standarten – zum Teil geschmückt mit Symbolen und/oder (nicht identifizierbaren) Schriftzeichen -, im unteren Teil Gongs und Schellen sowie in den unteren Ecken Tafeln, die den Würdenträgern vorangetragen wurden. Auf weiteren Abbildungen zu diesem Kapitel ist zu sehen, wie das “in Aktion” bei Prozessionen ausgesehen hat.
In der deutschen Version[5] findet sich die Abbildung (mit einem englischen Paralleltitel am unteren Rand) im Teil “Von den Gastereyen der Chineser [im Göttinger Digitalisat Bild 442], die Erklärung dazu auf Seite 46. In der Ausgabe von 1676 fehlt auf der Abbildung der Titel.

Wagner Das mächtige Kaiserreich China (1688)

Wagner Das mächtige Kaiserreich China (1688) | Google Books

Einige Jahre später taucht die Abbildung – mit niederländischem und englischem Titel – in Das mächtige Kaiserreich China und die asiatische Tartarei von Johann Christoph Wagner auf. Der Band – der vierte Teil der Delineatio Provinciarum Pannoniae Et Imperii Turcici In Oriente – erschien 1688 bei Koppmayer in Augsburg.[6]. Die Beschreibung dazu[7] ist – ohne Angabe der Quelle – aus der deutschen Fassung der Gedenkwürdigen Verrichtung entnommen. Wagner beschränkt sich auf diese eine Tafel, die übrigen, bei Dapper enthaltnen Abbildungen aus dem Abschnitt über chinesische Würdenträger, die weitere Rangzeichen, Kopfbedeckungen und weitere Kleidungsstücke zeigen, werden nicht verwendet …

  1. Vgl. auch den Beitrag Der Kaiser von China – ein Bild aus dem 17. Jahrhundert”.
  2. Olfert Dapper: Gedenkwaerdig bedryf der Nederlandsche Oost-Indische maetschappye, op de kuste en in het keizerrijk van Taising of Sina: behelzende het tweede gezandschap aen den onder-koning Singlamong en veldheer Taising Lipoui; door Jan van Kampen en Konstantyn Nobel. Vervolgt met een verhael van het voorgevallen des jaers zestien hondert drie ein vier en zestig, op de kust van Sina, en ontrent d’eilanden Tayowan, Formosa, Ay en Quemuy, onder ‘t gezag van Balthasar Bort: en het derde gezandschap aen Konchy, Tartarsche keizer van Sina en Oost-Tartarye: onder beleit van Zijne Ed. Pieter van Hoorn. Beneffens een beschryving van geheel Sina. Verciert doorgaens met verscheide kopere platen (Amsterdam: J. van Meurs 1670) – Digitalisate → Bibliotheca Sinica 2.o.
  3. Dapper (1670), 453-466.
  4. Dapper (1670)  459.
  5. Olivier Dapper: Gedenkwürdige Verrichtung der Niederländischen Ost-Indischen Gesellschaft in dem Käiserreich Taising oder Sina durch ihre zweite … als auch die dritte Gesandtschaft etc. Hiebey ist gefüget Eine ausführliche Beschreibung des gantzen Sinischen Reichs etc . (Amsterdam: Jacob von Meurs, 1675) – Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.o.
  6. [Johann Christoph Wagner:] Das mächtige Kayser-Reich Sina, und die Asiatische Tartarey vor Augen gestellet, In außführlicher Beschreibung Der Königreiche, Provinzien, Landschafften, Städte, Flüsse, Berge, Gewächse, Bäume, Früchte, Thiere, Gevögel, Fische, etc. so in diesen weit-entlegenen Welt-Gegenden sich finden : Wie auch solcher Völcker Landes-Regierung, Ehren-Stellen, Götzen-Dienst, ungeheure Götzen-Bilder, prächtige Tempel, Wissenschafften, Künste und Handwercker, Sitten, Gebräuche, letzte Ehren-Dienste, und Leich-Begängnüssen; neben vielen andern wunderseltsamen Merckwürdigkeiten. Samt zweyen nutzlichen Registern. Deme als dem vierdten Theil dieser Orientalischen Länder-Beschreibung, zu Fortsetzung der in vorigen Theilen angefangenen Historie deß annoch währenden Türcken-Kriegs angehänget Eine umständliche Beschreibung der ungemeinen herrlichen Victorien, welche Kayserliche Majestät und dero hohe Alliirte Anno 1686. und 1687. in Ungarn, Pohln, Moscau, Morea und Dalmatien, wider den Erbfeind siegreich erhalten von Johann Christoph Wagnern … Aus den berühmtesten alten und neuen Reiß- und Land-Beschreibern, unterchiedlichen Sprachen, mit Fleiß zusammen gezogen, und gezieret mit accuraten Land-Charten, und wahrhafften Kupffer-Abbildungen … (=  Johann Christoph Wagners Delineatio Provinciarum Pannoniae Et Imperii Turcici In Oriente / und Tartarn/ von ihren grausamen Proceduren/ gegen die Christenheit/ . Deme als dem vierdten Theil dieser Orientalischen Länder-Beschreibung/ zu Fortsetzung der in vorigen Theilen angefangenen Historie deß annoch währenden Türcken-Kriegs angehänget Eine umständliche Beschreibung der ungemeinen herrlichen Victorien/ … Anno 1686. und 1687. in Ungarn/ Pohln/ Moscau/ Morea und Dalmatien/ wider den Erbfeind siegreich erhalten;  Augspurg : Koppmayer, 1688 Augspurg:  Jacob Koppmayer 1688);  VD17 39:133129U – Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.0.
  7. Wagner (188), 137.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1412

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Vogteirechte als Hebel der Reformation (5.4. 2014, Landau/Pfalz)

Für das Blog stelle ich vorab gerne den (ausformulierten) Text sowie die Vortragsfolien online. Zur Konferenz gibt es unter anderem hier Informationen.     Vogteirechte als Hebel der Reformation from Abteilung Kulturelles Erbe (Stadtarchiv, Museen, Gedenkstätten) Speyer 1. Einführung Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich sehr, hier auf der Tagung sprechen zu können. Ich habe mich vor einigen Jahren intensiver mit der spätmittelalterlichen Ordens- und Landesgeschichte am Mittel- und Oberrhein beschäftigt (genauer: im ehemaligen Bistum Worms). Sie werden mir gestatten, dass […]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6905

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Vogteirechte als Hebel der Reformation (5.4. 2014, Landau/Pfalz)

Für das Blog stelle ich vorab gerne den (ausformulierten) Text sowie die Vortragsfolien online. Zur Konferenz gibt es unter anderem hier Informationen.     Vogteirechte als Hebel der Reformation from Abteilung Kulturelles Erbe (Stadtarchiv, Museen, Gedenkstätten) Speyer 1. Einführung Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich sehr, hier auf der Tagung sprechen zu können. Ich habe mich vor einigen Jahren intensiver mit der spätmittelalterlichen Ordens- und Landesgeschichte am Mittel- und Oberrhein beschäftigt (genauer: im ehemaligen Bistum Worms). Sie werden mir gestatten, dass […]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6905

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TAToM, oder: Text Analysis with Topic Models (Tutorial)

Eine "topic heatmap" für die Tragödien von Jean Racine

Eine “topic heatmap” für die Tragödien von Jean Racine

Die Schulungsmaterialien “TAToM – Text Analysis with Topic Models for the Humanities and Social Sciences“, die von Allen Riddell im Rahmen von DARIAH-DE erstellt wurden, sind soeben erschienen.

Sie bestehen aus einer Serie von Tutorials, die grundlegende Verfahren der quantitativen Textanalyse abdecken. Sie thematisieren die Vorbereitung eines Textkorpus für die Analyse sowie die Exploration von Textsammlungen mit Verfahren wie Topic Modeling und Maschinellem Lernen. Besonderes Augenmerk liegt darauf, dass NutzerInnen weitestgehende Kontrolle über die Vorgänge der Textprozessierung behalten können. Wichtig war bei der Entwicklung der Materialien darüber hinaus, den Aspekt der Visualisierung von Topic Models mit in das Verfahren einzubeziehen.

Die Tutorials behandeln sowohl einige grundlegende als auch fortgeschrittene Themen und bauen in gewisser Weise auf den Materialien zu Python Programming for the Humanities von Folgert Kastorp und Maarten van Gompel auf bzw. setzen diese teilweise voraus. Die Tutorials nutzen in erster Linie die beliebte Skriptsprache Python, um mit den Textdaten umzugehen.

Die Inhalte in der Übersicht:
- Preliminaries & Getting started
- Working with text
- Preprocessing
- Feature selection: finding distinctive words
- Topic modeling with MALLET
- Topic modeling in Python
- Visualizing topic models
- Classification, Machine Learning, and Logistic Regression
- Case Study: Racine’s early and late tragedies

Die Tutorials wurden von Allen Riddell für DARIAH-DE verfasst und im März 2014 in Version 1.0 veröffentlicht. Die Koordination lag bei Christof Schöch am Lehrstuhl für Computerphilologie der Universität Würzburg. Rückmeldung zu den Tutorials ist immer willkommen, ebenso wie Hinweise auf Fehler. Bitte nutzen Sie hierfür den issue tracker auf GitHub. Die Tutorials werden unter der Lizenz Creative Commons Attribution 4.0 International zur Verfügung gestellt.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3275

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Seminarergebnisse aus dem Wintersemester 13/14

Aus dem Seminar: “Soziale Medien für soziale Arbeit?” Im Wintersemester haben Andreas Rickert-Lützen und ich gemeinsam mit unserer Seminargruppe am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Fulda das Thema Soziale Online Netzwerke in der Sozialen Arbeit thematisiert. Dazu gab es seminarbegleitend eine Gruppen- und Einzelarbeit von den Studierenden zu erstellen. Die Seminarergebnisse sind hier aufgelistet. Unverlinkte Texte werden noch in den nächsten Tagen hier im Blog publiziert und aktuell in der Ergebnisliste verlinkt. Es lohnt sich auch in den nächsten Tagen hier vorbeizuschauen. Ergebnisse Gruppe 1 […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/6295

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Erfahrungen & Facebook: Ein Gedankenspaziergang…

Von dem amerikanischen Großindustriellen (1863-1947) stammt folgendes Zitat: „Ganz oben auf der Liste meiner Erfahrungen steht die Erkenntnis, daß man unangenehmen Dingen nicht einfach aus dem Weg gehen kann“. Damit meint er, dass der Mensch solche für ihn unangenehmen Erlebnisse, ja Probleme (gr. próblema – ‚das vor einen Hingeworfene‘) braucht, um aus ihnen zu lernen und sich weiterzuentwickeln, damit er größere Schwierigkeiten bewältigen kann. Diese Erfahrungen finden jedoch fast ausschließlich im sogenannten in der realen Welt – statt. Könnte es sein, dass uns Online-Communities […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/5233

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Edition des Hanns Eisler-Briefwechsels

Letztes Jahr ist der zweite Band des Briefwechsels von Hanns Eisler erschienen und wird von Kai Köhler rezensiert.

Hanns Eisler: Briefe 1907–1943, hg. von Jürgen Schebera und Maren Köster. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 2010.

Hanns Eisler: Briefe 1944–1951, hg. von Maren Köster und Jürgen Schebera. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 2013. [Verlags-Info]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/714915389/

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Digital Humanities Tagung in Passau als voller Erfolg

Gerade ist die DHd 2014 in Passau zu Ende gegangen, die erste Tagung der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (Homepage). Das Organisationsteam hat großartige Arbeit geleistet, die Vorträge waren fast durchweg von hoher Qualität. Besonders beeindruckt war ich von dem echten interdisziplinären Mehrwert vieler Beiträge und Sektionen. Ich habe nicht nur vieles Neues erfahren, sondern bin auch mit zahlreichen Vertretern benachbarter geisteswissenschaftlicher Fächer und Informatikern ins Gespräch gekommen.

Passau DHd Konferenz Nr 02287 xr100 - SHoppe2014

Ich habe leider hier nicht die Zeit für eine ausführliche Tagungsbesprechung, aber besonders profitiert habe ich von den Sektionen Visualisierungen (und hier von der Vorstellung des GenericViewer und des Presenters) und Pecha Kucha “Virtuelle Rekonstruktion – Allgemeine Standards, Methodik und Dokumentation”. Das aber nur als ganz persönliches erstes Fazit.

Auch die Kunstgeschichte hat sich übrigens wacker geschlagen, siehe z.B. hier und hier. Vor allem aber allgemeinwirksam in der sehr schönen Keynote Lecture unserer ehemaligen Münchener Kollegin Prof. Katja Kwastek, die nun in Amsterdam wirkt.

Eine zeitnahe Publikation ist wohl geplant.

Passau DHd Konferenz Nr 02497 xr100 - SHoppe2014

Quelle: http://dhmuc.hypotheses.org/78

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Erfolg und Emergenz in den Digital Humanities – ein Tagungseindrucksausschnitt

von Fabian Cremer, Max-Planck-Institut zur Erfoschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften

Es könnte durchaus aufhorchen lassen, mit welcher Selbstverständlichkeit ökonomische Kategorien zur Beschreibung oder Beurteilung wissenschaftlicher Vorhaben herangezogen werden, trotz der weit verbreiteten Kenntnis des Drucks [1], dem die drittmittelgeprägten Digital Humanities als Beutegemeinschaft ausgesetzt sind. Im gleichnamigen Panel der DHd 2014 [2] hängt der expliziten Frage nach dem „Mehrwert“ der Informationstechnologie in geisteswissenschaftlichen Projekten, implizit auch das Legitimationsbedürfnis einer Disziplin an, die neben ihrem Selbstverständnis auch ihre Förderwürdigkeit aus den Innovationsmomenten zieht, die in dieser Verbindung von Geisteswissenschaft und Informatik mitunter stecken. Die Entstehung des Mehrwerts lässt sich aus der Marxschen Theorie des Kapitalismus [3] auf die stärker erkenntnisgewinnorientierte Aspekte der Wissenschaft übertragen: Mit dem den Einsatz von Informationstechnologien im Arbeitsprozess der GeisteswissenschaftlerInnen entsteht ein Produkt, dessen Gegenwert über den der jeweils aufgebrachten Arbeitsleistung hinausgeht, ein wissenschaftliches Surplus. Von diesen emergenten Eigenschaften der wissenschaftlichen und personellen Verbindungen in den Digital Humanities zeugen die drei Erfolgsgeschichten, die in der Mehrwertsession erzählt wurden.

Das Forschungsgebiet kunsthistorisch motivierter Analyse von Musikvideos, in dem sich Thorsten Wübbena kunsthistorisch und Matthias Arnold informationstechnologisch bewegen [4], zeigt idealtypisch, welche Möglichkeiten sich nach dem Fall analoger Barrieren ergeben. Genuin digitale oder im Analogen nur schwer wissenschaftlich rezipierbare Medien wie Musikvideos, ergeben sich der Analyse ihres komplexen und in Bewegung befindlichen Bezugssystems aus Text, Bild und Musik in einer webbasierten Arbeitsumgebung zur Videoannotation [5] nicht nur leichtgängiger sondern auch nachhaltiger. Ohne Medienbrüche direkt im Material arbeiten zu können, erlaubt außerdem nicht nur bessere Analysebedingungen, sondern eröffnet in der wissenschaftlichen Kommunikation den Diskurspartnern auch einen anderen Zugriff auf die eigene Argumentationsgrundlage, die visuelle Materialerschließung in der digitalen Arbeitsumgebung. Der bisher unvermeidliche Umweg über den Text, die Abstraktion über die Verschriftlichung, wird vermieden.

Im Untersuchungsfeld der Wanderungsbewegungen von Musikern im 16. Und 17. Jahrhundert lässt sich anhand der Projektfolge Musici-Musmig [6] eines der Phänomene der Digital Humanities exemplarisch verfolgen, der Fokuswechsel von einer im Umfang beschränkten aber tiefgehenden Erschließung zu einer räumlich und thematisch breiteren Datenbasis mit reduzierterem Detailgrad und generalisierenden Ordnungsstrukturen. Neben der Notwendigkeit, sich dabei mit informationstechnologischen Methoden der Aufbereitung von Daten, ihrer Maschinenlesbarkeit und Modellierung auseinanderzusetzen (und dann davon zu profitieren), erschloss sich die hilfreiche Wirkung der Technologien im gemeinsamen Vortag von Berthold Over und Torsten Roeder ganz unmittelbar in den im Projekt eingesetzten Visualisierungsstrategien mit Karten und Bewegungsmustern, denn die Komplexität der untersuchten Phänomene, die Netzwerke und Dynamik von Personen, Orte, Zeiträume, Ereignissen und Beziehungen, ist in der linearen Struktur von Text und Sprache weit schwerer erfahrbar.

Die lineare Struktur von Text und ihre Formalisierbarkeit machen sich hingegen Christian Riepl und die Sprachwissenschaft zu Nutze. Der transkribierte und morphologisch und morphosyntaktisch ausgezeichnete hebräische Text des Alten Testamentes war in den letzten 30 Jahren kontinuierlich Gegenstand sprachwissenschaftlicher Fragestellungen, unter dem Kontrastmittel heutiger Dreijahresforschung eine Ewigkeit. An der Geschichte der „Biblia Hebraica transcripta“ [7] lassen sich zahlreiche Lehren für die Digital Humanities ziehen, die hier nur pointierter Form erscheinen können: Eine langfristige und dauerhafte Auseinandersetzung ist keine wissenschaftliche und technologische Innovationsbremse. Geisteswissenschaft kann in der Auseinandersetzung mit der Stukturliebe und formalisierten Denkweise der Informatik auch methodisch profitieren. Erhalt und stetige Erweiterung und Anreicherung digitaler Datenbestände sind der Schlüssel für die Pluralität und Kontinuität ihrer Nutzung. Dialogische Prinzipien in der Interaktion von Mensch und Maschine sorgen dafür, dass die Geisteswissenschaft weder in die Sklaverei formalisierter Regelwerke der Technik getrieben wird, noch in den Grenzen menschlicher Erfassungsvermögens gefangen bleibt.

Neben dem im Call der Konferenz geforderten „analytischen Mehrwert“ boten die drei Projektvorstellungen inspirierende Auseinandersetzungen mit Problemen, die sie ohne die beteiligten Computer sicher nicht gehabt hätten.

 

[1] http://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/drittmitteldruck/

[2] DHd 2014. Digital Humanities – methodischer Brückenschlag oder “feindliche Übernahme”? Chancen und Risiken der Begegnung zwischen Geisteswissenschaften und Informatik, 1. Jahrestagung der Digital Humanities im deutschsprachigen Raum, 25.-28. März 2014, Universität Passau, http://www.dhd2014.uni-passau.de/

[3] Karl Marx: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 112, http://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/131

[4] Portable Musicvideos: http://www.portablemvs.net; Thorsten Wübbena: http://d-nb.info/gnd/123312396, http://www.kunst.uni-frankfurt.de/de/mitarbeiter/seiten/thorsten-wuebbena/zur-person/; Matthias Arnold: http://www.asia-europe.uni-heidelberg.de/en/people/person/persdetail/arnold.html

[5] http://pan.do/ra

[6] Europäische Musiker in Venedig, Rom und Neapel (1650-1750): Musik, Identität der Nationen und kultureller Austausch: http://www.musici.eu; Music migrations in the early modern age: the meeting of the European East, West and South: http://musmig.hypotheses.org/; Berthold Over: http://d-nb.info/gnd/135197848, http://www.musikwissenschaft.uni-mainz.de/musikwissenschaft/personen/over.htm; Torsten Roeder: http://www.bbaw.de/die-akademie/mitarbeiter/roeder

[7] Biblia Hebraica transcripta – Forschungsdatenbank 3.0: http://www.bht.gwi.uni-muenchen.de/; Christian Riepl: http://d-nb.info/gnd/135197848, http://www.itg.uni-muenchen.de/personen/riepl_christian/index.html

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3268

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DHd-Konferenz – Nachlese im Blog

Nach vier Tagen mit vollem Programm – sechs Pre-Conference-Workshops, 2 Keynotes, 44 Vorträge, 47 Posterpräsentationen, 7 Sektionen und Panels – ist die erste Jahrestagung des DHd-Verbandes “DHd 2014. Digital Humanities – methodischer Brückenschlag oder “feindliche Übernahme”? Chancen und Risiken der Begegnung zwischen Geisteswissenschaften und Informatik” für die rund 350 Teilnehmenden am Freitag zu Ende gegangen.

Der Poster-Award ging an Theresia Biehl (Uni Trier) und ihre KollegInnen vom Projekt Vernetzte Korrespondenzen – Visualisierung von mehrdimensionalen Informationsstrukturen in Briefkorpora für ihr gelungenes und farbenfrohes Poster.

Das Team des DHd-Blog lädt alle Teilnehmenden der Konferenz ein, hier im Blog über ihre Eindrücke zu schreiben.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3265

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