10 Thesen zur guten Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien #zehnthesen

Zur Vorbereitung auf den Workshop Wissenschaftskommunikation “Image statt Inhalt?”, organisiert von der VolkswagenStiftung, haben Tobias Wulf, Gesche Schifferdecker und Sascha Foerster zehn Thesen zur guten Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien aufgestellt. Diese Thesen sollten eigentlich der internen Vorbereitung auf den Workshop dienen, wir möchten diese aber heute als Beitrag zur Diskussion um die Standards qualitätsvoller Wissenschaftskommunikation veröffentlichen und diskutieren, ja sogar bearbeiten lassen. Mit sozialen Medien meinen wir Twitter, Facebook, Google+ und andere Dienste, aber besonders Blogs in ihren verschiedenen Formen. Grundlage der Thesen ist die Annahme, dass Wissenschaftskommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und sogar Wissenschaftspraxis in den sozialen Medien nicht mehr einfach auseinander zu halten sind.
Diese 10 Thesen befinden sich auch in diesem Etherpad, in dem sie kollaborativ von jedem ergänzt, verändert und korrigiert werden können.

https://etherpad.mozilla.org/06nDt3TJy7

  1. In den sozialen Medien gelten einerseits die gleichen Regeln für gute wissenschaftliche Praxis wie in allen anderen Publikationsorganen. Andererseits können sich aus Rezipientenperspektive hier private, dienstliche und wissenschaftliche Kanäle vermischen. Dies kann ein Vorteil sein, muss aber bedacht bzw. strategisch geplant werden.
  2. In den sozialen Medien macht es Sinn, die Persönlichkeit des Autors in den Vordergrund zu stellen – vor allem, wenn diese einen Zusammenhang zu den Inhalten herstellt. In der Ansprache der Zielgruppe(n) ist ein persönlicher Ton durchaus erwünscht und angemessen. Dies impliziert jedoch keine Abwertung der wissenschaftlichen Inhalte.
  3. Statistiken können die Reichweite der verschiedenen Postings deutlich machen, aber Reichweite allein ist kein Kriterium für die Qualität eines Postings. Andererseits bedeutet ein Posting ohne Reichweite verfehlte Kommunikation.
  4. Die Stärke der sozialen Medien ist, dass Wissenschaftler selbst ohne weitere Zwischenschritte (wie institutionalisierte Fach- oder Publikumsmedien) zum Sprachrohr werden und so ihre Inhalte direkt kommunizieren können.
  5. Soziale Medien sind niedrigschwellig und können schon zu einem frühen Zeitpunkt im Wissenschaftsprozess genutzt werden. So wird der gesamte Prozess abgebildet und nicht nur das wissenschaftliche Ergebnis.
  6. Soziale Medien sind eine neue (nachgelagerte) Form der Filterung – die die alten Formen wissenschaftlicher Qualitätssicherung nicht ersetzen will, aber als zusätzliches Instrument angesichts immer unüberschaubarer werdender Massen von Inhalten im Netz für diesen Bereich neben sie tritt.
  7. Soziale Medien intensivieren im besten Fall die Kommunikation von Wissenschaftlern untereinander und mit der interessierten Öffentlichkeit. Dafür ist aber eine interaktive Nutzung nötig anstelle von einseitigem Senden.
  8. Gute Wissenschaftskommunikation in den sozialen Medien arbeitet Hand in Hand mit den klassischen Medien, denn jedes Medium hat seine Stärken und Schwächen, die sich im Idealfall ergänzen.
  9. Soziale Medien bedeuten Kommunikation auf Augenhöhe, sie sind mehr Dialog als Monolog. Diese Arbeitsweise verändert auch Prozesse in Organisationen.
  10. Die sozialen Medien und die Kommunikation in denselben verändern sich ständig, deswegen sollte man aktuelle Trends und Entwicklungen verfolgen und auf diese eingehen.

Weiterführende Links:

Nach #woem und #siggeneraufruf: Redet miteinander! Über gute Wissenschaftskommunikation, Mein tumblr: http://t.co/kgeETiV1be

— Jens Rehländer (@Jens_Rehlaender) June 18, 2014

Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien. Empfehlungen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen
http://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2014_06_Stellungnahme_WOeM.pdf

Siggener Aufruf
http://www.wissenschaft-im-dialog.de/wissenschaftskommunikation/weiterentwicklung/siggener-aufruf.html

Quelle: http://gab.hypotheses.org/1336

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Glossar: Freundschaft (im Netz)

  Wer ist ein/e Freund/in? Die Definition der Begriffe “Freunde” und “Freundschaft” ist auch ohne Bezugnahme auf soziale Netzwerke schwierig. Ist ein Freund/in eine Person aus dem nahen Umfeld, mit dem man Interessen oder Aktivitäten teilt, oder für den man gegenseitige kameradschaftliche Gefühle hegt? Welche Rolle spielen Vertrauen, Wertschätzung und Zuneigung in einer frei gewählten Freundschaft? Gibt es funktionierende Freundschaften zwischen Menschen, die nicht gleichgestellt sind? Und vor allem, sind alle Freundschaften in unserem Leben gleich? Wer sind Freunde/innen im Netz? So verschieden die […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/3688

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Social Media-Werkzeuge für Historiker/innen – Versuch einer Übersicht

 

2114683166_45ce6d7e43_mSeit etwa drei Wochen werden unter dem hashtag #digwerhist auf Twitter digitale Werkzeuge für Historiker/innen gesammelt. Die ursprüngliche Idee war, aus dem riesigen Angebot an Tools gemeinsam diejenigen herauszufiltern, die im wissenschaftlichen Alltag von der Community genutzt werden. Gleichzeitig sollten Anleitungen für den konkreten Einsatz der Werkzeuge gesammelt und aus den Tweets dann ein Blogbeitrag werden – ein viel zu ambitioniertes Vorhaben, wie sich schon nach kurzer Zeit herausstellte: Denn zu digitalen Werkzeugen im weitesten Sinne gehören Web 2.0-Tools genauso wie digitalisierte Quellensammlungen, E-Journals, Datenbanken, Bibliothekskataloge, Forschungsumgebungen, etc.

Daher werden hier mit dem Versuch einer ersten Übersicht und der Beschränkung auf Social-Media-Werkzeuge ausdrücklich kleinere Brötchen gebacken. Dass solche Sammlungen und Übersichten sinnvoll und nützlich sind und vor allem auch gewünscht werden, wird aus den bisherigen Reaktionen in den Sozialen Medien deutlich. Allen Hinweisgebern wird herzlich gedankt für das Teilen der wertvollen Tools. Ein besonderer Dank geht an Jan Hecker-Stampehl und Klaus Graf für Durchsicht und Ergänzungen dieses Beitrags. Das Sammeln digitaler Werkzeuge über den hashtag #digwerhist bei Twitter geht natürlich weiter.

Kommunikation, Kollaboration und Multimedia

Die folgende Übersicht über Social-Media-Tools orientiert sich an der Einteilung dieser Werkzeuge in die drei Bereiche Kommunikation, Kollaboration und Multimedia, wie sie in der Netzpublikation “Social media: A guide for researchers” aus dem Jahr 2011 vorgenommen wurde. Diese Einteilung ist idealtypisch und viele Werkzeuge lassen sich zwei oder drei Bereichen gleichzeitig zuordnen. Ich finde sie dennoch hilfreich, um den hauptsächlichen Sinn hinter den einzelnen Anwendungen zu verstehen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht und wäre auch völlig fehl am Platz. Wichtig erscheint mir außerdem, nicht nur eine Aufzählung zu bieten, sondern auch Beispiele und vor allem Anleitungen oder Erfahrungsberichte dazu aufzulisten. Allzu viele Anleitungen gibt es derzeit allerdings noch nicht (oder ich habe sie nicht gefunden). Der Überblick macht bestehende Lücken deutlich und bietet Anregungen für alle, die gerne eine Anleitung schreiben möchten (z.B. als (Gast)beitrag hier auf diesem Blog). Auch für die Beispielsammlungen mancher Tools werden eigene Artikel benötigt. Diese könnten hier nach und nach aktualisiert werden, so dass mit diesem Beitrag eine zentrale Anlaufstelle entsteht. In diesem Sinne sind Ergänzungen in den Kommentaren sehr erwünscht! Nicht immer bedeutet die bloße Nennung eines Tools auch automatisch eine Empfehlung dafür.

Vorweg werden Übersichten über digitale Tools für den wissenschaftlichen Bereich aufgezählt.

Übersichten und Verzeichnisse digitaler Tools

Bamboo DiRT: Registry of digital research tools for scholarly use
Sehr praktische und umfangreiche Übersichtsseite, die digitale Tools auflistet. Der Zugang erfolgt über die Aufgabenstellung, die man erledigen will, z.B. Analyze Text, Share bookmarks, Manage bibliographic information etc. Die einzelnen Werkzeuge sind auf den Unterseiten kurz erläutert. Schön ist, dass es eine Wunschliste gibt, in die man sein gewünschtes Tool eintragen kann, in der Hoffnung, dass es dann jemand programmiert.

American Historical Association “A Digital Tool Box for Historians”
Schön bunt ist sie, die Pinnwand bei Pinterest der AHA. Und voll auch: 142 Tools sind derzeit im Angebot. Leider sind diese aber nicht nach Sinn und Zweck geordnet und daher ohne systematischen Zugang. Wer bei Pinterest ist, kann der Pinnwand folgen und verpasst damit nicht, wenn ein neues Werkzeug “angeheftet” wird. Dazu müsste uns natürlich noch jemand erklären, wie Pinterest eigentlich funktioniert…

Apps für “digitale Historiker”
Unter diesem Titel gab Pascal Föhr auf seinem Blog Historical Source Criticism einen ersten Überblick über Apps für mobile Geräte speziell für Historiker. Es entspann sich eine rege Diskussion und in den Kommentaren wurden weitere Apps hinzugefügt, die schließlich in eine Tabelle zusammengefasst wurden, getrennt nach Betriebssystemen. Die Liste kann weiter ergänzt werden.

Ausgewählte Tools zur wissenschaftlichen Arbeit mit dem/im Social Web
Hinter diesem Titel befindet sich eine offene Wikimap, die mit mindmeister erstellt wurde. Unterteilt werden die Tools in diesem Mindmap z.B. nach “Kollaboration”, “Content/Recherche”, “Vernetzung, Kommunikation, Organisation” sowie “Web-Präsentation”.

Framasoft
Die französische Website Framasoft bietet einen Überblick über freie, dh. kostenlose Software, ohne Beschränkung auf den wissenschaftlichen Bereich. Die Übersicht ist in verschiedene Anwendungsbereiche wie Multimedia oder Education grob unterteilt. Allerdings muss man ein bisschen Französisch können, denn andere Sprache exisiteren für die Oberfläche leider nicht.

1. Bereich Kommunikation

Bloggen

Kostenlose Anwendungen zum Bloggen sind z.B.

Wer sein Blog nicht selbst hosten möchte oder kann und sich zudem von Anfang an in der Community vernetzen will, für den bietet die Plattform für geisteswissenschaftliche Blogs im deutschsprachigen Raum de.hypotheses.org eine Alternative.

Eine Übersicht zu Geschichtsblogs gibt es im Beitrag “Forschungsnotizbücher im Netz” mit weiteren Verweisen, sowie in der Liste der Geschichtsblogs im deutschsprachigen Raum. Kürzlich erschienen ist das Buch “Historyblogosphere – Bloggen in den Geschichtswissenschaften“, das frei online zugänglich ist. Ein Aggregator für deutschsprachige Geschichtsblogs, der Planet History, der aktuelle Beiträge aus 142 Geschichtsblogs anzeigt, ist vor kurzem freigeschaltet worden.

Microbloggen

Das bekannteste Beispiel für eine Anwendung im Bereich Microbloggen ist:

“Twitter ist ein hervorragendes Mittel, um einerseits auf dem Laufenden zu bleiben und um andererseits die Fachkollegen/innen über die eigenen Publikationen, Vorträge und Tätigkeiten zu informieren”, so liest man in der Anleitung: Twitter in der Wissenschaft – ein Leitfaden für Historiker/innen (21.8.2012).

Im Blog der Amercian Historical Association gibt es einen Beitrag über Hashtags im Bereich Geschichte: History-Hashtags: Exploring a Visual Network of Twitterstorians. Anstatt eine Liste anzulegen, wurden die hashtags mit der Anwendung Pearltree in Gruppen visuell dargestellt (Seite braucht etwas Zeit beim Laden).

Eine – noch junge – Alternative zu Twitter ist z.B. Quitter.

Social Networking

Neben Facebook, Google+, LinkedIn und vielen anderen gibt es auch Netze speziell für die Wissenschaft wie beispielsweise:

Anleitung von Maria Rottler: Share and follow research – Academia.edu (20.2.2013)

Erläuternder Artikel: Open Science: Facebook für Forscher (6.9.2013)

Auf Facebook gibt es seit kurzem eine eigene und offene Gruppe Digital History. Zu verweisen ist auch auf die offene Gruppe Geschichte & Kulturwissenschaften.

Aggregatoren

Aggregatoren sind Anwendungen, mit denen man Inhalte aus dem Netz (Twitter, Wikis, Zotero, Blogs…) über RSS-Feeds in einer eigenen Seite zusammenführen kann. Anwendungen für diese Dienste sind z.B.

Anleitung in Form eines Wikis: Intro to TagTeam

An dieser Stelle auch ein kurzer Hinweis allgemein auf RSS-Feeds und RSS-Reader: Um auf dem Laufenden zu bleiben, z.B. was Zeitschrifteninhalte, Blogs, Termine, Websites,  Suchanfragen in Bibliographien und Bibliothekskatalogen etc. anbelangt, sind RSS-Feeds ein sehr praktischer Dienst. Es gibt einen französischen Artikel zum Einsatz von RSS-Readern in den Geisteswissenschaften allgemein. Eine deutsche Version eines solchen Beitrags wäre wünschenswert, steht aber noch aus1.

Feeds können direkt im Browser gelesen oder in Mailprogrammen angzeigt werden. Damit sind sie aber nur lokal auf einem Rechner verfügbar. Daneben gibt es RSS-Reader, bei denen man ein Konto anlegt, so dass man die Feeds auf verschiedenen Geräten und u.a. auch mobil lesen kann. Ein RSS-Reader ist neben den bereits oben genannten z.B. Feedly, den ich selbst nutze und empfehlen kann.

2. Bereich Zusammenarbeit

Online-Konferenzen

Um eine kostenlose Videokonferenz abzuhalten bzw. einen Telefonanruf zu tätigen gibt es z.B. die folgenden Anwendungen:

Bei beiden Anbietern muss man vorher ein Konto anlegen. Doch während man bei Google Hangout mit beliebig vielen Teilnehmern gleichzeitig konferieren kann, ist dies bei Skype nur in der kostenpflichtigen Premium-Version zu haben.

Wikis

Mit Wikis können Gruppenarbeiten, Projektkoordinationen und Ergebnisdokumentationen vorgenommen werden, z.B. auch in der Lehre. Wer selbst ein Wiki erstellen möchte, kann das u.a. mit den folgenden Anwendungen tun:

Über Wikis speziell für Historikerinnen und Historiker müsste man einen eigenen Beitrag schreiben. Ein Beispiel ist die Seite Digitalisierte Nachlässe im Rahmen des deutschsprachigen Wikisource-Projekts, das Schwesterprojekt der mit Wikimedia-Software betriebenen Wikipedia. Weitere Wikis mit Geschichtsbezug, auf die mich Klaus Graf dankenswerter Weise hinwies, sind die Seiten Bibliographien, Digitale Sammlungen und Aufsatzrecherche in der Geschichtswissenschaft. Eine sehr nützliche Zusammenstellung von Wikis enthält die Seite Wunderwelt der Bibliotheken.

Social Documents

Gemeinsam im Netz ein Dokument zu schreiben und zu bearbeiten geht u.a. mit den folgenden Anwendungen:

Bei Google-Docs kann man kollaborativ und gleichzeitig an einem Dokument (Text, Tabelle…) arbeiten. Dazu wird begleitend ein Online-Chat angeboten, um sich parallel über die Arbeit austauschen zu können. Bei den EtherPads handelt es sich um Editoren, mit denen man gemeinsam Texte schreiben kann. Dabei haben die Mitwirkenden jeweils unterschiedliche Farben beim Schreiben, so dass eindrucksvolle, bunte Flickenteppich-Texte entstehen, aus denen hervorgeht, wer was geschrieben hat. Auch für die Etherpads gibt es einen begleitenden Chat.

Vor allem EtherPads können sehr gut in der Lehre, für Projekt-Brainstorming, für  gemeinsame Live-Protokolle etc. verwendet werden. Das Manifest der Digital Humanities ist beispielsweise in einer ersten Version auf diesem Framapad entstanden. Weitere Beispiele sind das Paläographie-Lern-Pad von Klaus Graf oder das jüngst eröffnete Pad Programmieren für Historiker von Michael Schmalenstroer.

Dokumente können auch online in der “Cloud” gespeichert werden und von dort aus mit anderen Nutzer/innen geteilt werden. Cloud-Dienste sind z.B. Dropbox aus den USA,  Alternativen aus Europa sind z.B. wuala oder fiabee. Eine Übersicht über die verschiedenen Angebote, die oftmals nur in der Grundausstattung kostenlos sind und bei größerem Speicherbedarf kostenpflichtig werden, gibt es hier.

Social Bookmarking

Social Bookmarking bezeichnet das gemeinsame Anlegen von Internetlesezeichen incl. deren Kommentierung und Ordnung. Das bedeutet, dass man Linklisten von interessanten Websites nicht für sich alleine als Lesezeichen im Browser ablegt, sondern gemeinsam mit Gleichgesinnten Sammlungen anlegt. Damit profitiert man von den Funden anderer und trägt so gemeinsam zu einer umfassenden Sammlung bei. Eine allgemeine Einführung findet sich im Beitrag Sind Social Bookmarking Dienste tatsächlich tot? (27.2.2012).

Der beste Dienst für Social Bookmarking aufgrund erweiterter Funktionalitäten wie die Möglichkeit, Unterstreichungen oder Anmerkungen anzubringen, ist derzeit  aus meiner Sicht:

Anleitung: Diigo – Informationskompetenz (IMB Uni-Augsburg, ohne Datum).

Ein Beispiel für eine offene diigo-Linksammlung ist die von Klaus Graf angelegte Sammlung zu digitalisierten Zeitschriften: https://www.diigo.com/user/klausgraf/Digi_Zeitungen.

Weitere Anwendungen sind z.B.:

Social Bibliographie

Unter Social Bibliographie versteht man das gemeinsame Erstellen von Online-Bibliographien. Dafür kann man beispielsweise die folgenden Dienste verwenden:

Beispiele für kollaborative Zotero-Bibliographien sind die Bibliographie zur Ordensgeschichte sowie die Bibliographie zum Ersten Weltkrieg First World War Studies.

Bei Mendeley gibt es eine gemeinsame Bibliographie zur digitalen Geschichte, angelegt und betreut von der AG Digitale Geschichtswissenschaft. Der Dienst ist jedoch vor kurzem an Elsevier verkauft worden, was in der Community auf Kritik stieß.

3. Bereich Multimedia

Fotografie

Zu den bekanntesten Social-Media-Anwendungen im Bereich der Fotografie zählen:

Beide Anwendungen eignen sich, um eigene Fotos dort hochzuladen und der Community zur Verfügung zu stellen. Auf beiden Foto-Plattformen sind natürlich bereits eine große Anzahl an Forschenden und an wissenschaftlichen Einrichtungen aktiv. Um diese vorzustellen, braucht es (mindestens) einen eigenen Beitrag, eine Aufgabe, der sich Jan Hecker-Stampehl dankenswerter Weise demnächst stellen will. Hier sei nur beispielhaft verwiesen auf die Flickr-Seite Commons, auf der umfangreiche digitale Sammlungen von Archiven, Bibliotheken und Forschungsstätten in public domain versammelt sind. Flickr selbst bietet in der erweiterten Suche einen Filter an, um Bilder, die unter Creative-Commons-Lizenz stehen, zu finden2.

Weitere Beispiele für den Einsatz von Flickr in historischen Projekten ist z.B. Photo Normandie mit einer Sammlung an Fotos von der Landung der Alliierten, die gemeinsam beschrieben werden (crowdsourcing) sowie die Foto Sammlung zum Ersten Weltkrieg der BDIC.

Darüber hinaus gibt es in Frankreich ein offenes Archiv speziell für das Teilen von wissenschaflichen Abbildungen, die alle unter eine CC-Lizenz stehen: MédiHAL.

Video

Für das Teilen von Videos gibt es u.a. die folgenden Portale, die aber nicht auf wissenschaftliche Inhalte beschränkt sind:

Ein unverzichtbarer Anbieter für Videos unter CC-Lizenz (wie auch für Bilder und andere Medien) ist das Internetarchive. Im Beitrag Freie Videos finden von Klaus Graf finden sich wichtige Hinweise zur Suche von rechtefreien Videos im Netz. Eine Suchmaschine speziell für wissenschaftliche Videos ist yovisto.

Präsentationen

Für das Online-Teilen von Präsentationen gibt es z.B. die Anwendung:

Eine Übersicht über weitere Tools sowie eine kurze Erläuterung sind in diesem englischsprachigen Beitrag zusammen gestellt. Anstatt Präsentationen von Vorträgen hinterher per Mail an die Zuhörenden zu verteilen, kann man sie über diese Tools der gesamten akademischen Community (und darüber hinaus) offen zur Verfügung stellen. Dabei kann individuell angegeben werden, ob und wie die Präsentationen nachgenutzt werden dürfen.

Weitere Anleitungen rund um Soziale Medien

In den sozialen Medien präsent zu sein und sich darüber zu vernetzen, zu kommunizieren und zu publizieren ist die eine Sache. Die andere ist, wie man den eigenen Erfolg für dieses Engagement misst. Für ein “Monitoring” im Bereich soziale Medien sei daher auf den sehr guten Beitrag von Wenke Bönisch auf diesem Blog hingewiesen: Social Media Monitoring für Wissenschaflter/innen (1.10.2013), der alles Wesentliche dazu erklärt.

Ausblick: Persönliche Berichte von Historiker/innen und wie sie digitale Werkzeuge nutzen

Bei der Abfassung dieser Übersicht entstand die Idee, praktische Erfahrungen zur Verwendung der digitalen Werkzeuge zu sammeln und darüber in einen Austausch zu geraten. Denn das Sammeln von Werkzeugen alleine ist zwar ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt. Hilfreich ist es aus meiner Sicht, dazu auch die konkrete Anwendung im wissenschaftlichen Alltag zu zeigen. Man könnte daher systematisch anhand eines Fragebogens den Einsatz dieser Tools im wissenschaftlichen Alltag abfragen, um so zu einer möglichst breiten Sammlung an Praktiken zu kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies zahlreiche Anregungen für die Praxis bringt. Da die Kollgen vom französichen Blog “La boite à outil” etwas Ähnliches planen, entstand die Idee, diese Praxisberichte gemeinsam anzugehen. Damit können gleichzeitig die eventuell national unterschiedlichen Handhabungen deutlich werden.

In eine ähnliche Richtung geht derzeit auch die Video-Serie “Max meets Lisa” Zwischen Büchern und Bytes. Geisteswissenschaftler, wie arbeitet Ihr heute?“, in der bisher zwei Videos erschienen sind.

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Literaturliste und weitere Hinweise

Wenke Bönisch, Wofür können Wissenschaftler Web 2.0/Internet nutzen?, in: Wissenschaft und neue Medien, 15.2.2011, http://digiwis.de/blog/2011/02/15/wofuer-koennen-wissenschaftler-web-2-0internet-nutzen/.

Wenke Bönisch, Sind Social Bookmarking Dienste tatsächlich tot? in: Digitale Geschichtswissenschaft, 27.2.2012, http://digiwis.de/blog/2012/02/27/sind-social-bookmarking-dienste-tatsaechlich-tot/.

Wenke Bönisch, Übersichtsliste und Eindrücke zur Geschichtsblogosphäre im deutschsprachigen Raum, in: Wissenschaft und neue Medien, 1.9.2012, http://digiwis.de/blog/2012/01/09/uebersichtsliste-und-eindruecke-zur-geschichtsblogosphaere-im-deutschsprachigen-raum/.

Wenke Bönisch, Social Media Monitoring für Wissenschaflter/innen, in: Digitale Geschichtswissenschaft, 1.10.2013, http://digigw.hypotheses.org/205.

Alan Cann, Konstantia Dimitriou, Tristram Hooley, fSocial media: A guide for researchers, Februar 2011 (pdf): http://www.rin.ac.uk/system/files/attachments/social_media_guide_for_screen_0.pdf.

Klaus Graf, Paläographie lernen mit dem Etherpad, in: Archivalia, 6.4.2011, http://archiv.twoday.net/stories/16552609/.

Klaus Graf, Blog & Recht: Wie nutze ich Bilder unter freier Lizenz korrekt?, in: Archivalia, 8.12.2012, http://archiv.twoday.net/stories/219051498/.

Klaus Graf, Freie Videos finden, in: Archivalia, 22.5.2013, http://archiv.twoday.net/stories/410257652/.

Klaus Graf, Mareike König, Forschungsnotizbücher im Netz – Postskript zu einer Veröffentlichung, in: Redaktionsblog, 24.6.2013, http://redaktionsblog.hypotheses.org/1385.

Peter Haber, Eva Pfanzelter (Hg), Historyblogosphere. Bloggen in den Geschichtswissenschaften, Oldenbourg 2013, http://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/216968.

Mareike König, Twitter in der Wissenschaft: Ein Leitfaden für Historiker/innen, in: Digital Humanities am DHIP, 21.08.2012 http://dhdhi.hypotheses.org/1072.

Dave Roos, How Desktop sharing Works, in: How Stuff Works, http://computer.howstuffworks.com/how-desktop-sharing-works3.htm.

Maria Rottler, Share and follow research – Academia.edu, in: Ordensgeschichte, 20.2.2013, http://ordensgeschichte.hypotheses.org/2663.

Annette Schläfer, Organiser sa veille scientifique avec des flux RSS, in: Germano-Fil, 13.1.2012, http://germano-fil.hypotheses.org/756.

Annette Schläfer, Auf dem Laufenden bleiben: Zeitschrifteninhaltsdienste im Blog, in: Franco-fil, 10.9.2013, http://francofil.hypotheses.org/351.

Tim Sherratt, Exploring Digital History With NLA’s Tim Sherratt, in: Inside History, 10.9.2013, http://www.insidehistory.com.au/2013/09/exploring-digital-history-with-nlas-tim-sherratt/.

Michael van den Heuvel, Open Science: Facebook für Forscher, in: DocChec News, 6.9.2013, http://news.doccheck.com/de/24705/open-science-facebook-fur-forscher/.

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Abbildung: wrench rust von HVargas, CC-BY-SA 2.0.

 

  1. Ein Überblick, wie man u.a. mit RSS-Feeds bei Zeitschrifteninhalten auf dem Laufenden bleibt, gibt der Beitrag Auf dem Laufenden bleiben: Zeitschrifteninhaltsdienste im Blog Franco-fil
  2. Zur korrekten Verwendung von Bildern unter freier Lizenz siehe den Beitrag auf von Klaus Graf: Wie nutze ich Bilder unter freier Lizenz korrekt?, in: Archivalia, 8.12.2012.

 

 

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/164

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Was uns fehlt: medizinhistorische Blogs #catchthekidney

Das sage noch mal einer, das Internet und die sozialen Medien würden unsere sozialen Beziehungen verarmen und uns alle verrohen lassen. Wenn es dafür noch ein Gegenbeispiel gebraucht hätte, dann haben wir es spätestens jetzt. Wer dem Hashtag #catchthekidney auf Twitter folgt, weiß, wovon die Rede ist: Lars Fischer alias @fischblog, einer der bekanntesten und beliebtesten Wissenschaftsblogger in Deutschland (Fischblog bei den SciLogs) und Redakteur bei Spektrum.de, hat an diesem Mittwoch eine Spenderniere von seiner Mutter bekommen. Bereits seit einigen Monaten hat er unter dem hashtag über die Voruntersuchungen und jetzt auch bis kurz vor der OP (und zum Glück auch danach!) getwittert. Aus der Community kamen Zuspruch und Nachfragen über Twitter, da werden virtuell Schokomandeln gereicht und ge-*flauscht*, Trost und Mut zugesprochen und vor allem natürlich Witze gerissen. Zusätzlich wurde ein gleichnamiges Blog aufgesetzt, auf dem Genesungswünsche etc. gesammelt werden.

Im Blog Medicine & More hat Trota von Berlin jetzt aus diesem Anlass einen Beitrag “Transplantation und mehr: Catch the Kidney, @Fischblog!” über Organspenden und Transplantation geschrieben und dabei die Erfolgsstory von #catchthekidney nacherzählt. Gestern wurde zu dieser Blogidee bereits getwittert und die Frage gestellt, ob nicht aus geisteswissenschaftlicher Sicht jemand von de.hypotheses dazu bloggen könnte, ob mit historischem oder mit ethischem Blickwinkel.

Tweetwechsel zur Frage, wie aus geisteswissenschaftlicher Sicht über Organspende und Transplantation gebloggt werden kann.

Community-Managerin Charlotte Jahnz hat es gestern getwittert und in der Tat: Medizinhistorische Blogs fehlen uns auf der deutschen Seite der Plattform. Auf der französischen Seite gibt es Blogs zu Gesundheit und Medizin aus geisteswissenschaftlicher Sicht wie beispielsweise Corps et Médecine oder Anthropologie et santé mondiale. Außerdem kann auf das anregende englischsprachige Blog The Recipes Project verwiesen werden, das mittelalterliche Rezepte, Essen, Zauberei und Medizin behandelt. Vielleicht greift ja jemand die Anregung auf? Ein einzelner Beitrag zur “historischen Nierentransplantation”, wie von TEXperimenTales-Blogger Jürgen Hermes vorgeschlagen, wäre ja schon mal was. Die Community wird es sicherlich danken…

Quelle: http://redaktionsblog.hypotheses.org/1470

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Soziale Medien und die Professionalisierung der Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert

revue_histo1Für einen Vortrag im Rahmen der leider im Internet fast unsichtbaren Tagung „Den Krieg erzählen / Raconter la guerre” über Darstellungsverfahren in Historiographie und Literatur nach den Kriegen von 1870/71 und 1914/18 am 7./8. Juni 2013 an der Universität Stuttgart beschäftigte ich mich mit der Professionalisierung der Geschichtswissenschaft vor allem in Frankreich am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Thema wird im Handbuch „Verfeindung und Verflechtung: Deutschland und Frankreich 1870-1918“, an dem ich aktuell gemeinsam mit Elise Julien arbeite, ebenso eine (kleine) Rolle spielen.

Wie bekannt und gut erforscht ist, führte Frankreich bereits in den 1860er Jahren, vor allem aber nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 eine Standardisierung, Professionalisierung und Neustrukturierung der Geschichtswissenschaft an Universität und Schule durch1 . Dabei orientierte man sich zumindest teilweise am „deutschen Modell“, das im internationalen Kontext damals als vorbildlich galt. Gemeint war damit nicht nur die universitäre Lehre, die in Deutschland in Seminaren durchgeführt wurde, die nur für Studierende zugänglich waren und in denen eine entsprechende Arbeitsatmosphäre herrschte. Gemeint war auch die Art und Weise der Geschichtsschreibung, die sich vom bis dahin dominierenden romantisierenden und literarischen Stil lossagte und nach dem Vorbild Rankes streng methodisch in Anlehnung an die Regeln der empirischen Forschung archivgestützte Arbeiten schrieb. In der Folge änderte sich das Verhältnis zur Öffentlichkeit und zum Publikum: Zum einen waren die interessierten Bürger nun von den bis dahin öffentlichen Vorlesungen ausgeschlossen. Zum anderen schrieb man explizit als Experte für andere Experten und grenzte sich damit entschieden von den „Amateuren“ ab.

Eine wichtige Rolle für die Festlegung von Standards spielten ebenso die Fachzeitschriften, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gegründet wurden. Im Rezensionsteil wurde von ihnen die Qualitätssicherung übernommen, indem Standards der veröffentlichten Bücher überprüft und kritisiert wurden. Die Abfassung der Beiträge im Artikelteil erfolgte „im Rahmen vereinbarter sprachlicher Normen und fachspezifischer Rituale (Zitate, Kommentare etc.)“2. Und weiter liest man bei Lutz Raphael:

Dabei haben Redaktionen faktisch die Definitionsmacht darüber, wie ein Fachaufsatz im jeweiligen nationalen bzw. nationalsprachlich geprägten Historikerfeld auszusehen hat, welche Dichte an archivalischen Belegen, welche Breite fachwissenschaftlichen Kontextwissens notwendig, welcher Sprachstil angemessen und welcher Fachjargon von Vorteil ist.

Ja, leider, mag man aus heutiger Sicht hinzufügen. Überhaupt dürfte jedem, der sich mit Blogs und Sozialen Medien in der Wissenschaft beschäftigt, zahlreiche Bezüge zur Gegenwart aufgefallen sein: Denn zum einen sind viele der damals eingeführten Standards samt ihrer Effekte noch heute gültig und spürbar (Sprachstil, Abgrenzung von der Öffentlichkeit und den Amateuren, Rolle der Zeitschriften). Zum anderen wird deutlich, wie sehr die Nutzung von Blogs und anderen sozialen Medien genau gegen diese damals als neuralgisch für eine Professionalisierung wahrgenommenen Punkte gehen, was nicht zuletzt den großen Widerstand erklären dürfte, den die sozialen Medien hervorrufen.

Sicherlich wäre es lohnenswert, dem Thema ausführlicher nachzugehen, könnte man so vielleicht mit einigen überkommenen Vorstellungen aufräumen. „Wissenschaft bleibt Wissenschaft“, lautete neulich eine der fünf Thesen von André Donk in einem Beitrag “Forschungskultur digital? Fünf Thesen zur Digitalisierung der Geistes- und Sozialwissenschaften” bei L.I.S.A. Dagegen lässt sich argumentieren, dass Wissenschaft nicht immer die Wissenschaft von heute war, sondern vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu dem gemacht wurde, was sie heute ist. Daraus abgeleitet besteht die Hoffnung, dass sie sich weiter entwickelt, dann nämlich, wenn die Community das einfordert oder auch, indem sie Tatsachen schafft und andere Kommunikations- und Publikationswege nutzt, wie es ja in Teilen bereits geschieht. Und so erhält der folgende Absatz, publiziert 2003, heute aus meiner Sicht dann seine Gültigkeit, wenn man gedanklich die Wörter “Zeitschrift” und “Periodika” durch “Blog” ersetzt:

Zeitschriften waren und sind zum einen Trendsetter, verbreiten neue Konzepte und neue Forschungsergebnisse. Dank dieser Funktion sind sie sensible Beobachtungsposten für Veränderungen in der Berufspraxis der Historiker. Zum anderen lassen sich vor allem in den älteren und an ein breites Fachpublikum gerichteten Periodika im langfristigen Vergleich die Kontinuitäten und Beharrungskräfte in einem Historikerfeld untersuchen. Die Geschichte der modernen Geschichtswissenschaft ist insofern ohne eine gründliche Kenntnis der wichtigsten Fachzeitschriften  nicht mehr denkbar, dennoch ist der Forschungsstand auf diesem Gebiet leider höchst unbefriedigend3.

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Abbildung: Titelbild der ersten Ausgabe der Revue Historique, 1976, bei Gallica.

  1. Vgl. z.B. Gabriele Lingelbach, Klio macht Karriere: die Institutionalisierung der Geschichtswissenschaft in Frankreich und den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2003.
  2. Lutz Raphael, Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme : Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München 2003, S. 37
  3. Ebenda, S. 37-38

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/1227

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re:publica 2013 – Nerds im Elfenbeinturm


Vom 6.-8. Mai waren Charlotte Jahnz und Sascha Foerster für die Max Weber Stiftung in Berlin bei der Konferenz re:publica 2013. Sie begann vor 7 Jahren als Blogger-Treffen und hat sich mittlerweile zur wichtigsten europäischen Internet-Konferenzen mit über 5000 Teilnehmern und mehreren hundert Rednern entwickelt. 

Session "Geschichte des Computers" (CC-BY 3.0 Sascha Foerster)

Session “Geschichte des Computers” (CC-BY 3.0 Sascha Foerster)

Aus der Fülle des Programms möchte ich einige interessante Vorträge, Projekte und Themen der Konferenz vorstellen und persönlich kommentieren, besonders in Hinblick darauf, wie die digitalen Entwicklungen Wissenschaft verändern. Falls entsprechende Aufzeichnungen vorhanden sind, werden diese verlinkt. Weitere Themen, Thesen und Zusammenfassungen von Vorträgen können gerne in den Kommentaren ergänzt werden. Mehr Informationen zur Konferenz gibt es unter http://re-publica.de. Dies ist natürlich eine persönliche Auswahl aus der Vielzahl der Themen, die bei der Konferenz behandelt wurden. Wer Konferenzmitschnitte anschauen möchte, findet hier eine Übersichtsseite mit den Sessions und den entsprechenden Videos zum Anschauen.

Open Data, Open Access und Digital Humanities

Nicht nur in der Verwaltung sondern auch in der Forschung fallen viele Daten an, die oft nach Abschluss des Projekts verloren gehen. Im Vortrag “Die maschinenlesbare Regierung” wurde gefordert solche Daten, die bei öffentlich geförderten Projekten anfallen, unter einer verbreiteten freien Lizenz, zum Beispiel “CreativeCommons” (bzw. ähnliche) und maschinenlesbar zugänglich zu machen. Zum einen ermögliche dies die genauere Replikation und Überprüfung von Studien, zum anderen könnten diese Daten für weitere innovative und gesellschaftsdienliche Zwecke genutzt werden. Persönliche Daten sollen dabei geschützt bleiben und nicht veröffentlicht werden.

Nach Möglichkeit sollen bekannte und verbreitete freie Lizenzen für die Datenveröffentlichung verwendet werden. Maschinenlesbar bedeutet, dass diese Daten nicht als PDF “ausgedruckt” (Zitat: “Schnarchdaten”), sondern in Rohformaten veröffentlicht werden, die automatisiert gelesen und weiterverarbeitet werden können. PDF-Dateien sind für solche Zwecke denkbar schlecht geeignet, da die Rohinformationen dort erst wieder aufwendig extrahiert werden müssen.

Es wurden Forderungen gestellt, die Veröffentlichung von Verwaltungs- und Forschungsdaten gesetzlich verpflichtend zu machen. Entsprechende Gesetze sollen baldmöglichst “installiert werden”.

Links:

re:publica 2013 Session: Die maschinenlesbare Regierung – Eine kritische Analyse zur Gegenwart von Open Data und Open Goverment in Deutschland

Definition von “Offenes Wissen”
http://opendefinition.org/okd/deutsch/

http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Data

re:publica 2013 Aufzeichnung: How radical are Open Access and the Digital Humanities?
http://www.youtube.com/watch?v=-9d0KM1I0aw

re:publica 2013 Aufzeichnung: OpenData, was hat das mit mir zu tun?
http://www.youtube.com/watch?v=QBSNr6UXIJg

re:publica 2013 Aufzeichnung: Datenbeifreiung, selbst gemacht. (Tools für Open Data)
http://www.youtube.com/watch?v=vWerZQFj4Xc

Crowdfounding, Crowdsourcing und Wissenschaftskommunikation

Ein Beispiel für gute Wissenschaftskommunikation war die Session zur Grundlagenforschung des CERN. Im Vortrag zeigten Henning Krause (Helmholtz-Gemeinschaft) und seine Kolleginnen und Kollegen vom CERN, wie es zur Entdeckung des Higgs-Teilchens kam. Fast alle Institute nutzen die Kanäle Blogs, Facebook, Twitter, teils auch Podcasts oder öffentliche Google Hangouts zur Wissenschaftskommunikation. In der Diskussion wurde später kritisch nachgehakt, ob die Entdeckung des Higgs-Teilchens den enormen finanziellen Aufwand von 6 Milliarden Euro für den Teilchenbeschleuniger LHC rechtfertige. Gerade wegen des hohen finanziellen Aufwands spiele es eine wichtige Rolle, der Öffentlichkeit die Forschungsergebnisse zu vermitteln und so weiter für die Notwendigkeit der Grundlagenforschung zu werben, wurde erwidert. Da am CERN durch Tim Berners-Lee auch die Grundlagen für das WWW geschaffen wurden, konnte man mit Verständnis unter den technikbegeisterten Zuschauern rechnen. Die enorme Datenverarbeitungskapazität, die nur durch ein weltweites Cluster von Rechner bereit gestellt werden können, zeigten auch, dass durch Grundlagenforschung aktuelle technische Entwicklungen voran gebracht werden können.

Zwischen den Sessions gab es immer wieder Gelegenheit persönlich mit Kollegen zu sprechen, unter anderem habe ich mit Thorsten Witt gesprochen, der für “Wissenschaft im Dialog” das Projekt www.sciencestarter.de leitet. Crowdfounding fordert Wissenschaftler/innen dazu auf, sich und ihre Forschung aktiv zu präsentieren, um so Forschungsgelder von einer interessierten Öffentlichkeit zu sammeln. Einerseits gibt es Befürchtungen der Popularisierung von Forschung, andererseits wird so von Anfang an die Wissenschaftskommunikation gefördert. Auch kleinere Projekte bekommen so eine Chance auf Förderung. Neue Projektvorschläge werden gesucht, besonders auch aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Eine weitere Möglichkeit, die Crowd für die Forschung zu nutzen, besteht darin, ähnlich wie bei der Wikipedia, Forscher/innen dazu zu animieren, sich gegenseitig bei der Lösung von Forschungsproblemen zu unterstützen bzw. Freiwillige zu animieren bei einem interessanten Projekt zu helfen. Ein vergleichsweise einfacher Weg dazu kann eine offene wissenschaftliche Frage in einem Blogbeitrag sein (siehe z.B. die offene Frage und folgende Diskussion im dk-blog), die von anderen Lesern beantwortet wird. Es kann sich aber auch im Großprojekte wie die Digitalisierung historischer Werke handeln, die auch von Nicht-Experten unterstützt wird. Auch hier sind noch Experimente nötig um die entsprechenden Möglichkeiten und Risiken auszuloten.

Thorsten Witt organisiert übrigens ein SciCamp zum Thema “Wissenschaft im Netz”, das am 1. und 2. Juni 2013 in Berlin stattfinden wird.

Links:

re:publica 2013 Aufzeichnung: Faszination Grundlagenforschung: Higgs, Big Data und Teilchenphysik
http://www.youtube.com/watch?v=ceARb5FRy8A

http://www.sciencestarter.de

Passend zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation:
www.hellojed.de: “Public History: Mehr Öffentlichkeit? Bessere Öffentlichkeit?”

Ähnliche Themen:

re:publica 2013 Aufzeichnung: In, Side, Out of Science (Partizipation in der Wissenschaft)
http://www.youtube.com/watch?v=JZI3peYWGUU

re:publica 2013 Aufzeichnung: Horst Zuse, Die Geschichte des Computers
http://www.youtube.com/watch?v=YAh4Jr5dJcQ

Wikipedia und WikiData

Der Vortrag zu Wikipedia und besonders die kritischen Nachfragen aus dem Publikum zeigen, welche Schwachstellen die Wikipedia momentan hat. Einerseits besteht aus Sicht der Administratoren ein Großteil der Arbeit aus Löschung von unsinnigen Beiträgen, Rückgängigmachung von Vandalismus und Entfernung von Fehlern, die besonders gefährlich sind, da viele, besonders Medien aber auch Wissenschaftler, diese Fehler gegenseitig abschreiben und weiterverbreiteten. Dies wurde an verschiedenen Beispielen gezeigt, u.a. an einem Zahlendreher bei der Länge des Rheins oder einem Eintrag zur Berliner Karl-Marx-Allee. Andererseits werden so auch oft Beiträge und Änderungen gelöscht, die korrekt sind, was zu enormen Frust bei den Nutzern und Autoren führt. Gerade Wissenschaftler, die Spezialisten in ihrem Gebiet sind und Spezial-Artikel durch ihre Expertise auf ein höheres Niveau heben könnten, wenden sich aufgrund der langwierigen Diskussionen mit Administratoren um kleine Anpassungen wieder ab. Dabei sind sich prinzipiell alle Seiten einig, wie wichtig das Projekt Wikipedia ist.

Meiner Meinung nach ist es nicht einfach beide Fehlerarten (falsche Informationen, falsche Löschungen) gleichermaßen zu reduzieren, doch das wird die Aufgabe sein, die die Wikipedia zu lösen hat, um weder (freiwillig arbeitende) Administratoren noch qualitativ hochwertige (ebenfalls freiwillig arbeitend) Beiträger/innen  zu verlieren.

Eine interessante Neuentwicklung ist das Projekt “WikiData“, dass eine Datenbank-Infrastruktur für die Wikipedia bereitstellt. Vielverspechend ist die Möglichkeit, Daten über verschiedene Artikel hinweg an einer zentralen Stelle aktualisieren zu können. Welchen Nutzen dies für Wissenschaftler/innen hat und welche Fragen sich mit diesen Datensätzen beantworten lassen, wird sich erst zeigen, wenn mehr Daten zur Verfügung stehen und einige Forscher damit experimentiert haben. Wer sich für WikiData interessiert, kann schon mal die API testen. Beispielsweise lassen sich auch historische Daten und Fakten in der Datenbank festhalten.

Links:

re:publica 2013 Aufzeichnung: Wikipedia: wo User geblockt, Artikel gelöscht und Reputationen zerstört werden
http://www.youtube.com/watch?v=5iSAl_krauA

http://www.wikidata.org/w/api.php

Digitalisierung und Langzeitarchivierung

Unter dem provokativen aber ernst gemeinten Titel “Das Buch muss überwunden werden – Digitales Utopia oder eher El Dorado?” stand der Vortrag über die “nächste Evolutionsstufe des Buches” und den gegenwärtigen Stand der Digitalisierung. Die Vortragenden vertraten eine klare Position für eine Digitalisierung bis hin zur Abschaffung des Buches in seiner physischen Form. Es wurden Projekte wie die “Deutsche Digitale Bibliothek” und “Europeana.eu“ vorgestellt und die urheberrechtlichen Hintergründe und Probleme erklärt.

Besonders Bücher zwischen 1850 bis 1950 seien vom Papierzerfall bedroht. Die Probleme der digitalen Langzeitarchivierung seien viel besser lösbar bzw. bereits gelöst. Alle Bücher zu digitalisieren, würde nach Schätzungen der Vortragenden 120 Millionen Euro kosten. Selbst wenn es viermal so teuer wäre, so wurde argumentiert, würde es immer noch durch die öffentliche Hand zu stemmen sein.

Zwei Nutzungsszenarien böten sich nach der Digitalisierung an: Zum Ersten könne man die Bücher einfach lesen. Zum Zweiten ließe sich erst nach Digitalisierung eine Volltextsuche durchführen, wie sie beispielsweise bereits von Google ngram angeboten wird.

Auch die Langzeitarchivierung von Blogs ist ein bisher nicht wirklich gelöstes Problem. Zwar gibt es die “Wayback Machine” des “Internet Archives”, doch geht dabei der dynamische Charakter der Blogs verloren, da diese ja meist auf ein Datenbanksystem zurückgreifen. Bereits 45% der Blogs aus der Zeit des Irakkriegs seien verloren gegangen – trotz des bestehenden “Internet Archives”. Das EU-geförderte Projekt “Blogforever” soll hier Abhilfe schaffen, indem es die dynamischen erstellten Blogs archivieren hilft. Es soll in Zukunft als OpenSource-Paket und als Webdienst verfügbar sein.

Ein digitales Archiv des analogen Alltags wird im Projekt “digIT – Graben, Retten, Teilen” beim WDR erstellt. Die Mitarbeiter/innen sammeln vor Ort analoge Videos und Fotos ein, digitalisieren diese und stellen eine Kopie auf ihrer Webseite. Als Beispiel wurde ein Video der Brückenverschiebung 1976 in Düsseldorf gezeigt. Im Workshop suchten die Mitarbeiter nach Ideen für ein besseres Tagging des Materials der Offliner, gegebenenfalls mit Hilfe von Onlinern.

Als Nachteil habe ich auch hier empfunden, dass keine freien Lizenzen verwendet werden, sondern eine Eigenentwicklung des WDR, bei der nur nicht-kommerzielle Archive und Bildungsträger das Material nutzen dürfen. Nicht allen Zuhörern war klar, was CC-Lizenzen sind, wie ein nachfragender Nebenmann mir bewies. Bei einer Nutzung von freien Lizenzen könnten die Digitalisate beispielsweise auch in der Wikipedia eingebunden werden. Bei Beendigung des Projekts werden so die Daten vermutlich nur noch für die eigene Mitarbeiter im WDR-Archiv zu finden sein.

Links:

re:publica 2013 Aufzeichnung: Das Buch muss überwunden werden – Digitales Utopia oder eher El Dorado?
http://www.youtube.com/watch?v=oOcOTE2IP34

re:publica 2013 Session: Blogforever

re:publica 2013 Session: digit.WDR.de – Graben, retten, teilen

Nestor : Digitale Langzeitarchivierung

Internet Archive: Wayback Machine

Best of Blogs, reclaim.fm und Owncloud

Dass Blogs schon lange mehr sind als Online-Tagebücher von Teenager, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Die Best-of-Blog-Awards, vergeben von der Deutschen Welle, zeigen, welche Bedeutung Blogs mittlerweile für die freie Meinungsäußerung weltweit haben. Auch die wissenschaftliche Blogplattform Hypotheses.org, deren deutschen Ableger de.hypotheses.org wir bei der Max Weber Stiftung managen, war nominiert.

Verweisen möchte ich auch auf den Überraschungsvortrag von Sascha Lobo, in dem das Tool reclaim.fm vorgestellt wurde. Es ist noch in der Entwicklung, soll aber dabei helfen die eigenen Daten aus Facebook, Twitter und anderen kommerziellen Diensten zurück in das selbstkontrollierte WordPress-Blog zu bringen, eine Entwicklung, die ich persönlich begrüße. Insgesamt wird immer wieder der Wunsch geäußert aus den kommerziell orientierten sozialen Medien zurück in die Blogosphäre zu kehren. Dort hat man Kontrolle über die eigenen Daten und wird nicht von Großkonzernen für bessere Werbeplatzierungen ausspioniert. Doch vermutlich wird diese Henne-Ei-Diskussion weitergehen, so lange die meisten Kontakte sich in kommerziellen Netzwerken befinden.

Eine freie Alternative zu Dropbox und Co. ist Owncloud. Man kann damit Dateien auf den eigenen Rechnern belassen und trotzdem über verschiedene Geräte synchronisieren, bzw. im Internet teilen. Es ist also eine selbstkontrollierte Datenwolke, bei der man keine “Allgemeinen Geschäftsbedingungen” zum eigenen Nachteil bestätigen muss, ohne dabei irgendeinen funktionellen Nachteil zu haben.

Links:

re:publica 2013 Aufzeichnung: The Bobs Six Winners
http://www.youtube.com/watch?v=EcsaUnQgvhM

re:publica 2013 Aufzeichnung: Sascha Lobo: Überraschungsvortrag II
http://www.youtube.com/watch?v=Raas1BhSIbs

Passend dazu:
http://schmalenstroer.net/blog/2013/05/reclaim-fm-die-eigene-social-media-sicherung/

re:publica 2013 Aufzeichnung: crushing data silos with Owncloud
http://www.youtube.com/watch?v=CwhKl0qvcfA

Workshops: Content, SocialCRM, Social Media

Im Rahmen der re:publica 2013 wurde auch die Konferenz re:campaign abgehalten, die einen Schwerpunkt auf NGOs legt, aber auch für Stiftungen und anderen Organisationen im Internet waren interessante Anregungen dabei.

Die Erstellung einer Content-Strategie für NGO’s wurde im entsprechenden Workshop mit folgenden Schritten beschrieben: Zuerst muss man die bestehenden eigenen Inhalte der Organisationen kennen lernen. Danach sollten Benutzerprofile der Rezipienten erstellt werden, zum Beispiel durch Interviews oder Umfragen. Die Fragen “Was wollen und was brauchen die Nutzer?” sollen so beantwortet werden. Anhand der Organisationsziele lässt sich dann bestimmen, welche konkreten Botschaften gesendet werden sollen. Damit Inhalte (Content) in Organisationen produziert und verteilt werden können, müssen Prozesse und Arbeitsabläufe geplant und strukturiert werden. Dazu gehören auch Kontrollmechanismen und festgelegte Verantwortlichkeiten. Schließlich wird entschieden, auf welchen Plattformen und wie die Inhalte verbreitet werden. Welche Medienformate eignen sich für welche Plattform? Insgesamt sollte es nicht zu textlastig werden. Einstiegsvideos helfen, Emotionen zu wecken, Storytelling macht die Inhalte interessant.

Im Workshop “Von SocialMedia zu SocialCRM” wurden Anregungen und Ideen gesammelt, wie Organisation besser mit ihrem Umfeld interagieren können. Klassische Instrumente der Kundenpflege greifen oft zu kurz, da sie die Sozialen Medien außer Acht lassen. Schwierigkeiten sind unter anderem, dass sich Organisationsziele nicht eins zu eins in die Sozialen Medien übertragen lassen, dass Soziale Medien heterogene Systeme sind, dass die Erfolgsmessung bei Sozialen Medien schwierig zu definieren ist und dass die Folgen nur schwer messbar sind. Es wurde angeregt, dass Mitarbeiter stärker als Menschen hervortreten und die Impulse aus der Community besser aufgegriffen werden sollen.

Die Folien des Workshops “10 Fehler die wir alle machen!” finden sich zum Nachlesen bei Slideshare. Auch hier waren interessante Anregungen für die Social-Media-Strategie von Organisationen dabei.

Links:

re:publica 2013 Workshop: Content Strategy für NGOs – Webinhalte erst strategisch planen, dann publizieren

re:publica 2013 Workshop: Von Social Media Management zu Social CRM

re:publica 2013 Workshop: 10 Fehler die wir alle machen! – Nonprofits und Social Media Stand 2013

Fazit

Insgesamt meinte ich bei den technologiebegeisterten Vortragenden Ungeduld und Frustrationen zu spüren. Vermutlich kämpfen sie schon lange mit den Widerständen und erreichen doch nur geringe  Fortschritte, sowohl in Forschung als auch in Verwaltung. Deren Vertreter verwiesen in der Diskussion wiederum auf Schwierigkeiten bei der Umstellung, Sorgen über die Folgen oder kritisierten und blockierten insgesamt die digitalen Projekte.

Immer, wenn ich mit Menschen außerhalb der re:publica sprach, merkte ich meist schnell, dass die Themen und Stichwörter der Konferenz nur den Wenigsten etwas sagen. Nicht alle wissen, was eine CC-Lizenz ist, und vielen “Nerds” fehlt das Verständnis dafür, das andere nicht genau so gut Bescheid wissen, wie sie selbst, die sie mit mindestens zwei Bildschirmen parallel einem Vortrag folgen. Andererseits gibt es immer noch Vorurteile, wie “Blogs sind doch nur Meinungen von Teenagern” und es wird abgetan, dass dort mittlerweile auch wissenschaftliche Ergebnisse publiziert werden (siehe de.hypotheses.org). Dabei darf man Meinungen keinesfalls gering schätzen, wie man an Beispielen von eingeschränkter Meinungsfreiheit sieht und von Menschen, die sich diese Meinungsfreiheit im Netz, auch gerade durch Blogs, wieder erkämpft haben.

tl;dr: Es bleibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Nerds, kommt raus aus eurem Elfenbeinturm!

Quelle: http://mws.hypotheses.org/2838

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“Emma, die Nackte” oder vom Akt im öffentlichen Raum

 

L'art Vivant_Novembre 1970
Einst wurde Édouard Manét mit seinem Gemälde “Le Déjeuner sur l’herbe” aus dem Salon verjagt. Das Paris der Jahrhunderwende war der Nacktheit der bekannten Prostituierten moralisch nicht gewachsen. Nach hundert Jahren – so könnte man denken - ist der nackte Körper in der modernen Kunst etwas Normales geworden. Auf den ersten Blick ist dem so. In der Kunstwelt der Theater, Museen, Galerien und Kunstmagazine ist der Akt und das Nacktsein als Motiv und Ausdrucksform etabliert. Doch in der Welt des Internets bekommen genau diese Werke immer wieder Probleme. Zum Schutz der Minderjährigen wird auf die Abbildung des Nackten verzichtet. Dies ist zu begrüßen, würde damit nicht auch die Kunstwelt zensiert.

In den letzten drei Jahren hat Facebook mehrmals Museumsseiten gesperrt, weil scheinbar pornographisches Bildmaterial präsentiert wurde. Dass es sich hierbei aber um Kunstwerke gehandelt hat, war der Social-Media-Plattform leider nicht bekannt. Jüngstes Opfer ist das Museum Jeu de pomme, dass auf der Facebook-Seite für eine Ausstellung von Laure Albin Guillot werben wollte und dazu ein Foto mit einer blonden nackten “Venus” präsentiert, gepostet hat. Doch deren entblöste Brust war Grund genug, die gesamte Seite für einen Tag zu sperren. Mittlerweile prangert ein schwarzer Balken darüber. Ähnlich erging es der Londoner Saatchi-Galerie mit einem Werk des Fotografen Philippe Halsmann. (1)

2012 wurde auch die Facebook-Seite des Centre Pompidou gesperrt. Das Pariser Museum für die Kunst der Moderne und Gegenwart warb mit einem der wohl bekanntesten Werke Gerhard Richters für die Panorama Ausstellung. Dabei handelte es sich um das Gemälde “Ema (Akt auf einer Treppe)” aus dem Jahr 1966. Das fotorealistische Werk zeigt die erste Frau des Künstlers. Behutsam fast schwebend kommt sie die Treppe herunter. Die Architektur hinterlegt den weiß-golden schimmernden Akt mit einem unwirklichen Grün. Die Portraitierte blickt konzentriert nach unten, als ob sie den Maler oder Betrachter nicht zur Kenntnis nehmen will. Darüber hinaus ist die Darstellung aufgrund der Unschärfe, die der Künstler dem fotorealistischen Bild am Ende durch das gleichmäßige Verwischen der noch feuchten Farbe verlieh, unnahbar fern. Der gemalte Akt rekurriert auf Marcel Duchamps “Akt eine Treppe herabsteigend” von 1912, der sich im Philadelphia Museum of Art befindet. Richter hatte das Bild in einer Krefelder Ausstellung als Fotografie gesehen und nahm es zum Anlass, sich der klassischen Aufgabe der Aktes zu widmen und sich zugleich demonstrativ gegen Duchamps Postulat vom Ende der figurativen Malerei zu wenden.

Die Nähe von Fotografie und Malerie wurde dem Bild jedoch immer wieder zum Verhängnis. Denn Facebook ist nicht die einzige öffentliche Plattform, die versucht hat, das Richter-Werk zu verbannen. Schon kurz nach der Entstehung des Bildes war sich die Kunstwelt uneinig. So hatte der damalige Direktor der Berliner Nationalgalerie aufgrund der fotografischen Realität, den Ankauf des Bildes vehement abgelehnt: “Ich sammle keine Photos, sondern Malerei”. (2) Und als das Werk 1970 auf dem Cover des französischen Kunstmagazins “L’art vivant” erschien, wurde dem Herausgeber Aimé Maeght  mit einer Anzeige “wegen Verletzung der öffentlichen Moral und des Pornografiegesetzes” gedroht. Erst nachdem er belegt hatte, dass es sich um keine Fotografie, sondern um ein Ölgemälde handle und er sich auf die Tradition der Aktmalerei in der Kunstgeschichte berief, wurde von einer Anklage abgesehen. (3)

Doch am Ende dieser Debatte sollte nicht nur die Kritik am Unwissen der zensierenden Fachggruppen stehen, sondern auch die positive Erkenntnis, dass ein Kunstwerk die Welt immer wieder in Frage stellen kann. Zudem ist es beruhigend zu wissen, dass es Menschen gibt, die die Kunst verstehen und verteidigen, seien es Autoren oder aufgeschlossene Sammler wie Peter und Irene Ludwig, die Richters Akt bereits 1967 erwarben.

 

Anmerkungen

(1) Eva Hess, Prüder als der Vatikan, in: Sonntagszeitung, 21.04.2013.

(2) Dietmar Elger, Gerhard Richter, Maler, Köln 2008, S. 130-134.

(3) EB, Emma, die Nackte, in: Kölner Stadtanzeiger, 29.12.1970.

 

 

Quelle: http://gra.hypotheses.org/722

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Zwitschern statt Tuscheln – Bericht zum science tweetup #elysee50

Begleitend zur Veranstaltung „Étudier et vivre aujourd’hui dans le pays voisin. Table ronde avec des étudiants français, allemands, européens et du monde entier“, die am 22.01.2013 anlässlich des 50. Jahrestags des Élysée-Vertrags im Maison Heinrich Heine stattfand, hat eine Delegation aus MitarbeiterInnen des DAAD, des DFK und des DHIP ein science tweetup veranstaltet. Die Initiative dazu ging von Mareike König aus, die vor Beginn der Veranstaltung allen Beteiligten eine Einführung ins wissenschaftliche Twittern gegeben hat. Die wissenschaftliche Nutzung unterscheidet sich von anderen Nutzungsarten von Twitter trivialerweise durch die getwitterten Inhalte: fachliche Neuigkeiten, eigene Veröffentlichungen, Lektüretipps und anstehende Veranstaltungen anstatt (oder zumindest zusätzlich zu) „Guten Morgen“-Tweets (siehe dazu den Twitterleitfaden für Historiker/innen von Mareike König).

Vor dem Tweetup gehörte ich zu der Sorte von Twitter-NutzerInnen, die Twitter zwar als Informationsplattform für Wissenschaft, Politik und Kultur gebrauchen, aber selten bis gar nicht selber twittern. Das sollte sich nun ändern: Während auf dem Podium fünf Studierende über Leben und Studieren in Frankreich und Deutschland diskutierten, twitterten wir TeilnehmerInnen des Tweetups im Saal, was gerade auf dem Podium besprochen wurde, und posteten außerdem weitere Gedanken, Links, Bilder oder Videos zum Thema #elysée50. So haben wir uns in Echtzeit und ohne Getuschel (dafür mit Tippen) über das verständigt, was uns jeweils relevant erschien.

Dadurch wurde das ansonsten schnell dröge werdende Format der Podiumsdiskussion spannender und interaktiver, und meine Befürchtung, dass das Tweetup bloß eine digitale Verdopplung der analogen Diskussion werden würde, hat sich nicht bestätigt. Neben den deutsch-französischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die auch auf dem Podium Thema waren – Struktur des Studiums, Essgewohnheiten, Arbeitsmarktpolitik – wurde auf Twitter unter anderem noch auf Mülltrennung, Mali und Möglichkeiten der deutsch-französischen Hochschule eingegangen. Zwar führt die Begrenzung der Tweetlänge auf 140 Zeichen in Kombination mit dem zeitweise schnellen Rhythmus des Auftauchens von neuen Tweets dazu, dass die kritische Begleitung und Weiterführung der Diskussion auf Twitter assoziativ und zunächst sehr unstrukturiert erschien. Das kann allerdings im Nachhinein mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet werden, zum Beispiel sind die wichtigsten Tweets des Abends hier  in einem storify zusammengestellt. Außerdem wurde für das hashtag #elysee50 ein eigenes Archiv angelegt. Einen Bericht von Mareike König über die Verwendung des hashtags #elysee50 gibt es hier.

Insgesamt spreche ich also eine klare Empfehlung für Tweetups aus: die kurze fachkundige Einführung speziell für wissenschaftliches Twittern und danach die praktische Umsetzung war lehrreich und hat viel Spaß gemacht, zumal eine echte Gruppendynamik entstand und damit auch der soziale Aspekt dieses Mediums betont wurde. Twitter ist gerade für solche Veranstaltungen wie Vorträge und Podiumsdiskussionen ein gutes Mittel, um sich erstens als Publikum nicht zu sehr in die Rolle der passiven Wissens-KonsumentInnen zu begeben und zweitens die Verläufe der analogen und digitalen Diskussion zu sichern. Ich werde auf jeden Fall bei Twitter bleiben, aber ans selber-twittern außerhalb von Tweetups muss ich mich noch gewöhnen.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1531

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#elysee50 – Twitter als Erinnerungsraum

Der 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags wird seit Tagen ausführlich gefeiert. Zahlreich sind die Veranstaltungen, Artikel, Berichte, Interviews, Fernseh- und Radioprogramme, Filme und Fotos rund um die Feierlichkeiten der deutsch-französischen Freundschaft[1]. Ein Blick auf die sozialen Netze zeigt, wie stark sich die Akteure dort engagieren und wie sehr die Feierlichkeiten dort rezipiert werden. So twitterte Arte beispielsweise vom 11. bis zum 22. Januar die Entstehung des Élysée-Vertrags live unter dem Account “Odysee von Élysée“, so dass man die Entstehung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags miterleben konnte, als sei man 1963 dabei gewesen. Von privater Seite wurde vor allem das Bild über das Netz verteilt, das Angela Merkel und François Hollande mit geschlossenen Augen der “Ode an die Freude” lauschend oder einfach übermüdet zeigte (mit entsprechenden Kommentaren, versteht sich). Aus vielen Veranstaltungen wurde live getwittert und Fotos gepostet, so z.B. bei unserem Science Tweetup, zu dem es bereits ein Storify gibt und über das wir noch ausführlich berichten werden.

Der gemeinsam verwendete Hashtag #elysée50 zeigt Twitter als eigenen Erinnerungsraum der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags. Um der Flüchtigkeit des Mediums zu begegnen und eine spätere Auswertung zu ermöglichen, haben wir diese Tweets mit TAGS von Martin Hawksey archiviert.

Daraus ein paar Zahlen: Vom 31.12.2012 bis zum 25.1.2013 wurden vom Programm insgesamt 8101 Tweets mit dem Hashtag #elysée50 gespeichert[2].Es waren so viele Tweets, dass die geplante Visualierung zunächst immer langsamer wurde, bis sie sich dann gar nicht mehr aufbaute. Problemlos lief die ganze Zeit die eigens eingerichtete Twitterwall http://elysee50.tweetwally.com/, auf die vielfach verwiesen wurde.

Die Top 5 Twitterer mit dem Hashtag #elysée50 waren @ofaj_dfjw mit 226 Tweets, @espacepublic mit 191 Tweets, @artede_elysee50 mit 141 Tweets und @artefr_elysee50 mit 139 Tweets sowie das @dhiparis mit 121 Tweets.

 

Naturgemäß war das Tweetaufkommen am 22.1.2013 am höchsten. Insgesamt wurden 4320 Links per Tweet verschickt (darunter viele Fotos) und 4142 Tweets retweetet.

Diese und weitere Daten sowie die Inhalte und Links der gespeicherten Tweets sind hier zugänglich : Twitterarchiv1

Für die Zeit ab 22.1.2013 ist ein zweites Archiv angelegt worden, das sich hier befindet: Twitterarchiv2

Wer selbst ein Twitterarchiv anlegen möchte (z.B. für eine Tagung), findet in diesem Tutorial von Martin Hawksey eine Anleitung, wie das mit TAGS geht.

 

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50 Jahre Élysée-Vertrag: Aktionen deutsch-französischer Einrichtungen bei Twitter und Facebook, in: Digital Humanities am DHIP, 14.1.2013 <http://dhdhi.hypotheses.org/1401>.

Jetzt bewerben: Science Tweetup zum 50. Jahrestag des Élysée-Vertrags, in: Digital Humanities am DHIP, 16.1.2013 <http://dhdhi.hypotheses.org/1421>.

 

 

 

  1. Einen Überblick über die Veranstaltungen findet sich auf der eigens eingerichteten Website http://www.elysee50.de/
  2. Eventuell gibt es eine kleine Lücke bei der Speicherung zwischen dem 24. und 25.1.2013. Daher wurde ein zweites Archiv angelegt.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1482

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