Ein wichtiger Moment im Wissenschaftler-Leben…

… ist es, die erste Publikation in den Händen zu halten.

Nun sind in den letzten Wochen direkt zwei Aufsätze von mir im Druck erschienen und ganz normal im Buchhandel zu erwerben (und bald auch in den Bibliotheken). Natürlich ist so ein Aufsatz, gerade im Vergleich zur Dissertation und dem darauf folgenden Buch, nur eine kleine Sache – aber toll ist es doch!

Und, hier nun auch die Angaben:

A new approach to an old document – The narrative elements in the Bill of Rights. In: Nünning, Vera (Ed.): New Approaches to Narrative: Cognition – Culture – History, Wissenschaftlicher Verlag Trier: Trier 2013, S. 213-222.
=> dieser Beitrag ist noch relativ nahe an meiner Dissertation dran; ich habe mir mal einige Gedanken darüber gemacht, wie Historiker, die den linguistic turn ernst nehmen wollen, narratologische Methoden in der Quellenkritik nutzen können. Das konkrete Beispiel ist dann die englische Bill of Rights von 1689, die ganz korrekt gesehen eigentlich illegal ist (andererseits hat rechtliche Durchsetzungskraft ja auch immer viel mit der allgemeinen Anerkennung zu tun), und das vermutlich die Autoren auch wußten (zumindest nutzten sie auffallend viele narrative Strukturen um über kritische Punkte hinweg gehen zu können)

Und zu einem ganz anderem Thema, eher einem Steckenpferd von mir:
Bloggen als akademische Praxis. In: Frietsch, Ute; Rogge, Jörg (Hg.): Über die Praxis des kulturwissenschaftlichen Arbeitens. Ein Handwörterbuch, transcript: Bielefeld 2013, S. 74-78.

=> Kurz und knapp über Sinn und (manchmal auch) Unsinn von Bloggen in der Wissenschaft. Offensichtlich bin ich eher ein Verfechter des Bloggens in der Wissenschaft, auch wenn das Zeitproblem sich bei mir deutlich bemerkbar macht (kurze Statistik: in inzwischen fast 6 Jahren habe ich nur 120 Beiträge geschrieben, das ist etwas mehr als 1 Beitrag pro Monat)

Quelle: http://csarti.net/2013/09/ein-wichtiger-moment-im-wissenschaftler-leben/

Weiterlesen

Ullrich Dittler u.a. (Hrsg.): E-Learning: Eine Zwischenbilanz Kritischer Rückblick als Basis eines Aufbruchs, Münster u.a. 2009

http://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/2172Volltext.pdf Nach mehreren Förderprogrammen auf Ebene des Bundes und einiger Länder sowie nach 40 Jahren Bildungstechnologie, wird in diesem Buch kritisch hinterfragt, was an nachhaltigen Projekten, konkreten Materialien, Werkzeugen und Konzepten für praktizierende Lehrende eigentlich vorgewiesen werden kann. Eine Zwischenbilanz stellt sich – wie in den verschiedenen Beiträgen dieses Buches deutlich wird – aus Sicht […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/09/4697/

Weiterlesen

Der »Catalogue collectif de France«

Der von der französischen Nationalbibliothek verwaltete »Catalogue collectif de France« (CCFR) ist der Verbundkatalog der französischen Bibliotheken. Er erlaubt die Lokalisierung von über 30 Millionen Dokumenten und liefert Informationen zu über 5.000 Informationseinrichtungen und ihren Beständen. Mit dem CCFR kann … Continue reading

Quelle: http://francofil.hypotheses.org/816

Weiterlesen

Verbundprojekt 1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg

100 Jahre ist es her, dass Europa sich dem Abgrund näherte: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) erinnert 2013 /2014 in einem großen Verbundprojekt an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Erstmalig arbeiten die LVR-Museen und Kulturdienste mit zahlreichen Partnern der kommunalen Familie im Rheinland zusammen, um Voraussetzungen und Konsequenzen eines Ereignisses zu beleuchten, das die Geschichtsbücher als »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts« vermerken.

Diese bisher einzigartige Kooperation umfasst einen internationalen Kongress sowie zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungs- und Exkursionsangebote. Wir möchten Sie herzlich einladen, sich einem Thema zu widmen, das uns im Rheinland, mitten in Europa, nach wie vor besonders angeht:

1914_ProjektBrosch_v08_SCREEN

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/179

Weiterlesen

Call for Papers “Kunstgeschichte im digitalen Zeitalter – Studientag zur Digitalen Kunstgeschichte für Doktorandinnen und Doktoranden”

Veranstaltungstag: Samstag, 30.11.2013
Veranstaltungsort
: Institut für Kunstgeschichte, Ludwig-Maximilians-Universität München, Zentnerstraße 31, Raum 007, 80798 München

Einreichungsfrist: 15.10.2013

Die Digitalen Geisteswissenschaften, bzw. eHumanities erleben in jüngster Zeit einen großen Aufschwung. Jedoch beteiligt sich daran – zumindest im deutschsprachigen Raum – bislang überwiegend textorientierte Forschung. Bildbasierte Wissenschaften, wie die Kunstgeschichte oder Bildwissenschaft, sind noch kaum mit Projekten vertreten. Vor diesem Hintergrund soll der Studientag „Kunstgeschichte im digitalen Zeitalter – Studientag zur Digitalen Kunstgeschichte für Doktorandinnen und Doktoranden“ hierauf aufmerksam machen und zugleich zeigen, dass sich der wissenschaftliche Nachwuchs im Bereich der Kunstgeschichte aktuell intensiv mit digitalen Forschungsmethoden und Themen auseinandersetzt. Mit dem Studientag soll Doktorandinnen und Doktoranden im Bereich der Digitalen Kunstgeschichte ein Forum geboten werden, sich zu vernetzen, auszutauschen und zu diskutieren.

Der Studientag findet am Samstag, den 30. November 2013, am Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München statt. Hierzu werden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die ihre Doktorarbeit zu einem Thema im Bereich der Digitalen Kunstgeschichte noch nicht abgeschlossen haben, herzlich eingeladen, ihre Promotionsprojekte einem überregionalen Publikum vorzustellen. Ziel ist es einen Überblick über aktuelle digitale Forschungsmethoden und Themen zu bieten sowie zur Diskussion und Vernetzung anzuregen, um das Fach der Digitalen Kunstgeschichte weiter zu etablieren und die Forschungsmöglichkeiten innerhalb der Digitalen Geisteswissenschaften zu erweitern.

Das Themenspektrum kann beispielsweise folgende Bereiche umfassen:

  • Digitale Infrastrukturen im Bereich der Kunstgeschichte
  • Visualisierungsmethoden, Rekonstruktionen
  • Bildanalyse und -annotation, semantische Verknüpfung
  • Rezeptionsforschung
  • Cultural and Visual Analytics
  • Digitale Kunst, ihre Präsentation, Wartung und Langzeitarchivierung
  • Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter: Interaktivität, Partizipation und mehr?
  • Publikationswesen und Social Media
  • Digitale Techniken und Methoden in der kunsthistorischen Lehre/Vermittlung
  • Das Urheberrecht und die digitalen (Un-)Möglichkeiten der Kunstgeschichte
  • Etc.

Am Freitag, den 29. November 2013, sind alle Vortragenden herzlich eingeladen, sich bei einem gemeinsamen Abendessen vorab kennen zu lernen und auszutauschen.

Vorschläge für Vorträge von max. 20 Minuten Länge (plus 10 Minuten Diskussion) sollten in Form eines Abstracts von ca. 2000 Zeichen inklusive Titelangabe (für die Ankündigung im Programm) eingereicht werden. Ein Kurzlebenslauf sollte die Bewerbung komplettieren. Die Frist zur Einreichung bei den Organisatorinnen endet am 15. Oktober 2013.

Kosten für An- und Abreise sowie für eine Übernachtung der Vortragenden werden durch die Förderung des GraduateCentersLMU der LMU München übernommen.

Organisation: Heike Messemer M.A. und Sabine Scherz M.A.

Veranstalter: Prof. Dr. Stephan Hoppe, Prof. Dr. Hubertus Kohle, Institut für
Kunstgeschichte, LMU München

Förderer: GraduateCenterLMU, LMU München

Rückfragen und Abstract sowie Kurzlebenslauf im PDF-Format bitte an die Organisatorinnen Heike Messemer M.A. und Sabine Scherz M.A. über E-Mail:

heike.messemer[at]campus.lmu.de
sabine.scherz[at]campus.lmu.de

Link zur Webseite des Studientags

Quelle: http://games.hypotheses.org/1253

Weiterlesen

Münchner Sommerakademie Grundwissenschaften 2013 „Schriftkunde des Mittelalters. Einführung in die paläographische Praxis“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München (22. bis 27. Juli 2013)

Ein Erfahrungsbericht

Striche, Linien, ein paar verblasste Buchstaben – mehr ist auf dem Bild nicht zu erkennen, das der Projektor an die Wand wirft. Hier und da scheinen ein n oder ein t klar hervor, aber ansonsten gleicht die Ältere römische Kursive eher den sprichwörtlichen Hieroglyphen als einem zusammenhängenden Text. Völlig ohne Ordnung und nach meinem Ermessen mit einiger Kreativität, was die Gestaltungsmöglichkeiten unserer Buchstaben anbelangt, scheint der Schreiber im Jahr 57 n. Chr. seine Buchstaben in das Wachstäfelchen eingedrückt zu haben. Schnell wird klar, vor mir liegt eine intensive Woche des Lesen und Übens.

ca. 800. Zürich Kantonsbibliothek, C I, fol, 6.

Züricher Alkuin-Bibel ca. 800.
Zürich Kantonsbibliothek, C I, fol, 6.

In den kommenden Tagen erwartet mich im Rahmen der Blockveranstaltung ein spannender Einblick in die Entwicklung der Schrift, von ihren antiken Anfängen, ihrer Weiterentwicklung im Mittelalter und der frühen Neuzeit bis hin zur Gegenwart. Den Schwerpunkt der Veranstaltung bilden Handschriften des 8. bis 16. Jahrhunderts. Ein interessanter und vor allem wichtiger Bereich, denn gegen Ende des Studiums oder spätestens während der Promotion stößt man als Mediävist mit edierten Quellen an Grenzen und muss auch Handschriften zu Rate ziehen, um im eigenen Forschungsvorhaben voranzukommen. Genau an diesem Punkt setzt die Münchner Sommerakademie an. Ziel ist es, grundlegende Schriftformen des abendländischen Mittelalters in ihren verschiedenen Ausformungen kennen zu lernen, um so alte Handschriften lesen und einordnen zu können.
Nicht alle Universitäten bieten Übungen mit mittelalterlichen Handschriften an und wenn, so sind sie selten und häufig mit dem eigenen Semesterplan nicht in Einklang zu bringen. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Abteilung für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde der LMU in Zusammenarbeit mit der Monumenta Germaniae Historica (MGH), der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB), dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv (BayHStA) und dem Diözesanarchiv des Erzbistums München und Freising dieser Sache angenommen hat. Die Aufzählung verrät bereits den einzigartigen Charakter, den diese Veranstaltung trägt, denn mit der genannten Kooperation ist eine ideale Voraussetzung geschaffen, um die in den Veranstaltungen vermittelten Handschriften auch im „Original“ einsehen zu können.

 

Lesen „im Schweiße des Angesichts“
Die heiße und sonnenreiche Woche im Juli begann täglich um 9 Uhr im Historicum der LMU mit einer intensiven Lerneinheit, in der nach kurzer Einführung bereits erste Texte gelesen oder – wie in manchem Fall treffender – mit der Lupe entschlüsselt wurden. Das Niveau der Teilnehmer war unterschiedlich. Manche hatten bereits Vorkenntnisse, andere betraten mit der Paläographie des Mittelalters Neuland. Nach einer Kaffeepause stand eine Exkursion auf dem Programm, bei der eines der obigen Institute besucht wurde. Mein persönliches Highlight war der Besuch im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, wo wir ein Exemplar der Goldenen Bulle und eine Urkunde Karls des Großen von 794 sehen konnten. Nach einer Mittagspause, in der die Münchner Studenten den auswärtigen Teilnehmern wertvolle kulinarische Tipps gaben, wurden am Nachmittag weitere Handschriften gelesen. Durch eine zweite Kaffeepause getrennt, gab es im Anschluss eine freiwillige 30-minütige Leseübung, um den Stoff des Tages noch einmal zu vertiefen. Nahezu alle Teilnehmer der Sommerakademie nahmen dieses Angebot gerne in Anspruch, waren doch viele der Handschriften nur mit einiger Übung zu lesen. Abends fanden schließlich Vorträge ausgewiesener Experten auf dem Gebiet der Paläographie des Mittelalters statt, die thematisch entweder auf den nächsten Tag hinwiesen oder den gelernten Stoff reflektierten. Zwischen 18 und 19 Uhr endete der Tag für gewöhnlich. Mitte der Woche waren alle Teilnehmer der Sommerakademie zum Essen eingeladen, wo man sich in angenehmer Atmosphäre austauschen konnte. Abschließend wurde am Samstag eine Klausur (ECTS 3 P.) geschrieben und wer wollte, konnte zusätzlich eine mündliche Prüfung ablegen (ECTS 5 P.). Diese ECTS-Punkte waren mit anderen Universitäten koordiniert, sodass auch Auswärtige einen Schein in München erwerben konnten.

 

Leseübung

Leseübung.
Foto: LMU München. Mit freundlicher Genehmigung der Abteilung für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde.

Von der Antike in die Gegenwart – Merkmale und Besonderheiten
Unsere heutige Schrift hat eine lange Geschichte. Sie ist viele Wege gegangen, bis sie in ihrer heutigen standardisierten Form – in Times New Roman oder Arial – angekommen ist. Die Worttrennung im Satz, wie die Trennung von Buchstaben und das Ausschreiben von Wörtern sind für uns heute Selbstverständlichkeiten. In der Geschichte der Schrift waren sie es nicht.

Das 23 Buchstaben umfassende Alphabet der Römer hatten die Bewohner am Tiber von den Westgriechen und den Etruskern, für deren Schrift das Griechische ebenfalls Pate stand, übernommen. Für uns heute so geläufige Buchstaben wie W, J und U sind erst im Laufe des Mittelalters hinzugekommen. Der Buchstabe W begegnet uns etwa um 1000, die Ausdifferenzierung des I zum J etwa um 1400, das eindeutige U an Stelle des V sogar erst im 16. Jahrhundert. Beim Lesen mittelalterlicher Quellen muss man diese Mehrfach-Bedeutung der Buchstaben im Blick haben.
Denkt man an die Antike, so hat man meist Inschriften auf Triumphbögen und ähnlich repräsentativen Bauten im Kopf. Doch auch die antike lateinische Schrift hatte – wie unsere heutige  – verschiedene Ausformungen. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. findet sich auf Inschriften die sogenannte Römische Capitalis, eine, wie das Wort schon sagt, große und recht gut lesbare Schrift. Um das 1. Jahrhundert v. Chr. wird eine Ausdifferenzierung der Römischen Capitalis greifbar, die, neben der Inschrift (scriptura monumentalis), auch eine Buchschrift (kanonisierte Capitalis), und die Ältere römische Kursive umfasst. Wie uns ein Lesebeispiel Vergils zeigte, handelt es sich bei der kanonisierten Capitalis um eine verhältnismäßig gut lesbare Schrift, die durchweg aus Großbuchstaben besteht, allerdings ohne Worttrennung auskommt und somit einen erhöhten Anspruch an unsere heutigen Lesegewohnheiten stellt. Ausgangspunkt für die weitere Schriftentwicklung ist jedoch die Ältere römische Kursive. Ähnlich wie die heutige Schreibschrift, handelt es sich um eine Gebrauchsschrift, die wesentlich schneller ausgeführt werden konnte und somit für den Alltag, für Notizen und Rechnungen erheblich besser geeignet war. Die weitere Kursivierung der Schrift, also das stärkere Verbinden von einzelnen Buchstaben und Buchstabenelementen sowie eine Rechtsneigung und teilweise auch das Mitschreiben der Luftlinien (dies vor allem in späteren Epochen), führte im Laufe der Zeit zu einer veränderten Schriftform, die uns um das 3. Jahrhundert n. Chr. als Jüngere römische Kursive begegnet. Sie ist der Urspung aller weiteren Schriften im lateinischen Westen. Aus ihr entstanden die insularen Schriften, die sogenannten Nationalschriften, die bedeutende Karolingische Minuskel, die gotische und schließlich die humanistische Schrift, genauso wie die Schriften der verschiedenen Privat-, Herrscher- und Papsturkunden – womit auch die behandelten Schriften der Sommerakademie grob umrissen sind.

 

Eine Epoche kennt viele Schriften
Wichtig für den Umgang mit mittelalterlichen Handschriften ist die Tatsache, dass es nie nur e i n e Schrift gab. Es gab einerseits Urkunden- sowie Auszeichnungs- und Buchschriften, die klarer und vergleichsweise lesbar sind und andererseits Gebrauchsschriften, die schnell geschrieben wurden und daher oft nur mit Mühe entziffert werden können. Daneben gab es regional sehr große Unterschiede in der Gestaltung der Schrift. Vor der Vereinheitlichung durch die Karolingische Minuskel im Zusammenhang der renovatio imperii ab dem letzten Viertel des 8. Jahrhunderts gab es vielerlei Möglichkeiten das gesprochene Wort zu verschriftlichen. Hierzu gehören die insularen Schriften im irisch-angelsächsischen Bereich, die Merowingische Schrift in Gallien sowie die Westgotische Schrift und die Beneventana, die im südlichen Italien und Dalmatien verwendet wurde. Die Karolingische Minuskel löste diese Schriften keineswegs ab. Sie erweiterte zunächst lediglich die Auswahl an verfügbaren Schriften, wenngleich sie meist überall im lateinischen Europa gelesen werden konnte, was bei den anderen Handschriften häufig nicht der Fall war. Große Skriptorien der Zeit in Tours, St. Denis oder St. Gallen förderten die überregionale Verbreitung der Karolingischen Minuskel, da Informationen der Herrscher hier weitergeleitet und Vorlagen für Schriftstücke erstellt wurden.

Neben der Karolingischen Minuskel, die eine Buchschrift darstellt, gab es auch Urkundenschriften, die sich sehr stark voneinander unterscheiden können. Papsturkunden sehen anders aus als Herrscherurkunden und letztere unterscheiden sich – abhängig von ihrer regionalen Herkunft – ebenfalls voneinander. Genauso verhält es sich mit Privaturkunden, etwa von Fürsten oder Bischöfen.
Es gibt also eine Vielzahl von Schriften, die uns in jeder historischen Epoche parallel begegnen können. Auch im weiteren Verlauf, als sich die Schrift durch eine erneute Kursivierung veränderte, Brechungen und Bogenverbindungen in der gotischen Schrift auftauchen und das Mitschreiben der Luftlinien üblich wurde, ändert sich diese Tatsache nicht. Sie wird vielmehr sogar verstärkt. Das relativ klare Schriftbild der Karolingischen Minuskel wurde im Laufe der Zeit immer mehr von regionalen Nuancen aufgebrochen. Die genormten Formen der Schrift bekamen durch die verschiedenen Biographien der Schreiber individuelle Züge und auch die Anzahl der Abkürzungen im Text nahm wieder zu.
Abkürzungen und Verbindungen von Buchstaben, sogenannte Ligaturen, sind ein enorm wichtiger Bereich der Paläographie. Auch heute gehören Wortkürzungen wie ders., Bsp. oder vgl. zum Alltag der Schriftsprache. Vergangene Epochen waren ähnlich kürzungsfreudig. Es gehörte sogar zum guten Ton besonders viel zu kürzen – auch in der Literatur. Häufig verwendete Wörter wie etwa deus, iesus, ecclessia oder dominus wurden gekürzt und können dem Leser als ds, ihs, eccla oder dns begegnen – stets mit einem Strich über den Buchstaben, der die Kürzung markiert. Grammatische Formen müssen hier allerdings beachtet werden. Handelt es sich nämlich um domini anstatt dominus, so lautet die Abkürzung nicht mehr dns, sondern dni. Wie sich zeigt, ist das korrekte Erkennen der jeweiligen Kürzung unabdingbar, um den Text zu verstehen. Gelegentlich wurden auch Buchstaben in andere hineingeschrieben, sogenannte Enklaven. Hier verschwindet beispielsweise ein D im Kreis des O, woraus schließlich ein Buchstabe wird. Auch Ligaturen wurden sehr gerne benutzt. Häufige Verwendung finden zum Beispiel st- und nt-Ligaturen oder das uns heute noch präsente et (&).

 

Von der Gotik zum Humanismus
Die Karolingische Minuskel hatte die Verwendung von Ligaturen einst beschränkt. Es war eine Schrift, die konsequent in ein Vier-Linien-System eingegliedert war, die Buchstaben einzeln stellte, weniger Ober- und Unterlinien aufwies und kursive Elemente tilgte. Es war eine eindeutige aber auch „langsame“ Schrift, die Abkürzungen vereinfachte. Dies hat ihr bis heute eine gute Lesbarkeit beschert. Mit der beginnenden Gotisierung der Schrift änderte sich dies jedoch. Das Schreibtempo erhöhte sich. Die Buchstaben f und s wurden weit in die Unterlängen ausgedehnt, Buchstabenbrechungen traten auf und die Schrift verdichtete sich. Damit sind die gotischen Schriften Vorläufer der uns noch heute im Alltag gelegentlich begegnenden Fraktur. Es gibt allerdings eine Vielzahl an gotischen Schriften, sodass nicht von d e r gotischen Schrift gesprochen werden kann. Auch hier gibt es verschiedene Entwicklungsstufen, die jede für sich Besonderheiten aufweisen, die sich an bestimmten Buchstaben feststellen lassen. Hat eine Schrift beispielsweise weit in die Unterlänge ragende, dolchförmige Verzierungen bei den Buchstaben f und s, so sind dies recht eindeutige Indizien für die sogenannte Bastarda. Da jede Schrift solche besonderen Merkmale aufweist, kann man mitunter recht eindeutige Aussagen über den Schrifttyp fällen, die Schrift somit auch zeitlich einordnen.
Gotische Schriften zu lesen ist nicht immer ein Vergnügen. Ich erinnere mich an eine Leseübung in der eine Lupe herumgereicht wurde, um die Buchstaben zu entziffern. So wundert es nicht, dass Petrarca im 14. Jahrhundert die Lesbarkeit gotischer Texte bemängelte. Die Humanisten im „Herbst des Mittelalters“ griffen daher für literarische Zwecke und um Abschreibefehler zu beseitigen wieder auf die Karolingische Minuskel zurück. Man unterschied zwischen der littera antiqua, der alten Schrift (Karolingische Minuskel) und der littera nova, der neuen Schrift (gotische Schrift). Doch auch die Humanisten übernahmen die Karolingische Minuskel nicht 1:1, sondern veränderten sie teilweise – etwa durch ein einstöckiges a oder ein unten leicht gekürztes g.
Ein weiteres Merkmal mittelalterlicher Handschriften ist die parallele Verwendung verschiedener Schriften auf demselben Beschreibstoff. Der Anfang einer Seite kann durchaus mit einer Capitalis beginnen, mit einer Unziale, einer stilisierten und fixierten Schrift mit zollgroßen Buchstaben, fortgeführt werden und den Haupttext schließlich mit einer Karolingischen Minuskel wiedergeben. Ein besonders schönes Beispiel hierfür bietet das Titelbild der Sommerakademie, das die Züricher Alkuin-Bibel aus der Zeit um 800 zeigt.

 

Teilnehmer der Sommerakademie.  Mit freundlicher Genehmigung der Abteilung für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde der LMU.

Teilnehmer der Sommerakademie.
Foto: LMU München. Mit freundlicher Genehmigung der Abteilung für Historische Grundwissenschaften und Historische Medienkunde.

Was bleibt hängen?
Das Mittelalter kannte eine Vielzahl von Schriften, die sich je nach Epoche, Region und natürlich Schreiber stark voneinander unterscheiden konnten. Sicher kann man im Laufe einer Woche nur bedingt in die Tiefe der Paläographie des Mittelalters eindringen. Genauere Betrachtungen einer bestimmten Epoche, die für das eigene Forschungsvorhaben relevant sind, können in einem über tausend Jahre umspannenden Zeitraum im Rahmen der Sommerakademie ohnehin nicht erfolgen, aber nach den sechs Tagen in München ist man wesentlich besser für kommende Handschriften gerüstet. Man weiß, worauf man achten muss, dass eine Reihe von Konsonanten eine Kürzung sein kann, dass Wörter nicht immer getrennt voneinander geschrieben wurden oder dass Buchstaben wie a, f und s Indikatoren für eine gewisse Epoche sein können. Dies sind gute Einstiegshilfen und nehmen mancher Schrift ihren Schrecken. Die Woche in München hat auch gezeigt, dass man mit der Zeit einen Blick für die Schrift entwickelt und das Lesen etwas leichter wird. Ein guter Ausgangspunkt für die individuelle paläographische Spezialisierung.

Abschließend ist mein Eindruck, dass der LMU ein guter Spagat zwischen Theorie und Praxis gelungen ist, wobei die Exkursionen mit ihren faszinierenden Originalen aus verschiedenen Epochen des Mittelalters ganz sicher ein Höhepunkt waren, der die mittelalterliche Paläographie aus der Vergangenheit in die Gegenwart hob. Es bleibt zu wünschen, dass die Sommerakademie 2013 den Anfang einer langen Münchner Tradition markiert.

Hilfreiche Quellensammlungen und Übersichten über verschiedene Datenbanken zur Paläographie des Mittelalters sind über den Link der LMU München verfügbar:
http://www.hgw.geschichte.uni-muenchen.de/service/index.html

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/2190

Weiterlesen

DHd-Blog: Buchvorstellung “Was bleibt? Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt” am 25.09.2013 in Frankfurt a.M.

Die Vorstellung des Werkes “Was bleibt? Nachhaltigkeit der Kultur in der digitalen Welt” findet am 25.09.2013 von 17-19 Uhr im Vortragssaal der der Deutschen Nationalbibliothek , Frankfurt am Main, statt. Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung (Google-Formular: http://goo.gl/0aOjn9) wird gebeten. Die Publikation ist das Ergebnis der Zusammenarbeit  zwischen dem Internet & Gesellschaft Co:llaboratory und nestor, dem […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/09/4694/

Weiterlesen

Bibliographix 10

Zu den Windows-Zeiten habe ich gern mit Bibliographix gearbeitet. Das war vor ein paar Jahren ein Programm, das in damals fast einzigartiger Weise Literatur- und Zettelverwaltung vereinte und dem damals inzwischen sehr verbreiteten Citavi überlegen war. Dann wechselte ich zum Mac und dann war die gute Zeit mit Bibliographix vorbei. Citavi lockte noch mit einer baldigen Mac-Version, stellte dann aber die Arbeiten daran ein. Ich wechselte damals zu Zotero und habe das auch nicht bereut. Mittlerweile wurde Bibliographix nicht nur weiter entwickelt und kostenlos angeboten, sondern seit neuestem - ich bin gerade erst darauf gestoßen - gibt es Bx in einer völlig neuen Version, die auch auf dem Mac läuft und demnächst auch unter Linux zur Verfügung stehen soll. Wer noch die alten Windows-Dateien von Bx 9 hat, kann diese unter Windows konvertieren und mit dem neuen Programm weiter nutzen - auch in der Cloud. Das Programm ist sehr klein und schnell, besteht nun aus insgesamt vier Teilprogrammen. Importmöglichkeiten aus Katalogen sind begrenzt auf den GBV. Mehr kann ich noch nicht sagen, aber ein ausführlichere Beschäftigung mit dem Programm ist sicher sinnvoll.

[...]

Quelle: http://digireg.twoday.net/stories/491548130/

Weiterlesen

Zwei Tagungen zu Parlamenten, Wahlen und Parteien

Zu zwei dieses Jahr stattgefundenen Veranstaltungen mit wichtigen Beiträgen zur Kulturgeschichte der Politik im 19. und 20. Jahrhundert sind eben auf H-Soz-u-Kult ausführliche Tagungsberichte erschienen:

Unter dem Titel „Politische Kommunikation vor Ort. Demokratische Kulturen und lokaler Raum in Europa, 1870–1990“ veranstaltete das Institut für Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin (Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts, Prof. Thomas Mergel) in Zusammenarbeit mit der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien vom 4. bis zum 6. April 2013 eine internationale Tagung, auf der sich Forschende aus Deutschland, Italien, Frankreich, Dänemark, den Niederlanden und den USA über das Verhältnis lokaler politischer Kulturen zum „politischen Massenmarkt“ austauschten. Zur Sprache kamen unter anderem Wahlen und Wahlkämpfe, lokale Parteiorganisation, der Einfluss von Kirchen auf die lokale Politik, Gewalt als Medium politischer Konflikte und immer wieder die Frage, was unter dem Lokalen überhaupt zu verstehen sei und wie es als Raum, Bezugsrahmen und Identität auf vielfältige Weise konstruiert wurde. Der behandelte Zeitraum reichte vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre. Teilgenommen hat im übrigen auch eine Veranstalterin der kommenden Tagung „Culture and Practice of Elections“, über die hier schon berichtet wurde. Den Tagungsbericht von Felicia Kompio gibt es unter

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5034

 

„The Ideal Parliament: Perception, Interpretation and Memory of Parliaments and Parliamentarism in Europe“ hieß die zweite Tagung, die vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2013 in Den Haag stattfand. Organisiert wurde sie von deutschen und niederländischen Partnerinstitutionen im Rahmen des European Information and Research Network on Parliamentary History, darunter wiederum die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Auch hier gab es ein breites internationales Feld von Vortragenden, die nicht nur zu den „klassischen“ Untersuchungsfällen Großbritannien und Frankreich, sondern auch etwa zu Spanien, Belgien, Italien, Ungarn, Polen oder der Tschechoslowakischen Republik sprachen. Es ging um Modelle und Ideale des Parlamentarismus, um Begeisterung für die parlamentarische Demokratie, aber auch um Kritik an ihr und die Suche nach Alternativen, nicht zuletzt auch um historiographische Traditionen der Deutung der Parlamentsgeschichte. Von den chronologisch gruppierten vier Sektionen ist aus der Perspektive unseres Blogs die erste zum 19. Jahrhundert besonders zu beachten, in der auch von Willibald Steinmetz (Bielefeld) ein Vortrag über die Frankfurter Nationalversammlung von 1848/49 im Spannungsfeld transnationalen Kulturtransfers und spezifisch-situativer Einflüsse gehalten wurde: „A New Design? The Frankfurt National Assembly of 1848/49 and ‘Western’ Parliamentary Culture“. Alles Weitere finden Sie im Tagungsbericht von Juliane Brandt (München) unter

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5029

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/356

Weiterlesen

Table ronde autour du numéro 15: La langue de l’Europe, c’est la traduction

Trivium et les éditions de la MSH vous invitent

à la Table ronde

L’Europe pense en plusieurs langues

dans le cadre du 23e salon des Revues

Samedi 12 octobre • 15h30 – 16h30

Salle Maurice Nadeau

L’effondrement de la tour de Babel a créé la richesse de la diversité des langues et a rendu nécessaire le travail de traduction. En effet, si chacun suit son propre chemin de pensée, dans sa propre langue elle-même irréductible aux autres, se rencontrer et se comprendre est-il pour autant vraiment utopique ? Dans quelle mesure et de quelle façon faut-il combiner, dans les sciences sociales et humaines, le plurilinguisme avec une lingua franca, qu’elle fût latine hier, anglaise aujourd’hui, et encore différente demain. Quel est le rôle de la traduction dans la communication et la coopération scientifique ?

Le débat partira de l’exemple de la revue Trivium qui publie des traductions d’articles académiques français et allemands pour leur donner une seconde vie, mis en perspectives par une approche problématique commune.

Avec les interventions de :

# Hinnerk Bruhns, directeur de recherche émérite au CNRS-CRH et directeur de rédaction de Trivium,
# Isabelle Kalinowski, traductrice de Max Weber, chargée de recherches CNRS-ENS Ulm

# Leyla Dakhli, chargée de recherche au CNRS-IRENAM
# Stephanie Schwerter, maître de langue à l’EHESS, responsable du programme d’édition franco-allemand de la FMSH


# Mikaël Meunier, responsable linguistique de la Représentation de la Commission européenne en France, Antenne de la direction générale de la traduction

# Jean-Claude Barbier, sociologue, directeur de recherche émérite, CNRS-CES

Animée par Julie Sentis,
secrétaire de rédaction de Trivium


Corine Le Carrer
Presse • Communication éditions MSH
Éditions MSH
86 rue Claude Bernard
75005 Paris

Quelle: http://trivium.hypotheses.org/572

Weiterlesen