Balkanissimo: Fußball-Länderspiel Serbien – Albanien, 14. Oktober 2014

Hochklassiger Fußball und Flaggenzeigen, das gehört international fast seit dem Beginn des Rasensports zusammen. Die Art, in der am Abend des 14. Oktober 2014 im Stadion von Partizan Belgrad beim Länderspiel zwischen Serbien und Albanien albanischerseits Flagge gezeigt wurde, hat man so trotzdem noch nie gesehen, und das hatte seine Folgen. Als circa in der 41. Spielminute eine Drohne im Stadion segelte und eine historisierende Karte des albanischen Siedlungsraums mitsamt Abbildungen des albanischen Staatsgründers Ismail Qemali und von dessen kosovarischem Zeitgenossen Isa Boletini sowie dem englischen Begleittext „Autochthonous“ mit sich schleppte, war bald darauf der Teufel los. Der für den SC Freiburg spielende Defensivspieler Stefan Mitrović übte sich in einer Abwehr der anderen Art, indem er mit einem hohen Sprung die provokante Fahne vom Himmel holte. Albanische Spieler stürzten zur Verteidigung des Stoffteils heran, einige Schläger aus dem Publikum stürmten das Spielfeld und prügelten wild auf die skipetarischen Spieler ein. Diese wehrten sich und wurden durch ihre Gegenspieler nunmehr tapfer gegen die von außen kommenden Prügler abgeschirmt. Bald blieb ihnen aber nur noch die von Wurfgeschossen begleitete Flucht in die Katakomben. Schon vor dem Einflug der Drohne war das Spiel wegen bengalischer Feuer beim Spielstand von 0:0 unterbrochen worden; zum Wiederanpfiff kam es nun nicht mehr. Welche Folgen der Spielabbruch und das ganze Geschehen für die beiden Fußballverbände und Mannschaften in der Qualifikationsrunde zur EM 2016 haben werden, in deren Rahmen das Skandalspiel gehörte, werden wir seitens der UEFA am 23. Oktober erfahren.

Das Spiel war schon vorab für viele Anwesende eine ganz besondere „Herzensangelegenheit“. Schuld daran war natürlich der offiziell gar nicht anwesende Dritte namens Kosovo. Der Krieg dort ist zwar immerhin 15 Jahre her, aber die emotionalen Wunden auf kosovarischer und serbischer Seite reichen weiter tief. Als seit 2008 jüngster Staat in Europa hat Kosovo weiterhin viele Probleme. Zu ihnen zählt, dass es in den meisten internationalen Sportverbänden wegen serbischen Einspruchs nicht Mitglied ist. Auf dem Fußballfeld folgt daraus, dass inzwischen zwar eine kosovarische Nationalmannschaft besteht, doch die kann höchstens Freundschaftsspiele austragen. Wer aus Kosovo stammt und gut Fußball spielt, tut sich das aus gutem Grund in der Regel nicht an. Davon profitiert nicht nur die Schweizer Nationalmannschaft, sondern vor allem die albanische: nicht weniger als acht der 11 Spieler, die in Belgrad für Albanien auf dem Rasen standen, sind in Kosovo geboren oder kommen aus der kosovarischen Diaspora in der Schweiz und in Deutschland. Die Anspannung, im Quasi-Feindesland vor dem Belgrader Publikum zu spielen, war bei ihnen mit Händen zu greifen. Rückendeckung durch eigene Fans hatten sie keine (diesen war ja vorher im Einvernehmen beider Verbände der Zutritt verboten worden), dafür erklangen von Beginn des Spieles an (und auf dem akustischen Höhepunkt im Stadion dann tausendfach) Gesänge, die auch für raue Fußballverhältnisse nicht gerade nett zu nennen sind. Einer der populärsten ging so: Ubij, zakolji da Šiptar ne postoji!1 Ohne Poesie verdeutscht bedeutet das in etwa: „Töte, schlachte, damit es den Albanesen auf dem Erdball nicht mehr gibt!“

Die Idee, zur Untermalung der Gesamtatmosphäre und zur gezielten Provokation eine Drohne für eine albanische Flaggendemonstration ins Stadion zu schicken, war bei all dem nur halb so originell, wie sie zunächst scheinen man. Bei einem Länderspiel ist sie zwar noch nie zur Anwendung gekommen, aber bei Ligaspielen gab es in Belgrad zuletzt schon öfters Drohnenauftritte. Vermutlich genügte es also für die jetzigen Täter, gelegentlich im Internet serbische Zeitungen zu lesen oder jemanden in Belgrad zu kennen, der von der praktischen Idee zu berichten wusste. Die anschließende albanisch-nationale Adaption dieser Methode war nun sprachlich zielgerichtet auf ein internationales Medienpublikum und auf eventuell des Englischen kundige serbische Stadiongäste ausgerichtet.

Wer aber hat die Eskalation mit der Drohne herbeigeführt? Die in regierungsfernen serbischen Blogs aufkommenden Verschwörungstheorien, dass dahinter Regierungskreise stünden, die den am 22. Oktober anstehenden Besuch des albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama in Belgrad torpedieren wollten, kann man wohl beiseitelassen. War es dann Olsi Rama, der im Stadion anwesende jüngste Bruder des albanischen Regierungschefs, wie es im Gefolge serbischer Pressemeldungen auch die deutschen und sonstigen westlichen Qualitätsmedien fast einen ganzen Tag lang unkritisch verbreiten sollten? Dafür spricht auch unabhängig von seinem am Tag darauf von Tirana aus verbreiteten Dementi wohl rein gar nichts – aber praktisch alles spricht dagegen, angefangen von seinem Verhältnis zum älteren Bruder, der offenkundig als erster albanischer Staatschef seit Jahrzehnten nach Belgrad reisen will, bis hin dazu, dass eine regierungsaffine Persönlichkeit aus Albanien wohl kaum mit einer so durch und durch nichtstaatlichen Flagge wie jener durch das Stadion fliegenden identifiziert werden wollte. Sehr viel spricht hingegen dafür, dass es in der Tat nationalistische Fans des albanischen KF Shkëndija aus dem makedonischen Tetovo waren, so wie es in den sozialen Medien aus diesen Kreisen bald darauf neben anderen „Bekennernachrichten“ verlautet wurde.

Die Tetovoer Fans und Hooligans treten unter der Selbsttitulierung als „Ballisten“ ähnlich radikalchauvinistisch auf wie die im am Dienstag im Belgrader Stadion so reichlich vertretenen Hardcorefans und Hooligans von Partizan Belgrad. In der Hooliganlogik ergibt das Ganze denn auch von beiden Stadionfraktionen her reichlich Sinn: Den Gegner bis aufs Blut reizen, wenn man ihn schon nicht verprügeln kann. Die Drohne ist in dieser Auseinandersetzung ein ebensolcher Triumph der einen Seite wie umgekehrt das Einprügeln auf die albanischen Nationalspieler für jene Belgrader Hooligans, die die Absperrungen durchdrungen hatten.

In jeder anderen Logik aber gibt es nur Verlierer dieses Spiels. Die jungen Leute, die in Belgrad aus dem Kosovo für Albanien auf dem Rasen standen, mögen unter großem angestautem psychischem Druck gestanden haben, als sie nach dessen Fangaktion auf ihren serbischen Berufskollegen und Altersgenossen Mitrović losgingen. Trotzdem bleibt ihre Handgreiflichkeit auf dem Platz unentschuldbar, und der beifällige Jubel der jungen Leute von Tirana bis Mitrovica über die Vorkommnisse sollte der albanischen wie der kosovarischen Gesellschaft nur peinlich sein. Die serbischen Institutionen wiederum haben sich bis auf die Knochen blamiert: Mit keinem Wort sind sie rechtzeitig den rassistischen Hassgesängen im Stadion entgegengetreten, eine „feindliche“ Drohne – die ja auch wesentlich Gefährlicheres hätte tragen können als nur einen Fetzen Stoff – konnte in Anwesenheit des serbischen Staatspräsidenten Tomislav Nikolić ihre Kreise ziehen (vgl. mit entsprechender sicherheitstechnischer Kritik,2 4000 zuvor halbmilitärisch aufgebotene Bereitschaftspolizisten und das Ordnerpersonal im Stadium konnten nicht verhindern, dass gegnerische Spieler noch auf dem Rasen Opfer von Schlägerattacken aus dem Publikum wurden. Dazu kommen noch Politiker wie Außenminister Ivica Dačić, der munter über vermeintliche politische Hintergründe schwadronierte und dabei keinerlei Rücksicht auf zwischenstaatliche verbale Gepflogenheiten nahm. Der Balkan insgesamt präsentierte sich dem internationalen Publikum von einer Seite, als ginge es darum, alle über ihn vorhandenen westlichen Klischees zu erfüllen: hasserfüllt, unkontrolliert, desorganisiert. Und die „Internationalen“? Sie stehen kaum besser da: Eine UEFA, die die Brisanz der Partie offenbar nicht einzuschätzen wusste, die mit wechselseitigem Stadionverbot für die Gästefans ihre Schuldigkeit getan zu haben glaubte und nichts dafür tat, damit Serben Albanern und Albaner Serben sportsmännische Achtung entgegenbringen. Dazu kam die EU-Kommission, die über ihre Sprecherin den serbischen Behörden ein mehr als unerklärliches Lob für die „professionelle Handhabung“ der Situation aussprach.3 Das traurige Bild komplettieren die westlichen Medien, die mit Blick auf die Urheberschaft des Zwischenfalls bar eigener Recherche über Stunden nur diejenige (serbische) Version über das Geschehene weitertrugen, die ihnen mit der größeren Vehemenz serviert worden war. Fazit: Ein Trauerspiel, hoffentlich ohne Fortsetzung.

  1. Vgl. http://www.slobodnaevropa.org/content/article/26637528.html und http://www.youtube.com/watch?v=rrDdtVb2tZE.
  2. http://www.b92.net/info/vesti/index.php?yyyy=2014&mm=10&dd=15&nav_category=12&nav_id=911777.
  3. http://www.euractiv.com/video/eu-denies-role-serbia-albania-football-match-flag-stunt-309209.

Quelle: http://ostblog.hypotheses.org/290

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Barbaren (V): In allen Himmelsrichtungen

Vor allem in der chinesischen Antike wurden die nicht-chinesischen Ethnien (“Barbaren”) auch nach den vier Himmelsrichtungen eingeteilt (die “fünfte” Himmelsrichtung – die Mitte – war ja für die Chinesen selbst reserviert).

Mit dem Osten verband man die yi 夷, mit dem Süden assoziierte man die man 蠻, mit dem Westen die rong 戎 und mit dem Norden die di 狄.[1] Während die rong und die di bald aus dem Bewusstsein und damit auch aus den Quellen verschwunden waren, machten die Begriffe man 蠻 und yi 夷 in späterer Zeit eine erstaunliche Karriere.

Nachdem die Mongolen China erobert hatten, teilten sie während ihrer Herrschaft (Yuan-Dynastie 1271-1368) die Bevölkerung in vier Gruppen ein. Nach der aus Inner- und Westasien stammenden Gruppe und den bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter mongolische Herrschaft gekommenen Nordchinesen wurden die Südchinesen, die erst mit dem Ende der Südlichen Song-Dynastie (1127-1279) unter die Kontrolle der Eroberer gekommen waren, offiziell als nanren 南人 (“Leute aus dem Süden”) bezeichnet. Meistens wurde diese Gruppe jedoch mit dem abwerteten Begriff manzi 蠻子 (der von den Chinesen selbst für alle indigenen Ethnien des Südens verwendet worden war) bezeichnet. [2] – Auf diesen Begriff gehen auch die Bezeichnungen “Manzi” und “Mangi” bei Marco Polo zurück.[3]

Der Begriff yi 夷 – ursprünglich für die östlichen “Barbaren” gebraucht, hatte spätestens zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644) eine Umdeutung erfahren – als yibing 夷兵 (“fremde Soldaten”) waren Mongolen, Uiguren und Angehörige anderer innerasiatischer Ethnien bezeichnet worden, die im Norden und Nordwesten des Chinesischen Reiches rekrutiert worden waren, um zeitweilig in der chinesischen Armee Dienst zu tun.[4] Andererseits wurden während der Ming-Zeit auch die Japaner mit dem Begriff dongyi 東夷 (also “Ostbarbaren”) belegt.[5] Der Begriff spielte in den chinesisch-westlichen Beziehungen dann auch zur Zeit der Opiumkriege (1839-1860) eine Rolle. Vom für die chinesische Seite vertraglich festgelegten Verbot, den Begriff yi 夷 weiterhin auf die Europäer (und Amerikaner) anzuwenden, bis zu dessen endgültigen Verschwinden sollte es allerdings noch einige Jahre dauern …

Die ersten vier Teile der Serie:
Barbaren (I): Die “Haarigen”
Barbaren (II): Roh oder gekocht?
Barbaren (III): Großnasen/Langnasen
Barbaren (IV): “Fremde Teufel”

  1. Vgl. dazu den kurzen Überblick bei Endymion Wilkinson: Chinese History. A New Manual (Cambridge MA, Third rev. printing, 2013) 352 f.
  2. Charles O. Hucker: A Dictionary of Official Titles in Imperial China (Stanford 1985) 327 (no. 3922 und ebd., 339 (no. 4099).
  3. Zu den Berichten Marco Polos vgl. zuletzt Hans Ulrich Vogel: Marco Polo was in China. New evidence from currencies, salts and revenues (Monies, markets, and finance in East Asia, 1600-1900; Leiden 2012).
  4. Vgl. Hucker: Dictionary of Official Titles, S. 268 (Nr. 2986).
  5. Vgl. dazu Wilkinson: New Manual, 352. Zur ursprünglichen Anwendung des Begriffs dongyi vgl. Fang Weigui: “Yi” 夷, “Yang” 洋, “Xi” 西 und “Wai” 外. Zum wort- und begriffsgeschichtlichen Wandel des Chinesischen im 19. Jahrhundert.” In: Orientierungen 1/2000, S. 16,

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1440

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“Burchardt, Hans-Jürgen u.a. (Hrsg.) (2012): Sozialpolitik in globaler Perspektive” – Eine Rezension von Katharina Hartl

Die Beschäftigung mit Sozialpolitik und Wohlfahrt in Ländern des globalen Südens ist ein relativ junges Forschungsfeld. In unseren Breiten setzte sie erst Ende der 1980er Jahre, mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der neoliberalen Wende, ein. Bis heute orientiert sie sich … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7393

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Brandenburgische Creditive (1630)

Der Erfolg einer Gesandtschaft hängt nicht zuletzt von einer guten Vorbereitung ab – dies war bereits in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs so. Natürlich stand eine inhaltliche Vorbereitung an erster Stelle. Man gab einer Delegation möglichst genaue Instruktionen auf den Weg, damit sie wußte, in welchem Rahmen sie Verhandlungsspielraum besaß. Nicht minder wichtig war es aber auch, sich bereits im Vorfeld über das personelle Umfeld Gedanken zu machen, das die Gesandten antreffen würden. Auf wen würden sie treffen, mit wem sollten sie Kontakt suchen, wem würden sie vertrauen können? Wie diese Fragen zu beantworten waren, läßt sich beispielhaft an den „Creditiven“ ablesen, die der Kurfürst von Brandenburg für seine Abgesandten auf den Kurfürstentag von Regensburg im Jahr 1630 ausstellte.

Mit einem Creditiv ist zunächst eine Beglaubigung gemeint, mit der ein Fürst bestätigte, daß der Gesandte, der dieses Schriftstück vorlegen würde, auch tatsächlich mandatiert war. Entsprechend enthielten die brandenburgischen Creditive für Regensburg allesamt die Bitte an den Adressaten, daß sie dem Anbringen der namentlich vorgestellten Gesandten, „gleich es von vns selbst geschehe, volkommen glauben beymessen“. Letztlich waren diese Dokumente also entscheidend für die Akkreditierung der Abgeordneten.

Genau diese Funktion – und nicht mehr – erfüllten die Creditive, die an den Kaiser und die katholischen Kurfürsten ausgestellt waren (Natürlich wurde für jeden Kurfürsten ein eigenes Schreiben ausgestellt; ein pauschales Creditiv für alle wäre der Dignität dieser Reichsfürsten nicht angemessen gewesen.). Den Unterscheid zeigt das Creditiv an Kursachsen. Hier wurde über den üblichen formalen Rahmen hinausgehend festgehalten, daß die brandenburgischen Gesandten Befehl hätten, „nicht allein ein vnnd das andere anzubringen, Sondern auch in allen was vorgehet vertrawliche communication zupflegen“. Das Signal war eindeutig: Brandenburg wollte sich enger mit Kursachsen abstimmen und war entsprechend im Rahmen der Verhandlungen zu einem intensiven Informationsaustausch bereit.

Dieses Ansinnen fiel nicht vom Himmel, hatten doch beide Reichsfürsten kurz vor dem Regensburger Kollegialtag in einer eigenen Konferenz in Annaberg einer solchen Kooperation den Weg ebnen wollen. Das Creditiv knüpfte nun an diese Beratungen an und signalisierte den brandenburgischen Willen, diese neue Politik tatsächlich umzusetzen. Auch Kursachsen hatte seine Deputierten entsprechend instruiert, und wie sich im Verlauf der Regensburger Beratungen zeigen sollte, haben sich die Gesandtschaften beider Kurfürsten tatsächlich ausgetauscht (Überliefert sind diese Materialien in GStA PK, I. HA Rep. 12, Nr. 147).

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/560

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Archivkompetenz für Studierende – ein Lehrprojekt zum Ersten Weltkrieg

Wer ab und zu im Archiv arbeitet, kennt vermutlich folgendes Szenario: Ein Eintrag im Findbuch klang vielversprechend für das eigene Thema, sodass man mit Spannung auf die Aushebung wartet. Vielleicht könnte gerade diese Akte das letzte Puzzlestück sein, welches die … Weiterlesen

Quelle: http://beruf.hypotheses.org/58

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Mein Kulturtipp: Dachau!

Mit diesem Artikel folge ich dem Aufruf von Tanja Praske zur Blogparade. Sie bat darum, einen Kulturtipp abzugeben. Und mein Tipp lautet: Dachau.

Woran denken Sie, wenn Sie „Dachau“ hören? Wahrscheinlich an das KZ, das ein schreckliches Stück Geschichte der Stadt geprägt hat. Aber darauf will ich nicht hinaus.

Vielmehr möchte ich auf Dachau als Künstlerstadt hinweisen, die mit Worpswede in einem Atemzug als Künstlerkolonie zu nennen war. Bekannte Maler wie Lovis Corinth, Max Slevogt, und Carl Spitzweg haben hier gemalt. Aber auch Wilhelm von Kobell, Johann Georg von Dillis, Wilhelm Leibl, Ludwig Dill, Adolf Hölzel und noch viele mehr. Werke von ihnen hängen in der Gemäldegalerie, die sich oben in der Altstadt befindet. Ein Besuch dort lohnt sich absolut!

Sonntag war ich in der Neuen Galerie, die sich einen Steinwurf von der Gemäldegalerie entfernt befindet. Zu sehen ist im Moment die Ausstellung: „ausaltmachkunst“. Gebrauchte Gegenstände, ja Abfall werden kombiniert und es entsteht etwas ganz Neues, wie diese Blumenwelt von Katrin Siebeck, die aus Plastikflaschen, Schläuchen und allerlei Material besteht. Es macht viel Spaß, die Details zu betrachten und zu erkennen, woher sie im Original stammen.

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Wenn Sie nach Dachau fahren, dann geht das gut mit der S-Bahn. Von dort führt Sie ein schöner Spaziergang zur Altstadt, die vom Bahnhof ausgeschildert ist. Ganz oben auf dem Altstadtberg liegt das Wittelsbacher Schloss mit dem sehenswerten Hofgarten und bei schönem Wetter haben Sie von dort aus einen Blick auf München und die Alpen. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Bezirksmuseum, die Gemäldegalerie und die Neue Galerie, sowie weitere Ausstellungsorte. Ein besonderer Tipp ist die Dachauer Lange Nacht der offenen Türen, die alljährlich vom KVD, der Künstlervereinigung Dachau, ausgerichtet wird.

Also: Nichts wie hin!

Weitere Links:

www.dachauer-galerien-museen.de

www.dachau.de/kultur-tourismus/sehenswuerdigkeiten-fuehrungen/dachauer-alstadt-historisches.html

www.dachau.de/kultur-tourismus/sehenswuerdigkeiten-fuehrungen/kuenstlerstadt-dachaus.html

www.kvaude.de

Quelle: http://games.hypotheses.org/1817

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Kulturgeschichte Chinas im Netz (VIII): Tradition and Transformation of China

Die Seite Tradition and transformation of China, die im Herbst 2007 einen gleichnamigen Kurs[1]  an der Harvard University begleitete, bietet im Bereich “educational tools” neben einer allgemeinen Zeittafel zur Geschichte Chinas (Zeitraum: 5000 v. Chr.  bis 1989) auch Karten zur Topographie, zu den Verwaltungseinheiten, zur historischen Entwicklung Chinas und zu den “cultural regions” des Landes.

Zu Informationen über die einzelnen “cultural regions” gelangt man über den Menüpunkt “Cultural China”. Unter “Tutorials” finden sich dann mehrere Module zu ausgewählten Aspekten der chinesischen Kultur(geschichte), so etwa zu Architektur, Musik, Schrift und Chinoiserie, aber auch zum Leben der Gelehrten im kaiserlichen China (u.a. mit Kurzinformationen zur Geschichte des Schachspiels).

Die “Slide Shows (themed collections of images)” bieten eine Fülle von Bildmaterial zu den früh- und spätneolitischen Kulturen auf dem Gebiet des heutigen China. Einblicke in die verschiedenen Bronzegefäß-Typen des vorkaiserlichen China werden ebenso geboten wie auch Eindrücke von den Terrakotta-Figuren aus der Grabanlage des Ersten Kaisers. Auf einen zeitlich übergreifenden Abschnitt “Rituale” folgt eine Slide-Show zum Buddhismus in der Oase Dunhuang und zum Lotus-Sutra. – Darstellungen von Frauen aus der Zeit der Tang-Dynastie, eine Bildrolle aus der Yuan-Dynastie, Marionetten eines Schattentheaters, die “Schlachtenbilder” über Eroberung innerasiatischer Gebiete durch die Qing-Kaiser, städtisches Leben im frühen 20. Jahrhundert und Propagandakunst spannen den Bogen bis in die jüngere Vergangenheit.

Die ersten sieben Teile dieser Serie:

Kulturgeschichte Chinas im Netz (I)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (II)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (III)
Kulturgeschichte Chinas im Netz (IV): Vier Jahre “Bibliotheca Sinica 2.0.”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (V): Die “Stanford Encyclopaedia of Philosophy”
Kulturgeschichte Chinas im Netz (VI): Das China Online Museum
Kulturgeschichte Chinas im Netz (VII): The Chinese Experience

  1. Peter Bol, Henrietta Harrison: Tradition and Transformation in China. – Für ein ähnliches Beispiel

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1434

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Briefe für Monsieur Junius

Am Ende hatte es doch noch geklappt: Nach monatelangen Verhandlungen ließ Kaiser Ferdinand II. Geleitbriefe für Gesandte ausfertigen, die den Pfalzgrafen Friedrich auf dem anstehenden Kurfürstentag zu Regensburg vertreten sollten. Was eigentlich eine Routineangelegenheit darstellte, war hier durchaus heikel. Denn der Pfalzgraf hatte mit seiner Ächtung im Jahr 1621 alle Titel und Ansprüche verloren und befand sich seitdem im Exil in Den Haag. Immer noch reklamierte er den böhmischen Königstitel für sich, und immer noch bemühte er sich um die Restitution all seiner Herrschaftstitel, die er seit dem für ihn desaströsen Ausgang des böhmischen Kriegs verloren hatte.

Dazu war es wichtig, überhaupt wieder auf die politische Bühne zurückzukommen, und ein Kurfürstentag, wie er für den Sommer 1630 in Regensburg ausgeschrieben war, stellte ein zentrales Ereignis dar, wollten hier doch die Kurfürsten mit dem Kaiser darüber beraten, wie ein allgemeiner Friede wiederherzustellen sei. Aber nicht nur die Kurfürsten waren zugegen, auch viele andere Reichsstände und auswärtige Potentaten schickten Gesandte; der Kurfürstentag war so etwas wie ein Ersatz für den Reichstag.

Und der Pfalzgraf hatte es nun tatsächlich geschafft: Er deputierte Johann Joachim von Rusdorf, den führenden Kopf der pfälzischen Exilregierung, nach Regensburg. Rusdorf war ein erfahrener Diplomat, und er kam nicht allein. Vielmehr schloß er sich Sir Robert Anstruther, dem Gesandten der englischen Krone, an. Auch dies war schon ein politisches Zeichen, denn die Pfälzer setzten sehr auf die politische Unterstützung des englischen Königs, und dies sollte auch auf dem Kurfürstentag sinnfällig werden.

Die Verhandlungen in Regensburg standen oft schon im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses, und hier verdanken wir Dieter Albrecht eine mustergültige Edition im Rahmen der Briefe und Akten. Dort findet sich nun der Hinweis, daß Rusdorf seine Berichte aus Regensburg an Ludwig Camerarius, Theobald Moritz und einen gewissen „Monsieur Junius“ („Mr. Junius“) schickte (S. 699 und 706). Ersterer hatte lange Jahre die pfälzische Exilpolitik geleitet, stand allerdings seit 1626 in schwedischen Diensten; Moritz war pfälzischer Sekretär und Rat. Doch wer war Junius? Albrecht setzt in seiner Edition den Namen in Ab- u.Abführung, distanziert sich also von ihm, den er nicht recht einzuordnen vermag, und fügt im Register dann doch erläuternd hinzu: „pfälzischer Rat“ (S. 776).

Ich möchte hier einen anderen Vorschlag machen, nachdem mir im Zuge meiner Arbeit um den kurkölnischen Gesandten Johann van der Veecken ebenfalls ein Junius untergekommen ist – und zwar an prominenter Stelle: Veecken stand auch in Kontakt mit ihm, denn er war der Sekretär des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, der als Statthalter der Generalstaaten von zentraler politischer Bedeutung war. Wenn dieser Junius tatsächlich der Adressat der Rusdorfschen Berichte war, erscheinen die Korrespondenzen des pfälzischen Gesandten aus Regensburg in einem neuen Licht. Denn alle diese Briefe gingen nach Den Haag, adressierten aber jeweils verschiedene politische Kreise: Indem er an Moritz schrieb, bediente er einmal die eigenen Leute, also die Pfälzer; mit Camerarius bezog er nicht nur einen alten Bekannten mit ein, sondern den Repräsentanten der schwedischen Macht, und mit Junius wahrte er den Kontakt zum Statthalter Friedrich Heinrich, mithin also zu den Generalstaaten. (An die Engländer mußte er nicht schreiben, Anstruther war ja mit ihm in Regensburg.)

An der Stelle wird wieder einmal deutlich, wie sinnvoll online verfügbare Quelleneditionen sind. Anstatt hier weitläufig für das Blog zu schreiben, wäre es viel einfacher, eine Online-Ressource direkt zu ergänzen – und sei es nur ganz einfach und billig in einem Kommentarfeld zu einem PDF.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/557

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Patrick Fiska: Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung in der Kartause Gaming im 18. Jahrhundert (Abstract)

Patrick Fiska (Universität Wien): Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung in der Kartause Gaming im 18. Jahrhundert 

Abstract des Vortrags bei der Tagung “MONASTICA HISTORIA II: Ordenshistoriographie in Mitteleuropa – Gestaltung und Wandlung des institutionalen und persönlichen Gedächtnisses in der Frühen Neuzeit”, die am 22. und 23. September 2014 im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten stattfand.

 
Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts kann als eine geistige Blütezeit der niederösterreichischen Kartause Gaming angesehen werden. Charakterisiert ist diese Periode unter anderem durch den Bibliotheksumbau und die Ausstattung mit einem bemerkenswerten Freskenzyklus von Wenzel Lorenz Reiner (Allegorien der Wissenschaften und Künste) sowie durch zahlreiche Bücherankäufe und die Anlage eines neuen Handschriften- und Bibliothekskatalogs. Ebenso kam es auf dem Gebiet der Geschichtskultur und in der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zu einem Höhepunkt.

Die kulturellen Initiativen in Gaming gingen damals vielfach von Prior Joseph Kristelli von Bachau (1658–1739) aus, der ab 1720 Visitator der oberdeutschen Ordensprovinz des Kartäuserordens sowie Prälat der Landstände von Österreich unter der Enns war.

In der Kartause stand dem Prior mit dem Gelehrten, Historiker und Bibliothekar Leopold Wydemann (1668–1752) ein kongenialer bzw. überragender Partner zur Verfügung, dessen historiographische Expertise und gelehrte Tätigkeit für die repräsentativen Ambitionen Kristellis nutzbar gemacht werden konnten.

Ungeachtet seines Status als kontemplativ lebender Mönch konnte Wydemann durch seine Funktion als Bibliothekar ein weitgespanntes Korrespondenznetzwerk aufbauen. Insbesondere die Briefkorrespondenz mit den Brüdern Bernhard und Hieronymus Pez in Melk machte ihn zu einem wichtigen Mitglied der „Gelehrtenrepublik“. Bei den Editionsprojekten des Bernhard Pez (Thesaurus andecdotorum novissimus und Bibliotheca ascetica) war Wydemann einer der einflussreichsten und fleißigsten Mitarbeiter.

Der Vortrag beschäftigt sich mit drei Schwerpunkten: Zum einen wird die Korrespondenz zwischen Gaming und dem Geschichtsforscher aus dem Jesuitenorden Anton Steyerer behandelt, welcher ein bedeutendes Geschichtswerk über Herzog Albrecht II. von Österreich verfasste (Commentarii). Aus der Kartause wurde ihm dazu einschlägiges Quellenmaterial und Wissen über die Geschichte der Frühen Habsburger vermittelt.

Der zweite Abschnitt zeigt, wie die Kartause Gaming in den Kontext der Historiographiegeschichte des Kartäuserordens insgesamt eingebunden war. So erhielt etwa Leopold Wydemann vom Kartäuser Generalkapitel den Auftrag, alles wichtige historische Material der gesamten Provincia Allemanniae superioris zu sammeln und in die Grande Chartreuse zu senden. Hierbei sollen auch die Verbindungen zwischen Gaming und den Kartausen Mährens und Böhmens angesprochen werden, aus denen historische Quellen und Texte – über Vermittlung der Kartause Gaming – in die Editionswerke des Bernhard Pez Eingang fanden.

Der dritte Abschnitt des Vortrags betrachtet die Entstehung der historischen Gaminger Jubiläumsschrift Pandectae seculares von 1732, wo nun auf der bereits zuvor erschlossenen Materialbasis das Geschichtsbewusstsein der Kartäuser von Gaming seinen bislang deutlichsten Ausdruck erfuhr.

 

Patrick Fiska

Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Wien und Dijon.

Studium Geschichtsforschung, Archivwissenschaften und Historische Hilfswissenschaften am Institut für Österreichische Geschichtsforschung (Mitglied des Instituts seit 2009)

Mitarbeit am FWF-Forschungsprojekt „Bühne der Fürsten“ – über Herzog Rudolf IV. von Österreich (2005–2008)

Mitarbeit am FWF-START-Projekt „Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik“ (2008–2011)

[Mitarbeit im Archiv des Parlaments: Erschließung der Reichsratsakten 1867– 1918] (2011–2012)

Derzeit: Mitarbeit am OeNB-Jubiläumsfondsprojekt „Die virtuelle Bibliothek der Kartause Gaming“ – Rekonstruktion des ehemaligen Handschriftenbestandes der 1782 aufgelösten Kartause. http://www.geschichtsforschung.ac.at/?q=node/469

[Außerdem: Privates Kleinunternehmen Rechercheagentur – Rechercheaufträge, Transkriptionen, Hilfestellungen bei Editionstätigkeit, Kuratierung der Ausstellung „Ohne Klimt“ im Künstlerhaus (2012)]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/8172

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(8) … auch eine „Mona Lisa“ der Soziologie? Oder von der Unsichtbarkeit der Soziologie auf der digitalen Agora – Von Stefan Bauernschmidt

Irgendwann in der Mitte des Sommersemester 2009 erhielt ich einen Anruf eines jungen Filmemachers, in dem er anfragte, ob er und sein Team Aufnahmen in meiner soziologischen Lehrveranstaltung machen könnten. Mir noch nicht klar, dass ich mit dem „Imagefilm“, den er über die Universität … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7405

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