„Wie es wirklich war.“ – Wider die Authentizitätsdebatte im digitalen Spiel

Wer sich sowohl für Geschichte als auch für digitale Spiele interessiert, fragt beim Spielen historischer Szenarien notgedrungen irgendwann danach, wie authentisch diese im Spiel eigentlich umgesetzt wurden: War das damals wirklich so – während der Kreuzzüge, im Zweiten Weltkrieg, im alten Rom? Die Antwort fällt nicht weiter schwer: Nein. Nein, es war damals nicht so, sondern anders.

Im folgenden möchte ich argumentieren, warum es grundsätzlich falsch ist, die Frage nach der Authentizität historischer Spiele zu stellen, denn sie fußt auf einem fehlgeleiteten Verständnis von Geschichte und Geschichtsforschung. Sie versteht die Vergangenheit als eine feste, unveränderliche Größe, mit welcher sich moderne, ludische Interpretationen vergleichen lassen.  Auch wir HistorikerInnen sind nicht davor gefeit, in diese Falle zu tappen. Es ist ja auch zu verlockend, seufzend – zugleich aber kaum ein Lächeln verhehlend – aus einer erhabenen Position als WissenschaftlerIn heraus auf augenscheinliche Anachronismen und Fehler hinzuweisen. Die SS-Ritter mit Schwert und kugelabweisender Rüstung in Medal of Honour: Underground ? Eher nicht.

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Quelle: https://gespielt.hypotheses.org/1334

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Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr – Erfahrungen eines Westafrikaners mit der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach

Dieser Beitrag unterstützt die These, dass zwischenmenschliche Beziehungen auf Reziprozität basieren. Kulturen sind dynamische konstruktive Prozesse, die von unterschiedlichen Menschen betrieben werden. Unser Alltag besteht stets aus permanenten Begegnungen, die uns nicht bedrohen, sondern uns bereichern. Doch diese alltägliche Selbstverständlichkeit erweist sich oft als so trivial, dass sie nicht mehr wahrgenommen wird. Das heißt: „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Dieser Beitrag will zeigen, wie sich die Lebenserfahrungen eines werdenden Ethnologen mit der Freiwilligen Feuerwehr Mistelbach als Bereicherung beschreiben lassen. Das Wohnen und die Interaktion mit Mistelbachern hat mir den Horizont erweitert. Auf allen Seiten konnte ich über meinen westafrikanischen Tellerrand hinausschauen. Darin besteht offenbar die Bereicherung und die Reziprozität! Auch die Mistelbacher können über ihren Tellerrand hinausblicken und etwas lernen.

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Quelle: http://openblog.hypotheses.org/184

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Simon of Apulia. Randbemerkungen zu der Edition der Dekretsumme des Simon von Bisignano

Simon of Apulia.

Randbemerkungen zu der Edition der Dekretsumme des Simon von Bisignano

 

Zur Erinnerung an Josef Juncker (1889-1938)

 

Summary

The present paper is basically a review of the critical edition, published recently by Pier Silvio Aimone, of the Summa of Simon de Bisignano, an important commentary on the Decretum of Gratian, elaborated in the years 1177-1179. After discussing the manuscript tradition of the Summa (1), some technical aspects of the edition (2), structure, style and sources of the commentary (3), a few matters of content (4) and the actual state of research regarding the origin of the Summa (5), it will be argued that Simon, born in a small village of Southern Italy, should be identified with Simon of Apulia, a prelate well known in England, dean of York and later bishop of Exeter (died 1223) (6). The last section (7) outlines some perspectives for future research in the light of the surprising „second life“ of Simon: a new evaluation of his biography (a), a reassessment of his influence on anglonorman canon law (b), efforts to determine more precisely the origins of the manuscripts (c) and further investigation concerning Simon‘s scattered glosses and their relationship with the Summa (d). At the end one appendix (A) investigates Simons use of the term summa, another (B) offers a selection of literature dealing with various aspects of his teaching. Throughout, the author suggests to pay more attention to the codicological and paleographical aspects of canon law manucripts in order to establish their origin and use.

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/10240

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Simon of Apulia. Randbemerkungen zu der Edition der Dekretsumme des Simon von Bisignano

Simon of Apulia.

Randbemerkungen zu der Edition der Dekretsumme des Simon von Bisignano

 

Zur Erinnerung an Josef Juncker (1889-1938)

 

Summary

The present paper is basically a review of the critical edition, published recently by Pier Silvio Aimone, of the Summa of Simon de Bisignano, an important commentary on the Decretum of Gratian, elaborated in the years 1177-1179. After discussing the manuscript tradition of the Summa (1), some technical aspects of the edition (2), structure, style and sources of the commentary (3), a few matters of content (4) and the actual state of research regarding the origin of the Summa (5), it will be argued that Simon, born in a small village of Southern Italy, should be identified with Simon of Apulia, a prelate well known in England, dean of York and later bishop of Exeter (died 1223) (6). The last section (7) outlines some perspectives for future research in the light of the surprising „second life“ of Simon: a new evaluation of his biography (a), a reassessment of his influence on anglonorman canon law (b), efforts to determine more precisely the origins of the manuscripts (c) and further investigation concerning Simon‘s scattered glosses and their relationship with the Summa (d). At the end one appendix (A) investigates Simons use of the term summa, another (B) offers a selection of literature dealing with various aspects of his teaching. Throughout, the author suggests to pay more attention to the codicological and paleographical aspects of canon law manucripts in order to establish their origin and use.

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/10240

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You can call this the new world order of political discourse, brothe*r [1]

„[…] die Linke [verfängt] im Netz nicht richtig […], weil sie Komplexität und Präzision bevorzugt und beides kann […] nicht (oder nur selten) viral gehen“

— René Walter, nerdcore.

In einem — durchaus lesenswerten — Interview zur heutigen „Fakten-Krise“ hat forderte *die* Expertin für Objektivität, Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston eine Neue-Medien-Kompetenz. „[…]es fehlt eine systematische Schulung der Öffentlichkeit. Ich selber etwa würde gern wissen: Woran liegt es, wenn etwas im Netz viral wird? Wie kann man ein Meme entschärfen?“

Mal abgesehen davon, dass eine systematische Schulung in diesem sich rasant und dynamisch entwickelten Feld wohl dazu verdammt wäre, den Entwicklungen immer mindestens einen Schritt hinterherzuhinken: reicht es im heutigen Umfeld wirklich, die Vorgänge lediglich zu verstehen und zu durchschauen? Reicht es, _reagieren_ zu können, zu wissen, wie man Internet-Phänomene entschärft?

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Quelle: https://shocknawe.hypotheses.org/407

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You can call this the new world order of political discourse, brothe*r [1]

„[…] die Linke [verfängt] im Netz nicht richtig […], weil sie Komplexität und Präzision bevorzugt und beides kann […] nicht (oder nur selten) viral gehen“

— René Walter, nerdcore.

In einem — durchaus lesenswerten — Interview zur heutigen „Fakten-Krise“ hat forderte *die* Expertin für Objektivität, Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston eine Neue-Medien-Kompetenz. „[…]es fehlt eine systematische Schulung der Öffentlichkeit. Ich selber etwa würde gern wissen: Woran liegt es, wenn etwas im Netz viral wird? Wie kann man ein Meme entschärfen?“

Mal abgesehen davon, dass eine systematische Schulung in diesem sich rasant und dynamisch entwickelten Feld wohl dazu verdammt wäre, den Entwicklungen immer mindestens einen Schritt hinterherzuhinken: reicht es im heutigen Umfeld wirklich, die Vorgänge lediglich zu verstehen und zu durchschauen? Reicht es, _reagieren_ zu können, zu wissen, wie man Internet-Phänomene entschärft?

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Quelle: https://shocknawe.hypotheses.org/407

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Die lange Geschichte der Verfolgung kurdischer Medien – in Europa

Wenn in der Türkei ein weiterer Fernsehsender dicht gemacht, eine andere Zeitung geschlossen oder gar Journalisten festgenommen werden, ist Europa (zurecht) in heller Empörung. Mehr als 149 Medien sind seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 bereits geschlossen worden, Tendenz steigend. Nicht ein Tag vergeht ohne Nachricht über weitere Verhaftungen. Zuletzt war es die deutsche Journalistin Mesale Tolu, die für das mittlerweile ebenfalls verbotene Özgür Radyo gearbeitet hatte. Sie sitzt seit mehr als zwei Wochen im Gefängnis.

Wenn es um die Verfolgung kurdischer Medien innerhalb Europas geht, schweigt man sich hingegen aus. So hat der europäische Satellitenbetreiber Eutelsat innerhalb weniger Monate mehrmals die Ausstrahlung kurdischer Fernsehsender unterbunden. Zuletzt veröffentlichte das Unternehmen Anfang Mai eine Anordnung, die Aussendung der drei kurdischen TV-Kanäle Ronahi TV, NewsChannel und Sterk TV einzustellen.

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Quelle: https://medienblog.hypotheses.org/234

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Die lange Geschichte der Verfolgung kurdischer Medien – in Europa

Wenn in der Türkei ein weiterer Fernsehsender dicht gemacht, eine andere Zeitung geschlossen oder gar Journalisten festgenommen werden, ist Europa (zurecht) in heller Empörung. Mehr als 149 Medien sind seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 bereits geschlossen worden, Tendenz steigend. Nicht ein Tag vergeht ohne Nachricht über weitere Verhaftungen. Zuletzt war es die deutsche Journalistin Mesale Tolu, die für das mittlerweile ebenfalls verbotene Özgür Radyo gearbeitet hatte. Sie sitzt seit mehr als zwei Wochen im Gefängnis.

Wenn es um die Verfolgung kurdischer Medien innerhalb Europas geht, schweigt man sich hingegen aus. So hat der europäische Satellitenbetreiber Eutelsat innerhalb weniger Monate mehrmals die Ausstrahlung kurdischer Fernsehsender unterbunden. Zuletzt veröffentlichte das Unternehmen Anfang Mai eine Anordnung, die Aussendung der drei kurdischen TV-Kanäle Ronahi TV, NewsChannel und Sterk TV einzustellen.

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Quelle: https://medienblog.hypotheses.org/234

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Die protestantische ‚Still-Legung‘ der Musik: Ein (längst überfälliger) Beitrag zum Luther-Jahr

Eine Beobachtung, die jeder kennt, der schon einmal in einem ‚klassischen‘ Konzert, im Ballet oder einer Oper war: Gutbürgerlicher, gesitteter Musikgenuss ist eine äußerst passive, man möchte sagen einseitige Geschichte: Viele sitzen stumm und weitestgehend still – hier und da kann man wippende Knie entdecken oder ein wohlwollendes Auf und Nieder des Kopfes –, während die wenigen auf der Bühne sich ins Zeug legen, mit ganzem Körpereinsatz, und manchmal sogar ins Schwitzen kommen.
Ist das nicht zutiefst kontraintuitiv? Geht Musik ohne Bewegung? Und überhaupt: Einen ganzen Saal mit Stühlen zu blockieren, die jegliche Bewegung unterbinden, erscheint bei Lichte besehen ziemlich widersinnig. Nicht umsonst räumt man zu anderen Anlässen Stühle und Tische beiseite, wenn die Band aufspielt. Sich nicht zu bewegen bei Musik, das scheint in etwa so paradox, wie einem Kind zu sagen, es solle auf der Schaukel nicht schwingen.

Bundesarchiv, Bild 183-1987-1023-051 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-1987-1023-051, Berlin, 750-Jahr-Feier, Staatsakt, Konzert, CC BY-SA 3.0 DE

Gesitteter Musikgenuss: Am 23. Oktober 1987 fand in Ost-Berlin ein Konzert anlässlich des 750jährigen Jubiläum Berlins statt, bei dem Ludwig van Beethovens 9.

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Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/538

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Eine kurze Geschichte der Geschlechtergeschichte, Teil III

Themen der Geschlechtergeschichte (Grafik: Levke Harders, 2015-2017) CC BY-NC-SA 3.0 DE

von Levke Harders

Nach Teil I und Teil II dieser doch nicht mehr ganz so kurzen Geschichte der Geschlechtergschichte geht es nun weiter. Zu Beginn der 1990er Jahre sorgte Judith Butlers „Gender Trouble“ für ein deutliches Unbehagen vor allem in der deutschsprachigen Geschlechterforschung.1 Nach jahrelangen Kämpfen um die Anerkennung von Geschlechterverhältnissen als Untersuchungsgegenstand stieß Butler Debatten um die Kritik an der Kategorie Geschlecht an. Die Unterscheidung zwischen sex und gender sei, so Butler, selbst diskursiv hergestellt, denn auch das vermeintlich biologische Geschlecht sei kulturell konstruiert. Ebenso müssten Körper und Sexualität als kulturelle Konstruktionen in Machtverhältnissen gedacht und (Geschlechts‑) Identität als regulierendes, normatives Prinzip begriffen werden.



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Quelle: https://belonging.hypotheses.org/328

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