34. Rosa Elefanten oder Das Recht auf Vergessenwerden

An das Vergessen erinnernforget it

Kaum scheint uns alles zuhanden, müssen wir es auch schon wieder loswerden. Kaum ist die jüngste Medienrevolution entlarvt worden, doch nicht der Eintritt ins Paradies gewesen zu sein, müssen wir uns auch schon mit ihren höllischen Folgewirkungen herumschlagen. Kaum scheint es uns gelungen, schier endlose Mengen an Daten und Informationen halbwegs dauerhaft für einen erheblichen Teil der Menschheit verfügbar zu machen, sind wir uns nicht mehr sicher, ob das auch wirklich alles gewusst werden soll. Kaum glauben wir die Möglichkeiten an der Hand zu haben, an alles erinnern zu können, fällt uns auf, wie wichtig es ist, auch mal vergessen zu dürfen.

Am Beispiel des Rechts auf Vergessenwerden im Internet, das nun schon seit geraumer Zeit vor allem unter juristischen Vorzeichen diskutiert wird, lässt sich nicht nur einiges über unser Verhältnis zum „Neuland“-Medium lernen, sondern werden auch die temporalen Probleme offenbar, die jede Verschiebung im medialen Ensemble mit sich bringt.

Das Recht auf Vergessenwerden entweder einzufordern oder vehement abzulehnen, zeigt nicht zuletzt die widersprüchlich erscheinenden Folgewirkungen einer Demokratisierung von Informationen an (von Wissen würde ich hier ausdrücklich noch nicht sprechen wollen). Bei dem Versuch, einen möglichst großen Teil der Bevölkerung an der res publica, an den öffentlichen Angelegenheiten teilhaben zu lassen, setzt man nicht ganz zu Unrecht auf den Zugang und die Verbreitung entsprechender Informationen durch geeignete Medien. Mit dem Internet verband sich ja die Hoffnung, auf eben diesem Weg einen gehörigen Schritt weitergekommen, wenn nicht sogar bereits am Ziel angekommen zu sein. Wie sehr sich eine solche Hoffnung inzwischen als Illusion herausgestellt hat, können wir seit Jahren auf unterschiedliche Art und Weise erfahren. Erstens gibt die Kontrolle über das Medium immer noch ausreichende Möglichkeiten an die Hand, um zu bestimmen, was eine wie auch immer geartete Öffentlichkeit erfahren darf und was nicht. Zweitens bringt das Internet ganz neue Formen zur Herstellung von Arkanpolitik und Geheimwissen hervor, die zuvor überhaupt nicht möglich gewesen waren (worauf wir dann wieder durch Whistleblower hingewiesen werden). Und drittens schlägt die Demokratisierung von Informationen weniger bei den res publica als vielmehr bei den res privata durch. Und genau hier, bei den intimen Angelegenheiten, die nicht von allen problemlos in Erfahrung gebracht werden sollen, wird das Recht auf Vergessenwerden akut – beim peinlichen Partyfoto, dem Urlaubsvideo in allzu leichter Bekleidung oder einem despektierlichen Blogeintrag.

Stellt sich natürlich die Frage, was man höher bewertet wissen möchte, den freien und demokratischen Zugang zu Informationen oder die Wahrung der Privatsphäre. Zur Diskussion steht dann eine Grenzziehung, die sich niemals endgültig fixieren lässt, nämlich zwischen dem Beginn des Privaten und dem Ende des Öffentlichen. Müssen es sich Prominente gefallen lassen, dass ihre Urlaubsbilder im Netz verfügbar sind, weil es sich um Personen des öffentlichen Lebens handelt? Haben Arbeitgeber ein berechtigtes Interesse an den gefilmten Alkoholexzessen ihrer Angestellten, weil davon ihr Unternehmen unmittelbar betroffen ist? Hier steht nichts weniger auf dem Spiel als die Frage nach der Entgrenzung jedes einzelnen Lebens in die Allgemeinheit hinein.

Forget it!

Aber das ist ja nur die aktualitätsfixierte Seite des Themas, nur derjenige Aspekt, der Schlagzeilen zu produzieren verspricht, weil Semi- oder Vollprominente Gerichtsprozesse anstrengen oder in der Rubrik „Vermischtes und Skurriles“ junge Menschen auftauchen, die beim Bewerbungsgespräch mit ihrer nicht lebenslauftauglichen Vergangenheit konfrontiert werden. Daneben und darunter spielen sich aber andere Auseinandersetzungen um Grenzziehungen ab, die weniger das Private/Öffentliche, sondern eher das Gestern/Heute/Morgen und das Vergessensollen/Erinnernmüssen betreffen. Kann man also Vergessen dekretieren? Schließlich kennen wir alle diesen Gag aus der Psychologen-Trickkiste für blutige Anfänger: Was passiert, wenn man jemanden auffordert, auf gar keinen Fall an den rosa Elefanten zu denken? Eben…

Alle Formen der Zensur können von diesem Dilemma ein Lied singen. Gerade dann, wenn man es sich als Wahrer von guter Ordnung, Moral und Sitte zum Ziel gesetzt hat, eine bestimmte Verlautbarung, die gegen diese selbst gesetzten Prinzipien verstößt, in ihre Schranken zu weisen, gerade dann erfährt diese Verlautbarung besondere Aufmerksamkeit. Wenn man auf gar keinen Fall vergessen werden will, sollte man sich also intensiv darum bemühen, dass einen andere vergessen machen wollen – dann erhöht sich die Chance deutlich, erinnert zu werden. Womit wir auch schon beim nächsten Problem angelangt wären, inwieweit nämlich Vergessen entweder ein aktiver oder passiver Vorgang ist. Kann man sich tatsächlich dazu zwingen, etwas zu vergessen (siehe rosa Elefant) oder muss man nicht warten, bis bestimmte Erinnerungen durch andere überlagert werden?

Weil das aktive Vergessen auf einer individuellen und kognitionstheoretischen Ebene füglich zu bezweifeln ist, konnte Umberto Eco in einem viel zitierten Beitrag (aber welcher Beitrag von ihm wäre nicht viel zitiert?) auch zurecht behaupten, dass man eine Kunst des Vergessens vergessen könne. [1] Die Befürworter eines Rechts auf Vergessen könnten dem entgegnen, dass es ihnen darum auch gar nicht gehe. Die Kunst zur Auslöschung bestimmter individueller Gedächtnisinhalte interessiere sie gar nicht, vielmehr gehe es darum, bestimmte Inhalte für das kollektive Gedächtnis unzugänglich zu machen. Und damit wäre dann auch eine wichtige Präzisierung in der gesamten Diskussion um das Recht auf Vergessenwerden im Internet erreicht. Um das Vergessen geht es nämlich überhaupt nicht. Es geht nur darum, die Verbindungen zu kappen und die Spuren zu löschen, die zu bestimmten Inhalten hinführen könnten, und das vor allem bei der wichtigsten Suchmaschine Google. Vergessen wird hier also gar nichts, es wird höchstens das Suchen erschwert.

Aber das Signal ist natürlich trotzdem nicht zu unterschätzen, denn schon seit halben Ewigkeiten bemühen sich Kulturen darum, unliebsame Inhalte per Dekret aus dem kollektiven Gedächtnis zu entfernen. Bedeutsam wurde ein solches Vorgehen regelmäßig nach Kriegen, wenn in Friedensverträgen festgehalten wurde, dass alle Erinnerungen an begangene Grausamkeiten und Freveltaten ausgelöscht werden sollten. (Dieses Vergessensgebot hat sich erst im Verlauf der Kriege des 20. Jahrhunderts in das Gegenteil eines Erinnerungsgebots verkehrt.) Sollte bei solchen Bemühungen also die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenheit aufrecht erhalten werden, um den gewesenen Krieg nicht in das Heute hineinschwappen zu lassen, handelt es sich in Zeiten des Internet eher um den Versuch, die alles umfassende Technik nicht vollständig das eigene Leben bestimmen zu lassen. Aber um ein wirkliches Vergessen kann es natürlich nicht gehen. Es kann nur um eine symbolisch aufzurufende Markierung gehen, entsprechende Grenzziehungen einzuhalten. Wer sich daran nicht gebunden fühlt, wird problemlos Wege finden, das Recht auf Vergessenwerden zu vergessen.

Heute das Gestern von morgen bestimmen

Historisch interessant ist die gesamte Angelegenheit, weil wir es hier auch mit einem Versuch zu tun haben, Grenzen zwischen den Zeiten zu ziehen. Schließlich steckt hinter dem Recht auf Vergessenwerden ganz wesentlich der Versuch, ein bestimmtes Stück Vergangenheit im Orkus verschwinden zu lassen, und damit heute schon bestimmen zu wollen, was man morgen noch über das Gestern wissen kann. Das hat bereits diverse Menschen und Gruppen auf den Plan gerufen, die sich gegen eine Zensur der Vergangenheit und damit einhergehende Konsequenzen für die historische Forschung gewendet haben.

Dieser Aspekt ist wahrlich nicht zu unterschätzen. Denn in der Tat ist hier das Bemühen zu beobachten, schon heute eine Vergangenheit zu kreieren, die erst morgen relevant werden dürfte. Zugleich ist die gesamte Diskussion in einen größeren Rahmen einzuordnen. Menschen und Kulturen waren zu allen Zeiten mittels unterschiedlicher Techniken darum bemüht, nicht nur Erinnerungen zu bewahren, sondern auch das Vergessen aktiv zu befördern (damnatio memoriae). Und auch wir, hier und heute, in den vergangenheitsseligen Zeiten des frühen 21. Jahrhunderts, sind auf vielfachem Weg darum bemüht, die Vergangenheit von morgen zu produzieren. Sehen wir uns doch nur die Praxis derjenigen an, die aus durchaus berechtigten Gründen das Recht auf Vergessenwerden fürchten: In Archiven werden die Konsequenzen diskutiert, die mit entsprechenden juristischen Regelungen einhergehen könnten. Aber was tun denn die Archive selbst, wenn nicht als Vergessensmaschinen zu fungieren? Im Gegensatz zu der zuweilen immer noch anzutreffenden Überzeugung, dass Archive vor allem dazu da seien, Dokumente übe die Zeiten hinweg aufzubewahren, die für Institutionen und Kollektive von Bedeutung sind, muss man festhalten, dass das weniger als die halbe Wahrheit ist. Archive sind in wesentlich größerem Maß damit beschäftigt, Erinnerungen zu tilgen, weil sie das allermeiste Material, das ihnen zugeführt wird (deutlich über 90%) vernichten müssen. Hier geht es vielleicht weniger um die Frage, ob man vergessen darf (oder muss), sondern eher um die Frage, wer darüber entscheiden kann, was vergessen werden darf.

Das Recht auf Vergessenwerden allein auf Internetsuchmaschinen zu delegieren, ist also reichlich kurz gesprungen. Denn es sind nicht Maschinen, die vergessen, sondern es sind Menschen, die vergessen sollen. Das menschliche Vergessen steht aber nicht nur unter einem gewissen kognitiven Vorbehalt, sondern hängt auch von der Benutzung anderer Medien als dem Internet ab (die soll es ja geben!) sowie von den Anstrengungen, die man auf sich zu nehmen bereit ist. Denn sich zu erinnern, erfordert tatsächlich Mühe. Unterlässt man diesen Energieaufwand, ist dem Vergessen kaum Einhalt zu gebieten.

Würde man den Versuch einer quantifizierenden Bestandsaufnahme unternehmen, würde sich wohl ohne weiteres herausstellen, dass im Umgang mit der Vergangenheit das Vergessen ohnehin der wesentlich normalere Vorgang als das Erinnern ist. Geht wohl auch gar nicht anders, denn wie schon Jorge Luis Borges wusste, würde das vollkommene Gedächtnis zur ebenso vollkommenen Lebensunfähigkeit führen. [2] Möglicherweise werden solche Überlegungen gemieden, weil sie das unumgängliche Paradox vor Augen führen, das unser Verhältnis mit der Vergangenheit prägt, es nämlich mit einer anwesenden Abwesenheit zu tun zu haben. Die Vergangenheit existiert nicht mehr, und gerade deswegen müssen wir zumindest einige letzte Spurenelemente davon gegenwärtig halten. Das Recht auf Vergessenwerden scheint in diesem schütteren Rest von Vergangenem noch mehr weiße Flecken produzieren zu wollen. Vielleicht ist die Diskussion darum aber auch nur ein Ausdruck unseres Unbehagens, das uns angesichts der medialen Möglichkeiten umfassender Geschichtsproduktion auf allen gesellschaftlichen Ebenen überfällt. Vielleicht wollen wir nur das Paradox einer Vergangenheit zurückhaben, die wirklich vergangen und nur deshalb gegenwärtig ist.

 

[1] Umberto Eco: An Ars Oblivionalis? Forget it!, in: Publications of the Modern Language Association (PMLA) 103 (1988) 254-261.

[2] Jorge Luis Borges: Das unerbittliche Gedächtnis, in: ders., Fiktionen. Erzählungen 1939-1944, 6. Aufl. Frankfurt a.M. 1999, 95-104.


Einsortiert unter:Geschichtskultur, Geschichtsmedien, Geschichtspolitik Tagged: Archiv, Erinnerung, Gedächtnis, internet, Recht auf Vergessenwerden, Vergessen

Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2015/02/13/34-rosa-elefanten-oder-das-recht-auf-vergessenwerden/

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Morgen letzter Tag für DHd-Tagungsanmeldung!

Bitte melden Sie sich auch für Ihr gewünschtes Rahmenprogramm an! Das gilt insbesondere für die Teilnahme am informellen Abendessen, damit wir dem Restaurant eine realistische Schätzung übermitteln können. Sollten Sie noch Interesse an einem der Ausflüge am Samstag haben, teilen Sie uns Ihren Wunsch bitte auf dhd2015@uni-graz.at mit.

Sollten Sie während der Tagung Bedarf an Kinderbetreuung haben, schreiben Sie bitte ebenfalls an dhd2015@uni-graz.at.

Workshops und Pre-Conference, sowie die Registrierung und Ausgabe der Tagungstaschen erfolgen in der Universitätsstraße 15. Die offizielle Eröffnung findet am Dienstag um 17:30 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Universitätsplatz 3, 1. Stock) statt. Nach der Begrüßung wird Dr. Sabine Ladstätter mit ihrer Keynote die Tagung beginnen.

Im Anschluss an die Eröffnung dürfen wir Sie zu einem Abendempfang mit Buffet und musikalischer Untermalung einladen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4738

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ARTigo. Social Image Tagging

http://www.artigo.org Die Kunstgeschichte arbeitet mit den originalen Kunstwerken, häufig aber auch mit Reproduktionen davon. Diese Reproduktionen werden heute in umfangreichen elektronischen Repositorien vorgehalten und können leicht in die Millionen gehen. Was machen wir, um diese Reproduktionen wiederzufinden, und zwar möglichst nach den unterschiedlichsten Kritereien geordnet? Manchmal wollen wir Bilder finden, die einen spezifischen Inhalt oder […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/02/5661/

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Archivwesen: Digitalisation und Onlinestellung der Rektorats- und Universitätsreden der Ludwig-Maximilians-Universität Landshut-München 1800–1968

http://www.universitaetsarchiv.uni-muenchen.de/studiotagung/rektoratsunduniversitatsreden Ein Gemeinschaftsprojekt des Universitätsarchivs, der Universitätsbibliothek, des Herzoglichen Georgianums und der Bayerischen Staatsbibliothek Die Rektorats- und Universitätsreden sind mit Blick nach innenein erstklassiges Abbild des universitären Lebens – das letztlich gesehen aus einer fortlaufenden Abfolge verschiedener Reden besteht –, mit Blick nach außen des universitären Selbstverständnisses. Alle, die Zeit zwischen der Napoleonischen Ära und […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/02/5658/

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DH Summit 2015: Anmeldeschluss am 20. Februar!

Die Projektverbünde TextGrid und DARIAH-DE veranstalten einen DH-Summit 2015 vom 3. bis 4. März 2015 in Berlin (Harnack-Haus).

Das Event richtet sich in erster Linie an die DH-Projekte, Zentren und Nachwuchsgruppen aus den letzten beiden BMBF-Calls sowie weitere assoziierte Projektpartner von TextGrid und DARIAH-DE.

Es gibt noch einige wenige Plätze, eine Anmedeung ist noch bis zum 20. Februar 2015 möglich!

Der Link zur Registrierung lautet: https://www.conftool.net/dhsummit2015/

DH-Summit-SlideNEU!

Alle Informationen rund um das Veranstaltungsprogramm gibt es auf unserer Website www.dhsummit2015.de.

Die TextGrid Grand Tour (6. TextGrid Nutzertreffen) am 5. März 2015 ist bereits ausgebucht.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4734

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Dissertationsprokrastinationsprojekt, #wbhyp

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp.

Die Redaktion von de.hypotheses.org hat dazu aufgerufen, Meinungen zu Gegenwart und Zukunft des Wissenschaftsbloggens zu posten. Da ich mein Dissertationsprojekt über einige Jahre durch ein Gemeinschaftsblog begleitet habe, nutze ich die Gelegenheit, ein kleines Fazit zu ziehen. Außerdem möchte ich gern noch das Thema Podcasting einbringen, dessen Potentiale in dem Zusammenhang leider noch unterschätzt werden.

 

VERNETZUNG.

Podcasting ist ein großartiges Werkzeug, um sich zu vernetzen.

[...]

Quelle: https://codinghistory.com/blogparade-wbhyp/

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Dissertationsprokrastinationsprojekt, #wbhyp

Dies ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp.

Die Redaktion von de.hypotheses.org hat dazu aufgerufen, Meinungen zu Gegenwart und Zukunft des Wissenschaftsbloggens zu posten. Da ich mein Dissertationsprojekt über einige Jahre durch ein Gemeinschaftsblog begleitet habe, nutze ich die Gelegenheit, ein kleines Fazit zu ziehen. Außerdem möchte ich gern noch das Thema Podcasting einbringen, dessen Potentiale in dem Zusammenhang leider noch unterschätzt werden.

 

VERNETZUNG.

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Quelle: http://codinghistory.com/blogparade-wbhyp/

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„Wir werden immer ‚gegen‘ sein“ – 100 Jahre „Literarisches…

Mit 12. Februar 1915 ist eines der faszinierendsten Dokumente der prädadaistischen Bewegung datiert: Das Literarische Manifest, in Berlin gegen Einsendung von 30 Pfg. bei Hugo Ball und Richard Huelsenbeck, Uhlandstraße 31, zu beziehen. Es enthält die schönen Sätze:

Wir wollen: Aufreizen, umwerfen, bluffen, triezen, zu Tode kitzeln, wirr, ohne Zusammenhang, Draufgänger und Negationisten sein. Unsere Sache ist die Sache der Intensität, der Nüstern, der Askese, des methodischen Fanatismus, der Flaggen und Konspirationen. Wir werden immer "gegen" sein. (...) Wir ergreifen die Partei der Bilderstürmer und jeglicher Radikalisten. Wir propagieren den Stoffwechsel, den Saltomortale, den Vampyrismus und alle Art Mimik. Wir sind nicht naiv genug, an den Fortschritt zu glauben. Wir haben es nur mit dem "Heute" zu tun.

http://www.dada-companion.com/ball_docs/bal_manifest_1915.php

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022396831/

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Studying history without linguistic competences and reading competence?

 

Students in Brandenburg will soon be able to start studying history without foreign language skills – according to the will of politicians. Presumably, this policy aims to increase the number of students …

 

 

English

Students in Brandenburg will soon be able to start studying history without foreign language skills – according to the will of politicians. Presumably, this policy aims to increase the number of students, under the rubric “equal opportunities”. Does this innovation really provide the same opportunity for everybody? Or does the policy rather amount to a barrier?

 

 

Internationalization without foreign language skills?

According to the new Student and Examination Regulations, dated 4th March 2013, foreign language skills are no longer compulsory but only recommended for the Bachelor’s degree in history. This recommendation has taken effect against the will of the University of Potsdam. Foreign language skills are not compulsory anymore even for students pursuing a (history) teaching degree for secondary schools.[1] Until recently, Potsdam University had followed the policy common at most German universities: language skills in Latin and in two other modern languages were compulsory or had to be acquired until the final examinations.[2] But how, one wonders, are students without language skills supposed to prepare for courses adequately or write (term) papers which require reading texts in foreign languages? Should they search the Internet for translations of source texts (in most cases almost certainly in vain) during courses using their smartphones, or perhaps use Google Translate to furnish distorted translations while their peers doing source-critical work on the foreign-language texts? Nowadays, students rarely attend the recommended courses voluntarily. In the past, these courses were fully accredited. The situation becomes even more problematic if one imagines a student having no clue of Latin, but being obliged to study and interpret Latin sources – which is everyday life when studying antiquity or the Middle Ages.
Internationalization is certainly most welcome. But how can a German student study abroad without at least a basic knowledge of foreign languages? History as school subject taught bilingually enjoys political support.[3] Teaching bilingual history classes requires the ability to read even difficult foreign language sources and literature and to prepare such materials for students. Crucially, this doesn’t fit the elimination of foreign language skills as a study requirement.

Soaring A-level marks, plummeting skills?

Maybe this is not actually a problem, because highschool graduates are achieving better and better marks. The percentage of graduates with an average of 1,0 (the highest possible average in Germany) increased by 40 percent between 2006 and 2012.[4] The frontrunner is Berlin, where the percentage of 1,0 graduates has more than quadrupled.[5] Hence, it could be expected that today’s university entrants are better prepared than previously. However, educational researchers refer to a discrepancy between the marks and actual performance. Among other factors, Elmar Tenorth refers to the “Level one” Study (2011), which correlates school-leaving certificates and literacy levels.[6] 21,4 percent of the group with a higher educational qualification had “deficient” reading and writing skills. Tenorth calls this a “masked illiteracy”: school certificates attest nonexistent skills. The current educational policy discussion about a one-year general studies course indicates that university entrants are generally not qualified to study.

A circulus vitiosus – a vicious circle!

History is and will remain a degree course involving a lot of reading – even if there is much talk of turns.[7] Lecturers are more and more confronted with students with a significant lack of the skills needed to write their (term) papers. Many students are dissatisfied if they are awarded a 3,0. That’s why some lecturers tend to give better marks to avoid time-consuming discussions about marks. This practice distorts actual performance levels among university students. In the long run, this could result in a vicious circle: less skilled teachers – more less skilled highschool graduates [8] – less skilled teachers, etc. One question remains: Do the measures described actually serve the quality of university education?

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Literature

  • Rainer Bölling, ‘Vom Höhenflug der Noten’. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2014, p. 6.
  • ‘Super Abi, aber nichts dahinter. Notenschnitt steigt – Erstsemester wissen weniger’. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 15.06.2014, p. 1.
  • Elmar Tenorth, ‘Wie Erfolge und Qualität konstruiert werden’. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.6.2014, p. 6.

 

External link

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[1] Access to higher education is regulated in the Higher Education Law of Brandenburg (28th April 2014), cf. http://www.bravors.brandenburg.de/sixcms/media.php/15/GVBl_I_18_2014.pdf, (last accessed 16.01.2015). According to s 9(2), special foreign language skills are not necessary (with the exception of foreign applicants). Only s 9(4) mentions the possibility of conducting performance tests. These tests, however, must be taken only students seeking to pursue art and design, sports, and language studies. Prospective History students are not required to sit these tests..
[2] See, for instance, the Ruhr-University Bonn: Student Recommendations 27.01.2014, cf. http://www.ruhr-uni-bochum.de/zsb/kinfo/GeschichteBA.pdf (last accessed 16.01.2015) Some universities are demanding the introduction of foreign language skills performance tests, e.g. LMU Munich, cf. http://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/studiengaenge/studienfaecher/geschicht/bachelor/index.html (last accessed 16.01.2015) According to the Higher Education Law of Berlin (20th May 2011) s 10(5), the universities must demand qualification requirements. The Humboldt University of Berlin expects students to possess skills in two modern foreign languages and in Latin.
[3] Cf. Bärbel Kuhn, ‘Einführung’. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8 (2009), pp. 6-11, esp. p. 6. The advantage of bilingual classes seems to be definitely questionable in the case of history learning; Markus Bernhard, ‘Bilingualität und historisches Lernen. Förderung von historischen Kompetenzen oder soziales Differenzkriterium’. In: Jan Hodel / Béatrice Ziegler (Eds.), Forschungswerkstatt Geschichtsdidaktik 09. Beiträge zur Tagung “geschichtsdidaktisch empirisch 09″ (Bern 2011), pp. 214-223; Wolfgang Hasberg, ‘Sprache(n) und Geschichte. Grundlegende Annotationen zum historischen Lernen in bilingualer Form.’ In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8 (2009), pp. 52-72.
[4] Cf. ‘Super Abi, aber nichts dahinter. Notenschnitt steigt – Erstsemester wissen weniger’. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15.06.2014), p. 1.
[5] Cf. Rainer Bölling, ‘Vom Höhenflug der Noten.’ In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2014, p. 6.
[6] Cf. Elmar Tenorth, ‘Wie Erfolge und Qualität konstruiert werden’. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.6.2014, p.6. See also the following citations. Tenorth, an educational researcher, also refers to other studies which confirm the discrepancy between university reports and skills.
[7] Michael Sauer, The science of history turns. In: Public History Weekly 2 (2014) 38.
[8] See, for instance, the Hattie-study, in which the knowledge, intellectual and verbal skills, and empathy of the teacher correlate positively with the effects on learners, cf. John Hattie, ‘Lernen sichtbar machen’. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von Visible Learning, Hohengehren 2013, pp. 136 ff.

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Image Credits
© Andreas Morlok / pixelio.de.

Recommended Citation
Fenn, Monika: Studying history without adequate foreign language skills? In: Public History Weekly 3 (2015) 4, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2015-3292.

Copyright (c) 2015 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: elise.wintz (at) degruyter.com.

Deutsch

In Brandenburg werden demnächst Studierende ohne Fremdsprachenkenntnisse ein Geschichtsstudium beginnen können – das ist der Wille der politisch Verantwortlichen. Dahinter steckt vermutlich der Grund, die Studierendenzahlen zu erhöhen – nach außen verbreitet unter dem Stichwort “Chancengleichheit”. Bedeutet diese Neuerung wirklich “gleiche Chance für alle” oder ist das nicht vielmehr ein Hindernis?

 

 

Studium und Internationalisierung ohne Fremdsprachenkenntnisse?

Entgegen dem Willen der Universität Potsdam dürfen in der neuen Studien- und Prüfungsordnung für das Bachelorstudium im Fach Geschichte fortan Fremdsprachenkenntnisse nur noch empfohlen werden. Das gilt auch für das Lehramt Geschichte an Sekundarstufe I und II mit dem Fach Geschichte (Studien- und Prüfungsordnung vom 04.03.2013).[1] Bislang war es so wie an den meisten Universitäten der Bundesrepublik: Fremdsprachenkenntnisse in Latein und zwei weiteren Fremdsprachen wurden verpflichtend vorausgesetzt oder mussten zumindest nachgeholt werden.[2] Wie sollen sich Studierende ohne Fremdsprachenkenntnisse auf die Lehrveranstaltungen angemessen vorbereiten oder Hausarbeiten verfassen, die die Lektüre fremdsprachiger Texte erfordern? Sollen sie im Internet – in den Seminaren sicherlich mit dem Smartphone – nach Übersetzungen der Texte suchen (meist wohl vergeblich) oder mit Hilfe des Google-Translators (sinnentstellte) Übersetzungen anfertigen, während die anderen Studierenden an den fremdsprachigen Texten quellenkritisch arbeiten? Freiwillig besuchen die Studierenden die empfohlenen Fremdsprachenkurse an der Universität jedenfalls kaum. Die zuvor immer voll ausgebuchten Kurse werden inzwischen kaum mehr nachgefragt. Die Situation verschärft sich, wenn es beim Studium der Antike oder des Mittelalters an lateinische Quellen und deren Auslegung geht. Die Internationalisierung der Universitäten ist sehr zu begrüßen. Wie aber soll ein deutscher Studierender im Ausland ohne ausreichende Grundkenntnisse der jeweiligen Landessprache studieren? Politisch initiiert und unterstützt ist die Einführung des bilingualen Sachfachunterrichts Geschichte.[3] Das Unterrichten erfordert die Fähigkeit, selbst schwierige fremdsprachige Quellen und Literatur zu lesen und für Lernende aufzubereiten. Das passt nicht so ganz mit der Beseitigung von Fremdsprachenkenntnissen als Voraussetzung für das Studium zusammen.

Höhenflug der Noten im Abi – Absturz der Kompetenzen?

Vielleicht ist das alles aber auch kein Problem, denn die AbiturientInnen erreichen immer bessere Noten. Der Anteil von AbgängerInnen mit einem Abiturschnitt von 1,0 ist zwischen 2006 und 2012 um vierzig Prozent gestiegen.[4] Spitzenreiter ist Berlin, wo sich der Anteil der 1,0-AbsolventInnen mehr als vervierfacht hat.[5] Man dürfte erwarten, dass StudienanfängerInnen nun gebildeter als früher sind. Die Bildungsforschung verweist aber auf eine Diskrepanz zwischen Noten und tatsächlicher Leistung. Elmar Tenorth nennt u.a. die 2011 veröffentlichte “Level one”-Studie, in der schulische Abschlüsse und “Literalitätsniveaus” miteinander in Beziehung gesetzt wurden.[6] Das Lesen und Schreiben war bei immerhin 21,4 Prozent der Gruppe mit höherem Bildungsabschluss “fehlerhaft”. Tenorth spricht gar von einem “verdecktem Analphabetismus”: Es würden mit den Zeugnissen “Kompetenzen bescheinigt, die nicht existieren”. Die aktuelle bildungspolitische Diskussion darüber, dem Studium eine Art Studium-generale-Jahr vorzuschalten, signalisiert, dass von einer allgemeinen Studierfähigkeit der BewerberInnen offenbar kaum ausgegangen werden kann.

Ein circulus vitiosus!

Das Geschichtsstudium ist und bleibt ein Lesestudium – auch wenn von vielen turns die Rede ist.[7] Die DozentInnen sind nun immer häufiger damit konfrontiert, dass Studierende erhebliche Kompetenzdefizite beim Anfertigen schriftlicher Arbeiten aufweisen. Da viele bei Note 3,0 schon erschüttert sind, neigen einige Gutachter dazu, bessere Noten zu geben, um zeitraubende Gespräche zu vermeiden. So wird auch an der Universität die tatsächliche Leistung in der Notenvergabe verwischt. Langfristig könnte so ein Teufelskreis entstehen: Lehrkräfte mit weniger Kompetenzen – mehr Schulabgänger mit weniger Kompetenzen[8] – Lehrkräfte mit weniger Kompetenzen usw. Es bleibt zu fragen, ob der Qualität der allgemeinen Hochschulbildung mit den beschriebenen Maßnahmen gedient ist.

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Literatur

  • Bölling, Rainer: Vom Höhenflug der Noten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.07.2014, S. 6.
  • Super Abi, aber nichts dahinter. Notenschnitt steigt – Erstsemester wissen weniger. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15.06.2014, S. 1.
  • Tenorth, Elmar: Wie Erfolge und Qualität konstruiert werden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18.6.2014, S. 6.

 

Externer Link

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[1] Im Brandenburgischen Hochschulgesetz (28.04.2014) ist der Zugang zum Hochschulstudium geregelt, vgl. http://www.bravors.brandenburg.de/sixcms/media.php/15/GVBl_I_18_2014.pdf (zuletzt am 16.01.2015). In § 9 Abs. 2 sind keine besonderen Sprachkenntnisse aufgeführt (außer für ausländische Bewerberinnen und Bewerber). Lediglich in Abs. 4 wird die Möglichkeit weiterer Voraussetzungen in Form von Eignungsprüfungen – aber nur für künstlerische Fächer, Sport und „sprachwissenschaftliche“ Fächer – eingeräumt. Darauf beruft sich das Ministerium bei der Ablehnung der Zugangsvoraussetzung für das Geschichtsstudium.
[2] Z. B. Ruhr-Universität Bochum: Hinweise zum Studium vom 27.01.2014, vgl. http://www.ruhr-uni-bochum.de/zsb/kinfo/GeschichteBA.pdf (zuletzt am 16.01.2015). Einige Universitäten verlangen Eignungstests unter Einbezug der Fremdsprachenkenntnisse: z. B. LMU München vgl. http://www.uni-muenchen.de/studium/studienangebot/studiengaenge/studienfaecher/geschicht/bachelor/index.html (16.01.2015). Nach dem Berliner Hochschulgesetz (20.05.2011) § 10 Abs. (5) obliegt es den Universitäten, Eignungs- und Qualifikationsvoraussetzungen zu fordern. Die Humboldt-Universität „erwartet“ zumindest Kenntnisse in zwei modernen Fremdsprachen und Latein.
[3] Vgl. Kuhn, Bärbel: Einführung. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8 (2009), S. 6-11, hier S. 6. Die Vorteile des bilingualen Sachfachunterrichts für historisches Lernen erscheinen allerdings durchaus fragwürdig; Bernhardt, Markus: Bilingualität und historisches Lernen. Förderung von historischen Kompetenzen oder soziales Differenzkriterium. In: Hodel, Jan / Ziegler Béatrice (Hrsg.): Forschungswerkstatt Geschichtsdidaktik 09. Beiträge zur Tagung „geschichtsdidaktik empirisch 09“, Bern 2011, S. 214-223; Hasberg, Wolfgang: Sprache(n) und Geschichte. Grundlegende Annotationen zum historischen Lernen in bilingualer Form. In: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8 (2009), S. 52-72.
[4] Vgl. „Super Abi, aber nichts dahinter. Notenschnitt steigt – Erstsemester wissen weniger“. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15.6.2014, S. 1.
[5] Vgl. Bölling, Rainer: Vom Höhenflug der Noten. In: FAZ vom 17.7.2014, S. 6.
[6] Vgl. Tenorth, Elmar: Wie Erfolge und Qualität konstruiert werden. In: FAZ vom 18.6.2014, S. 6. Hier auch die folgenden Zitate. Der Bildungswissenschaftler verweist auf weitere Studien, die den Befund einer Diskrepanz von Hochschulzeugnis und Kompetenzen stützen.
[7] Michael Sauer: ‘The science of history turns’. In: Public History Weekly 2 (2014) 38.
[8] Vgl. dazu etwa die Hattie-Studie, nach der Wissen, intellektuelle und verbale Fähigkeiten sowie Empathie der Lehrkraft positiv mit den Effekten bei Lernenden korrelieren, vgl. Hattie, John: Lernen sichtbar machen. Überarbeitete deutschsprachige Ausgabe von Visible Learning, Hohengehren 2013, S. 136f.

 

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Abbildungsnachweis
© Andreas Morlok / pixelio.de.

Empfohlene Zitierweise
Fenn, Monika: Geschichtsstudium ohne Fremdsprachenkenntnisse und Lesekompetenz? In: Public History Weekly 3 (2015) 4, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2015-3292.

Copyright (c) 2015 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: elise.wintz (at) degruyter.com.

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Bridge between Journal and Weblog

An Interview with Marko Demantowsky (PHW) by Mareike König (DHI Paris)

We are an international and multilingual journal that addresses the public use of history; our contributors are historians who are specialists in fields of the didactics of history and historical culture.


 

Die originale deutschsprachige Variante des Interviews vom 5.2.2015
finden Sie auf dem Weblog des Deutschen Historischen Instituts in Paris.
Siehe hier.

 

Mareike König (MK): Public History Weekly (PHW) is a BlogJournal devoted to the topics of history and the didactics of history that is available under Open Access at the website of the Oldenbourg/De Gruyter publishing house. What exactly is a BlogJournal or, in other words, what makes Public History Weekly a blog and in what respect is it more like a journal?

Marko Demantowsky (MD): We are an international and multilingual journal that addresses the public use of history; our contributors are historians who are specialists in the field of the didactics of history and historical culture. Since our launch in September 2013, we have published 63 issues, each of which contains one to two so-called initial contributions. To date, we have received 190 commentaries in response, most of which are very detailed and competent.

Indeed, the format is a new kind of hybrid, closer to a weekly magazine than a weblog. The initial question was: how should a journal in our field, today, be designed, in order to reach as many readers as possible? Many of the features of weblogs appeared, to us, to be extremely useful for this new kind of journal. And the spirit of blogging—writing unpolished texts, making oneself vulnerable — seemed to be a good approach to reach interested readers as well.

But, of course, there are important differences, compared to a weblog, particularly in terms of publication frequency and format standards. Readers can be sure that:

  • the contributions are published with never-failing regularity at a specified time, in fact a specified minute: Thursdays, at 8 am CET.
  • they have a prescribed format and meet all the requirements of academic publishing.
  • the comments are supervised editorially. PHW only publishes material that has been examined closely for formal aspects and content.
  • the comments are also published at specified times.
  • comments can be made with complete freedom. However, for most contributions, we ask one or two experts for their opinions (peer comment).

But we also differ, naturally, from specialist academic journals in several respects:

  • Our thematic articles start with an initial contribution that should be “offensive”, not isolated, and aim at a direct discussion. The subsequent indexing in scientific databases, undertaken according to all the rules in the book, then refers to the complete text unit and includes the initial contributions, comments and author responses (“Replik”). These multi-perspective, controversial texts are, in my opinion, a completely new text category. In order to achieve this, the thread must also be closed after the author responds. Social digital publishing doesn’t have to be a never-ending meandering event; the whole thing can only be cited once it is completed (see also Groebner’s criticism of digital publishing).
  • We work with a stable team of “core authors” who commit themselves for at least two years. This unique feature has been chosen for very pragmatic reasons: a reliable weekly publication date requires an absolutely reliable infrastructure for the editors and authors. With the help of our team, we can develop editorial plans 12 months in advance. In addition, authors who write for us face completely new challenges that result in a professionalization process related to the specific format. Our authors receive intensive support in this process from the editorial board and at the yearly Editorial Meetings in Basel. In addition guest authors repeatedly publish additional posts as surprise.

And, finally: we are not a classical publisher’s production and are not anchored to publishers’ sites; instead we are a co-operation project between the School of Education at the Northwestern Switzerland University of Applied Sciences and Arts and the De Gruyter Oldenbourg publishing house. This is why the website is neutral; the technical infrastructure, however, is provided and maintained by the publisher. This also expresses our novel hybrid character. We are putting the useless confrontation between “old” science publishers and new cultures of publication behind us. De Gruyter Oldenbourg, and in particular Martin Rethmeier, deserve a great deal of credit for undertaking this (expensive) experiment.

MK: The subtitle of PHW is: “BlogJournal for History and Civics Education”. Which topics are dealt with in the weekly issues? How do you recruit your authors?

MD: This subtitle needs to be modified. On Twitter () and Facebook (), we appear as a BlogJournal on Public Use of History and History & Civics Education. However, the explicit connection to the didactics of history makes sense to us because we feel that including what happens in schools in the critical debate on historical culture is important for both sides and is—at least in the Anglo-Saxon community—new. Teaching history at school is a sublime expression of the predominating underlying historical narrative and it requires critical integration into historical culture. Similarly, we won’t be able to understand the recipients of material and conceptions offered by museums or the mass media if we ignore the fact that the teaching of history a school is an instance of historical socialization. We want to merge both discourses at PHW.

Our core authors have complete freedom of choice for the topics of their individual contributions. Of course, the yearly meetings and discussions there help to decide on a promising spectrum of possible topics, but in terms of text submission, the decisive factor is the pure passion, far removed from traditional academic activities, with which authors are prepared to get involved with us.

In a first step, we made a conscious effort to contact relatively young, prestigious, but not necessarily web-oriented professors in Austria, Germany, and Switzerland and encountered a great deal of sympathy, for which I am, after two years, still very grateful. In a second step, in 2014, we expanded our team to include authors writing in other languages. The aim was to gain leading representatives of the separate discourses on Public History from Argentina, Australia, Canada, Mexico, Russia, South Africa, Turkey, and USA. This has also been successful. In autumn 2015, PHW will undertake a further step towards globalization.

MK: A quick look at the statistics, if this is permitted: How often is the weekly issue of the BlogJournal accessed? Which topics are particularly favored, in terms of access and the commentaries?

MD: A few months ago, my response to this question was less reserved than today. This is because I don’t really trust very much the counting methods available to us. We have our own WordPress counter, and the WordPress Add-on Google Analytics Summary as well as the Google Analytics Tool itself are also available. Each with its own counts. If one sticks to the Google tool, which seems to me to be the most reliable, then it is important to remember that users with cookie blockers won’t be included. In terms of our tech-savvy readership, this is probably a significant number. Thus, the numbers should be treated with caution and the data are, basically, hard to verify … Google Analytics, however, offers several interesting features that allow us to recognize tendencies. At a conservative estimate, we had last year at least 4000 regular readers (approx. 32 000 unique clients). Last September, we switched to multilingual publication and, since then, the readership has grown and has become, naturally, more international.

In actual fact, the numbers of accesses for the various contributions differ greatly. In each case, this is not a good/bad criterion; specific features attract particular attention. Nevertheless, since 2013 real PHW stars who can claim stable and great success have developed; for instance, Prof. Dr. Markus Bernhardt, who was honored by our Advisory Board for his work in 2013/14. For all our authors, however, topics that promise important new information, argue a special case, and offer points of attack are really successful. Our articles are truly objectionable, if they work well. One last point: In the first few months, interest was very much focused on individual contributions; now, however, we can see that interest has become more diversified. This is due, on the one hand, to the increased number of contributions (79, to date) and, on the other, to features that were added later, after the launch. These include the menus for issues and contents, which make the variety and number of our articles constantly available, just like a classical list of contents. Thus, we are no longer just a kind of weekly magazine, but, rather, and increasingly, a pool for ideas and incentives.

MK: The contributions to the BlogJournal can be commented upon, but not randomly. They are supervised by the editors and, according to the guidelines, they should represent a “serious confrontation with the initial contribution”. Commentaries are solicited sometimes, and they are only activated during office hours. After a few weeks, the commentary thread is closed. Why do you have these restrictions?

MD: I’ve given some of the answers above. I’d now just like to go into more detail about one important aspect: social media have a poor reputation outside of the “social media bubble”. This is, naturally, partly based on a certain basic culturally conservative aloofness towards the web. In part, it is also, and naturally, based on more or less substantial experience with truly undesirable developments in communication within the social media, above all with internet trolling. Our main task is, thus, is to reduce this resistance and to emphasize the academic potential beyond these problems. We really see ourselves as bridge builders. We have, therefore, constructed a tool that exploits the benefits of social media for academic communication and, at the same time, tries to reduce the risks. We achieve this by a small retardation of real time and through careful and very liberal moderation.

MK: What have you experienced with the commentary function? How difficult is it to persuade scientists to write commentaries?

MD: Very often, really difficult. My response above provides some of the reasons. However, what we can already say is that good (in terms of the format: objectionable) contributions don’t have to wait long before commentaries come in. However, we are very interested in inviting additional experts to join the discussion, even though their over-stretched time budgets might make them reluctant to do this. Some prominent voices also basically expect to be invited. So much for the peer comments.

There is a further factor, and it also relevant for the initial contributions: many colleagues are quite unused to write for a real public—as we reach it, for sure subject-specifically. You wake up from writing texts for collective volumes and are supposed to write something for us, if possible from one day to the next. So fast, so public, so controversial! This obviously evokes feelings of trepidation in some. At the moment, there is no alternative to this, but it also characterizes the great challenge that highly specialized science is suddenly facing, today more than ever in the age of digital transition. The professional dimension of a “public intellectual” is something that many colleagues are completely unaware of.

MK: Do you have any tips and suggestions for bloggers who would like to attract more comments? What should they pay attention to? Or, are comments over-rated?

MD: No, comments are not over-rated; in fact, they are the tonic of digital and social publishing.

The basic problem in persuading prestigious researchers to write comments is one of economics: Time is so limited, the backlog of work is so big, that one has to choose a criterion for accepting or rejecting extra tasks. If the chosen criterion is not financial, then it is usually reputation enhancement. Through our cooperation with a respected academic publisher, through our choice of the renowned core author team and the members of the Advisory Board, and through our investment in providing a database indexing and an appropriate layout, we have tried to solve the reputation problem. This was and still is a major challenge, particularly from the perspective of establishing a sustainable allocation of reputation! I think we are on a good track.

MK: Can a hybrid between a blog and a journal, as exemplified by the “Public History Weekly”, help blogging to become more academically acceptable?

MD: Yes, I hope so. More generally, the hope is that increasingly more colleagues will use PHW’s bridge to accept communication in the social media, to understand the potential that these formats offer and also to recognize how important it is to be heard and be visible there.

MK: Do you blog yourself? If so, about what?

MD: As the managing editor of PHW, I expose myself to the evaluation and discussion of my own initial contributions. That sometimes leads to a double blind, but I also enjoy it. Because of my time-consuming tasks in Basle, my “normal” academic workload, and my editorial work at PHW, I can’t maintain my own blog (but my chair, however, does have one). In an ideal world, I would have the time for it, and I hope that it will be possible, at some point. I understand and value the principle of academic blogging and I really greatly admire those colleagues who blog; I don’t want to name them individually here, but they know whom I mean.

MK: How is the BlogJournal going to proceed? What are your plans for the future? Will the scales tip more towards a journal or more towards a blog?

MD: The first thing we will do is cultivating our hybrid nature. I believe that this is the only way to exercise our function as a bridge. The cooperation agreement runs till 2016, and it also guarantees our financing. My university has invested a lot of money in the editorial work, and the publisher has done the same for the technical infrastructure and marketing. At the moment, we don’t know what will happen after 2016. Our novel multilinguality, in particular, has created costs that we did not originally budget for. This spring, we will start a crowdfunding, and it would be really important for the project to receive contributions from as many of our readers as possible.

MK: Many thanks for this interview!

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This interview is a contribution to the blog parade “Wissenschaftsbloggen – zurück in die Zukunft #wbhyp”. Marko Demantowsky replied in writing to the interviewer’s questions.

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Image Credits
Altmodische Telegrafenleitung (2008) by Klaus Stricker / Pixelio.

Recommended Citation
A Bridge between Journal and Weblog. An Interview instead of an Editorial by Mareike König with Marko Demantowsky. In: Public History Weekly 3 (2015) 4, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2015-3461.

Translation by Jana Kaiser

Copyright (c) 2015 by De Gruyter Oldenbourg and the author, all rights reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial, educational purposes, if permission is granted by the author and usage right holders. For permission please contact: elise.wintz (at) degruyter.com.

The post Bridge between Journal and Weblog appeared first on Public History Weekly.

Quelle: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/3-2015-4/bridge-journal-weblog-instead-editorial/

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