Die symbolische Gewalt der Schulden

von Marcus Wolf

 

Qui dit argent dit dépenses,
Qui dit crédit dit créance,
Qui dit dette te dit huissier,
Oui dit assis dans la merde.
Stromae – Alors on danse (2009)

 

Den Markt und vor allem Kreditverhältnisse als Formen von Gewalt zu verstehen, liegt nicht direkt auf der Hand, werden sie doch in der liberalen Lesart mit der Abwesenheit von Zwang und Fremdeinwirkung gleichgesetzt. Es braucht also etwas Überzeugungsarbeit, will man den Begriff der Gewaltordnung für die politische Ökonomie fruchtbar machen.

Eindeutig ist der Zusammenhang semantischer und materieller Gewaltordnungen im Finanzbereich, wenn wir an die Tradition der Schuldeneintreibung denken, die bis ins Mittelalter zurückreicht (1). Hier waren es öffentlich legitimierte Personen, die Untergebene zur Rückzahlung ihrer Schulden zwangen, bis in das 19.

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Quelle: http://gewo.hypotheses.org/429

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Aspekte des geisteswissenschaftlichen Open Access-Publikationswesens in Frankreich

Am 9./10.11.2017 fand ein interner Workshop des Fachinformationsdienstes Romanistik zum Thema „Open Access-Publizieren in der Romanistik: Standortbestimmung und Perspektiven“ in der SUB Hamburg statt. In der Nachfolge der Sondersammelgebiete versorgt der FID laut Website „Romanistinnen und Romanisten in ganz Deutschland mit Spezialliteratur und forschungsrelevanten Informationen und unterstützt zu den Themen Forschungsdaten und Open Access“. Gerade letzteres scheint allerdings in der Community noch wenig bekannt zu sein (siehe weiter unten). Umso wichtiger also ein solcher Workshop, der die Vorsitzenden der Fachverbände, Bibliothekar/innen, Vertreterinnen des Verlagswesens und Forschende zur Diskussion in kleiner Runde an einen Tisch brachte. Um eine offene Atmosphäre zu schaffen, wurde bewusst auf ein geschlossenes Format gesetzt (Twitterverbot!), was nicht heisst, dass im Anschluss nicht – zumindest in Auszügen – darüber berichtet werden darf. Hierzu kurz eine Übersicht über meinen Input-Vortrag zum geisteswissenschaftlichen OA-Publikationswesen in Frankreich sowie einige allgemeine Erkenntnisse aus dem Workshop.

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Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/3089

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Ausstellung „Geldmacher“ von Michael Riedel im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank

Die Ausstellung „Geldmacher“ von Michael Riedel ist seit dem 20.11.2017 im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank zu sehen.

Für diese Schau lies Riedel mehr als dreihunderttausend Scheine auf originalem Banknotenpapier im Format der sieben unterschiedlichen Euro-Banknoten mitsamt den glänzenden Sicherheitsmerkmalen drucken. Diese werden gebündelt und aufeinander gestapelt in Vitrinen präsentiert. Bedruckt ist das Kunstgeld mit einer schwarz-weiß Grafik basierend auf Michael Riedels E-Mailaustausch mit seiner Galerie, was auf die Beziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft anspielt. Seine typische Schriftbildästhetik zeigt sich auch in der wandfüllenden Tapete, deren Muster auf einem Programmiercode der Bargeldlogistik beruht, wobei hier Fragen nach Transparenz und Sicherheit thematisiert werden.

Die Ausstellung läuft bis zum 25.

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Quelle: https://thearticle.hypotheses.org/509

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Eine fremde Schutzmacht

Nichts ist besser als ein eindeutiger Befehl. Und einen solchen bekam der ligistische Hauptmann von seinem Feldherrn Tilly: Wenn feindliche Streifparteien in diesem Gebiet auftauchten und man ihrer habhaft werden könne, habe er diese „stracks niedermachen zulaßen, oder gefenglich anzunehmen“. Auffällig ist die Reihenfolge der Anweisung, die das Niedermachen eindeutig gegenüber der Gefangennahme priorisiert. Auch dies machte unmißverständlich klar, daß der Hauptmann kompromißlos durchgreifen sollte.

Aufschlußreich ist wie so oft der Kontext dieser Anweisung: Tilly gab diesen Befehl im Mai 1630 an einen Hauptmann, dessen Einheit offenbar in der Grafschaft Mark stationiert war (Generalleutnant Tilly an Hauptmann Carivicre [?], Stade 13.5.1630, GStA PK I. HA Rep.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/1222

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Ein Bericht zu Les semaines médiévales des Centre d’étude supérieure de civilisation médiévale in Poitiers

Les semaines médiévales – was ist das?

Vom 18. – 30. Juni 2017 fanden die vom Centre d’étude supérieure de civilisation médiévale (CESCM) organisierten Les semaines médiévales (SEM) nunmehr zum 63. Mal in Poitiers statt. Das dort 1950 gegründete CESCM ist eines der wichtigsten Zentren Frankreichs zur mittelalterlichen Forschung und daher auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt – „il faut passer par Poitiers quand on travaille dans le Moyen Age“ (sinngemäß: „Wenn man zum Mittelalter arbeitet, muss man in Poitiers gewesen sein.“) wurde den TeilnehmerInnen immer wieder von Vortragenden bestätigt. Seine internationale Bedeutung spiegelt sich u.a.

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/11003

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„N. O. Body – Aus eines Mannes Mädchenjahren“ – von einer Medizinhistorikerin neu gelesen III: Arztkontakte

Arztkontakte

Titelblatt der Ausgabe von 1907. Dies ist der zweite von vier Beiträgen von Marion Hulverscheidt zu „N.O. Body“: Teil I: Hinführung und Fragestellung Teil II: Geburt und Hebamme Teil III: Arztkontakte Teil IV: Jüdischer Kontext Teil V: Diskussion und Resümee

Insgesamt werden von N. O. Body nur wenige Arztkontakte geschildert: Der Hausarzt der Eltern wurde nach der Geburt gerufen und um eine Beurteilung des Kindes gebeten (Body, 1907, 21). Aufmerken lässt diese Formulierung: „Der damalige Hausarzt unserer Familie war ein ganz vorzüglicher Mensch, aber alles andere, nur kein Arzt“ (Body 1907, 21). Unklar bleibt, um wen es sich hier handelte.

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Quelle: http://intersex.hypotheses.org/5009

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Tirmmeister und Hauptleute – Die Kirchspiele als Stadtbezirke?

Die eigentlichen Bezirksverwalter waren die Tirmmeister,[1] deren Ursprünge im Brandwesen liegen. Ihre erste nachweisbare Erwähnung 1360 – bezeichnenderweise zu einem Zeitpunkt, für den eine mögliche ‚Entmachtung‘ der Sondergemeinden vermutet wurde –[2] ist allerdings aus den Passagen, in denen es darum geht, die öffentliche Ordnung bei einem Brand aufrechtzuerhalten, nachträglich gestrichen.[3] Erst nach der Revolution tauchen sie wieder auf, zunächst in einer Morgensprache über Angelegenheiten des Wacht-, Wehr- und Brandwesens von 1397, in der ihre Zuständigkeit für die Sicherstellung des Wasservorrates im Falle eines Brandes geregelt wurde.[4] Bereits diese Anfänge des Amts weisen auf den engen Zusammenhang zwischen einer beginnenden Konsolidierung der Stadtverwaltung nach der Etablierung der neuen Ratsherrschaft und dem Aufbau von obrigkeitlich delegierten lokalen Substrukturen hin.[5] Vor allem im Rahmen der Reformbestrebungen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts intensivierte sich sowohl die Bedeutung als auch die konkrete Ausformung der kommunalen Ämter merklich, zunächst als Bestandteil der einschlägigen Bestimmungen über das Brandwesen, die als Ausgangspunkt stärker räumlich orientierter Organisationsformen gelten können.[6] Auf dieser Grundlage wurden die Tirmmeister am 29. Mai 1474 erstmals beauftragt, in ihren Bezirken die Brunnen zu überprüfen bzw. zu inventarisieren, damit man neue bauen könne, falls es zu wenige gäbe.[7] Außerdem hatten sie – neben ihren Funktionen im Wachtwesen, namentlich der Erhebung des Tirmgeldes und der Zuständigkeit für die Ketten –[8] schon früh regelmäßige Kontrollgänge durchzuführen und nach verdächtigen Personen, besonders Fremden, Ausschau zu halten.

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Quelle: http://ccaa.hypotheses.org/501

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Fremd in ihrem Land: Eine Reise in das Herz der amerikanischen Rechten

Martin W. Schnell Arlie Russell Hochschild (geb. 1940) ist eine berühmte Soziologin aus Berkeley. Als Forscherin verfolgt sie ein Leben lang fundamentale Veränderungen der amerikanischen Gesellschaft anhand symptomatischer Entwicklungen. Ihre Bücher kamen immer zur rechten Zeit. Als vor über 30 Jahren die Dienstleistungsbranche wichtiger als die Industrie des Rust Belt wurde, legte sie das Buch The Managed Heart. Commercialisation of Human Feeling vor (dt. A.R. Hochschild: Das gekaufte Herz.

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Quelle: http://kure.hypotheses.org/353

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Verschränkung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik zur Optimierung der Lehrerbildung?

Von Annelie Kreft & Yvonne Thösen Die Frage nach der Verschränkung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik spielt in der gegenwärtigen Diskussion über die Optimierung der Lehrerbildung eine zentrale Rolle. Sie wurde auch am 10. Juli…

Quelle: https://hse.hypotheses.org/728

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Fremdheit ohne Entfremdung. Über die Aktualität alltäglicher Fremdheit am Beispiel der Figur des Backpackers

verfasst von Meta Cramer

Was ist Fremdheit? Georg Simmels populäre Beschreibung des Fremden, als „der Wandernde, […] der heute kommt und morgen bleibt“ (Simmel 1908: 685), gilt auch noch heute häufig als Ausgangspunkt soziologischer Überlegungen zu Fremdheit und Entfremdung.

Aktuell findet eine breite theoretische wie empirische Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdheit statt. Vor dem Hintergrund weitläufiger Forschung im Bereich Migrationssoziologie sowie Netzwerk- und Systemtheorie beschäftige ich mich im vorliegenden Essay mit einem Wandernden, wie ihn Simmel 1908 als Metapher zur Beschreibung von Fremdheit heranzieht. Simmel betrachtet Fremdheit als eine Normalität sozialer Beziehungen in der Moderne, wodurch sein Fremdheitsbegriff entgegen dem alltäglichen Gebrauch nicht an räumliche oder kulturelle Distanz gebunden ist. Das vorliegende Essay geht der Frage nach ob Simmels kontraintuitiver Fremdheitsbegriff auch heute noch analytisches Potential für moderne Phänomene besitzt. Dazu vollziehe ich Simmels Beschreibung von Fremdheit am Beispiel des Backpackings nach, welches sich durch die Suche nach Fremdheit auf Reisen charakterisieren lässt. In der Arbeit zeige ich, dass sich viele semantische wie strukturelle Parallelen in Simmels Beschreibung des Fremden und der Selbstbeschreibung heutiger Backpacker_innen finden lassen, was die Aktualität Simmels Begriff unterstreicht.

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Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/10804

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